Kategorie: Ausgabe 2-21

Die Dresdner Prachtflotte

Die Elbfahrt auf einem historischen Raddampfer der Dresdner Weißen Flotte ist etwas Besonderes. Neun altehrwürdige Schiffe fahren dort, alle sind Originale. Roland Mischke berichtet.

Für den gebürtigen Dresdner Erich Kästner (1899-1974) war seine Heimatstadt die schönste der Welt, weil sie in einer eleganten Kurve am Fluss lag. Der Schriftsteller, der mit „Emil und die Detektive“ (1929) Ruhm erlangte, wohnte nahe der Elbe. Er schwelgte: „Wenn es zutreffen sollte, dass ich nicht nur weiß, was schlimm und hässlich, sondern auch was schön ist, so verdanke ich diese Gabe dem Glück in Dresden aufgewachsen zu sein.“

Foto: enapress.com

Kästner sah den Fluss jeden Tag, seine feierliche, grandiose Lage zwischen den Ufern und die muntere Flut, die sich durch das Zentrum der sächsischen Hauptstadt wälzte. Als er im Zweiten Weltkrieg die Stadt verließ und nach München zog, weil Dresden zerstört war, war er nie mehr so glücklich wie zuvor.

An der Hand der Mutter, einer Schneiderin, war er auf Raddampfern. Auf den Planken hörte er das sanfte Röhren der Dampfmaschinen, verfolgte das allmähliche Vorwärtskommen, das stoische Stampfen der Schaufelräder, die Energie, die sich in Bewegung umsetzte, und die Rauchschwärme der glühenden Kohleöfen im Unterschiff, die aus dem Schornstein nach oben wölkten und denen er hinterherträumte.

Früh lernte er, dass Geschwindigkeit nicht Maßstab einer Flussfahrt war, sondern das Dahingleiten auf dem Wasser. Unter den schrägen Holmen der Schiffsaufbauten und dem schnittigen Bug vornedran. Im Winter lagen die Schiffe an einem unsichtbaren Seil im Hafen, schneeweiß gepudert, wie mit Zuckerguss überzogen. Glücklicher kann ein Kind, das den Blick auf diese Spielzeugwelt richtet, nicht sein.

Foto: Sächsische Dampfschifffahrt/Weiße Flotte Dresden

Im Sommer ging es vom Terrassenufer entlang, zur Rechten die Brühlsche Terrasse, laut Goethe „der Balkon Europas“, die eklektizistische Kunstakademie von Lipsius, zur Linken die Staatskanzlei mit dem güldenen Fassadenschmuck, die Augustusbrücke, die es schon als Bogenbau im 16. Jahrhundert gab und die Canaletto 1748 wieder und wieder malte, und sich nie sattsehen konnte. Die Schlösserfahrt, heute die Attraktion, fand schon damals statt. Harmonie im sanften Elbtal, besetzt von einer anspruchsvollen Gebäudepracht, wie Schloss Pillnitz. Dann geht es stromaufwärts unter einer sanft ansteigenden Uferlandschaft, dann unter schroffen Hängen, die in das Elbsandsteingebirge übergingen.

Der Junge stand mittschiffs und verfolgte fasziniert, wie der Dampfer unaufhörlich die Schaufelräder bewegte und das Wasser klatschen ließ, während die Dampfzylinder ihre Arbeit verrichteten. Leicht vibrierte das Schiff. Kein Wunder, dass viele Bücher Kästners von staunenden Kindern handelten.

Die Raddampfer sind immer noch auf der Elbe, wie Kästner sie sah, wenngleich mehrfach überholt. Diese Dampfer lassen sich nicht allein auf funktionale Wasserfahrzeuge reduzieren. Sie sind eine geniale Erfindung aus der frühen Mitte des 19. Jahrhunderts, bei der eine ganz eigene Antriebsart kraftvoll werkelt mithilfe einer Achswelle, und die Schaufelräder antreibt. Schauen Passagiere in das heiße Unterschiff, empfinden viele von ihnen, dass die Maschinen atmen wie der Mensch es tut.

