Kategorie: Ausgabe 2-2020

Die Farben der Südsee

Die Fidschi-Inseln sind ein Paradies für Schnorchler und Taucher. Martin Müller (Text) und Holger Leue (Fotos) fuhren an Bord der REEF ENDEAVOUR durch das Archipel.

Ilisoni Vibosi, der famos überkandidelte Hospitality Manager der MV Reef Endeavour, versprüht den umwerfenden Charme der Fidschianer. Ein landestypisches Mannsbild von einschüchternder Rugbyspieler-Statur, überwältigt er uns bei der Begrüßung an Bord spielend mit einem Strahlen, das bis zur keck am Ohr flatternden Hibiskusblüte reicht. Exzentrisch, lässig und zugleich im maßgeschneiderten Habitus, setzt Ilisoni den lebensfrohen Ton für unsere Seereise zwischen entlegenen fidschianischen Inseln.

Foto: Holger Leue/leue-photo.com

Wir sind im Westen des Inselstaats unterwegs. Die Yasawas ragen im trockenen Lee der Hauptinseln gebirgig aus dem Pazifik. Hier ist Fidschi von kaum berührter Natur und versprengtem Dorfleben ohne Supermärkte und Bankautomaten geprägt. Die Gastlichkeit kommt ohne Schnickschnack aus und ist in lokales Leben gebettet. Die flotte Fähre Yasawa Flyer macht hier täglich die große Runde zwischen dem Hafen Denarau auf Viti Levu und den Archipelen der Mamanucas und Yasawas. Samthäutige skandinavische Twens und von allen Sonnen gegerbte Best Ager lassen sich in den Insel-Resorts für einen Südsee-Urlaub zwischen Wandern, Dösen, Schnorcheln und Tauchen absetzen. Während wir auf der kaum mittelgroßen Reef Endeavour zwar keine waschechte Entdecker-Kreuzfahrt erleben, dafür aber ein Movie ins unendlich Blaue. Die Stimmung unter den maximal 130 Gästen an Bord könnte entspannter nicht sein. Für Australier und Neuseeländer ist Fidschi ein Katzensprung, weshalb manche Wiederholungstäter sind. Oft ist das schnittige weiße Schiff nur halb ausgelastet, weshalb schnell Intimität und Kameraderie den herzlichen englischen Umgangston bestimmen. Auch die Kleidung ist leger, nur zum Kapitänsdinner kramt man lange Hose und schickes luftiges Kleid hervor. Bei Dorfbesuchen sind mindestens lange Shorts angesagt, Tank Tops und Baseballcaps tabu. Die praktisch und luxusfrei gestalteten Kabinen in Ocker- und Walnusstönen auf den drei Wohndecks sind 14 und 28 qm groß. Die meisten Passagiere nutzen sie nur zum Schlafen, verbringen viel lieber Zeit auf dem Sonnendeck, im Gespräch oder schlendern für den Tagescocktail zum freundlichen Barmann. Der Pool wird fast nur von Kindern benutzt, während die Eltern sich auf die nächste Schnorchel- oder Landtour vorbereiten…

Foto: Holger Leue/leue-photo.com

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Fotos: Holger Leue/leue-photo.com

Die unsichtbaren Herrscher der Welt

Viren verbreiten stets tödliche Seuchen, oft gelangen sie über Schiffe in andere Länder. Roland Mischke recherchierte, wie die Menschen sich früher und heute dagegen wehren.

1348 breitete sich in Europa die Beulenpest aus. Der König von Frankreich, Philipp VI., geriet in Panik und rief die Ärzteschaft der Universität Paris vor seinen Thron. Die Professoren wussten nichts Konkretes, also fingen sie an zu spekulieren. Es falle von den Planeten Saturn, Jupiter und Mars im Sternkreis Wassermann eine verderbliche Fäulnis auf die Erde herab. Sie führe zum „Tod ganzer Völker und zur Entvölkerung ganzer Reiche“. Die Fäulnis war die Pest. „Die Konjunktion von Mars und Jupiter verursacht die große Pestilenz in der Luft“, schwurbelten die hohen Doktoren.

Der König wollte ein Gutachten. Die Ärzte fanden heraus, dass Seeleute als Pestkranke die Seuche nach Europa gebracht hatten. Das geschah im Jahr zuvor, 1347, und schuld daran war der lukrative Handel mit Pelzen von Mardern, Füchsen und anderen Tieren, die bei Winterkälte geschätzt wurden.

Das wussten die wilden Krieger der Mongolei. Sie belagerten die Handelsstadt Kaffa am Schwarzen Meer – heute Feodossija – und wollten die Bewohner zwingen, ihre Tore zu öffnen. Zur Abschreckung schleuderten die Mongolen Leichen über die Stadtmauern. Neben dem infernalischen Gestank in Kaffa breitete sich die tödliche Seuche der Beulenpest aus. Innerhalb kurzer Zeit zeigten sich bei den Verteidigern der Stadt Geschwüre und schwarze Beulen, meistens an Leisten und in Achselhöhlen. Jene, die nicht innerhalb weniger Tage starben, flüchteten auf Segelschiffen gen Mittelmeer. Sie landeten in italienischen Häfen, gingen an Land und verbreiteten die „Große Pest“. Ihr sollen 80 Millionen Europäer zum Opfer gefallen sein.

Erst im 21. Jahrhundert wurde durch Genom-Studien ermittelt, dass beim Fernhandel mit Tierpelzen auch die Pest durch die Tore europäischer Städte eingedrungen war. Überreste mittelalterlicher Opfer wurden von Biologen in Italien, Frankreich, den Niederlanden und Norwegen untersucht. So konnte das Erbgut des Erregers analysiert werden. 126 Pesterreger wurden zum Vergleich herangezogen. Eindeutig war, dass das Bakterium „Yersinia pestis“ in seiner Wanderbewegung Menschen massenhaft hinweggerafft hatte. Infizierte konnten nicht gerettet werden, es gab keine Medizin, die Betroffenen wurden isoliert und starben meist einen qualvollen Tod.

Der Schwarze Tod

Gott hat die Menschen verlassen, sagte man damals. Viren waren unbekannt, die unheimliche Begegnung des Homo sapiens mit wilden Tieren wurde erst Jahrhunderte später erkannt. Auf dem gleichen Weg ist in der globalisierten Welt von heute das neue Coronavirus Sars-CoV-2 über die Menschheit gekommen.

Viren suchen einen Wirt, um dessen Zellen zu kapern. Der Wirt ist der Mensch. Die meisten Betroffenen können das überleben, die Erreger bauen sich zu etwa 9 Prozent in das menschliche Erbgut ein. Im schlimmsten Fall lösen sie Krebs aus, sie stärken aber auch das Immunsystem, weil der Körper mit den Eindringlingen kämpft. Wir müssen mit den Viren leben.

„Schwarzer Tod“, Illustration:
Анна Богатырева/stock.adobe.com

Es ist kaum zu glauben, dass es bis Ende des 19. Jahrhunderts keine Abwehrmöglichkeiten gegen den Schwarzen Tod, wie die Pest genannt wurde, gab. Erst als die Pioniere der Mikrobiologie, Robert Koch, Louis Pasteur, Friedrich Loeffler, Ignaz Semmelweis und andere, in Erscheinung traten, änderte sich das. Der Begriff „Virus“ stammt aus dem Lateinischen und heißt „Gift“. Lange war es nicht möglich, den Virus durch das Mikroskop zu sehen, das gelang erst mit dem lichtstarken Elektronenmikroskop. Das Coronavirus unseres Jahrhunderts konnte innerhalb weniger Wochen erkannt und eingedämmt werden.

