Kategorie: Ausgabe-2019-02

„Heimathafen“ in Schottland

Die Flotte des britischen Kreuzfahrtanbieters Fred. Olsen Cruise Lines hat während der aktuellen Aussetzung der Kreuzfahrten durch die COVID-19 Pandemie (bis 23. Mai) im Firth of Forth an der schottischen Ostküste im Norden Großbritanniens „Quartier bezogen“. Die Schiffe BLACK WATCH, BRAEMAR, BALMORAL und BOUDICCA liegen bei Rosyth auf Reede. An Bord jedes Schiffes ist, nach Angaben des Managing Directors Peter Deer, eine kleine Crew, die sich um die „essentiellen Operationen“ kümmert.

UPDATE: Die Reisen wurden bis 23. Mai und darüber hinaus lt. einer Pressemitteilung ausgesetzt. Auch die ersten fünf Reisen des Flussschiffs BRABANT wurden annulliert. Die Hochseeschiffe Balmoral, Braemar, Boudicca und Black Watch verbleiben währenddessen im Firth of Forth.

Quelle: PM Fred. Olsen Cruise Lines, Foto: Fred. Olsen Cruise Lines

Weiterer Neubau für SunStone

Am 11. April hat SunStone Ships die Verträge für den Bau eines sechsten INFINITY-Klasse-Schiffes unterschrieben. Das Schiff mit X-Bow von Ulstein & Solutions, hat eine Länge von 104 Metern, 18 Metern Breite und einen Tiefgang von 5,1 Metern. Ausgelegt ist der Neubau für 130 bis 200 Passagiere und eine Crew von 85 bis 115. Das INFINITY-Klasse-Schiff soll über die Eisklasse 1A und den Polar Code 6, sowie eine Safe-Return-to-Port-System, eine dynamische Positionierung und Zero-Speed-Stabilisatoren verfügen. Ausgestattet wird das ab September 2021 eingesetzte und bereits in einem Langzeit-Charter platzierte Schiff mit Swimmingpool, Bar und Restaurants, Lounges, Boutique, Spa- und Sportbereich.
SunStone ist derzeit in Verhandlungen über für den Bau von vier zusätzlichen Schiffen, das siebte INFINITY-Schiff soll im Mai bestellt werden, die optionierten drei weiteren Schiffe im Laufe des Jahres.
Derzeit werden die INFINITY-Klasse-Schiffe GREG MORTIMER, die im August 2019 abgeliefert werden soll, gebaut. Im September 2020 soll die OCEAN VICTORY, im Februar 2021 die OCEAN EXPLORER, im März 2022 die OCEAN ODYSSEY und im September 2022 die OCEAN DISCOVERER folgen.

Meine Passion

Die 43-jährige Finanzexpertin Rania Al-Mashat ist seit Januar 2018 Tourismusministerin in Ägypten. Erstmals steht somit eine Frau an der Spitze des Ministeriums. Über ihre Pläne, auch den Kreuzfahrt-Tourismus im Land der Pharaonen zu pushen, sprach sie mit Michael Wolf.

Was sind Ihre Prioritäten im ägyptischen Tourismus?

Als ich Ministerin geworden bin, haben wir die wichtigsten Interessenvertreter zusammen an einen Tisch gebracht, also den Privatsektor, die Regierung und das Parlament.
Die Vision war, einen nachhaltigen Tourismus zu ­kreieren, der im internationalen Bereich wettbewerbsfähig ist und den wichtigsten internationalen Standards entspricht. Zudem war die Idee, dass in jedem ägyptischen Haushalt zumindest eine Person im Tourismus tätig sein sollte.

Wie gehen Sie dabei voran?

Wir sind dabei, mit unserem Programm zu trainieren, die ethischen Fragen des Tourismus zu erläutern, was es bedeutet, einen Besucher „willkommen zu heißen“. Wir haben Wettbewerbe in Schulen bei denen Kinder Videos hochladen können, wie sie mit Touristen umgehen. Sie bekommen dann Titel wie „ägyptischer Tourismus-Botschafter“ verliehen.
Bei den Hotels arbeiten wir sowohl an der Hardware (die Hotels und die Infrastruktur), als auch an der Software (den Mitarbeitern). Die Sterne-Klassifizierungen wurden seit 2006 nicht geändert.

Was wussten Sie über Kreuzfahrten, als Sie vor einem Jahr Tourismusministerin wurden?

Luxor und Assuan waren immer auf meiner Winterferien-Liste, in der Universitätszeit bin ich auch mit Freunden auf Kreuzfahrten gewesen. Ägypten ist wunderschön. In der Region zwischen Luxor und Assuan kann man veritables Tempel-Hopping machen.
Der Nil ist ein sehr wichtiges Geschenk für Ägypten.
Die Geschichte des Flusses ist faszinierend. Es war der Weg, die Steine zu transportieren, aus denen die Pyramiden errichtet wurden. Der Nil und Nord-Ägypten ist blau, weit und schön. In Abu Simbel herrscht eine unfassbare Schönheit und Ruhe. Die Pharaonen erzählen Geschichten. Wenn Sie hier auf einer Kreuzfahrt sind, tauchen Sie in diese Geschichten ein. In ihr Leben, wie sie sich vorbereitet haben für das Leben nach dem Tod, die Magie ihrer medizinischen Instrumente – in Kom Ombo, in Edfu, die Astronomie. Es ist ein idealer Weg, den Geist der Menschheit zu entdecken.