Foto: Sächsische Dampfschifffahrt/Weiße Flotte Dresden

Das hat auch Prominente auf die Personendampfer gelockt. 1897 lud Sachsens König den König von Siam zur Dampferfahrt ein, sie führte auf der Hohenzollern nach Meißen. 1901 kam es zur „Kaiserfahrt“, als Österreichs Kaiser Franz Josef auf die Habsburg stieg und ins böhmische Aussig schipperte. Preußenkaiser Wilhelm II. begab sich 1909 auf dem nach ihm benannten Schiff mit König Friedrich August II. nach Meißen. Der Präsident von Nordkorea, Kim Il Sung, ein Diktator, war 1984 zum Staatsbesuch in der DDR. Die Dresden begeisterte ihn, so dass er um eine Kopie des Schiffs bat und es zu Hause eins zu eins nachbauen ließ; es liegt bis heute im Hafen von Pjöngjang.

2002 gingen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Russlands Präsident Wladimir Putin an Bord der Meißen. 2011 fuhr die Entertainerin Hella von Sinnen im Rahmen der Zwingerfestspiele auf der Wehlen. Bundespräsident Joachim Gauck war 2012 mit 200 Diplomaten auf der Leipzig. Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ sich mitsamt ihrer Familie 2014 auf der Pillnitz nach Königstein bringen. Und der Sänger der Band Rammstein, Till Lindemann, durfte auf demselben Schiff sogar kurz ans Steuerrad….

… Erfahren Sie mehr in der aktuellen AN BORD.

Ahoi Excellence!

Vor Kroatiens Küste kreuzt durch türkise Wasser ein Schiff, das die Zukunft der Kreuzfahrt einläutet: die EXCELLENCE ADRIA – klein, elegant, familiär. Szenen aus dem Logbuch. Anita Lehmeier berichtet.

Wir schreiben das Jahr eins von Corona. Die ganze Kreuzfahrtbranche liegt am Boden beziehungsweise im Hafen. Die ganze Kreuzfahrtbranche?
Nein! Die Cruisejacht EXCELLENCE­ ADRIA,­ im Mai 2020 werftneu zu Wasser gelassen,­ war auf ihrer Jungfernfahrt im Juni 2020 vor der Küste Kroatiens unterwegs. Während einwöchiger Inselhoppings schippert sie Passagiere – maximal 37 bei voller Auslastung – zu den schönsten Badebuchten und Städten. Die EXCELLENCE ADRIA punktet in der neuen­ Ära des Reisens mit ihrer Kleinheit.

Foto: Gordan Ukic

Mit 54 Metern Länge, 8,6 Metern Breite und drei Decks erinnert das Schiff mit seiner eleganten Halbbogenkonstruktion an die Privatjachten von Bond-Bösewichten. An Bord wird aber nicht die Übernahme der Weltherrschaft geplant, man geniesst vielmehr, der Weltherrschaft des bösen Virus für eine Weile entfliehen zu können.

In den Innenräumen und an Deck bietet die Cruisejacht den drei Dutzend Passagieren sogar Platz genug, die Abstandsregeln einzuhalten. Im Hafen von Rijeka, wo wir nach 90-minütigem Flug nach Zagreb und knapp zweistündigem Bustransfer eintreffen, ist die EXCELLENCE ADRIA der Selfie-Hotspot für die einheimischen Touristen. Sie sind wegen der Veranstaltungen in die diesjährige Kulturhauptstadt Europas gekommen. Die Events wurden alle abgesagt – jetzt schiessen sie dafür Familienfotos vor dem blütenweissen Schiffsrumpf mit den tiefschwarzen Tauen. Für unsere Gruppe folgt der einzige unangenehme Moment der Reise, der sich nach allen Landgängen wiederholen wird: Wir gehen über die Gangway an Bord, die neidvollen Blicke der Zaungäste im Rücken und die Denkblasen „Geldsäcke!“ über der Mole. Wenn die wüssten, wie erschwinglich Ferien auf der EXCELLENCE ADRIA tatsächlich sind.