Der Hamburger Kardiologe Hans Peter Richter-von Arnauld hatte über Jahrzehnte stets ein Faible für die Schifffahrtsgeschichte. Als er seine Praxis aufgegeben hatte, war er ehrenamtlich im Internationalen Museum seiner Heimatstadt tätig. Museumsgründer Peter Tamm erbat von ihm Beiträge zur Geschichte der Schifffahrtsmedizin. Richter-von Arnauld vertiefte sich in historische Berichte, sammelte viel Wissen an und schrieb Bücher. Eines davon, „…und hatten die Pest an Bord“, ist eine Kulturgeschichte der Krankheiten und Seuchen auf Schiffen. Umfangreich und mit enormem Fleiß hat der Autor viele Fakten zusammengetragen.

Louis Pasteur, Foto: Pictore/istockphoto.com

Seuchen haben die gesamte Schifffahrt von Anfang an begleitet. Schiffe „brachten friedliche Handelsgüter, aber auch Angst und Schrecken durch Überfälle, Kriege, Kolonialmächte – und durch unheimliche Krankheiten“, heißt es im Buch. Gemeint sind von Viren ausgelöste Krankheitszustände. Richter-von Arnauld resümiert, dass „ungünstige Bedingungen auf den Segelschiffen gerade in den ersten Jahrhunderten der Neuzeit zu oft tödlichen Gefahren an Bord“ führten. Denn wo viele Menschen auf engem Raum lange zusammen sind, ist die Ansteckungsgefahr enorm. Es geht um Pocken und Lepra, Malaria, Pest, Cholera, Gelbfieber, Syphilis und weitere übertragbare Virenkrankheiten.

Verdächtige Schiffe

Seuchen werden von Schiffen in andere Häfen und Länder gebracht, aber sie gelangen auch von durchseuchten Regionen auf Schiffe. 1374 wurde in Venedig der „Pestbrief“ eingeführt, er entschied darüber, ob ein Reisender von Bord durfte. Konnte er aus einem pestverseuchten Gebiet stammen, wurde der Pass mit eisernen Zangen vom Schiff gereicht und durch Räuchern über Schwefel entseucht. Das wurde aber nur in einem kleinen Teil an den Mittelmeerküsten angewandt.

In Italien, Frankreich und Deutschland ergriff man ebenfalls 1347 Maßnahmen, um die Große Pest einzudämmen. Das bezog sich auf verdächtige Schiffe, über die 40-tägige Sperrfristen verhängt wurden. Unterlagen dazu gibt es aus Dubrovnik und Venedig. Erst nach der Sperrfrist durften die Waren abgewickelt werden. Die Quarantäne war seinerzeit das einzige Mittel gegen übertragbare Krankheiten. In der Seuchenbekämpfung waren die Italiener Vorreiter. Sie kannten den Erreger nicht, wussten aber aus Erfahrung, dass er Unheil bringen würde. So richteten sie die Meldepflicht für Erkrankte ein, Massenbestattungen nach Ausbruch einer Pandemie und die Beseitigung herumliegender Tierkadaver. Im 16. Jahrhundert wurden Pesthäuser errichtet, um kranke von gesunden Menschen zu trennen. Weiteres Wissen stand nicht zur Verfügung.

Im 19. Jahrhundert wurde die Cholera von der Schifffahrt aus Indien nach Europa verschleppt, ein bakterieller Infekt, der bei Infizierten starken Durchfall auslöste und viele Todesopfer nach sich zog. Noch 1892 starben in Hamburg nach einem Choleraausbruch 9000 Menschen. Daraufhin wurde in der Hansestadt der Hafenärztliche Dienst gegründet. In seiner Verantwortung steht seit mehr als 100 Jahren die Einhaltung von Hygienevorschriften an Bord der Schiffe. In den Hafen kommen heute jedes Jahr rund 250.000 Seeleute, jeder Schiffskapitän ist verpflichtet, dem Hafenärztlichen Dienst eine Seegesundheitserklärung zu übermitteln. Danach wird entschieden, welche Kontrollen nötig sind und wie hoch die Infektionsgefahr ist. Drei Ärzte und acht Inspektoren in funkärztlicher Beratung übernehmen diese Arbeit. Als 2014 in Westafrika die Ebola-Seuche ausbrach, wurden die Maßnahmen verschärft; es kam zu keinem Ebola-Fall in Hamburg.

Robert Koch, Foto:
Morphart Creation/shutterstock.com

Es war der Mikrobiologe Robert Koch, der 1892 als erster Bernhard Nocht als Hafenarzt anstellte. Das nach Koch benannte RKI in Berlin ist heute in der Coronakrise federführend und berät die Bundesregierung. Das Institut hat europaweit große Anerkennung. Richter-von Arnauld erklärt: „Als Überträger von Krankheiten steht das Schiff heute im Hintergrund und wurde vom Flugzeug abgelöst, einige Krankheiten sind quasi ausgerottet.“

Seuchenprävention heute

Verdächtige Schiffe gibt es immer noch. 2004 fuhr erstmals das Kreuzfahrtschiff Conquest von Carnival von der Ostküste der USA in die Karibik. Ein Fest sollte die Reise sein, mit Hummer, Kaviar und exotischen Drinks. Stattdessen lagen bald mehr als 200 Passagiere in den Betten, lahmgelegt durch einen Virus der Sorte Norwalk, der Erreger hatte breitete sich in den nächsten Monaten explosionsartig in der Karibik aus. Auch Schiffe von Holland America und Disney wurden von dem tückischen Magen-Darm-Virus eingeholt.

2020 ist Seuchenprävention bereits auf hoher See möglich. Als in den ersten Monaten dieses Jahres Kreuzfahrtschiffe unter Quarantäne gestellt wurden, wie die Diamond Princess mit 3000 Menschen an Bord, führten die Reedereien beispielhaft vor, wie Bordärzte der Krise gewachsen waren, Seuchenszenarien mit dem Personal trainiert worden waren und klare Richtlinien bis hin zum Ausfliegen der Passagiere in ihre Heimatländer nach der Quarantäne abgespult worden.

Die Schifffahrt hat viel gelernt. Damit hat sie viel für ihre Zukunft geleistet, auch für die Kreuzfahrt.

Hans Peter Richter-von Arnauld: „… und hatten die Pest an Bord. Eine Kulturgeschichte der Krankheiten, Seuchen und Gefahren im Gefolge der Schifffahrt.“ Books on Demand Norderstedt, 2018 erschienen, 383 S., 17,95 €

Text: Roland Mischke, Fotos: Kateryna_Kon – stock.adobe.com, Pictore/istockphoto.com, enapress.com (2), Morphart Creation/shutterstock.com, Анна Богатырева/stock.adobe.com

Social Distancing inklusive

Die Flusskreuzfahrtindustrie ist bereit für den Re-Start. Strenge Hygiene- und Gesundheitskonzepte sollen für „sichere Reisen“ sorgen. Christofer Knaak berichtet.

