Das Jahr 2020 war für den deutschen Marktführer bei Seereisen ein Jahr zum vergessen. Erst der mehrfach verschobene Neustart aus der Corona-Pause, dann der zweite Lockdown und schließlich eine schwere IT-Panne zum Weihnachtsfest.
Die Silvesterreisen der AIDAperla und der AIDAmar mussten am Freitagabend kurzerhand gestrichen werden. Tausende Urlauber saßen bereits auf gepackten Koffern und mit negativen PCR-Tests für die Einreise in Spanien, als aus Rostock die finale Nachricht kam.
Die bereits vor dem Fest aufgetretenen Gerüchte über eine gravierende IT-Störung in Rostock bewahrheiteten sich. „Wir sind derzeit von IT-technischen Einschränkungen betroffen. Daher sind wir für unsere Kunden telefonisch und per E-Mail nicht zu erreichen“, teilte das Rostocker Unternehmen auf seiner Internetseite mit.
Wer anrief, bekam eine Bandansage zu hören. Die Reederei konnte auch die anreisenden Gäste für die Silvester-Reisen auch über das Internet-Portal „MyAida“ nicht informieren.
„Daher müssen wir unsere Gäste leider darüber informieren, dass die für den Sonnabend geplante Anreise zur AIDAperla nicht möglich ist. Wir bedauern sehr, dass wir die Reise daher absagen müssen“, so AIDA. Auch die für Sonntag geplante Anreise zur AIDAmar ist betroffen.
Kurzfristig soll es auf allen 14 Schiffen zu Ausfällen von Systemen im Passagierbereich gekommen sein. Am zweiten Weihnachtsfeiertag lag die gesamt Flotte still. Erst am Sonnabendabend machte die AIDAdiva im Skagerrak wieder eine kurze technische Testfahrt.
Die AIDAmar brach sogar die siebentägige Reise früher ab und kehrte zusammen mit der AIDAperla am Sonnabend nach Las Palmas zurück. Statt der Ausflügen zum Berg Teide auf Teneriffa gab es Rundfahrten auf Gran Canaria am letzten Reisetag.
Das Rostocker Unternehmen blieb seiner Linie der knappen und sachlichen Information treu. „Bei AIDA Cruises hat die Sicherheit unserer Gäste und Crew stets oberste Priorität. Der sichere Schiffsbetrieb ist nicht beeinträchtigt“, so hieß es in dem Statement auf der Seite der Reederei. Auch Gerüchte von Bord, wonach ein Hackerangriff die Probleme ausgelöst haben soll, wurden nicht kommentiert. Die Staatsanwaltschaft Rostock soll mittlerweile Ermittlungen aufgenommen haben.
Die Antriebsanlagen sowie die nautischen Einrichtungen an Bord der 14 AIDA-Schiffe waren aber dem Vernehmen nach voll einsatzbereit. Das „Fleet Operations Center“ von Carnival Maritime in Hamburg soll aber nach unbestätigten Angaben weiter mit allen Schiffen Kontakt gehabt haben.
Das FOC ist jedoch nur für Schiffstechnik und Nautik zuständig. Die IT-Probleme betrafen aber das Buchungssystem in Rostock. Von den Schiffen wurde berichtet, dass an den Bars und Kassen die Abrechnung per Bordkarte nicht funktionierte. Außerdem war das Entertainment-System in den Kabinen zum Teil außer Betrieb.
Intern geht man bei AIDA von einer Lösung des Problems bis zum Wochenanfang aus. Das neue Jahr 2021 beginnt dann für AIDA auch wieder mit einem Neustart.
Bis dahin werden vermutlich die Europa 2 und die Schwestern Mein Schiff 1 und Mein Schiff 2 die einzigen Kreuzfahrtschiffe mit deutschen Passagieren zum Jahreswechsel sein. FB
Update 29.12.2020, 16:15 Uhr:
Die IT-Probleme bei der Reederei AIDA in Rostock sind doch größer als erwartet. Seit Weihnachten ist die Rostocker Reedereizentrale nicht in der Lage, mit Kunden zu kommunizieren. Inzwischen wurden auch Spezialisten des Landeskriminalamtes Mecklenburg-Vorpommern eingeschaltet. Der Vorwurf lautet Computer-Sabotage.
Wer hinter dem Angriff auf AIDA steckt, ist derweil noch unklar. Die Suche nach der Ursache im IT-System von AIDA könnte noch Tage dauern. „Die Ermittlungen sind bei solchen Fällen sehr komplex. Wir gehen nicht davon aus, dass es in diesem Jahr noch Ergebnisse gibt“, bestätigte Oberstaatsanwalt Harald Nowack von der Staatsanwaltschaft Rostock auf Nachfrage.
AIDA hat aber vorerst alle Kreuzfahrten bis Mitte Januar abgesagt. Die AIDAperla und die AIDAmar bleiben in Las Palmas. Technische Fahrten zum Test der Schiffe sind weiter möglich. So absolviert die AIDAblu gerade eine Testfahrt vor der Küste Sardiniens.
Die Reederei hatte bereits am Montag die Staatsanwaltschaft Rostock eingeschaltet, nachdem es Hinweise auf einen externen Angriff auf das IT-System am Sitz der Rostocker Reederei gegeben hatte. Details zum Umfang der Schäden und ob Daten entwendet wurden, nannte das Unternehmen nicht. FB