Foto: Gordan Ukic

Während wir die Kabinen beziehen, sticht unser kleines Traumschiff in See Richtung Insel Krk. Beim ersten Apéro­ auf dem Sonnendeck wird das familiäre Du an Bord etabliert und die zehnköpfige Crew vorgestellt. Erst jetzt checke ich, dass der gutaussehende Herr mit den silbernen Schläfen, der meinen Koffer in die Kabine gebracht hat, unser Kapitän ist! Und der Eigner dieser sowie zwei weiterer Cruisejachten. Er entstammt einer langen Reihe von Käptens, sein ältester Sohn hat neulich das Patent gemacht. Während wir gemächlich dem Sonnenuntergang entgegengleiten, kreisen die Gespräche nur um ein Thema: die so elegante wie funktionale Ausstattung der Kabinen.

Foto: enapress.com

Die Damen kriegen sich kaum ein über die begehbaren Schränke. „Wir haben sogar zu zweit drin Platz“, schwärmt das Mutter-Tochter-Duo aus der Ostschweiz, das mit zwei Jass-Freundinnen unterwegs ist. Beim Nachtessen outet sich der Grossteil unserer Gruppe als Kreuz- und Flussfahrt-Habitués. Alle sind sich einig: Die EXCELLENCE ADRIA ist das schönste Schiff, auf dem sie je gecruist sind. Ein Paar, das die gleiche Reise eine Woche zuvor gemacht hatte, verlängerte spontan die Ferien, um nochmals mitzuschippern. Eine sportive Alleinreisende lobt die Barfussqualität der Marmor-, Holz- und Teppichböden; sie wird ihre Schuhe nur für die Landgänge aus dem Schrank holen. Das Rentnerpaar aus Solothurn verliebte sich in das Modellbild des Schiffes im Prospekt von Mittelthurgau, buchte und feiert gleich am ersten Abend am Bord seine Goldene Hochzeit.

Natürlich ist Ivica Mazar auf solche Events vorbereitet. Der Küchenchef ist der zweitwichtigste Mann an Bord. Schliesslich ist Essen ein zentraler Aspekt jeder Kreuzfahrt. Von früh bis spät sorgt er mit vielfältigen Frühstücksbuffets und meist zweimal am Tag mit fantasie­vollen Mehrgängern für das leibliche Wohl der Gäste. Sobald die Märkte morgens öffnen, holt der Sohn einer Fischerfamilie das Beste aus dem Meer. Aufs Budget achten müsse­ er nicht, erzählt der Bord-Neuling stolz. Kapitän Jure lasse ihm freie Hand. Das habe er schon bei der Ausstattung der Küche so gehalten: Ivica durfte die Kombüse frei nach seinen Wünschen einrichten. Mitunter ein Grund, seinen Job in einem Luxushotel aufzugeben, die Familie den Sommer über an Land zurückzulassen und fortan auf schwankendem Boden zu arbeiten. Jure habe ihn drei Jahre lang bekniet, in seine Crew zu kommen. Jetzt brilliert Ivica, assistiert von seiner Gehilfin Dada, und interpretiert die klassische kroatische Küche auf moderne leichte Art. Das Ganze auf Wunsch selbstverständlich auch veggie, vegan und glutenfrei.

Zu den täglichen Ritualen an Bord gehören die Badestopps. Kapitän Jure steuert auf seinen Wegen von Insel zu Insel die schönsten einsamen Buchten an. Hier baden die Gäste fernab vom touristischen Rummel der kroatischen Strände.