„Theoretisch könnten wir deutschlandweit schon wieder fahren“, sagt Daniel Buchmüller, Präsident des Branchenverbands IG River Cruise. Und ab 15. Juni, dem geplanten Termin für die Grenzöffnungen zu Anrainerstaaten, auch über einige Landesgrenzen hinaus.

Die Interessenvertretung, der 20 europäische Flusskreuzfahrtunternehmen mit insgesamt rund 240 Schiffen angehören, hat einen Leitfaden für Flusskreuzfahrttourismus unter Corona-Auflagen erarbeitet. Dieser regele den Betrieb an Bord gemäß den allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen und schließe die Ansteckungsgefahr für Crew und Passagiere praktisch aus.

Das Papier sieht unter anderem Gästefragebögen zum Gesundheitszustand, Fiebermessungen, Abstandsregeln, Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen in allen Schiffsbereichen sowie angepasste Bordkonzepte vor. Reedereien und Flussreiseveranstalter orientieren sich an dem Konzept und erarbeiten darüber hinaus eigene Lösungen. Auch landseitige. So werden Ausflüge mit weniger Teilnehmern und mehr Bussen durchgeführt. Dadurch soll das notwendige „Social Distancing“ gewahrt werden. An Bord wird es zu diesem Zweck etwa „Einbahnstraßen“ sowie zwei Essenssitzungen an Tischen mit den vorgeschriebenen eineinhalb Metern Mindestabstand geben. Büfetts sind tabu.

Der Flussreiseanbieter Viva Cruises, der am 26. Juni wieder neu startet, wird sogar Trennwände aus Plexiglas im Bordrestaurant einrichten. Man wolle Gästen Sicherheit geben, ohne sie aber dabei mehr als nötig einzuschränken.

Anbieter übergreifend ist das Tragen einer Mund-Nasen-Maske in den öffentlichen Bereichen der Schiffe – abgesehen von Restaurants und Außendecks – obligatorisch.

Auch der Veranstalter nicko cruises, der den Re-Start bereits im Juni plant, will mit umfangreichen Maßnahmen für ein „sicheres und schönes Reiseerlebnis“ sorgen, sagt Geschäftsführer Guido Laukamp. Im Zuge dessen werden die Schiffe der Stuttgarter von vornherein mit reduzierter Auslastung fahren.

Andere Anbieter prüfen derzeit noch, wie genau ihr Re-Start aussehen wird. CroisiEurope pausiert mindestens bis Mitte Juni, Plantours kündigte bislang lediglich an, in diesem Monat zwei Schiffe wieder in Fahrt bringen zu wollen. Phoenix Reisen will noch im Juni (wahrscheinlich 26.) zunächst auf deutschen Flüssen beginnen, und bei 1A Vista Reisen steht zumindest schon fest, dass es ab 28. Juli neue innerdeutsche Köln-Abfahrten mit dem Neuzugang Vista Carmen geben wird.

A-Rosa will den für Juni terminierten Re-Start, den die Reederei jüngst durch einen nicht näher bezifferten Bürgschaftskredit abgesichert hat, ohne Kapazitätsbeschränkung in Angriff nehmen. Um alle erforderlichen Abstands- und Hygieneregeln umsetzen zu können, sei eine „signifikante Reduzierung der Auslastung“ nicht notwendig, da man mit maximal 200 Gästen ohnehin nur relativ wenige Passagiere an Bord habe, heißt es in Rostock. Zusätzlich hätten A-Rosa-Schiffe den Vorteil, dass sie mit einer Raum-Luft-Anlage bestehend aus Frischluft, Umluftkonditionierung und Abluft ausgestattet seien.

Für die Schweizer Excellence-Flotte werden die Reisen wahrscheinlich, so Reisebüro Mittelthurgau-Geschäftsführer Stephan Frei ab Mitte Juli wieder beginnen.

A-Rosa zufolge bieten Flusskreuzfahrten „sicheren Erholungsurlaub in der neuen Normalität“. Das meint auch die IG River Cruise. „Die Flusskreuzfahrtbranche hatte schon lange vor Covid-19 Protokolle zum Thema Virenschutz“, betont Verbands-Präsident Buchmüller die besondere Sensibilität der Industrie. Im Gegensatz zu Walk-in-Situationen in Hotels kenne der Kreuzfahrtveranstalter den Gast im Vorfeld und ein Infektionsschutzfragebogen werde ausgefüllt. Somit könne man von „gesunden, Corona-freien Schiffen“ ausgehen.

Text: Christofer Knaak, Foto: enapress.com

„Taufe auf den Kanaren“

Zur Verspätung der Sea Cloud Spirit und neuen Destinationen sprach Michael Wolf mit dem Geschäftsführer von Sea Cloud Cruises, Daniel Schäfer.

MW: Warum hat sich die Ablieferung der Sea Cloud Spirit verzögert?

DS: In der spanischen Werft war wegen der Ausgangssperre mehrere Wochen lang kompletter Arbeitsstopp. Unser vorab eingebauter zeitlicher Puffer ist jetzt aufgebraucht. Wir wissen noch nicht genau, wann das Schiff fertig wird. Auch die Werft kann das nicht endgültig sagen, weil sie derzeit nicht weiß, wie sich die Einreisebeschränkungen der europäischen Zulieferer entwickeln werden.

MW: Gibt es ein grobes Zeitfenster?

DS: Wir werden im Sommer nähere Informationen bekommen, planen aber den Start auf Ende des Jahres.

MW: Was muss jetzt noch am Schiff gemacht werden?

DS: Das sind die gesamten Rigg-Arbeiten. Die Masten konnten noch angeliefert werden, nur die hierfür spezialisierten Arbeiter konnten nicht mehr anreisen. Mit der Maststellung wird dann sobald wie möglich begonnen, die Arbeiten werden etwa drei Monate dauern. Parallel wird der Innenausbau finalisiert. Wenn die Masten gestellt sind, können die Maschinen angeworfen werden – der hintere Mast dient auch als Auspuffteil. Dann wird noch die Technik optimiert. Natürlich ist es schwierig, nicht sagen zu können, wann es definitiv losgeht, wir wollen aber mit offenen Karten spielen.

SEA CLOUD SPIRIT, Foto: Sea Cloud Cruises

MW: Die ersten Reisen sollen aber dann zu den Kanaren gehen, und nicht in die Karibik wie ursprünglich geplant?

DS: Das ist richtig. Wir haben mit der Werft besprochen, dass das Schiff auf den Kanaren getauft wird, hier soll auch die Einführungs- und Jungfernfahrt stattfinden. Dort bleiben wir bis April, können danach in unser bereits veröffentlichtes Programm direkt einsteigen.

MW: Wie sehen die Buchungen für 2021 aus?

DS: Wir haben diverse Umbuchungen bekommen, es stehen aber immer noch eine ganze Reihe Buchungen für 2020 im System. Da warten die Gäste auf die weitere Entwicklung. Wir erleben ganz aktuell einen Anstieg der Nachfrage für 2021, es geht also langsam wieder los. Für 2021 gibt es aber dennoch genügend Platz – das wird bei anderen nicht anders sein.

MW: Wann kommt der neue Katalog?

