Kategorie: Ausgabe 3-2021

Insel mit schlafender Dame

Malta ist ein Staat mit wechselhafter Geschichte zwischen Orient und Okzident.
Die Insel hat viel Kultur zu bieten. Roland Mischke war dort.

„Game of Thrones“ war einer der größten Filmerfolge Hollywoods. Die Filmkulissen der Königreiche gibt es ganz real, sie befinden sich auf Malta, der äußersten Randinsel Europas. Der Inselstaat liegt 290 Kilometer vor der Küste Tunesiens und knapp 100 Kilometer vor Sizilien, aber er ist anders als Nordafrika­ und Europa.

Hollywood hat Malta für sich entdeckt und entsandte seine Mega-Stars dorthin. Brad Pitt war gleich zwei Mal für längere Zeit zu Dreharbeiten auf der Insel, für das Historienepos „Troja“ und den Blockbuster „World War Z“. Regisseure wie Steven Spielberg haben sich in Malta verliebt, denn dort finden sie alles, was sie für ihre aufwendig hergestellten Kultserien brauchen. Zum Beispiel das Stadttor von Königsmund, das in „Game of Thrones“ immer wieder erscheint.

Vor Jahrtausenden begann auf Mdina, wie das Land einst hieß, der Bau wuchtiger Anlagen. Es sind die ältesten freistehenden Sakralbauten im gesamten Mittelmeerraum, mit meterdicken Mauern, Wassergräben und Zugangsbrücken, gegen Feinde abgesichert. Gebaut wurde vor 5000 bis 7000 Jahren, noch vor den ägyptischen Pyramiden. Christen eroberten die Insel, wurden von Muslimen verdrängt und besetzten sie später wieder. Die mystischen Tempelanlagen mit ihren Skulpturen und Ornamenten stehen meist zwischen Felsen am Meer.

Aber schon zehntausende Jahre zuvor lebten auf der Insel Menschen, das haben zahlreiche archäologische Stätten belegt. Sie nutzten die Buchten als natürliche Häfen, es sind immer wieder Schiffswracks gefunden worden. Malta war ideal für menschliche Ansiedlungen, weil weder starke Strömungen noch Gezeiten das Leben beeinträchtigten, und das Klima ist fast das ganze Jahr über angenehm.

Der älteste Fundort liegt in der Hauptstadt Valletta, die Tempelanlage Hypogäum Hal-Saflieni. Erst 1903 hatte sie der Jesuitenpater Manwel Magri entdeckt, mitten in der Innenstadt und von Häusern überbaut. Über abgewetzte Stufen, spärlich flackerndes Licht und schemenhafte Umrisse geht es drei Stockwerke unter die Erde. An die Decke gemalte Spiral- und Rankenmuster, dazu die Ausdünstungen von Jahrtausenden. Mehr als 7000 Tote wurden hier bestattet, bis zurück in die Jungsteinzeit.

Foto: enapress.com

Die Attraktion ist eine winzige Terrakottafigur, die Sleeping Lady, in einer Kammer gefunden. Eine schlummernde Frau mit zierlichem Kopf, aber massigem Körper. Die Priesterin der Unterwelt ist im Heiligtum des National Museums von Valletta in einer Vitrine zu besichtigen. Die Malteser lieben dieses Figürchen.

Im Jahr 60 n. Chr. soll der Apostel Paulus vor der Küste Maltas Schiffbruch erlitten haben, an Land bekehrte er Bewohner zum Christentum, er ist der Schutzpatron der Insel. In den Jahrhunderten wechselten Herrscher einander ab. 800 Jahre vor Christus Phönizier, dann Römer, arabische Sarazenen, Normannen und Spanier. Ab 1525 baute der Ritterorden der Johanniter die Insel zur uneinnehmbaren Festung aus, sie gingen als “Malteser Ritter“ in die Geschichte. 1798 kamen die Franzosen unter Napoleon, 1814 wurden sie vertrieben – Britannien übernahm die Insel als Kronkolonie. Bis heute ist Englisch die zweite Sprache.

Foto: enapress.com

Malta war ein wichtiger strategischer Flottenstützpunkt, erst 1964 wurde es unabhängig, 2004 kam es zur EU. Die Wirtschaft floriert, ebenso der Tourismus, die Malteser haben ein beträchtliches Pro-Kopf-Einkommen (480.000 Ew.).

Anregend sind auch die beiden Nebeninseln Gozo – mit dem schönsten Sandstrand – und Comino. Auch dort gibt es Hinterlassenschaften früher Insulaner.