Foto: Reisebüro Mittelthurgau

Matrose Andelo, dreifacher kroatischer Lifeguard-Meister, schwimmt mit Tauen ans Ufer, vertäut das Schiff und wacht dann mit Adleraugen über die Sicherheit der Passagiere. Dank fehlender Industrie ist das Wasser von verblüffender Klarheit und einem Türkisblau, das man sonst nur auf den Malediven sieht. Wer bei Tisch zu oft zugelangt hat oder einfach mal Ruhe will, zieht sich auf eines der beiden Sonnendecks zurück, geniesst die herbe Schönheit der Küstenlandschaften oder schaut den Matrosen zu, die von morgens bis abends sorgsam den vielen Chromstahl der schwimmenden Schönheit polieren, als wärs ihr eigenes Schiff.

Mit Land, Leuten und Kultur in Kontakt kommen „Excellence“-Kreuzfahrer bei den Landgängen – begleitet von regionalen, Deutsch sprechenden Guides. In Krk, Rab, Zadar und Mali Losinj vereint sich das historische Erbe mit dem Flair moderner Tourismusdestinationen. In Mali Losinj gibt es übrigens den schönsten Mann Kroatiens zu besichtigen: den Athleten Apoxyomenos. Der griechischen Bronzestatue in Lebensgrösse – 1997 von einem Taucher zufällig entdeckt und sechs Jahre lang aufwendig restauriert – wurde ein eigenes, spektakuläres Museum gewidmet, nachdem der Jüngling im Louvre, im British Museum und im Getty Museum für Aufsehen gesorgt hatte.

Die Welle der neuen Expeditionsschiffe

Im Segment der Expeditionskreuzfahrten stehen reihenweise Neuentdeckungen an: Voraussichtlich 14 eisverstärkte Polarschiffe nehmen in diesem Jahr den Betrieb auf. Dazu kommt noch die eine oder andere bereits im letzten Jahr ausgelieferte Einheit, die bisher noch nicht mit Gästen unterwegs war. Und bis ins Jahr 2023 dürften nochmals rund 16 neue spezialisierte Schiffe folgen. Beat Eichenberger recherchierte.

Die Nachfrage für Expeditionen an Bord eisverstärkter Schiffe ist in den letzten Jahren im Zuge der generell boomenden Entwicklung von Seereisen markant gewachsen. Dies hat mehr und mehr Anbieter bewogen, ihre Kapazitäten zügig auszubauen – was im Umkehrschluss wiederum die Nachfrage befeuert. Waren einst Expeditionsschiffe oft ältere, umgebaute Forschungsschiffe oder vereinzelt auch Eisbrecher, sind heute immer mehr so moderne, gar höchst luxuriöse Einheiten in polaren Gewässern und entlegenen Warmwasserzielen unterwegs.

Foto: MyWorld – stock.adobe.com

Rasant anwachsende Kapazitäten

Noch 2018, so eine Industrie-Studie, zählte die weltweite Flotte spezialisierter Expeditionsschiffe 73 Einheiten mit insgesamt 9640 Betten. Mit den seither ausgelieferten und noch in diesem Jahr zu erwartenden Neubauten kann sich diese Zahl 2021 auf 104 Einheiten mit total 17‘000 Betten erhöhen. Diese Zahlen zeigen übrigens auch auf, dass die durchschnittliche Kapazität eines Expeditionsschiffes von einst 132 (2018) auf 163 (2021) ansteigt, was allerdings unverändert massiv weniger ist als auf „klassischen“ Kreuzfahrtschiffen. Das ist auch der Vorschrift geschuldet, dass in der Antarktis nur maximal 100 Personen gleichzeitig an Land gehen dürfen.