Der Nil hat jetzt wieder einen deutlichen Zuwachs an Touristen erlebt.

Ja, es gibt einen Aufschwung der Nilkreuzfahrten. Gleichzeitig wurden die meisten Schiffe upgedatet, auch nach sicherheitsrelevanten Aspekten.
Dies geschieht in Kooperation mit der ägyptischen Tourismus-Föderation, unter voller Einbindung des ­Privatsektors, der 98 Prozent des Business ausmacht. Darauf bin ich stolz.
Unsere Rolle als Ministerium ist es, dass die Regeln eingehalten und aktualisiert werden, die Konkurrenz­fähigkeit gewährleistet wird, aber auch immer mehr Business im und für das Land zu etablieren. Einige Firmen investieren in neue Schiffe, auch die lange ­Kreuzfahrt von Kairo nach Luxor wird wiederbelebt. Das sind sehr erfreuliche Entwicklungen.

Wie wichtig ist der Kulturtourismus in Ägypten?

Ägypten ist vielfältig: es gibt das Meer und die Sonne. Und den Kulturtourismus, den wir wiederbeleben ­möchten. So ist es einzigartig, dass die komplette Region von Luxor Teil des UNESCO Welterbes ist.
(Anmerkung der Redaktion: Abu Simbel war das erste Projekt der UNESCO vor dem Bau eines Stausees. Die Rettung der Tempel von Nubien war ein weltweites Gemeinschaftsprojekt zur Erhaltung des Kulturerbes. Die Idee der Welterbekonvention wurde in Abu Simbel gefasst.)

Ich gebe Ägypten meinen Verstand, mein Herz, meine Seele. Ägypten besitzt mich. Jede Zelle meines Körpers ist für das Land, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.
Ägypten zu dienen, indem wir zu einer Politik beitragen, die den Reichtum des Nils an alle seine Bürger weitergibt, ist nicht nur eine Mission, sondern eine Leidenschaft.

Rania Al-Mashat, Tourismusministerin Ägypten

Dabei wird Ihnen das Grand Egyptian Museum (GEM) helfen?

Genau. Das GEM soll Ende 2020 eröffnet werden.
Es ist das einzige Museum, wo man ägyptisches Erbe ­sehen kann, und die Pyramiden als Kulisse hat. Über das GEM wollen wir die Leute daran erinnern, was uns unterscheidet und auf was wir stolz sind.

Gibt es Masterpläne für den Kreuzfahrtbereich?

Wo die Kreuzfahrt stoppt ist ein wichtiger Punkt.
Wir haben Liegeplätze in Luxor und Assuan. Wir ver­suchen diese auszubauen, so dass wir mehr Touristen empfangen können. Wir möchten auch gern Al-Minya, die Heimat von Echnaton, als neues Kreuzfahrtziel einführen, weil es fantas­tische Tempel besitzt.

Ist auch der Hochseemarkt im Fokus?

Es gibt eine Vereinbarung zwischen Griechenland, ­Zypern und Ägypten, geopolitische Kooperationen und eine Kreuzfahrtlinie. Das Programm der Anlaufhäfen
ist finalisiert. Wir hoffen, Ende 2019/Anfang 2020 diese Reisen anbieten zu können. Wir haben ein sign-up für eine Route zwischen den drei Ländern. Darauf wird der Hafen von Alexandria gut vorbereitet. Auch für die Schienenverbindung nach Kairo gibt es einen detaillierten Plan.
Die Mittelmeerküste Ägyptens ist im Fokus: Ich bin als Kind jeden Sommer dort gewesen, mein Lieblingsplatz zum Schwimmen. Die Strände die wir am Mittelmeer haben sind fantastisch.

Hatten Sie ein Vorbild für dieses Tourismus-Konzept?

Nein. Ich denke, Ägypten hat immer eine Vorreiterrolle gegenüber anderen Ländern im Tourismusbereich gehabt und die Standards gesetzt.

Ihr persönlicher Tipp?

Ich liebe die Tempel von Kom Ombo und Philae. Kom Ombo, weil an den Wänden des Tempels zahlreiche Elemente der Astronomie zu finden sind. Instrumente der Medizin, Detailvielfalt an den Wänden. Man kommt nur dahin, wenn man eine Kreuzfahrt macht.
Der Philae Tempel gehört zu meinen schönsten Kindheits- und Jugenderinnerungen.

Foto: enapress.com, Fotoaufmacher: AdobeStock

Maritime Events

Windjammer und Traditionssegler haben eine Zukunft – nicht allein an den Küsten von Nord- und Ostsee. Auch in unseren Nachtbarländern und in Übersee sind sie beliebt. Lothar Lorenz hat eine Auswahl unterschiedlicher „maritimer Events“ zusammengestellt.

Foto: Alvov/shutterstock.com

Durchs Herz von Frankreich

Die Oberleitungsmasten fliegen nur so vorbei. Kurz nachgerechnet ergibt sich ein Tempo von 360 Sachen. Der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV lässt bei Peer Schmidt-Walther keinen Gedanken daran aufkommen, schon bald komplett ausgebremst zu werden – auf dem Péniche-Kabinenschiff DEBORAH.