Die Landschaft ist karg, aber in den Wintermonaten blühen auf den Felsen bunte Blumenteppiche, die Zugvögel nutzen Malta als Zwischenstopp. Das Meerwasser ringsumher ist sauber und klar, optimal für Taucher. Malta ist ein Gewässerparadies.

Valletta hat Sehenswürdigkeiten, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Ein ganzer Stadtteil, der breite Felsen Mount Sciberras, steht unter Schutz, auch die beiden Häfen Marsamxett und Grand Harbour. Neben Festungen gibt es Paläste, Kirchen und andere beeindruckende Bauwerke. Die außen unscheinbare Kathedrale beherbergt den größten Kunstschatz, farbenfreudig verzierte, einmalige Freskomalerei des Italieners Mattia Preti.­ Der Großmeisterpalast ist prunkvoll, die Festung Fort St. Elmo aus dem 16. Jahrhundert, die dem Schutz vor Angriffen diente, massiv, und die Karmeliterkirche hat eine beeindruckende Kuppel, die auch UNESCO-Welterbe ist. Am schönsten ist, durch die verwinkelten Gassen der Altstadt zu spazieren, vorbei an Barockfassaden, Heiligstatuen und Brunnen.

Das Straßenleben geht Tag und Nacht, die Malteser gelten im Mittelmeerraum als Liebhaber des Nachtlebens. Tagsüber schlürfen sie Kinnie, das Nationalgetränk ist eine erfrischende Limonade aus Bitterorangen und Gewürzen ohne Alkohol, am Abend genießen sie Bier und Wein. Die Küche orientiert sich am Gemüse, von der Kolonialzeit blieben Würstchen mit Rührei und Schinken. Stark gewürzte Pasta ist im Angebot der Lokale, Pastizzi, Teigtaschen mit einer Füllung aus Ricotta, Spinat oder Erbsen. Und von großem Stellenwert ist das traditionelle Hauptgericht Fenek, Kaninchen.

Zentrum des Nachtlebens sind St. Julian’s und Paceville mit Bars und Tanzgelegenheiten, an Wochenenden gern bis in die frühen Morgenstunden. Weil Malta das Land der Sprachreisen ist, kommen viele junge Leute aus europäischen Ländern, die gern nachts mit um die Häuser ziehen.

Die Sonneninsel Malta ist reizvoll, es ist immer etwas los auf Straßen und Plätzen. Die Bewohner sind geschichtsbewusste Zeitgenossen, die auf ihre Inselgruppe nichts kommen lassen. Sie gelten als besonders gastfreundlich, sind erstaunlich sprachbegeistert und stolz auf die Vielfalt ihrer nur 27 Kilometer langen Insel.

Interview mit Carlo Micallef, Deputy CEO & Chief Marketing Officer von Malta Tourism Authority.

Fährenwelt 3/2021

Eckerö Line mit Mini-Kreuzfahrten nach Hanko

Die finnische Eckerö Line war im Juni die erste Reederei, die Mini-Kreuzfahrten zwischen Helsinki und Hanko anbot. Die Kurzeisen fanden an drei Samstagen im Juni statt. In Tallinn erfolgte keine Ein- und Ausschiffung, daher waren die Fahrten quaratäne-frei. Außerdem bestand die Möglichkeit, für die Dauer der Mini-Kreuzfahrt das eigene Auto an Bord zu parken. KO

MyStar, Bild: AS Tallink Grupp

Estnische Präsidentin Kersti Kaljulaid wird Taufpatin der MYSTAR

Kersti Kaljulaid, die Präsidentin der Republik Estland, wird die Taufpatin der neuen Tallink-Fähre MYSTAR. Da die Taufpatin von Tallinks jüngstem Schiff, der LNG-betriebenen Shuttle-Fähre Megastar, die finnische Präsidentin Tarja Halonen gewesen ist, war dies eine logische Wahl. Die derzeit bei Rauma Marine Constructions (RMC) im Bau befindliche Fähre wird ab 2022 in Tandem mit der Megastar auf der Strecke Tallinn – Helsinki fahren. KO