Foto: enapress.com

Es versteht sich von selbst, dass die Bauaufträge für die Schiffe, die im letzten Jahr zur Auslieferung kamen und in diesem und den nächsten Jahren fertig erstellt werden, noch in den Jahren vor der Covid-Pandemie erteilt wurden – ein Spiegelbild des unverrückbaren Glaubens in der Industrie an einen anhaltenden Cruise-Boom. Jetzt, zum unglücklichen Zeitpunkt einer aussergewöhnlichen Krisenzeit, erhalten die Reedereien ihre zusätzlichen neuen Kapazitäten, deren Einsatz im Augenblick noch eine echte Herausforderung ist.

Dies gilt natürlich – um diese Feststellung in ein Gesamtbild einzuordnen – nicht nur für die Expeditionsschiffe, sondern für sämtliche neuen Kreuzfahrtschiffe, die seit dem Ausbruch der Pandemie ausgeliefert werden. Im letzten Jahr waren es insgesamt 15 Neubauten („klassisch“ wie eisverstärkt), die zum grössten Teil bis heute noch nie mit Gästen unterwegs waren. Und in diesem Jahr sollen gar 28 neue Schiffe von den Werften an die Reedereien übergehen, wobei die Tatsache, dass die Hälfte davon kleinere, eisverstärkte Expeditionsschiffe sind, wieder zum Thema zurückführt….

…Lesen Sie weiter in der aktuellen AN BORD.

Taufe in Memphis

Noch in Pandemiezeiten ging auf dem Mississippi ein neuer Schaufelraddampfer der American Queen Steamboat Company an den Start: Am 21. März wurde die American Countess in New Orleans getauft. Es ist das vierte Flussschiff der Reederei. Michael Wolf stellt zusammen.

Posieren für ein Gruppenfoto bei der Taufe der AMERICAN COUNTESS:
Captain Bobby Duncan (links), Taufpatin Angie Hack, Claudette Waggoner und John Waggoner (Mitte).
Foto: Josh Brasted

Der Chairman und CEO von AQSC John Waggoner, musste bis zum letzten Moment bangen, dass das neue Schiff tatsächlich von der amerikanischen Behörde CDC die Ausnahmegenehmigung von der Regelung bekommen hatte, die zu diesem Zeitpunkt ein Betriebsverbot für Schiffe über 250 Menschen an Bord vorsah. „Ich muss mich mal kneifen,“, lachte er vor seiner Rede. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir hier alle stehen“. Er nannte die American Countess ein „ein modernes amerikanisches Meisterwerk, das die Gäste unbedingt erleben wollen.“

Die geladenen Gäste mussten im Übrigen einen Tag vor der Taufzeremonie einen Covid-Test durchführen.

Louisianas Governor Billy Nungesser sagte bei seiner Ansprache, dass der Tourismus auf dem Mississippi rasch wieder seinen Stand wie vor der Pandemie erreichen möge. Dazu trägen besonders die Flusskreuzfahrten mit ihren diversen besuchten Ort am Fluss bei.

Die Taufe war auch diesmal wieder eine „Familienangelegenheit“ – während Waggoners Frau Claudette bereits 2014 Patin bei der Taufe der American Empress war, konnte seine Tochter Marissa Applegate 2017 die American Duchess taufen. Heute war die zweite der drei Töchter der Waggoners die Godmother – Angie Hack.

American Queen Steamboat Company / www.AQSC.com

Sie schleuderte an der Waterfront von New Orleans eine Flasche Maker‘s Mark Bourbon-Whiskey an die Bordwand. Whiskey statt Champagner zum Taufen – das hat bei American Queen Steamboat Company schon Tradition. Bei der Taufe der American Queen 1995 war es sogar eine 80 Liter-Flasche mit Tabasco, die „vertauft“ wurde….

…Lesen Sie weiter in der aktuellen AN BORD.

Klassiker mit Stil

Die VASCO DA GAMA ist der neue Flottenzugang bei nicko cruises. Oliver Asmussen hat sich schon einmal an Bord des schön-designten klassischen Kreuzfahrtschiffes umgeschaut.