Briare, in der Region Loiret. Das kleine Städtchen liegt an der Grenze zum Burgund, wo auch der Verbindungskanal zwischen Seine und Loire mündet. Schon 1642 wurde hier nach 38 Jahren Bauzeit der Briare-Kanal fertiggestellt, der erste größere in Europa. Wasser und Land sind hier also eng miteinander verflochten, wofür nicht nur die zahlreichen Brücken und Schleusen ein beredtes Indiz sind. Früher wurden die Waren der Loire-Schiffe im seeartigen Hafen auf die großen Kanalfrachter umgeschlagen. Seinen Wohlstand verdankt Briare daher im Wesentlichen der Binnenschifffahrt. Was man nicht nur an den stattlichen Häusern, der mächtigen Kirche Église Saint-Etienne und zwei Schlössern ablesen kann, sondern auch im Schifffahrts-Museum des Deux Marines et du Pont Canal erfährt. Ein Besuch lohnt sich allemal, bevor man an Bord geht.

Charme nautique außen und innen

Erste Begegnung im Port de Commerce am Quai Mazoyer. Sie wirkt – blau-weiß und auf Hochglanz poliert – mit ihren 38 Metern geradezu wie ein Koloss inmitten der kleinen Hausboote. Am bulligen Steven der in blitzenden Stahllettern angeschweißte Name: DEBORAH. „Charme nautique“. So jedenfalls liest man es am Marina-Gebäude gegenüber. Passt!Ein junger, schwarzbärtiger Typ mit Basecap, T-Shirt und Jeans will sich gerade auf sein Klapprad schwingen. Er stoppt abrupt: „You are…? Per kräftigem Handschlag gibt er sich lachend als Kapitän zu erkennen. Rodolphe Magnin aus Lyon ist zwar erst 35, aber Chef „seines Dampfers“. „Wir haben noch viel Zeit“, tritt er schließlich in die Pedalen und verschwindet hinter Rosenbüschen in einer Gasse Richtung Stadt. Seine Freizeit ist knapp bemessen, denn ab 19 Uhr startet der Gäste-Empfang im Salon.Auch Célia Pszczolka, die Purserin, empfängt einen herzlich strahlend. Auf dem Treppenpodest eine Orchidee und ein Schild mit den Namen der Passagiere. Eine gute Idee! So kommt man vielleicht schneller ins Gespräch, wenn man sich persönlich ansprechen kann. Hier genügt der Vorname. Joana mit dem unweiblichen Nachnamen Casanova führt hinab aufs Kabinendeck.

Debut und Gourmet-Menü

Stilvoll und absolut modern in Grau, Blau und Weiß gehalten, fühlt man sich gleich wohl in dem kleinen Reich für sieben Tage. Stauraum ist dennoch genügend vorhanden und das Bad erstaunlich geräumig. Bis ans Fenster gluckert das grüne Kanalwasser.
Der Sekt perlt in den Gläsern, während die sechsköpfige Crew ihr Debut gibt. Beifall ist die Belohnung dafür.Im sonnendurchfluteten Restaurant indes hat sich bereits Christophe Muller aufgebaut wie auch später zweimal am Tag. Der gewichtige Elsässer, in blendendem Weiß mit hoher, steifer Mütze, wartet auf die hungrige Gäste-Meute. Seine Menü-Folge lässt einem schon vorab das Wasser im Munde zusammenlaufen: Spargel, Entenbrust, eine lokale Käseauswahl, Erdbeer-Mousse und Weine. Produkte, wie Christophe betont, die frisch aus der Region stammen und ein Bio-Siegel führen. Gespannt sind auch die belgischen Tischnachbarn Christiane, René und Pierre, mit denen schnell eine muntere Unterhaltung in Gang kommt. Wir beschließen spontan zusammenzubleiben, obwohl freie Tischwahl herrscht.
Geradezu angeflogen kommt die blonde estnische Serviererin Egle Lukoseviciote aus Klaipeda, dem früheren Memel…..

Fotos: PSW, CroisiEurope, Shutterstock.com

Für Sie auf anbord.de:

Auszüge aus den Artikeln der neuen Ausgabe.
Die vollständigen Artikel und weitere spannende Beiträge finden Sie – wie gewohnt – in der neuen Printausgabe von AN BORD bei Ihrem Zeitschriftenhändler oder hier:

Schiff für Stars

Von Singapur bis Bremerhaven: Diese Route ist eine exotische Premiere für deutsche Passagiere. Wenn es um Premieren geht, hat TransOcean einiges vor. Am 9. Juni wird das Schiff Vasco da Gama in Bremerhaven (um-)getauft. In Singapur startet bereits am 23. April die Vasco da Gama zur Reise nach Europa. Die Premierensaison des Schiffes ist eine Saison der Entdecker. Neu sind aber nicht nur die Routenkarten. Auch das Programm von TansOcean bekommt neue Töne. Am 13. August heißt es erstmals Leinen los für eine Konzertreise in Zusammenarbeit mit der Marke Stars at Sea.
Matthias Reim und Nico Santos sind dann an Bord. Von Kiel aus geht es nach Kopenhagen und Göteborg. Konzerte und Autogrammstunden sind genauso Teil des Programms wie Treffen an der Reling.Der 25-jährige Santos gehört mit Hits wie „Rooftop“ und „Safe“ zu den neuen Stars der Szene. Schlager-Deutschrock ist das Markenzeichen von Matthias Reim. Er liefert ein Repertoire für alle Wetterlagen. Der 61-jährige Korbacher gehört zu den Stars der 80er und 90er.
Neu wird auch am 22. Juli die Reise von Kiel in die Ostsee. Sie steht ganz im Zeichen veganer Ernährung.
Elf Tage wird es in den Küchen für die Passagiere keine Produkte tierischen Ursprungs geben. Die Reise wird mit „Vegan Travel“ als Partner organisiert und richtet sich an die wachsende Zielgruppe von Menschen, die bei der Ernährung nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Milch, Eier und andere tierische Produkte verzichten.
Elf Reisen stehen zwischen April und November auf der Agenda. Dabei gibt es einen Mix aus Kurzreisen zum Schnuppern und den beliebten Langtörns von bis zu 56 Tagen. Schwerpunkte sind aber die je vier Reisen ins Nordland und ins Baltikum im Sommer.

Mit Abstand die reizvollsten Routen sind die Trans-Reisen von und nach Singapur. Erstmals wird es auch eine Reise von Singapur nach Kiel geben. Kiel und Bremerhaven sind die traditionellen Basishäfen bei TransOcean. Singapur ist jeweils der Hafen, in dem das Schiff vom deutschen in den australischen Markt wechselt.
Im Winter kreuzt die Vasco da Gama für Urlauber aus Australien.Zu den besonders herausragenden Faktoren der 219 Meter langen Vasco da Gama gehört das Passagier-Raumverhältnis. Das 55877 BRZ große Schiff hat in 630 Kabinen Platz für 1150 Passagiere bei Doppelbelegung.
Das Schiff stammt aus der Flotte von P&O Australia und kreuzt seit 2015 als Pacific Eden in Südostasien. Bekannt ist es hierzulande aber vor allem als Mitglied der „S-Klasse“ der Holland America Line. 22 Jahre war das Schiff als Statendam für Holland America im Einsatz. Großzügige Decksflächen prägen diese Schiffsklasse.
Zu den Treffpunkten an Bord gehört „The Dome“, die Lounge mit Panoramablick nach vorn und zu den Seiten auf Deck 12. Direkt unter dem Oberdeck ist das „Erlebnisdeck“. Das Lido Deck bietet vom großen Büffet-Restaurant über den Poolbereich bis hin zum Fitness-Center im Frontbereich alles, was der Gast bei einem Tag auf See braucht.
Mit der Vasco da Gama kommt wieder ein Schiff mit zwei echten Pools zurück nach Europa. Der große Lido-Pool im Zentrum ist mit einem verfahrbaren Dach auf Deck 12 abschließbar. Wer unbedingt bei Wind und Wetter draußen schwimmen möchte, hat auf der Vasco da Gama auf dem „Navigationsdeck“ die Chance. Dort gibt es am Heck den „Oasis-Pool“ mit einer der schönsten Bars an Bord.Bei der Werftüberholung in Singapur werden diese Bereiche jetzt noch etwas weiter verbessert.
Ein absoluter Höhepunkt an Bord ist Deck 6 mit der auf ganze Schiffslänge von der Bugspitze bis zum Flaggenstock am Heck nutzbaren Promenade. Besonders der Gang auf das mit Holz ausgekleidete Deck am Bug ist ein Reisegenuss, wie es ihn sonst kaum noch auf modernen Schiffen gibt.

Und noch etwas hat die Vasco da Gama, was andere Schiffe nur selten haben. 100 Kabinen sind als Single-Kabinen zur Einzelnutzung vorgesehen. 149 Suiten und Kabinen der verfügen zudem über einen Balkon. Beim Umbau 2015 in Singapur wurde die Kabinen-Kapazität von 1280 auf 1150 Passagiere reduziert. Die Crewstärke umfasst rund 600 Mitglieder.
Nach der Übernahme in Singapur wird die Pacific Eden im April als Vasco da Gama Kurs via Suezkanal auf Bremerhaven nehmen.
Im europäischen Sommer (Mai bis Oktober) wird die Vasco da Gama für TransOcean Kreuzfahrten von Bremerhaven und Kiel aus eingesetzt. Während der Sommersaison in Australien (Dezember bis März) kreuzt der Neuzugang dann von Freemantle (Perth) und Adelaide aus durch australische Gewässer. FB

Fotos: TransOcean Kreuzfahrten

Neuer Stern für Chinas Kreuzfahrtziele

Chinesen lieben Kreuzfahrten. Aus der Volksrepublik buchen inzwischen über 2,5 Millionen Menschen pro Jahr eine längere Seereise. Das Wachstumspotenzial ist gigantisch – so wie alles im Reich der Mitte. Für diesen Markt gibt es jetzt auch ein Schiff, das speziell für Wünsche chinesischer Passagiere entwickelt wurde. Frank Behling sah sich auf der COSTA VENEZIA um.