DS: Wahrscheinlich schon Anfang Juni. Bis dahin hoffe ich auch, das konkrete Programm für die Kanaren zu haben. Wir sondieren jetzt auch im Vertrieb, wer diese Reisen am besten anbieten kann, wer die Kapazität, Lust und Möglichkeiten hat, diese zu vermarkten. Reisen zu den Kanaren in diesem Winter sind wahrscheinlich sehr gut, weil sicherlich einige Gäste jetzt nicht so lang fliegen wollen. Und für diejenigen, die Fernweh verspüren, sind die beiden anderen Schiffe ja weiterhin in der Karibik. So haben wir die Bandbreite unseres Winterprogramms erweitert.

MW: In diesen Tagen berichten etliche Medien über die Schattenseiten der Kreuzfahrt. Haben Segler bessere Chancen…

DS: Auf jeden Fall. Ich glaube auch, dass es die klassischen Kreuzfahrer in nächster Zeit sehr schwer haben werden allein aufgrund der Größe der Schiffe. Die Bilder, die von den Schiffen in Quarantäne um die Welt gingen, haben sich in den Köpfen der Menschen eingebrannt. Da haben wir es mit unseren kleinen Schiffen wesentlich einfacher. Das Gesetz der großen Zahl erschlägt da etliches. Und wenn das Thema Corona wieder abflaut und die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit wieder akut werden, da stehen wir natürlich wieder ganz weit vorn. Auch Krisen sind auf kleinen Schiffen leichter zu handeln: Unsere Gäste sind nach dem Ausbruch innerhalb von drei Tagen wieder zu Hause gewesen, ein großer Teil der Crew etwas später. Wir haben zu fünft innerhalb eines Tages sämtliche Flüge und Transfers organisiert, das wäre für ein Schiff mit mehreren hundert Personen technisch gar nicht möglich gewesen.

MW: Wo liegen die beiden Schiffe jetzt?

DS: Auf den Kanaren, Santa Catalina.

MW: Wird es nach der Krise konkrete Änderungen auf den Schiffen geben?

DS: Wir haben uns natürliches einiges überlegt, schon auch um etwaigen Auflagen entsprechen zu können. Wenn es um die Änderungen von Buffets geht, ist dies sicher am einfachsten durch Service am Tisch zu realisieren oder mit klassischen Dinners. Bei uns findet auch vieles open-air statt, das ist sicherlich hilfreich. Konkret haben wir aber derzeit noch nichts beschlossen.

MW: Ihre persönliche Prognose: Wann wird sich die Kreuzfahrt wieder öffnen?

DS: Wir können grds. mit 2 – 4 Wochen Vorlauf starten und beobachten die weitere Entwicklung. Für das Neugeschäft konzentrieren wir uns derzeit auf das 4. Quartal. Es gibt aber auch Szenarien, die von April 2021 ausgehen.

MW: Die Highlights aus dem nächsten Katalog?

DS: Kanaren im Winter, das haben wir noch nie zuvor gemacht. Das wird gut funktionieren. Es kommt wieder die Zeit, wo man sich wieder besinnt, auf das, was zählt im Leben. Das können auch einfache Dinge sein. Wir haben uns immer auf gute Qualität konzentriert und sind dem Modernitätswahnsinn und dem Streben nach immer mehr und immer größer nicht verfallen. Deswegen ist unser Produkt so zeitlos und modern wie nie zuvor. Viele Leute kommen jetzt wieder auf den Boden und erkennen, dass man so nicht weitermachen kann. Wie lange das anhält, weiß ich nicht. Dieser Wahnsinn muss schon aus klimatischen Gründen aufhören.

Katalog: www.seacloud.com

Stapellauf der SEA CLOUD SPIRIT

Video: Sea Cloud Cruises, Fotos: Sea Cloud Cruises (2), enapress.com (2)

Eleganz unter Segeln

2021 wird die SEA CLOUD 90 Jahre alt, Michael Wolf über eine Legende.

Der Redeschwall des römischen Taxifahrers ebbt allmählich ab, und seine großen Augen blicken immer ratloser in den Rückspiegel. Ausgerechnet hier, im alten Industriehafen von Civitavecchia, in diesem Chaos von Kränen, Gabelstaplern und verrosteten Bootswracks soll eines der schönsten Schiffe der Welt liegen?! „Madonna mia, impossibile!“ Doch dann ragen auf einmal die vier Holzmasten hinter dem Dach einer Lagerhalle hervor – Wegweiser zu einer längst vergessenen Welt.
Ein Windjammer wie aus alten Piratenfilmen mit Errol Flynn, ein Segelschiff, groß und elegant wie in einem Kindertraum, eine Königin der sieben Meere: die SEA CLOUD. Ein vergoldeter Adler schmiegt sich als Galionsfigur an ihren schneeweißen Bug.
Über die schaukelnde Gangway geht es an Bord, Besatzungsmitglieder in weißer Uniform empfangen die Gäste mit Champagner vom Silbertablett. Einige machen sich gleich auf Erkundungstour: Über blank geschrubbte Planken und sorgfältig aufgerollte Taue, vorbei an Messing und Mahagoni. Wie gut, dass sie noch ein paar Tage Zeit haben, die prachtvolle Bark und ihre ungewöhnliche Geschichte genauer kennenzulernen.
Die SEA CLOUD ist die größte private Segelyacht, die je gebaut wurde: 110 Meter lang und mittschiffs 15 Meter breit. 54 Meter ragt der Großmast in den Himmel. 30 Segel, insgesamt 3000 Quadratmeter, verschaffen der alten Lady auf jedem Schifffahrtsweg der Welt höchste Aufmerksamkeit.
Genau das hatte der Auftraggeber im Sinn gehabt, als er sein Spielzeug bestellte. Für 900 000 Dollar, was heute vielleicht 25 Millionen Euro entspricht, gab der amerikanische Konservenmillionär Edward Hutton 1930 bei der Germania-Werft in Kiel eine Yacht der Superlative in Auftrag – als kleines Geschenk für seine nicht minder reiche Frau Marjorie. Die ließ es sich nicht nehmen, die Innenausstattung des Traumschiffs nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten: stuckverzierte Decken, vergoldete Wasserhähne und den besten Marmor aus Carrara für die Bäder und die Kamine. Für die raumhohen Spiegel wählte sie venezianisches Glas, und in das Eignerschlafgemach kam ein französisches Himmelbett mit Blattgoldverzierungen. Alle Kabinen wurden auf ihren Wunsch hin mit Stilmöbeln und Orientteppichen ausgestattet. Es gab ein Bordkino, einen Frisiersalon und ein Rauchzimmer. Die Uniformen der 72köpfigen Besatzung waren denen der US-Navy nachempfunden.
Derart pompös ausgestattet stach die HUSSAR, wie sie damals hieß, im April 1931 mit den beiden stolzen Besitzern das erste Mal in See. Doch die Zeit der glücklichen Törns währte nicht lang: Mister Huttons Leidenschaft galt nicht nur dem Schiff und seiner Frau, sondern vor allem dem ausschweifenden gesellschaftlichen Leben. Über dem Eheglück standen dunkle Wolken. Schließlich kam Marjorie hinter die Eskapaden ihres Gatten und reichte die Scheidung ein. Zum Trost behielt sie die Yacht, die nun in SEA CLOUD umgetauft wurde.
Marjories neuer Ehemann war Joseph E. Davis, Rechtsanwalt und später US-Botschafter in Moskau. Er ließ das Schiff an den Wochenenden nach Leningrad überführen, um dort mit Freunden fröhliche Bordpartys zu feiern: Paradebeispiele kapitalistischer Dekadenz für die staunenden Russen.
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, vercharterte Marjorie die SEA CLOUD für einen symbolischen Dollar an die amerikanische Küstenwache. Fortan kreuzte die Yacht als Wetterschiff über den Atlantik. Ohne Masten, grau gestrichen und mit 200 Matrosen an Bord hatte das Traumschiff nun deutliche an Glanz verloren. Nach Kriegsende wurde aber wieder richtig dick aufgetragen: Drei Millionen Dollar ließ sich die Eignerin die Renovierung kosten – und die rauschenden Feste begannen von neuem.