Tallink Silja mit Sommer-Kreuzfahrten nach Ystad und Visby

Um der Nachfrage nach Seereisen unter Corona-Bedingungen im eigenen Land nachzukommen, unternahm auch Tallink Silja Line im Sommer 2021 wieder Minikreuzfahrten in der Ostsee. Erstmals standen dabei auch der Hafen Ystad sowie Visby auf dem Programm. Zum Einsatz auf den insgesamt 13 Reisen, die im Juli stattfanden, kam die SILJA SYMPHONY. Alle Fahrten begannen und endeten in Stockholm und liefen als Zwischenstopp Mariehamn an. In Ystad war die SILJA SYMPHONY das größte Passagierschiff, das jemals den Hafen angelaufen hat. KO

SILJA EUROPA für G7-Gipfel verchartert

Die Tallink-Kreuzfahrtfähre SILJA EUROPA war für die Dauer des G7-Gipfels vom 11. bis 13. Juni für zehn Tage an die Polizeibehörden der südenglischen Region Devon und Cornwall verchartert. Vor, während und nach dem Gipfel diente das Schiff in Falmouth der Unterbringung der zum Schutz des Politikertreffens abgeordneten Einsatzkräfte. An Bord der Fähre waren dazu nur die 1.194 Kabinen, die Restaurants und andere notwendige Einrichtungen geöffnet. KO

Silja Europa, Foto: AS Tallink Grupp/Marko Stampehl

Tallink gibt Wiederaufnahme wichtiger Routen bekannt

Die Tallink Grupp hat am 15. Juni bekannt gegeben, dass die Fährstrecke Tallinn – Stockholm nach fast 16 Monaten Pause (bedingt durch die Grenzschließungen zwischen Estland und Schweden) ab dem 9. Juli 2021 wieder befahren wird. Zum Start kehrte die Baltic Queen mit Abfahrten von Tallinn nach Stockholm an jedem zweiten Tag zurück. Das Schiff verkehrt seitdem an wechselnden Tagen ab Tallinn und Stockholm. Auch die Route Helsinki – Stockholm wurde nach fast 16 Monaten Pause am 1. August mit der Silja Serenade wiedereröffnet. Auch diese Linie wird zunächst mit nur einem Schiff bedient, mit Abfahrten von Helsinki und Stockholm jeden zweiten Tag. KO

VICTORIA I und ROMANTIKA nach Marokko verchartert

Tallink Grupp und Tanger Med Port Authority haben im Juni kurzfristige Zeitcharterverträge für die Tallink-Schiffe Victoria I und Romantika unterzeichnet. Die beiden Fähren werden von Juli bis September 2021 auf internationalen Schifffahrtsrouten zwischen Marokko und Frankreich sowie zwischen Marokko und Italien eingesetzt. Die Victoria I hat Tallinn am 28. Juni und die Romantika am 5. Juli verlassen; beide sind für 100 Tage verchartert. Sie werden den Hafen Tanger Med in Marokko anlaufen und im Oktober nach Tallinn zurückkehren. Während der Charter werden die Fähren von der technischen Crew der Tallink Grupp betrieben. KO

Silja Europa und Baltic Queen nutzen Landstrom in Tallinn

Die Tallink-Schiffe Silja Europa und Baltic Queen sind seit dem 1. Juli während ihrer Hafenaufenthalte im Hafen von Tallinn auf Landstrom umgestellt. Für Tallink ist die Nutzung von Landstrom im Hafen von Tallinn ein wichtiger Schritt hin zu einem nachhaltigeren Betrieb, der weniger Luftverschmutzung in der Stadt bedeutet und den Lärm und die Vibrationen der Schiffsmotoren reduziert. Es wird geschätzt, dass die gesamten CO2-Emissionen eines Tallink-Schiffes, das während des Hafenaufenthalts auf Landstrom umgestellt wird, von nun an monatlich um 100 Tonnen reduziert werden. KO

Bau der FINNSIRIUS beginnt

Mit dem ersten Stahlschnitt hat am 1. Juni auf der China Merchants Jinling Shipyard (Weihai) der Bau des ersten Schiffes der neuen Superstar-Klasse von Finnlines begonnen. Das RoPax-Schiff, das den Namen FINNSIRIUS tragen wird, soll innovative Umwelttechnologien mit einem verbesserten Kundenerlebnis verbinden. Die zweite RoPax-Fähre wird den Namen FINNCANOPUS erhalten. Mit Platz für 1.100 Passagiere und einer Frachtstellfläche von 5.100 Lademetern werden die 235 Meter langen Schiffe der Superstar-Klasse bei Ablieferung 2023 die größten in der Finnlines-Flotte sein. KO