Die Costa Venezia ist das Symbol italienischer Lebensart und zugleich eine für Urlauber aus China optimierte Urlaubsart. Es ist das Typschiff einer ganzen Serie von Neubauten, die bald auch in China entstehen sollen.Im Februar mussten aber Tausende Reisebüromitarbeiter und Journalisten aus China noch nach Italien reisen, um dort die Präsentation des neuen Flaggschiffes der Marke Costa Asia zu erleben. Gebaut wurde die „Costa Asia“ bei der italienischen Fincantieri-Werft in Monfalcone. Am 8. März startete sie zur Jungfernreise in Richtung Shanghai.
„China hat ein großes Potenzial Und wir haben das Ziel, dieses Potenzial weiter zu entwickeln“, sagt Mario Zanetti, der Präsident von Costa Asia. „In China ist die Lust auf Reisen deutlich zu spüren. Dabei ist die Kreuzfahrt die ideale Art für den Urlaub. Mit der Costa Venezia haben wir ein Schiff, das die schönsten Dinge Italiens nach Asien bringt“, so Mario Zanetti, Präsident von Costa Asia.
Costa Asia ist Teil der Carnival-Gruppe, die sich den Markt in China seit fast 15 Jahren genau angeschaut hat. 2006 startete die europäische Carnival-Tochter Costa mit der Costa Allegra in China. Was als Test begann, wurde inzwischen zur festen Größe.
„Die Chinesen lieben die italienische Lebensart, auf vielerlei Art“, sagt Zanetti. Mit vier Schiffen und über 10000 Betten ist Costa inzwischen einer der großen Anbieter im chinesischen Markt. Das Erfolgsrezept ist die Öffnung des Produkts für chinesische Passagiere.Die erste Bordsprache der Schiffe ist zwar Englisch – wegen Solas. Chinesisch ist aber die Sprache, die allgegenwärtig ist. Alle Beschriftungen, Infotafeln und Speisekarten sind bei Costa Asia in Chinesisch. „Das ist unser Bekenntnis zu China“, so Zanetti. Er zeigt nur zu gern die Einflüsse. „Unsere Gäste aus China lieben gute Küche, besonders aus Italien“, sagt er.

Wer an Bord der Costa Venezia jetzt Pagodendächer, eine chinesische Mauer und Reis als Hauptnahrung erwartet, wird enttäuscht. Goldene Löwen-Skulpturen, rote Plüschpolster und Teppiche sowie Jackie Chan als Wachsfigur deuten zwar auf die asiatische Nähe hin.Dominierend ist jedoch Bella Italia. „Das liegt daran, dass Italien in China sehr beliebt ist. Besonders die Küche ist ein Grund für die Beliebtheit“, sagt Zanetti.
Das größte Restaurant ist mit 1500 Plätze das Canal Grande. Wie beim Vorbild in Venedig durchzieht ein Kanal mit einer echten Gondel aus Venedig den Raum. Pizzeria, Eis-Salon und viele kleine Cafés wurden integriert. Die sonst auf Kreuzfahrten übliche Basketball-Arena wurde durch einen Fußballplatz mit Kunstrasen und der Bemalung Juventus Turin ersetzt. Juve ist in China der Inbegriff für europäischen Sport….

Fotos: Frank Behling

Kreuzfahrt mit Hammer und Sichel

Bei der Ivan Franko handelte es sich um das Typ-Schiff der aus fünf Einheiten bestehenden Serie, die von 1964 bis 1972 auf der MTW-Werft in Wismar entstanden. Diesen „Sowjet-Liner“ suchte sich Jürgen Saupe aus, um mit einem der damals größten Passagierschiffe der UdSSR in der Karibik zu kreuzen.

In den 70er Jahren war Neckermann ein großer Anbieter von Kreuzfahrten, überwiegend im unteren Preissegment. Die unter dieser Veranstalterflagge fahrenden sowjetischen Kreuzfahrtschiffe waren allesamt in Vollcharter des Unternehmens. Somit konnte der Veranstalter Bordleben, Unterhaltung und die Ausflüge bestimmen. Nicht nur damals war es wichtig, an Bord ein starkes Bindeglied zwischen Fahrgästen und Schiffsführung zu haben, denn das Wort Servicebereitschaft war seinerzeit bei den Russen oft noch ein Fremdwort und nicht selten wurden auch die kleinsten Wünsche eines Gastes einfach ignoriert, da die Erfüllung ja mit zusätzlicher Arbeit des Schiffspersonals verbunden waren. Dazu konnte sogar das Auswechseln einer kaputten Glühbirne in der Kabine zählen. Manchmal passierte auch für den Rest der Reise überhaupt nichts. So war das freundliche Neckermann-Team an Bord stets gefordert.

Die Ivan Franko gehörte zu ihrer Zeit mit rund 20 000 BRT (der damaligen Vermessungseinheit) zu den großen Kreuzfahrtschiffen, sicher auch ein Grund für ihre Beliebtheit. Da jeweils nur bis zu rund 650 Passagiere an Bord waren, gab es reichlich Bewegungsfreiheit auf den großen Sonnendecks sowie in den öffentlichen Räumen. Einzige Ausnahme: der Musiksalon. Dieser war ursprünglich nur für nur 180 Gäste (bei Linienfahrten) konzipiert, wurde später aber bei allen Schiffen dieser Serie aufgrund des überwiegenden Einsatzes für Kreuzfahrten erheblich vergrößert, so dass hier schließlich bis zu rund 500 Passagiere Platz fanden. Bei einem „Ferienliner“ durchaus nicht üblich, verfügten die Schiffe dieser Serie jedoch sowohl über einen Swimmingpool auf dem Sonnendeck als auch über einen überdachten Pool mit großen Fenstern, dessen Dach sich anfangs bei allen, später nur noch bei einigen dieser Schiffe öffnen ließ. Es gab ein kleines Bordkino, in dem allerdings mehr sowjetische Dokumentarfilme als westliche Kinoerfolge gezeigt wurden.