Unter vollen Segeln, die SEA CLOUD als HUSSAR
Sea Cloud, Galionsfigur, Foto: enapress.com

Könige und Wirtschaftsmagnaten reisten mit der SEA CLOUD, die Windsors, Vanderbilts und Astors, der Prinz von Luxemburg, Gustaf V. von Schweden, die belgischen Royals. „Mein Gott, Marjorie, Sie leben hier so, wie man es Königen und Königinnen erwarte“, rief völlig überrascht von dem Luxus, mit dem man an Bord empfangen wurde, die norwegische Königin Maud. Die extravagante Millionärin freute sich an der Bewunderung für ihr Juwel – und für ihre Capricen: Als Haustier hielt sie sich eine Riesenschildkröte, die ihr an Deck auf Schritt und Tritt folgte.
68jährig verlor Marjorie die Lust am Segeln und an den gigantischen Unterhaltungskosten: 1955 verkaufte sie die SEA CLOUD an den dominikanischen Diktator Rafael Trujillo, der das Schiff in ANGELITA umtaufte und seinem Sohn Ramfils schenkte. Der Junior besuchte damals ein amerikanisches College. Mehr Spaß als das Lernen machten ihm die wilden Feten an Bord seiner Yacht, die nun ständig vor Hollywood kreuzte und immer neue Stars aufnahm. Von Kim Novak bis Zsa Zsa Gabor reichte die illustre Gästeliste, und nicht selten fanden Filmsternchen, die besonders entgegenkommend gewesen waren, nach einer heißen Nacht den Schlüssel zu einem Luxuswagen unter ihrem Kopfkissen.
Als Vater Trujillo einem Attentat zum Opfer fiel, gelang es dem cleveren Filius, sich mit dessen Sarg und dem halben Staatsvermögen segelnd nach Martinique abzusetzen. Nach mehreren Besitzerwechseln rottete die ANGELITA dann jahrelang in Panama vor sich hin, bis sie 1978 von dem Hamburger Kapitän Hartmut Paschburg entdeckt wurde. Der motivierte eine Gruppe hanseatischer Geschäftsleute, die SEA CLOUD für einen Spottpreis zu kaufen und für ein Vermögen instandzusetzen. Der Viermaster wurde in der Kieler Howaldt-Werft von Grund auf renoviert, eine Suite nach der anderen originalgetreu wiederhergestellt. 28 zusätzliche Kabinen entstanden auf dem Oberdeck.

Historische Aufnahme der Kabine 1 der HUSSAR

Die SEA CLOUD segelt heute unter maltesischer Flagge, im Winter in der Karibik, im Sommer im Mittelmeer. Aber noch immer kommen auf maximal 64 Gäste 60 Besatzungsmitglieder – eine wahrlich luxuriöse Quote. Luxus dürfen die Gäste, die bis zu 5 000 Euro für eine Reisewoche zahlen, aber auch erwarten, wenn sie den „Orient Express der Meere“ buchen. Das Essen im mahagonigetäfelten Speisesaal ist leicht und kreativ, der Wein exquisit und die Atmosphäre trotz Abendkleidung ungezwungener als auf einer konventionellen Kreuzfahrt. Deutsche und amerikanische Geschäftsleute gönnen sich das elegante Vergnügen, wohlhabende Kurzurlauber mit ausgeprägtem Sinn für die Romantik des Segelns.
Das Gefühl dafür stellt sich spätestens dann ein, wenn man das erste Mal nachts, während die Dünung des Mittelmeer die Bark sanft auf und ab bewegt, auf dem ausgepolsterten Promenadendeck liegt und zusieht, wie der Mond zwischen den Masten wandert. Doch für ein echtes Seglerherz ist ein anderes Schauspiel wohl viel beeindruckender: die Matrosen, die in den schwindelerregenden Höhen turnen und die Segel setzen.
Die SEA CLOUD neigt sich leicht zur Seite, nimmt Fahrt auf, und die weißen Segel wölben sich träge im Wind. Ein Steward kommt mit Cocktails vorbei, vom Piano erklingt sanfte Jazzmusik. Das Meer glitzert in der Sonne.
„So ein Schiff habe ich noch nie gesehen“, sagt ein paar Tage später der Taxifahrer in Nizza, „aber man kann sich sicher schnell daran gewöhnen.“

Fotos: enapress.com

Spuren im Meer

Das Wattenmeer an der Nordseeküste ist weltweit einmalig. Roland Mischke hat ein überaus interessantes Buch darüber studiert.

Bei einem Tier, das Kotpillenwurm genannt wird und kein Gesicht hat, liegt das Lachen näher als das Staunen. Es handelt sich um einen Wattwurm, das kleine, dünne Häufchen hinterlässt. Die schmalen, fadenartigen Körper der Kotpillenwürmer dehnen sich bis auf zehn Zentimeter Länge. Vögel, Fische und Krebse schätzen die kurzlebigen Borstenwürmer, die sich ausschließlich von organischen Bestandteilen des Schlicks ernähren.
Zudem hat sich der wirbellose Wurm dem Wattboden perfekt angepasst. Seine wichtigste Funktion ist die Sauerstoffaufbereitung. Er besitzt Hämoglobin, das besonders stark Sauerstoff bindet. Das braucht das Meer, dem es an Sauerstoff mangelt, zugleich oxidiert der Kotpillenwurm giftigen Schwefelwasserstoff. Durch regelmäßige Körperbewegungen erzeugt er einen Wasserstrom und bringt Nährstoffe in die Sandpartikel. Alle 30 Minuten kriecht der Wurm an die Oberfläche und gibt „verdauten“ Sand in Form einer Schnur ab. Ein millionenfaches Wunderwerk, das komisch aussieht, aber absolut hilfreich ist für das Meer und seine Umgebung.
Ein Wunderwerk ist auch das ganze Wattenmeer an der Nordseeküste von Skallingen in Dänemark über Deutschlands Ufer und bis nach Helder in den Niederlanden. Das wird sachkundig von Fotograf Martin Stock und Autor Tim Schröder dargestellt. Ihr Buch „Wunderwelt Wattenmeer“ ist hervorragend geeignet, das Unesco-Weltnaturerbe zu entdecken. In den 1960er Jahren war es gerade noch gerettet worden. Damals gab es Überlegungen, ins Watt Atomreaktoren zu platzieren. Naturschützer haben sich dagegengestellt und die Anlagen verhindert. Heute ist das ganze Watt ein Schutzgebiet.