Zweite TT-Line-Fähre im Bau

Am 11. Juli ist auf der Jinling-Werft in China der zweite Fährschiffneubau der deutschen TT-Line im Baudock aufgeschwommen. Derweil hat die Reederei bestätigt, dass das erste Schiff den Traditionsnamen NILS HOLGERSSON erhalten wird. Dieses wird voraussichtlich im März 2022 in Dienst gestellt werden, sein Schwesterschiff im Oktober. KO

STENA SCANDICA zurückgeliefert

Nach ihrer Verlängerung auf der türkischen Sefine-Werft ist Mitte Juni die ehemalige STENA LAGAN unter ihrem neuen Namen STENA SCANDICA an die Stena Line zurückgeliefert worden. Die 2005 gebaute Fähre verfügt nun über eine Bugklappe und damit die Möglichkeit, über zwei Ebenen gleichzeitig be- und entladen zu werden. Zum Einsatz kommt sie seit Ende Juli zwischen Norvik und Ventspils. KO

Siebte E-Flexer-Fähre aufgeschwommen

Auf der CMI Jinling Weihai Shipyard in China ist am 23. Mai die siebte Einheit vom Typ E-Flexer der Stena Line im Baudock aufgeschwommen. Die Fähre ist gegenüber den bisherigen Schiffen um 25 Meter verlängert worden und soll im März 2022 abgeliefert werden. Auch ein Schwesterschiff ist bereits im Bau. Das Einsatzgebiet der 240 Meter langen Schiffe ist noch nicht bekannt gegeben worden. KO

„DROTTEN“, Foto: HANSA Destinations

Gotlandsbolaget-Tochter Hansa Destinations startet Rostock – Nynäshamn-Linie

Für den 30. August plant die Rederi AB Gotland-Tochter Hansa Destinations die Aufnahme einer neuen Auto-, Fracht- und Passagierfährlinie zwischen Rostock und Nynäshamn. Der neue Service soll zunächst mit einem Schiff, der DROTTEN, starten. Später ist geplant, den Dienst auf zwei Schiffe auszuweiten, damit tägliche Abfahrten in beide Richtungen angeboten werden können. Die Überfahrtszeit zwischen Rostock und Nynäshamn beträgt 18 Stunden. KO

DFDS-Fähren bekommen Landstrom in Kopenhagen

Die Arbeiten für den Landstromanschluss der DFDS-Fähren im Hafen von Kopenhagen sind in vollem Gange. Die Initiative ist eine Zusammenarbeit zwischen Copenhagen Malmö Ports (CMP), DFDS, der Elektro- und Automatisierungsfirma Actemium und dem Ingenieurbüro COWI. Die volle Funktionsfähigkeit der Landstromanschlussanlage soll bis Ende des Sommers hergestellt sein. Die beiden Kopenhagen – Oslo-Fähren CROWN SEAWAYS und PEARL SEAWAYS können dann während ihrer Hafenliegezeit in der dänischen Hauptstadt ihre Schiffsemissionen signifikant reduzieren. KO

„Pearl Seaways“, Foto: DFDS Seaways

Kopenhagen – Frederikshavn – Oslo-Route am 2. Juli wieder gestartet

DFDS hat am 2. Juli mit der PEARL SEAWAYS den Verkehr auf der Route Oslo –Frederikshavn – Kopenhagen wieder aufgenommen. Die CROWN SEAWAYS startete einen Tag später am 3. Juli in Kopenhagen. Während der ersten Jahreshälfte hatte die Route wegen der Reisebeschränkungen infolge der Corona-Pandemie stillgestanden. Die beiden Fähren lagen währenddessen in Frederikshavn (PEARL SEAWAYS) und Kopenhagen (CROWN SEAWAYS) auf. KO

SAGA an Adria Ferries verchartert

Die ehemalige Frederikshavn – Oslo-Fähre STENA SAGA hat ihren Aufliegehafen Uddevalla am 16. Juni mit Ziel Mittelmeer verlassen. Unter dem Namen SAGA verholte das 1981 als SILVIA REGINA gebaute Schiff zunächst nach Gibraltar. Seit Ende Juli ist die Fähre in Charter für Adria Ferries auf der Linie Ancona – Durres im Einsatz. KO

HALUNDER JET startete am 20. Mai

Der Helgoland-Katamaran Halunder Jet der FRS Helgoline ist am 20. Mai in die Saison gestartet. Täglich ab Hamburg und Cuxhaven können Tagesgäste wie auch Urlauber die Nordseeinsel Helgoland seitdem wieder mit der Halunder Jet erreichen. Für die Anreise nach Helgoland benötigten die Fahrgäste anfangs noch einen negativen Corona-Schnelltest, der nicht älter als 48 Stunden sein durfte. KO