Die Kabinen allerdings waren selbst für damalige Verhältnisse gewöhnungsbedürftig. Ein Großteil hatte keine Nasszellen, Duschen und Toiletten befanden sich in aber ausreichender Zahl auf den Gängen. Auch die Einrichtung war einfach – ohne Teppichboden und mit Resopal-Möbeln. Einigen westlichen Touristen, die Erfahrung von anderen, besseren und auch teureren Kreuzfahrtschiffen mitbrachten, trösteten sich darüber allabendlich an den Bars bei aus heutiger Sicht „spottbilligen“ Getränken hinweg.

Kulinarisches

Nach heutigem Standard würden die kulinarische Qualität, Präsentation und der Service sicher schlicht die Schulnote 5–6 bekommen. Doch damals waren nur wenige kritische Stimmen zu hören, was sicher auch an den extrem niedrigen Fahrpreisen lag, die viele manch „katastrophale“ Mahlzeit still ertragen ließen. Die „Rettung“ nahte in den angelaufenen Häfen. Zahlreiche Passagiere gingen an Land essen. Zwar waren Auswahl und Reichhaltigkeit der Mahlzeiten durchaus in Ordnung, doch die Qualität der Speisen, die Teller-Präsentation und der Service der Stewardessen und Stewards ließ oft zu wünschen übrig. So war es zum Beispiel auf sowjetischen Schiffen üblich, immer im „Dreier-Kollektiv“ zu servieren. Beim Hauptgang trug so die Stewardess ein Tablett mit dem Fleisch, eins mit Gemüse und eins mit den Kartoffeln zu den Tischen ihrer Station. Jedem einzelnen Gast wurde vorgelegt. So konnte der Gast zwar Menge und Zusammenstellung individuell bestimmen, aber: War eine Gemüsesorte bei den Passagieren, die zuvor bedient wurden, ein „Renner“, mussten die später bedienten Gäste nehmen, was noch auf den Platten lag. Beim Fleisch dagegen hatten die, die „in der Mitte“ an der Reihe waren, die besten Karten. Denn zu Beginn war die Stewardess noch etwas „ängstlich“ bei der Bemessung der Menge pro Gast – und zum Schluss war meist nicht mehr viel da…..

Fotos: Jürgen Saupe

Alles für alle

Ein altes Menschheitsgeheimnis ist entschlüsselt worden: Die Moai, markante Steinfiguren auf der Osterinsel, wurden mit genauer Bestimmung platziert. Roland Mischke hat Rapa Nui bereist.

Schon Babys wollen Gerechtigkeit. Aus Studien ist bekannt, dass die Kleinsten mit dem Wunsch auf die Welt kommen, zu teilen. Selbst beim Spielzeug achten sie, die weder sprechen noch gehen können, darauf dass es gerecht verteilt ist. Dieses Empfinden liegt offenkundig in unserer Natur.

So auch auf der Osterinsel. Den einsamsten Ort der Erde. Nach Osten hin fast 4000 Kilometer von der chilenischen Küste und nach Südwesten hin, zur nächsten Inselgruppe, den Marquesas-Inseln, ebenso 4000 Kilometer entfernt. Auf der Osterinsel wohnen etwa 4000 Menschen, die Rapa Nui, wie sie sich und gleichzeitig ihre Insel nennen. Sie gehört zum Staat Chile, aber die Einheimischen kommunizieren in einem polynesischen Dialekt. Rapa Nui heißt: Großer Stein. Wie das abgelegene Eiland besiedelt werden konnte, ist unklar. Und unklar war auch bis vor kurzem, nach welchem System auf der 166 Quadratkilometer großen Insel 638 vermessene Moai verteilt wurden.

Unglaubliches ist über die bis zu knapp zehn Meter hohen und tonnenschweren Steinskulpturen mit den wuchtigen Körpern ab der Taille und den riesigen Köpfen berichtet worden. Jetzt haben US-amerikanische Forscher das Geheimnis gelüftet. Die Kolosse wurden immer dort aufgestellt, wo sich eine Süßwasserquelle befand. Alle Insulaner sollten wissen, wo es Wasser gibt. Selbst in der Weite des Stillen Ozeans funktioniert das menschliche Gerechtigkeitsempfinden.

Die Moai, maskuline Figuren, galten als Darstellungen von Häuptlingen oder populären Ahnen. Diese Ansicht ist nun widerlegt. Die Anthropologen Carl Lipo und Terry Hunt von der Universität Binghamton in New York erklärten: „Je mehr wir die Zusammenhänge geprüft haben, desto mehr bestätigte sich das Muster, das wir sahen. An Orten ohne Statuen gab es kein Süßwasser.“ Moai stehen nur an Wasserstellen. Die Ahnenreihe beschwört die Tradition des Teilens, das Wasser ist kollektives Gut…..