Wie ein Gemälde erscheinen die Halligen im Meer.
Foto: Dr. Martin Stock

Eine Landschaft aus Eiszeiten
Das Wattenmeer sei „eine einzige Bühne, auf der die Natur wahre Dramen inszeniert“, schreibt Tim Schröder. Das Meer rückt näher und zieht sich zurück, immer im Gleichmaß der Gezeiten. Der durch Niedrigwasser freiliegende Grund der Nordsee wird als Watt bezeichnet. Das Wattenmeer ist das größte seiner Art auf der Erde. Auf einer Fläche von 9000 Quadratkilometern, 450 Kilometer lang, 40 Kilometer breit. Zwischen Hochwasser und Niedrigwasser liegt der zeitliche Abstand von durchschnittlich sechs Stunden und 20 Minuten. Das Wattenmeer bildete sich vor etwa 7500 Jahren, es ist eine geologisch junge Landschaft, die ihr Entstehen den Eiszeiten verdankt. Es hat die höchste „Primärproduktionsrate“ der Welt und ist für 60 Arten von Vögeln und 50 Arten an Fischen Rastplatz und bevorzugte Nahrungsquelle. Sie finden dort neben Krebstieren und Würmern auch Algen und Plankton.
In der dynamischen Landschaft des Wattenmeers betreibt der Mensch Fischfang, vor allem als Stellnetzfischerei. Neben Scholle, Seezungen und Flundern gibt es im Watt Nordseegarnelen und Miesmuscheln. Der Fang ist streng kontingentiert. Die Lebewesen, vor allem Muschelbänke, sind fester Bestandteil des Ökosystems.

Steinpicker, Foto: Dr. Martin Stock

Die Sinne werden angesprochen
Das Wattenmeer ist eine ruhige Landschaft, nur dem Rauschen des Meeres ausgesetzt. Der beständige Westwind bestimmt die besondere Stimmung. „Er formt die Wolken, die im Licht der untergehenden Sonne rot aufleuchten wie abstrakte Kunstwerke“, formuliert es Tim Schröder. Wer die Schönheit dieses Meeresteils empfinden will, muss sich Zeit nehmen zum Beobachten. Wie das Wasser tonnenweise zurückkehrt und es ein mächtiges Wogen gibt. Ist die Brandung stark, etwa bei einem Orkan, kann sie eine Dünenkette durchbrechen. Die Sturmflut wuchtet das tobende Nordseewasser, das Wattenmeer versinkt in Fluten. Und taucht daraus am nächsten Morgen in strahlendem Glanz hervor.
„Viele Wanderer, die sich bei diesem Wetter hinauswagen, machen sich einen Spaß daraus, sich mit dem ganzen Körper gegen den Sturm zu lehnen. Laut knatternd flattern die Ärmel der Regenjacken im Wund. Gischt peitscht das Gesicht. Die Luft schmeckt salzig“, so der Autor. Alle Sinne werden angesprochen, vor allem wenn die Sonne mit den Wolken und dem Regen konkurriert.
Im Frühjahr leuchten die Salzwiesen in frischem Grün, im Sommer blüht der Strandflieder violett. Der Geruch ist ein Gemisch aus Salz und Wiesen, frischen Algen und Schlick, darüber lagert sich das Kreischen der Brachvögel. Und wenn in der Abenddämmerung der Mond aufgeht und die Sterne leuchten, wird es romantisch.
Ist es Zeit für die Zugvögel, fliegen sie in riesigen Schwärmen heran, nach Skandinavien oder in Richtung Mittelmeer. „Das Watt bietet ihnen eine schier unbegrenzte Menge an Nahrung, an Würmern, Muscheln und Kleinkrebsen“, so Schröder. Das Auf und Ab der Schwärme, ihr Hakenschlagen und die verdunkelten Wolken sind ein Urerlebnis. Das Wattenmeer ist die letzte Wildnis Mitteleuropas. Ein einzigartiger Lebensraum mit gewaltigen Kräften, die das Revier gestalten. Der Betrachter vom Ufer schaut auf eine Landschaft mit Sandbänken als horizontalen Linien, die sich als farbige Bänder in der Ferne verschieben im unaufhaltsamen Wechsel von Ebbe und Flut.

Foto: Dr. Martin Stock

Das eigentliche Watt
Das Wattenmeer erscheint langweilig, wenn man es aus der Ferne betrachtet. Aber die verschiedenen Lebensräume – Inseln mit Dünen, Salzwiesen, Priele und tiefe Ströme – markieren die Seelandschaft. Wer genau hinschaut, entdeckt bald, dass die Sand- und Schlickflächen das eigentliche Watt bilden. Der Boden ist gespurt von Pflanzen und Tieren, ein ganzer Artenreichtum hat sich darauf abgebildet. Das Watt ist extrem produktiv.
Die Stoffe, die aus den großen Flüssen wie Elbe, Weser und Rhein in die Nordsee strömen, vor allem Phosphor und Stickstoff, werden als Dünger verwertet. So entstehen zum Beispiel Kieselalgen, ein Hauptnahrungsmittel vieler Vögel. Fische ernähren sich von Fischlarven und Kleinkrebsen. Fische wiederum gelangen in die Mäuler von Seehunden und Kegelrobben, die größten Raubtiere im Wattenmeer. Dort hat die Nahrungskette ihr ganz eigenes Ordnungssystem.
Wer bei Ebbe auf den Boden schaut, entdeckt zarte Gehäuse von Wattschnecken und Strandkrabben. Dazu mehrere winzige Organismen, die bei Fischen und Vögeln überaus begehrte Delikatessen sind. Manche Vögel haben sich im Laufe ihrer Entwicklung speziell dem Watt angepasst, etwa Säbelschnabler, die im Schlick ihre Beute finden. Silbermöwen mit ihren kräftigen Schnäbeln wiederum suchen Herzmuscheln, sie werden mit den Schalen gefressen und von ihren Magenmuskeln zermalmt.

Foto: Dr. Martin Stock

Blüten im Meer
Algen und Tang klammern sich an Steine und Felsen, um nicht weggespült zu werden. Aber es gibt auch Pflanzen mit Wurzeln, die Blüten tragen – Seegräser. Sie gedeihen in flachem, lichtdurchflutetem Gewässer, mit langen dünnen Blättern und kleinen Blüten, an denen manchmal Schnecken kleben. Ringelgänse und andere Vögel finden dort ihr Futter. Mit seinen Kohledioxidspeichern wirken die unspektakulären Seegräser dem Klimawandel entgegen. Die Seegrasbestände und -flächen sind größer geworden, was ein Beleg dafür ist, dass die Nordsee in den letzten Jahrzehnten sauberer geworden ist.
Der Wattboden ist von Kolonien an blauschwarzen, dickschaligen Miesmuscheln besiedelt. Die Tiere haben sich an tief liegenden Stellen im Watt verwurzelt, so dass sie auch wilden Stürmen widerstehen können. Sie öffnen ihre Schalen nur, wenn die Flut abgezogen ist, zugleich lassen sie durch einen schmalen Kiemenspalt Frischwasser einfließen, das filtert und reinigt. Die Miesmuschelbänke sind die einzigen Bewohner des Wattenmeers, die einen festen Halt in der ständig bewegten Landschaft haben. Vielen Menschen gelten sie als beste Früchte des Meeres.
Das Wattenmeer ist der letzte große Freiheitsraum in Europa, die ungezähmte Natur kann sich hier noch entfalten, wie sie will. Durch den Schutzfaktor kann sie ihre Schätze als natürliche Ressourcen beheimaten, wovon auch der Mensch profitiert. Insofern ist das Wattenmeer ein Paradies. Besucher, die es schätzen gelernt haben, zieht es immer wieder dorthin. In eine Region, die sich tagtäglich verändert.

