Für die unter die portugiesische Flagge gewechselte und auf Madeira registrierte Vasco da Gama und ihren griechischen Kapitän Michail Smyrnaios war dieser Kiel-Anlauf zwar keine Premiere – für Mystic Cruises als neuen Reeder des Schiffes und den ebenfalls zur Mystic Invest-Gruppe des portugiesischen Touristik-Unternehmers Mario Ferreira gehörenden Stuttgarter Reiseveranstalter nicko cruises aber ein bedeutender Tag: Am 13. Juli startete ihr am Vortag in der Fördestadt ohne Passagiere eingetroffenes neues Flaggschiff mit 427 zuvor auf Covid-19 getesteten Passagieren zur ersten 15-tägigen Ostsee-Rundreise nach Dänemark und Schweden mit Abstecher ins estnische Tallinn.
Ursprünglich war die Einführung des dritten und größten Hochseeschiffes von nicko cruises schon für Mai mit ersten Kreuzfahrten von Hamburg in Richtung Amsterdam geplant. Allerdings wurde dies durch die coronabedingten Reisebeschränkungen verhindert. Umso größer ist die Freude von nicko cruises-Geschäftsführer Guido Laukamp, jetzt endlich auch mit der Vasco da Gama in die Saison 2021 starten zu können, für deren erste Reisen man vor dem Hintergrund der Entwicklung der Reisebeschränkungen in Norwegen mit dem Intensivprogramm in Dänemark und Schweden eine attraktive Alternative gefunden habe. Mit diesem Schiff, mit dem man vor allem die als einziger Bereich derzeit noch wachsende Gruppe der Best Ager anspreche, aber auch flexibler aufgestellt sei, um andere Zielgruppen besser bedienen zu können – dazu gehören Familien, denen – neben den besonderen preislichen Konditionen für die Mitnahme von Kindern – spezielle Familienkabinen und ein großer Spielbereich auf diesem Schiff angeboten werden können. Laukamp: „Wenn man Kindern die Welt zeigen möchte, ist dies das richtige Schiff“. Auch für preisorientierte Kunden, stehen auf der Vasco da Gama günstige Innenkabinen zur Verfügung und für spezielle Klientelgruppen wie z. B. Veganer oder Dialysepatienten gibt es entsprechende Angebote. Die Schiffsgröße sei zudem so bemessen, dass man am Konzept destinationsorientierter Reisen abseits des Massentourismus und zum Teil längeren Hafenliegezeiten wie z. B. mit zwei zweitägigen Stopps auf der aktuellen Premierenreise – festhalten könne, wobei man auch von dem bewährten Hygiene-Konzept und den angebotenen Stornierungskonditionen profitiere und auch weiterhin auf die Reisebüros als wichtige Vertriebspartner setze.
