Links überspringen

Horrorjahr für die Flusskreuzfahrt

Passagieraufkommen um rd. 80 Prozent eingebrochen

Auch wenn jetzt einige Veranstalter bereits wieder von einem „Run auf den Fluss“ sprechen: Für die Branche ist es keine Überraschung, was die Zahlen der alljährlich – in der Regel anlässlich der ITB in Berlin – vom Interessenverband IG River Cruise e.V. Basel, vorgelegte Flusskreuzfahrtmarkt-Studie für das Jahr 2020 eindrucksvoll bestätigen. Das vergangene Jahr geht als „Horrorjahr“ mit einem „Streichresultat“ in die Geschichte der Flusskreuzfahrtindustrie ein.

Die bei den Mitgliedern der 2000 gegründeten Interessengemeinschaft – sie repräsentiert mit 326 Schiffen 83,8 Prozent des europäischen Marktes bei internationalen Reiseveranstaltern gesammelten und von ihrem Präsidenten Daniel Buchmüller präsentierten Zahlen sind dramatisch: Im Vergleich um Vor-Corona-Jahr 2019 beträgt der Einbruch im Jahr 2020 mit einem Rückgang von 541133 auf 112309 Gäste 79,25 Prozent beim Passagieraufkommen und rund -73,65 Prozentbei den Passagiernächten, die sich von 3763037 auf 991 666 reduzierten. Dabei erhöhte sich allerdings die durchschnittliche Reisedauer von 6,95 auf 8,83 Nächte (+27,05 Prozent).

Foto: TVO

Noch dramatischer als die Kennzahlen des deutschen Fluss-Kreuzfahrtmarktes sind jedoch sind die Erhebungen über das Passagieraufkommen in Bezug auf die Herkunft der Gäste: So gab es bei den Herkunftsländern Australien, Amerika oder China überhaupt keine Bewegung (0 %). In der zweiten Hälfte des Jahres 2020 (zwischen Sommer und Lockdown II) haben sich lediglich europäische Passagiere auf die Flüsse getraut: Spitzenreiter sind die «einheimischen» Gäste aus Deutschland. Sie haben knapp 78 Prozent ausgemacht. Gefolgt von den Passagieren aus der Schweiz mit gerade mal 6,4 Prozent und Österreich mit 5,9 Prozent sowie Benelux mit 3,4 Prozent.

Durch die vergleichsweise lange Vorlaufzeit bei Neubauprojekten blieb die Fertigstellung von neuen Flusskreuzfahrtschiffen für das europäische Fahrtgebiet mit 18 Einheiten trotz Corona exakt auf Vorjahresniveau. Allerdings wurden nur wenige der zum Saisonbeginn 2020 zur Verfügung stehenden Neubauten bis jetzt eingesetzt. Für 2021 ist der Zulauf von weiteren 12 neuen Flusskreuzern vorgesehen.

Schwierige Zeit noch nicht vorbei

Nach Angaben von Buchmüller gab es bisher nur wenige Insolvenzen. Davon solche, die schon vor der Pandemie nicht mehr auf richtig soliden, finanziellen Fundamenten standen und einige Monate ohne Einkommen nicht überstanden haben. Die schwierige Zeit seit bei weitem noch nicht vorbei.

Ab 2022 wieder guter Geschäftsverlauf erwartet

„Wir schauen aber positiv und optimistisch in die Zukunft. Auch wenn 2021 voraussichtlich 11 neue Schiffe in Dienst gestellt werden, dürften einige Reedereien noch nicht die gesamte Flotte einsetzen können. Für 2022 wird das aber nicht der Fall sein. Die Buchungszahlen für nächstes Jahr sind ausserordentlich gut, somit werden über 400 Schiffe wieder in Europa im Einsatz stehen“, ist Buchmüller überzeugt. Dabei ist er sicher, dass die Branche nach der Pandemie anders aussehen wird als vorher: „Sie startet 2021 spät mit der Saison, hat vielleicht noch keine voll besetzten Schiffe und das Gäste- und Crewmanagement wird vorsichtiger sein. Ab 2022 wird sich das normalisieren und wir werden wohl keine andern Bilder als vor der Pandemie sehen. Wir rechnen ab 2022 mit einem guten Geschäftsverlauf und es wird wahrscheinlich die volle Anzahl Schiffe wieder unterwegs sein. Während der Pause haben einige Unternehmen an Ihren Konzepten, Strukturen und Prozessen gearbeitet um die Sicherheit auf den Flüssen aber auch den Umweltschutz nachhaltig zu verbessern.“

„Die Studie «Der Flusskreuzfahrtmarkt 2020» ist eine bittere Darstellung der Situation der Flusskreuzfahrt-Industrie und darf deshalb in keiner Studiensammlung fehlen“ so das Fazit der IG RiverCruise, die ihre Mitglieder bei der Bewältigung der Krise u.a. mit der Erstellung eines Schutzkonzeptes für die Schiffe etc unterstützt hat. JPM