Es ist ein Klassiker zum verlieben: auf dem Promenade Deck fällt direkt eine weitläufige Teakholz-Promenade ins Auge, die einmal komplett um das Schiff herum verläuft. Leider ist das auf den meisten Neubauten nicht mehr der Fall – entweder weil es eine solche Promenade gar nicht mehr gibt oder weil sie nur um einen Teilbereich des Schiffes herum verläuft. Das Atrium erstreckt sich über drei Decks. Für ein 29 Jahre altes Kreuzfahrtschiff sind die Dimensionen beeindruckend. Eine große, geschwungene Treppe verläuft seitlich innerhalb des offenen Bereiches und verbindet die Decks jeweils einzeln miteinander. Insgesamt wurde im gesamten Atrium viel Messing verwendet, was bis vor einigen Jahren noch zur modernen Einrichtung der meisten Kreuzfahrtschiffe gehörte. Auch im Jahr 2021 wirken die Messingbeschläge keineswegs altmodisch, sondern eher maritim und klassisch. Sie passen perfekt in dieses Schiff und die Fans klassischer Kreuzfahrtschiffe dürften sich an diesem Anblick erfreuen.

Foto: Oliver Asmussen/Oceanliner-Pictures.com

Auf dem Boat Deck liegt vorn das Hollywood‘s Theater mit kleinen Tischlämpchen und Abstelltischen für Getränkegläser. Es erstreckt sich über zwei Decks. In nächster Nähe liegen die Foto-Galerie und das Bordreisebüro.

Auf dem selben Deck befinden sich mehrere Konferenzräume sowie ein kleines Theater, Auditorium genannt. Direkt neben dem Atrium liegt auf der Backbordseite die Weinbar.

Ganz am Heck vom Boat Deck befindet sich das Waterfront Restaurant Classic. Im mittleren Bereich entsteht durch eine außergewöhnliche Deckenhöhe zunächst der Eindruck, das Restaurant würde sich über zwei Decks erstrecken. Es gibt auch eine größere Anzahl an 2er-Tischen. Stilvolle Dekorationsdetails schmücken den gesamten Restaurantbereich der durch zeitgemäße, dünne Stoffe, warme Pastellfarben und ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept auffällt.

Auf dem Upper Deck im Heckbereich der Vasco Da Gama liegen die zwei Spezialitätenrestaurants Waterfront Eurasia und Waterfront Mediterranean, die sich in einem komplett unterschiedlichen Stil präsentieren. Im Empfangsbereich des Waterfront Mediterranean Restaurant steht ein Eye-Catcher, ein zu einem Tresen umgebauter Vespa-Roller. Auch wenn man mit diesem natürlich nicht mehr fahren kann, so sind solche Highlights auf Schiffsklassikern heutzutage eine Besonderheit. Blumendekorationen und Wandbilder italienischer Schauspieler sowie markanter Sehenswürdigkeiten komplettieren den außergewöhnlichen Eindruck.

Das Waterfront Eurasia ist im Vergleich zum Mediterranean deutlich dunkler gestaltet. Dieser erste Eindruck ändert sich nach wenigen Minuten, wenn sich die Augen an das gedimmte Licht gewöhnt haben. Eine moderne, blaue LED-Beleuchtung setzt die dunklen Designelemente im Restaurant in Szene. Im Waterfront Eurasia wird eine größere Auswahl asiatischer Gerichte serviert.

Foto: nicko cruises

An das Waterfront Eurasia grenzt der Chef‘s Table als weiteres Spezialitätenrestaurant. Auf der Steuerbordseite neben dem Waterfront Mediterranean Restaurant liegt ein weiteres Spezialitätenrestaurant, The Grill. Wie der Name vermuten lässt, werden hier alle erdenklichen Spezialitäten vom Grill serviert. Ein Lesezimmer mit angrenzender Bibliothek schließen sich dem Restaurant an….