Die Herausforderungen durch die Pandemie seien beträchtlich gewesen, wobei man allerdings ein zunehmendes Verständnis der Kunden festgestellt habe: Innerhalb von zwei bis drei Wochen mussten in Anpassung an die wechselnden Pandemierestriktionen neue Fahrpläne entwickelt und für über 100 Mitarbeiter Kurzarbeit vermieden sowie der Großteil der Beschäftigten für das Home Office ausgestattet und angesichts der Reisebeschränkungen die notwenigen qualifizierten Crewmitglieder bei dem angespannten Markt rechtzeitig vor Ort gebracht werden. Dadurch sehe man sich nach dem positiven Beginn des Flusskreuzfahrtbereichs jetzt für den Restart in der Hochseekreuzfahrt gut gerüstet. U.a. lasse man das jüngste Expeditionsschiff des Veranstalters, die zuletzt in der Region Kanaren, Madeira und Azoren eingesetzte World Voyager, etwas früher als geplant nach Deutschland zurückkehren um ab 20. Juli zusätzliche vier- und fünftägige Mini-Kreuzfahrten ab Kiel entlang der Ostseeküste und Inseln in der Nordsee bieten zu können. Diese Maßnahmen wie auch die Tatsache, dass nach den Pandemieregeln nur bis zu 70 Prozent der normalen Kapazität von 1200 Passagieren der Vasco da Gama genutzt werden dürfen, seien keineswegs wirtschaftlich, aber immer noch besser als gar nicht zu fahren, so Laukamp. Keineswegs könne man – auch wegen des späten Starts in diesem Jahr – die hohen Verluste des Vorjahres auch nur annähernd aufholen. Dabei seien von nicko cruises auch die durch den Zulauf der Vasco da Gama beträchtlich ausgeweiteten Hochseekapazitäten zu füllen, was man sich bei einer zunehmenden Nachfrage auch zutraue. Nach dem 2019 zunächst mit dem Typschiff World Explorer der von Mystic bei der WestSEA Shipyard in Portugal georderten 9300-BRZ-Expeditionskreuzer-Serie und dem zur Saison 2021 erfolgten Zulauf des in seiner Qualität deutlich verbesserten und von nicko ganzjährig einzusetzenden Schwesterschiff World Voyager kann sich Laukamp den Ausbau der Hochseeflotte in zwei bis drei Jahren um zwei weitere Expeditionskreuzer dieser Klasse vorstellen – die jetzt folgenden nächsten Schwestern wie u. a. World Navigator, World Traveller und World Seeker seien für den Einsatz durch die amerikanische Mystic-Tochter Atlas Ocean Voyages auf dem US-Markt bestimmt.
Das neue nicko cruises-Flagtschiff Vasco da Gama hatte Mystic Cruises nach der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Insolvenz der Muttergesellschaft von CMV/TransOcean bekanntlich im Oktober 2020 bei einer Auktion in England für 10,187 Mio. Dollar ersteigert. Das 1993 von der italienischen Fincantieri-Werft in Monfalcone als Statendam für die Holland America Line gebaute Schiff war erst 2019 von P&O Australia an CMV/TransOcean gegangen. Noch als das Schiff als Pacific Eden bei P&O Australia im Dienst war, wurden wesentliche öffentliche Bereiche umfassend umgestaltet und modernisiert.
Bevor die Vasco da Gama am 4. Juli dieses Jahres die Lisnave Werft bei Lissabon mit Ziel Kiel – ohne Passagiere aber noch einigen Werftmitarbeitern für letzte Finisharbeiten – verließ, waren dort für einen zweistelligen Millionenbetrag umfangreiche Refit- und Upgradingarbeiten erledigt worden. „Das klassisch-elegante Schiff mit Wohlfühl-Atmosphäre ist keine alte Lady mit Schminke“, so Laukamp. „Wir haben bei dem in bereits in gutem Zustand befindlichen Schiff nicht nur bei den Kabinen alle Gardinen und Teppiche ausgetauscht, sondern auch neu Flat Screen-TV-Geräte und neue Tapeten eingebracht sowie auch die Suiten komplett verändert und komplett neu eingerichtet“, so Laukamp weiter.
An Bord der Vasco da Gama stehen den Passagieren fünf Bordrestaurants mit flexiblen Tischzeiten, diverse Bars und Lounges, ein Wellnessbereich mit Sauna, ein Fitness-Center mit Meerblick und Sportflächen auf den Außendecks sowie zwei Pools und ein Show-Theater zur Verfügung. Untergebracht werden die Gäste in 16 verschiedenen Kabinenkategorien mit einer Größe zwischen 16 und 107 Quadratmetern.
„Besonders gefällt mir die Aufwertung der Technik zur Steigerung der Nachhaltigkeit. Die Nachrüstung mit SCR-Katalysatoren und Anpassung an den Tier III-Standard und neueste Abwasserbehandlungs-Technik erlauben uns, das Schiff auch künftig in sensiblen Regionen unter Einhaltung aller Emissionsauflagen zu bedienen“, so Laukamp. JPM