Fotos: Wolfgang Siesing, Mrvisual/AdobeStock, Tero Hakala/shutterstock.com

Renaissance der Pharaonen

Der Nil ist die Lebensader Ägyptens. Und er erzählt die ganze Geschichte des Landes, von den Pharaonen bis in die Moderne. Roland Mischke war auf dem Fluss unterwegs.

Massige Wasserbüffel wälzen sich lustvoll im Schwemmlandboden des Flusses. Kamele ziehen gravitätisch an den Küstenstreifen entlang, sie tragen Lasten, ihre Führer sind in blauen oder schwarzen Stoffen gegen die intensive Ultraviolett-Strahlung gewappnet. Grüne fruchtbare Inseln liegen im Fluss, in die Sanddünen sind nubische Dörfer gebettet.
Zwar sind Wüstengebiete nahezu vegetationslos, aber am Rand des Nils recken sich vereinzelt Akazien und Tamarisken in bis zu meterhohen Baumsträuchern mit langen Wurzeln, die tief ins Grundwasser reichen. Der auffälligste Baum ist die Dattelpalme, die Teile des Flusses säumt und die Oasen beschattet. Sie hat nicht nur Früchte, ihr Holz ist auch begehrt als Stütze und Balken in den Häusern. Stellenweise ist am Nilufer auch die bis zu drei Meter hohe Papyrusstaude zu sehen. Ihre Blätter dienten einst als Schreibmaterial, auch Bibel und Koran wurden darauf verfasst. Und die Botschaften der als gottgleich geltenden Pharaonen. Ägypten ist ein Wunderland, gebaut auf altehrwürdiger Geschichte.

Blicke in eine alte Welt

Die Kreuzfahrt auf dem Nil ist ein Urerlebnis. Vom Schiff aus wird das Land der Pharaonen betrachtet. Die Landschaft hat sich seit Jahrtausenden nicht verändert. Es gibt die klassische Kreuzfahrt von Luxor nach Kairo und umgekehrt, an acht Tagen und in allen Kategorien. Im Angebot sind aber auch kürzere Strecken von Assuan aus und im Gebiet des Nassersees. Die können vom Sonnendeck aus die historischen Landschaften erleben und sich staunen über die Wunderwelt Ägypten. Denn alle Routen führen zu den grandiosen Tempeln, Grabstätten und in die altehrwürdigen Städte am „großen Fluss“, wie die Ägypter sagen. Vom Schiff sind auch die Steinbrüche, Obelisken und die unter der Wasserfläche liegenden Tempelanlagen rund um Assuan und im Nassersee gut zu besichtigen und zu fotografieren.

Omar Sharif vor den Pyramiden von Gizeh

„Der Nil ist der Reichtum dieses Landes. Ohne ihn hätte es keine solche Geschichte gegeben, keine Pharaonen, keine Pyramiden. Wer den Nil nicht gesehen hat, hat die Welt nicht gesehen.“

Omar Sharif

Etwa die Route nach Kom Ombo, wenn sich beim Blick vom Schiff aus am Horizont der gewaltige Tempel aus dem Nil erhebt. Ein unvergessliches Erlebnis. Vom Doppeltempel von am östlichen Ufer blieben nur Ruinen. Sie breiten sich als markantes Uferpanorama vor den Besuchern aus. Die altägyptische Anlage Kom Ombo entstand von 304 bis 31. V.Chr., zu Ehren zweier Gottheiten. Naturgewalten wie Hochwasser und Erosion am Mauerwerk haben die Tempel beschädigt, aber gerade das wirkt authentisch. Jahrhundertelang war die Kultstätte unter Sand verschüttet, noch als wüst ineinander verkeilte Blöcke mit farbigen Aufschriften kündet das Denkmal vom Krokodilgott Sobek und dem falkenköpfigen Kampfgott Haroeris. Manchmal ist von Bord auch ein Nilometer zu sehen, im Hafenbereich oder vor einer Stadt. Das ist der uralte Höhenmesser für den Pegel des Flusses, der in verschiedenen Bauarten entstand. Nilometer sind altägyptische, aufragende Steinsäulen, oft mit Koranschriften verziert. In den Überflutungsperioden war der Wasserstandsmesser überlebenswichtig.

Am Abend fährt das Schiff auf dem Weg zu seiner Anlegestelle in das wechselnde Farbenspiel der untergehenden Sonne hinein. Es werden auch Felukenfahrten angeboten, das sind zweimastige einfache Küstenfahrzeuge mit Setteesegel, die seit Jahrtausenden auf dem Nil unterwegs sind. Früher haben Piraten sie genutzt, manche waren Kriegsschiffe. Heute sind sie eine Attraktion des Ägyptentourismus. Die Wasseroberfläche, durch die sich die Feluken sanft ächzend schieben, verändert ständig ihr Glitzerbild. Die Manöver des El-Rais (Bootsmann) bringen das Boot gemächlich voran, der Kreuzfahrtpassagier wird auf dem Nil transportiert wie in alten Zeiten.

