Jungfernreise von Bergen beginnt am 1. Dezember
Ursprünglich war die Übergabe bereits für den 1. Januar dieses Jahres geplant. Nach zweifacher Verschiebung der Lieferung der beiden ersten von vier Hybrid-Fähren konnte die im norwegischen Fosnavag ansässige familieneigene Reederei Havila Kystruten AS am 3. November mit dem Typschiff Havila Capella die erste Einheit des bei der türkischen Tersan-Werft in Yalova bestellten Quartetts übernehmen. Der Neubau soll in den nächsten Tagen unter dem Kommando von Kapitän Brynjard Ulvøy seine Überführungsreise nach Norwegen antreten um am 1. Dezember seine Jungfernrundreise auf der traditionellen Postschiff-Küstenroute zwischen Bergen und Kirkenes zu beginnen.
Mit der Havila Capella und der Havila Castor waren am 5. September 2020 die beiden ersten vier 15 776-BRZ- Hybrid-Fähren für ihre Tochtergesellschaft Havila Voyages mit Covid-19-bedingter rd. viermonatiger Verspätung zu Wasser gebracht worden. Bei der 2018 erfolgten Ausschreibung der neuen Lizenzen für die bisher von den Hurtigruten als Alleinanbieter bedienten Traditionsroute an der norwegischen Westküste hatte sich die von der börsennotierten norwegischen Havila Holding AS bzw. ihrer Schifffahrtstochter Havila Shipping AS gegründete Havila Kystruten AS gegen die Hurtigruten und die Color Line durchsetzen können und den Zuschlag für den Einsatz von vier Schiffen von 2021 bis 2030 erhalten. Havila hatte zwar vom norwegischen Transportministerium die Genehmigung erhalten, bis zur Infahrtsetzung der Neubauten zwei Ersatzschiffe ab 1.1.2021 zu den 11-tägigen Rundreisen einzusetzen, doch diese Pläne angesichts des aufgrund der zwischenzeitlich verschärften Reiserestriktionen reduzierten Passagierpotenzials verworfen.
Bent Martini, seit August im Amt befindlicher CEO von Havila Kystruten, bezeichnete die lange erwartete Übernahme als einen Tag der Freunde. Um die Einführung in den Dienst effizienter zu gestalten, würden sowohl Mitarbeiter der Werft und von Subunternehmern an Teilen oder der gesamten Überführungsreise teilnehmen. Parallel beginnen eigene Mitarbeiter der Reederei mit der Vorbereitung des Neubaus auf seinen Einsatz entlang der norwegischen Küste. Zusätzlich zur Crew und dem Hotelpersonal, die sich mit dem Schiff und seinen Systemen vertraut machen und sich untereinander kennenlernen, werden Martini und mehrere leitende Mitarbeiter ein temporäres Büro an Bord des Schiffes einrichten, um die Einführung zu unterstützen. Martini: „Wir tun dies, weil wir kurze Wege haben müssen, helfen und eine zusätzliche Hand geben können“. Es sei „etwas ganz Besonderes, das erste Schiff der größten Tourismusinitiative zu starten, die wir entlang der Küste gesehen haben“.
Die über 179 Kabinen verfügenden und für jeweils 640 Gäste ausgelegten 122,70 m langen, 22 m breiten und 4,65 m tiefgehenden Havila-Neubauten, deren Entwurf von der konzerneigenen Havyard Group ASA stammt, sind mit der Nutzung von verflüssigtem Naturgas (LNG) als Brennstoff für die dieselelektrische Maschinenanlage und der Ausrüstung mit dem weltgrößten Batteriepack, das einen vierstündigen vollelektrischen und emissionsfreien Betrieb ermöglicht, die bisher umweltfreundlichsten Schiffe auf der Route zwischen Bergen und Kirkenes.
Martini: „Das führt zu null Emissionen und keinem Rauch, der sich über dem Stadtzentrum von Bergen absetzt, wenn wir zunächst zur Einsatzvorbereitung für einige Wochen in Bergen liegen und ist erst der Anfang von Havila Kystruten’s Geschichte umweltfreundlicher Reisen entlang der Küste“.
In naher Zukunft ist zudem geplant, einen der Neubauten auf den Betrieb mit Wasserstoff umzustellen und dafür ein modulares 200 kW-Brennstoffzellensystem als integralen Bestandteil einer 3,2 MW-Maschinenanlage zu installieren.
Das Schwesterschiff Havila Castor soll im Januar 2022 abgeliefert werden und die beiden letzten Schiffe sollen voraussichtlich im Sommer des gleichen Jahres folgen. Tersan-Werftchef Mehmet Gazioglu zeigte sich sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit Havila und der Auftragsvergabe an seine Werft sowie darüber, dass das erste Schiff nunmehr den Ausrüstungskai verlassen kann: „Die vier Neubauten für Havila Kystruten sind ein wichtiges Projekt für uns. Wir standen vor mehreren Herausforderungen, vor allem aufgrund der Corona-Pandemie – aber wir haben vom ersten Schiff gelernt und erwarten eine effizientere Fertigung der Folgebauten“. JPM