Vor 43 Jahren hat Oliver Schmidt seine erste Kreuzfahrt gemacht. In die Karibik. Er war acht Jahre alt, die Karibik hingegen schon damals die beliebte „Badewanne der USA“. Waren es wirklich nur Wirbelstürme, politische Umstürze und Pandemie, die sie heute anders erscheinen lassen?
Grenada hat sich verändert. Eine Postkarte zeigt noch die Idylle, mit der die Insel frühere Besuchergenerationen anlockte, und das geschulte Auge erkennt ganz hinten auf Reede die gute, alte FEDERICO C., Costas Veteran der 70er Jahre, umschwärmt von Holzbooten, aus denen Jungs in kurzen Hosen nach Münzen tauchten, die wohlbeleibte Touristen über die Reling warfen. Jetzt liegen zwei Schiffe mit vierstelliger Bettenzahl an fester Pier.










Nicht der Wirbelsturm und nicht die Pandemie haben die Insel verändert, sondern die Besucher. Wirklich die ganze Insel? Das rote, britische Telefonhäuschen, die Fischerboote, der einsame Rastafarian mit seiner blechernen Trommel sind noch da. Der Ausflug im offenen Jeep, den Costa seinen Reisenden auf der COSTA DELIZIOSA anbietet, scheint auf das Problem zugeschnitten zu sein: Ein idyllischer Bergsee, ein Hügel mit einer Kirche, aus der in flottem Rhythmus Chormusik dringt – ach, wie gut gefüllt könnten unsere Kirchen sein: Klampfe statt Orgel, Gospel statt Luther.
Und alles wäre gut. Nur ein kleines Mädchen im Sonntagskleid interessiert sich mehr für die fremdländischen Gäste, tapst barfuß heraus und posiert willig fürs Foto. Mama sieht es von drinnen, lächelt und – singt weiter. Beide wohnen, anders als vor 40 Jahren, in kleinen Villen mit schmuckem Garten und terracottagepflasterter Garagenauffahrt. Früher waren es Bretterbuden. Amerikanische Kreuzfahrer-Dollars brachten den Aufschwung und schluckten den pittoresken Charme….
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Fotos: Oliver Schmidt, enapress.com (1)