Der Nil ist mit 6671 Kilometer Länge einer der längsten Ströme der Erde. Seine Quellflüsse entspringen im tiefsten Schwarzafrika, in Ruanda und Burundi. Der wichtigste Ursprung ist der 2700 Meter hohe Berg Luvironza in Burundi, von dort strömt das Wasser über die Hänge und formiert sich zum Fluss, der durch Uganda und den Sudan strömt. In Ägypten wird der Fluss zum Nildelta, bevor er hinter Kairo ins Mittelmeer mündet. Er ist die Lebensader Afrikas. Nur hier konnte die komplexe altägyptische Kultur mit ihrem feierlichen Pharaonenkult entstehen.Die Bedeutung des Flusses ist weniger seine Breite und Wassergewalt, es sind die Überschwemmungen bei Hochwasser. In der Regenzeit steigen die Quellflüsse automatisch an. In Ägypten überschwemmt das Hochwasser die Ufer, bei seinem Rückgang bleibt fruchtbarer Schlamm zurück. So können in der Wüste Nahrungspflanzen angebaut werden.

Wo Nofretete lebte

Es ist faszinierend, wie in einer solch unwirtlichen Region über Jahrtausende gelebt, geliebt, gearbeitet und gekämpft wurde. Aus den Symbolgestalten alter Zeiten treten nicht nur die Pharaonen als Könige hervor, sondern auch die Sklaven, die imposante Tempel in den Wüstensand platzierten. Das waren ingenieurstechnische Leistungen von hohem Grad, die namenlosen Handwerker waren Experten. Woher wussten sie, wie sie damit anfangen sollten? Wie haben sie die Anlagen stabil gemacht? Und wer waren die Künstler, die in jeden der Tempel mit Meißel und Naturfarben Inschriften prägten?Und natürlich gibt es noch die Frau mit dem klangvollen Namen, Nofretete. Übersetzt heißt das: „Die Schöne, die da kommt.“ 1912 wurde ihre lebensgroße Gesichtsbüste in Hitze, Staub und Trockenheit in Amarna von dem deutschen Archäologen Ludwig Borchardt aus dem Sand gegraben. Nofretete lebte vor mehr als 3000 Jahren, aber viele Wissenschaftler sind immer noch auf ihren Spuren. Inschriften und Malereien in Amarna zeigen die rätselhafte Königin neben ihrem Gatten Echnaton. Als junges Mädchen wurde die Königstochter aus dem Gebiet des heutigen Syriens gebracht. Wer so schön war, gehörte an die Seite eines Pharaos. Seit vor einigen Jahren per Radar eine Grabkammer ausgemacht wurde, glauben die Forscher, darin Nofretetes Mumie, hingebungsvoll balsamiert, zu finden. Dann gäbe es ein Pendant zu der unfassbar symmetrischen Büste der Schönen aus Kalkstein und Gips und mit dem turmartigen Hut auf dem Kopf im Ägyptischen Museum in Berlin.

Eine neue Pyramide

Ägypten, das sind Götter und ihre Gesandten, die Pharaonen. Aus dieser Gesinnung entwickelten sich die bedeutendsten Altertums- und Kulturdenkmäler. Luxor ist ein Ausgangsort. Zur Stadt im Süden des Landes, in Oberägypten, gehört das alte Theben. Es war die Hauptstadt der pharaonischen Epochen während ihrer Blütezeit vom 16. bis 11. Jahrhundert v.Chr. Zwei Bauwerke bezeugen das: Der Luxor-Tempel, zu Ehren des Gottes Amun errichtet, steht mitten in der Stadt. Zwei Kilometer nördlich liegt der Karnak-Tempel, die größte Tempelanlage der Welt. Am Westufer des Nils sind die Gräber im Tal der Könige zu bestaunen. Die Liste ist lang, jedes Grab ist unverwechselbar mit einem Namen und historischen Ereignissen verbunden.

Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wer auf der modernen Promenade von Luxor flaniert, spürt noch etwas von der Atmosphäre vor drei Jahrtausenden. Auch wenn Paläste und Sphinxfiguren, die die Allee zum Tempel eskortierten, vergänglich waren. Sie hatten die Körper von Löwen und die Köpfe von Widdern. Ägypten hatte eine Kultur, als die meisten Völker der Erde noch in primitiven Verhältnissen lebten.

Unter den Pharaonen waren herausragende Herrscher, die das Land geprägt haben. Jeder Ägypter weiß, wer Tutanchamun ist oder Ramses II. Aber auch die altägyptische Königin Hatschepsut, die nach dem Tod ihres Mannes 1479 bis 1458 v.Chr. das Reich regierte. Ihr Grab galt als verschollen, es wurde 2007 entdeckt. Eine Frau zwischen den emporragenden Memnon-Kolossen. Viele der im Tal der Könige dargestellten Machthaber, sind kaum noch kenntlich. Diese Toten werden im Land aber immer noch verehrt.

Die Kreuzfahrtreise auf dem Nil hat etwas von einer Überwältigung. Auf der Strecke zum Assuan-Staudamm zeigt sich das moderne Ägypten. Es war mit menschlicher Tatkraft am Werk, schon 1952 begann der Bau, um die biblischen Plagen Flut und Dürre zu bändigen. Präsident Gamal Abdel Nasser fand Kreditgeber in aller Welt, so konnten 24 Jahrhunderte alte Denkmale unter Aufsicht der Unesco abgetragen und an anderer Stelle wiederaufgebaut werden, nur einige versanken im See.

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