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„Ideenwettbewerb für eine Lösung“

Fulvio Lino Di Blasio ist Präsident der Hafen­behörde der Nordadria und Sonderbeauftragter für Kreuzfahrten in Venedig.

Fulvio Lino Di Blasio,
Foto: North Adriatic Sea Port Authority

Seit einiger Zeit sind die großen Kreuzfahrtschiffe aus dem Zentrum von Venedig verbannt. Wie sieht die Regelung heute genau aus?

Im August letzten Jahres hat die italienische Regierung durch ein Gesetzesdekret festgelegt, dass die Durchfahrt durch das Markusbecken, Markusplatz und den Giudecca-Kanal für Schiffe nicht erlaubt ist: die eine Bruttoraumzahl von 25.000 überschreiten, mit einer Länge an der Wasserlinie von mehr als 180 Metern, mit einer Höhe über der Wasserlinie von mehr als 35 Metern, mit Ausnahme von Schiffen mit gemischtem Segel-Maschinen-Antrieb die beim Manövrieren Kraftstoff mit einem Schwefelgehalt von 0,1 % oder mehr verwenden.

Welche Alternativen bietet Venedig nun für die Kreuzfahrtindustrie?

In der Zwischenzeit hat die Regierung den Präsidenten der North Adriatic Sea Port Authority, also mich, zum Sonderbeauftragten für Kreuzfahrten in Venedig ernannt, um alternative Anlegeplätze für diejenigen Kreuzfahrtschiffe zu schaffen, die das San Marco Becken, San Marco und den Giudecca-Kanal nicht mehr befahren dürfen. Ich habe sofort mit Voruntersuchungen und Verfahren begonnen, um in Marghera alternative Anlegestellen für große Kreuzfahrtschiffe zu schaffen. Die Arbeiten sind im Gange.

In der Saison 2022 werden also große Schiffe den Malamocco-Marghera-Kanal befahren und können auf 2 neue Anlegestellen in Marghera zählen. Außerdem haben wir die Verfügbarkeit von 2 Kais am Terminal Fusina erhalten.

Das Gesetz sieht eine weitere alternative Anlegestelle für große Schiffe vor, die ab 2023 im Nordkanal in Marghera zur Verfügung stehen wird.

Welche Pläne gibt es für den neuen Kreuzfahrthafen in Marghera?

Bis 2026 wird am Nordkanal in Marghera eine neue Passagierstation mit 2 eigenen Kais fertiggestellt sein.

Es wurden Vorstudien in Auftrag gegeben, um weitere Kais zu ermitteln, wobei die gesetzlich vorgesehene Obergrenze von 5 Kais eingehalten werden muss.

Das Interesse an Venedig sehr groß ist und wir haben immer noch Zusagen von Kreuzfahrtgesellschaften für 2022 und 2023.

Besonders in der Kritik stand auch die Tatsache, dass auch jetzt noch die großen Schiffe, sowohl Kreuzfahrtschiffe als auch Frachtschiffe etc. durch die Lagune fahren. Gibt es hier Alter­nativen?

Für die Zukunft hat die Hafenbehörde der Nordadria gemäß unserem nationalen Gesetz 2021 den Aufruf zu einem „Ideenwettbewerb“ veröffentlicht, um Vorschläge, Ideen und Projekte zur technischen und wirtschaftlichen Durchführbarkeit im Zusammenhang mit dem Bau und der Verwaltung von Anlegeplätzen für Kreuzfahrt- und Containerschiffe außerhalb der geschützten Gewässer der venezianischen Lagune zu sammeln, mit dem Ziel, die Entwicklung der Kreuzfahrtaktivitäten im Gebiet von Venedig und seiner Lagune einzudämmen und die Einzigartigkeit des kulturellen, landschaftlichen und ökologischen Erbes seines Territoriums zu schützen. Es wurden Ideen eingereicht, und bis Juni 2023 wird das Siegerprojekt bekannt gegeben. Ich muss präzisieren, dass wir über Schiffe mit einer Tonnage von mehr als 40.000 Tonnen und Containerschiffe sprechen, die auf transozeanischem Niveau operieren.

Haben Sie die Häfen von Triest oder Ravenna als Alternative für diese Schiffe in Betracht gezogen?

Wir haben verstanden, dass Venedig als Heimathafen von den Kreuzfahrtgesellschaften als einzigartig an­gesehen wird und dass sie bereit sind, zu kooperieren und die Durchführung eines neuen Modells für Kreuzfahrten in Venedig zu unterstützen, indem sie auch die Schiffstypen anpassen, die unser Drehkreuz anlaufen. Wir haben es mit Unternehmen zu tun, die hohe Nachhaltigkeitsstandards erfüllen und sich in Bezug auf die Nachhaltigkeitspolitik sehr engagieren.

Können die Liegeplätze in Stazione Marittima vollständig durch Liegeplätze in Marghera ersetzt werden?

Stazione Marittima ist eine hervorragende Einrichtung, die wir weiter ausbauen wollen.

Es geht darum, seine Infrastrukturen mit den neuen in Marghera zu integrieren, um so ein nachhaltigeres Modell­ für Venedig zu schaffen.