„Nicht nur das Wachstum forcieren“

Über die Corona-Problematik, das Krisenmanagement und die Aussichten sprach Michael Wolf mit dem Geschäftsführer von Phoenix Reisen, Benjamin Krumpen.

MW: In wenigen Monaten hat sich die Kreuzfahrtwelt komplett geändert. Wann sind bei Phoenix Reisen die ersten Alarmsignale eingegangen?

BK: Etwa Mitte März haben wir verstanden, dass das etwas Längeres ist und nicht so schnell aus den Köpfen verschwinden wird.

MW: Was waren für Sie hierbei die wichtigsten und entscheidenden Entwicklungen?

BK: Am Anfang gingen viele davon aus, dass eine einfache „Grippe“ im Anmarsch ist, wie häufig im Winter. Wir haben da schnell reagiert, und die Hygienemaßnahmen bei den Hochseeschiffen wie bei jeder Grippe stark erhöht. (Die Saison für die Flussschiffe war da noch nicht eröffnet, Anm. d. Red.) Alle vier Schiffe waren zu diesem Zeitpunkt auf Weltreise. Eins war in Australien, eins in Asien, zwei in Südamerika. Wir hatten Glück bei der Routenplanung, da bestimmte betroffene Häfen in Asien wie Shanghai, Yokohama oder Hongkong nicht dabei waren. Die Schließungen der anderen Häfen schwappten sozusagen der Fahrt hinterher. In Südamerika hatten wir gehofft, davon verschont zu bleiben, aber Ende März war für uns klar, dass wir die Schiffe nach Hause bringen und uns um die Gäste kümmern mussten, die nicht mehr in den Urlaub fahren können.

MW: Wie haben Sie auf die Probleme reagiert?

BK: Wir haben schon immer ein vertrauensvolles Verhältnis zu unseren Gästen gehabt und auch einen guten Konsens mit den Reisebüros. Also haben wir unsere Erreichbarkeit erhöht, so dass wir fast alle Fragen persönlich beantworten konnten. Unsere Homepage wurde fast im Stunden- oder Tages-Rhythmus aktualisiert. Auch die fahrenden Gäste sind sehr transparent informiert worden.

In etwa 50% der Fälle konnten wir die Kunden überzeugen, umzubuchen. Geleistete Zahlungen wickeln wir sehr schnell ab, wollen damit auch ein Zeichen setzen, dass die Gäste einen verlässlichen Partner für ihren Urlaub gewählt haben.

MW: Es gab also die Wahl zwischen Erstattung oder Gutschein?

BK: Exakt, die Gutscheine enthalten einen Mehrwert von etwa 10 Prozent und können für eine neue zukünftige Buchung eingelöst werden, aber auch nach einer Erstattung bieten wir bei erneuten Buchungen diesen Nachlass. Um die Anfragen bewältigen zu können, haben wir auch die Kollegen zum Beispiel aus dem Flug- oder Gruppeneinkauf, die jetzt weniger zu tu hatten, für diese Arbeit hinzugezogen. Das ist das Schöne an der Phoenix-Familie: Hier packt jeder mit an, um diese Krise zu bewältigen.

MW: Wie ist die Buchungslage für 2021?

BK: Die Umbuchungen stimmen uns sehr positiv. Viele haben sich dafür entschieden, ihre Fluss- oder Hochseereise weiterhin bei uns zu buchen.

MW: Ihre Prognose: Wann wird die Kreuzfahrt wieder losgehen, und wann bei Phoenix?

BK: Für eine Antwort, wann und wie es wieder beginnt, fehlt mir die Kristallkugel. Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Flusskreuzfahrtmarkt etwas früher beginnen könnte mit Deutschland-Reisen, vielleicht auch Holland, Österreich oder Ungarn. Bei Hochseereisen können wir nicht davon ausgehen, im Juni wieder loszulegen.

MW: Was für Maßnahmen werden für zukünftige Reisen zum Schutz von Crew und Gästen getroffen?

BK: An den Konzepten arbeiten wir gegenwärtig. Es gibt Ideen, die Buffets zu reduzieren, die Essenssitzungen zu ändern oder die Crews in Einzelkabinen unterzubringen. Dabei sind wir auch abhängig von den Vorschriften in den verschiedenen Ländern.

MW: Was könnte man aus dieser Krise lernen?

BK: Erstmal muss man feststellen, dass auch eine extrem boomende Branche plötzlich sich mit einem Thema beschäftigen muss, mit dem kein Mensch gerechnet hat. Wir haben bei Phoenix immer gut gewirtschaftet, das gibt uns jetzt die Chance, diese Krise zu überstehen. Da sollte man anknüpfen, auf dem Boden der Tatsachen bleiben und nicht nur immer das Thema Wachstum forcieren. Was wir auch in der Vergangenheit immer besonnen angegangen sind. Das machen wir ja nicht nur für uns, sondern auch für die Crews, die uns mit ihren Familien z.B. in Indonesien oder auf den Philippinen seit vielen Jahren ans Herz gewachsen sind. Die wirtschaftliche Nahrungskette ist sehr umfangreich, das darf man nicht vergessen.

MW: Wie ist Ihre persönliche Einschätzung, wann es wieder weitergeht?

BK: Nach dem, was man liest und bedenkt, dass im Juni und auch danach bis August die meisten Veranstaltungen noch abgesagt sind, kann ich mir vorstellen, dass wir im Herbst wieder loslegen können. Das ist aber meine persönliche Meinung, es kann durchaus aus auch früher wieder beginnen. Aber es auch kann auch sein, dass es erst zu den Weihnachtsfahrten losgeht und wir eine komplette Saison verlieren.

MW: Und im Hochseebereich?

BK: Das kann genauso so sein, es kann früher beginnen, im worst case zu Weihnachten.

MW: Wie wird die KF nach Corona aussehen und ab wann wird alles so sein wie zuvor?

BK: Das ist schwer zu sagen. Banal gesagt: Kann man jeden impfen oder Medikamente bekommen, wird die Kreuzfahrt sehr schnell wieder da sein, wo sie vorher war. Aber das ist jetzt noch zu spekulativ.

Artania – Australische Quarantäne beendet

Am 17.04.2020, 22:00 Uhr australische Zeit, wurde die 14-tägige Quarantänezeit von MS Artania durch die australischen Behörden beendet. Das Schiff lag während der beiden Wochen im Hafen von Fremantle, Westaustralien. MS Artania wurde von örtlichen Firmen gereinigt und desinfiziert. Durch australische Seite wurde die Einhaltung der Hygienevorschriften  überprüft und endabgenommen. 

MS Artania hat am 18.04.2020 um 13:00 Uhr Fremantle verlassen. An Bord des Schiffes befinden sich noch 403 Crewmitglieder. Der Großteil der verbliebenen Crew ist von den Philippinen und aus Indonesien. MS Artania hat daher Kurs auf Südostasien genommen, um die Crewmitglieder am 23.04.2020 auf Bali und am 28.04.2020 in Manila zu ihren Familien zu bringen, bis Kreuzfahrten wieder aufgenommen werden können.