…Lesen Sie weiter in der aktuellen AN BORD.

Unbekanntes Mittelmeer

French Style und Destinationen, die nicht Mainstream sind. Michael Wolf checkte auf der LE LYRIAL ein.

Für viele Passagiere ist es ein Höhepunkt, ein lange erwarteter Moment: die Durchquerung des Kanals von Korinth. In dichten Gruppen stehen sie auf den vorderen Decks, ein Glas Champagner oder einen­ Cocktail in der Hand. Trotz der späten Stunde zeigt man Präsenz – eine solche Besonderheit will sich keiner entgehen lassen – und das bereits am ersten Abend der Reise.

Foto: enapress.com

Als die Küste auftaucht, kann sich niemand vorstellen, dass die winzige Öffnung in der Mitte der Felsen vor uns genug Platz für ein Schiff bieten sollte. Einige Lichter tauchen auf, der kleine Schlepper, der in der Dunkelheit auf die LE LYRIAL gewartet hatte, nimmt seinen Kunden „an die Leine“.

Langsam gleitet das Schiff auf die Küste zu. Wundersam öffnet sich der kleine Spalt in den Felsen, verschlingt die LE LYRIAL. Bordscheinwerfer tasten die Ufer rechts und links ab, die sich auf wenige Zentimeter nähern, verschreckt fliegen einige Vögel auf. Steil ragen die Felsen auf, scheinen sich über uns fast wieder zusammen­zufügen, zwischen ihnen glitzert hoch oben der griechische Sternenhimmel. Etliche Gäste schauen sich das Manöver auf der fast immer offenen Brücke an – ein geniales Schauspiel.

Vor unserem Schiff müht sich unüberhörbar der Schlepper – ­der Dieselmotor übertönt bisweilen die klassischen Weisen der Bordlautsprecher und Erklärungen des Lektors. Dichte Rauchschwaden aus dem Schornstein vor uns unterstreichen die schwere Arbeit des offensichtlich nicht ganz jungen Arbeitsschiffes – und hüllen die gesamte Vorderfront der LE LYRIAL bisweilen in einen schwarzen und nicht gerade nach edlem Parfum riechenden Nebel, durch den man wie Fetzen Teile der Kanalwände vorbeihuschen sieht.

Foto: enapress.com

An der guten Stimmung auf der LE LYRIAL ändert das nichts. Als die Küste nach dem Ende des Kanals hinter uns kleiner wird und Signalleuchten langsam am Horizont erlöschen, sind sich alle Gäste einig: Diese Kreuzfahrt beginnt bereits mit einem Highlight.

Schon zu Beginn der Fahrt hätte man die kleine LE LYRIAL im Kreis der großen Schiffe im Hafen von Piräus fast übersehen. Die langen Ströme der Passagiere, die von zahllosen Bussen ausgespuckt wurden, fließen aber heute in die Bäuche der Megaliner. Dazu vergleichsweise wenige Gäste gehen die kleine Gangway zum Schiff hinauf, die eher einer kleinen schnittigen Yacht ähnelt. Und so wird man heute auch an Bord empfangen: Obwohl viele Gäste individuell anreisen, steht ein hochkarätiges Empfangskomitee an der Reling bereit – Hoteldirektor Eric Noir (der im Übrigen vorzüglich Deutsch spricht) und Monsieur le Commandant Régis Daumesnil persönlich, sekundiert von den charmanten Damen und Herren des Showensembles, wie sich später zeigen wird….

… Lesen Sie weiter in der aktuellen AN BORD.

Ausgabe 2/2021

Auszüge aus den Artikeln der neuen Ausgabe.
Die vollständigen Artikel und weitere spannende Beiträge finden Sie – wie gewohnt – in der neuen Printausgabe von AN BORD bei Ihrem Zeitschriftenhändler oder hier:
AN BORD bestellen