Am 19.04.2020 flogen 41 europäische Crewmitglieder, die für den Betrieb des Schiffes nicht unbedingt benötigt werden, mit einer Condor Chartermaschine von Perth nach Frankfurt. An Bord des Flugzeugs befanden sich überdies 18 Gäste von MS Artania, die aufgrund ihres positiven Covid19-Tests eine 14-tägige Quarantäne in Hotels an Land verbracht haben und von den australischen Gesundheitsbehörden als gesund eingestuft wurden. 
Das eigens gecharterte Flugzeug der Condor wurde auf dem Hinweg von Frankfurt dazu genutzt, Crewmitglieder von MS Amadea, MS Amera und MS Albatros aus Bremerhaven und Emden nach Manila zu bringen. Auf dem Rückweg wurden Deutsche, die in Thailand aufgrund der aktuellen Situation gestrandet waren, in Bangkok an Bord genommen.
Bis zuletzt hat Phoenix Reisen versucht, bei den australischen Behörden zu erwirken, dass das Gepäck aller Artania Gäste, welches beim Rückholflug am 29.03.2020 nicht befördert werden durfte, mit der Chartermaschine am 19.04.2020 auszufliegen. Leider wurde dies von den Behörden nicht genehmigt.

Neun Gäste verbleiben aufgrund positiver Corona Testergebnisse noch bis zur Vollendung ihrer Quarantäne in Australien. 

Acht Gäste sind nach ihrem erfolgreich absolvierten Quarantäneaufenthalt im Hotel wieder an Bord von MS Artania gegangen und treten mit dem Schiff die Heimreise nach Deutschland an.

Kapitän Morten Hansen, eine ca. 75-köpfige Crew sowie die verbliebenen Gäste werden mit MS Artania von Südostasien den Seeweg durch den Suezkanal und weiter nach Deutschland nehmen. Das Schiff wird am 31.05.2020 in Bremerhaven erwartet. 

Bedingt durch die Infektion mit dem Coronavirus sind leider drei Todesopfer zu beklagen; zwei männliche Gäste, 69 Jahre und 71 Jahre alt, sowie ein männliches Crewmitglied, 42 Jahre. Alle drei Patienten litten an Vorerkrankungen. Die Reederei BSM und Phoenix Reisen bedauern dies außerordentlich und sprechen allen Anverwandten ihre Anteilnahme aus. 

Die besondere Situation in diesen Corona Zeiten nahmen zwei Crewmitglieder zum Anlass, über ihre weitere gemeinsame Zukunft nachzudenken. Bevor MS Artania den Hafen verließ, wurden sie am 18.04.2020 auf der Pier in Fremantle von Honorarkonsulin Frau Dr. Maluga vor Abreise getraut.  

Text: PM Phoenix Reisen, Foto: Phoenix Reisen

AWI-Fotografin erhält „World Press Photo Award“

Die Bremer Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Dr. Claudia Schilling, gratuliert Esther Horvath zum „World Press Photo Award“. Die Fotografin und Bildredakteurin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) hatte mit ihrem Foto von einer Eisbärin mit ihrem Jungtier am Rande der MOSAiC-Expedition den weltweit renommierten Fotopreis in der Kategorie „Umwelt“ als Einzelbild gewonnen.

Ester Horvath, Foto: Alfred-Wegener-Institut, Harold Hager

Schilling: „Esther Horvath ist mit dem beeindruckenden Foto nicht nur eine tolle Momentaufnahme aus der Arktis gelungen, sondern sie bringt damit auch die Expedition ein Stück weit nach Hause in die Wohnzimmer der Bürgerinnen und Bürger. Es verdeutlicht umso mehr, dass es sich bei der MOSAiC-Expedition nicht um eine abstrakte Forschungsfahrt handelt, sondern dort wissenschaftliche Erkenntnisse für eine Vielzahl von Fragestellungen gesucht werden, die für uns alle von großer Bedeutung sind, wie beispielsweise über den Klimawandel.“
Die einjährige MOSAiC-Expedition endet im Herbst 2020. Dann wird die Polarstern wieder die Heimreise antreten und am 12. Oktober 2020 in Bremerhaven zurück erwartet. Schilling: „Das Land Bremen verfügt über ein starkes Forschungsprofil in den Polar- und Meereswissenschaften. Der Forschungseisbrecher Polarstern, mit seinem Heimathafen in Bremerhaven, ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Forschungsschwerpunkts.“

Text: PM Pressestelle des Senats Bremen, Fotos: Esther Horvath (Foto: Alfred-Wegener-Institut, Harold Hager), Eisbärenmutter und ihr Junges (Foto: Esther Horvath)

Stena offeriert Hospitalschiff für 520 Patienten

Vor dem Hintergrund der globalen Corona-Pandemie hat die schwedische Fährschiffreederei Stena RoRo Pläne zum Umrüstung ihrer seit 1. April in Uddevalla auf Warteposition liegenden RoPax-Großfähre Stena Saga zu einem Hospitalschiff mit 520 Betten erarbeitet und für die Umsetzung des Projekts einen Manager berufen. Nach Ansicht des Unternehmens könnte die Umwandlung des 1981 in Turku als Silvia Regina erbauten und zuletzt 2011 modernisierten 33750-BRZ-Schiffes, das über 590 Kabinen verfügt und 2230 Gäste sowie 510 Autos befördern kann, innerhalb weniger Wochen erfolgen. Damit könnte zusätzliche Hospital-Kapazität in von dem CoVid-19-Virus betroffenen Regionen zur Verfügung gestellt werden. Erste Kontakte wurden außer mit schwedischen Behörden auch mit Norwegen, Dänemark und Deutschland aufgenommen. Das seit 1994 auf der Route Oslo – Fredrikshavn eingesetzte Schiff war am 19.März wegen der Coronavirus-bedingten Restriktionen abgezogen und zunächst nach Göteborg beordert worden. Die mit dem alternativen Einsatz des Schiffes betraute Stena Line-Schwestergesellschaft Stena RoRo verfügt auch über umfassende Erfahrungen im Bau von Hospitalschiffen. Derzeit betreut sie im Auftrag der internationalen Charity-Organisation Mercy Ships den Bau der Global Mercy, die als weltgrößtes Hospitalschiff auf einer chinesischen Werft entsteht. Der dafür zuständige Projektmanager Rikard Olsson ist derzeit zurück in Schweden und soll nach Angaben von StenaRoRo-Chef Per Westling die Leitung des Stena Saga-Umbaus übernehmen. Dabei gehe es nicht um die intensivmedizinische Behandlung von Patienten, sondern um die Bereitstellung von zusätzlicher Bettenkapazität zur Entlastung der Krankenhäuser an Land, die sich dadurch stärker auf intensivpflichtige Coronavirus-Patienten konzentrieren können. Nach Angaben von Projektmanager Olsson könne der Umbau der Stena Saga innerhalb von zwei bis drei Wochen erledigt werden. U.a. seien für medizinische Behandlungen das bordeigene Ventilationssystem zu erneuern, Alarm- und Kommunikationssysteme zu installieren und die Anpassung der Inneneinrichtung erforderlich. JPM

Text: JPM, Foto: Stena Line