NORDLICHT II abgeliefert

Anfang Juni ist in Indonesien mit der NORDLICHT II der neue Passagierkatamaran der Reederei AG Ems an seinen Auftraggeber abgeliefert worden. Das 46 Meter lange Schiff für 450 Passagiere soll im Anschluss an seine Überführungsfahrt nach Europa zunächst für die AG Ems-Tochter Cassen Eils zwischen Cuxhaven und Helgoland fahren. Im Herbst wechselt die NORDLICHT II dann auf die Verbindung Emden – Borkum. KO

„Isle of Inishmore“, Foto: Irish Ferries

Irish Ferries am 29. Juni gestartet

Der neue Ärmelkanalverkehr der Reederei Irish Ferries zwischen Calais und Dover ist am 29. Juni gestartet. Zum Einsatz kommt zunächst nur die hierfür in Brest und bei Fayard in Dänemark umgebaute ISLE OF INISHMORE, ein zweites Schiff soll im weiteren Verlauf des Jahres folgen. KO

COTE D’OPALE abgeliefert

Sechs Wochen vor dem geplanten Termin ist am 17. Mai die neue RoPax-Fähre COTE D’OPALE von der chinesischen CMI Jinling Weihai-Werft abgeliefert worden. Das Schiff ist die fünfte Einheit aus der Stena E-Flexer-Baureihe von Stena RoRo und trat unmittelbar nach der Ablieferung seine langfristige Charter an DFDS an. Am 9. Juli traf die Fähre in Dünkirchen ein und unternahm Probe-Anlegemanöver und Einstellungsfahrten in Calais und Dover. KO

PRIDE OF BURGUNDY kehrt zurück

Mit zwei Rundreisen pro Tag und als reine Frachtfähre ist Ende Juni die P&O Ferries-Fähre PRIDE OF BURGUNDY auf die Linie Dover – Calais zurückgekehrt. P&O hatte die 1993 in Bremerhaven gebaute Fähre 2020 im Zuge der Corona-Reisebeschränkungen von der Route abgezogen und aufgelegt. KO

Brittany Ferries plant „Seaglider“

Mit einem neu entwickelten „Seaglider“, einer Mischung aus Wasserflugzeug und Tragflächenboot, will Brittany Ferries den Fährverkehr über den Ärmelkanal revolutionieren. Vorgesehen ist ein Flugboot mit einer Passagierkapazität für 50 bis 150 Passagiere, das spätestens 2028 die Strecke Cherbourg – Portsmouth in 40 Minuten bedienen kann. Die Geschwindigkeit des Fahrzeugs, das 2025 auf den Markt kommen soll, läge bei 156 Knoten. Außerdem hat die Reederei als Ersatz für die BRETAGNE und NORMANDIE im Juli zwei weitere Einheiten vom Typ E-Flexer (Stena RoRo) bestellt. KO

„Seaglider“, Animation: Brittany Ferries

Gibraltar-Sommerverkehr ohne spanischen Häfen

Der sommerliche Fährverkehr über die Straße von Gibraltar, der traditionell von vielen Wander- und Gastarbeitern und deren Familien genutzt wird, wird 2021 unter Ausschluss spanischer Häfen abgewickelt. Hintergrund sind anhaltende diplomatische Spannungen zwischen Marokko und Spanien. Stattdessen sollen Nachtfähren von Marokko nach Häfen in Italien und Frankreich die „Operacion Paso del Estrecho“ abwickeln. KO

FRS mit Fährlinien auf den Balearen

Die Reederei FRS hat im Juni auf den Balearen den Betrieb einer Passagier- und Fahrzeuglinie aufgenommen, welche die Häfen von Alcudia (Mallorca) und Ciutadella (Menorca) verbindet. Anschließend stellte die FRS auch eine Passagier- und Autofähre zwischen den Inseln Ibiza und Formentera in Dienst. Für die Strecke Alcudia – Ciutadella hat die FRS ihr Schiff Tarifa Jet vorgesehen, auf der Linie Ibiza – Formentera hingegen wird die 51 Meter lange Schnellfähre San Gwann eingesetzt. KO

GNV eröffnet Fährlinien nach Mallorca und Ibiza

Seit dem 6. Juli verbindet Grandi Navi Veloci (GNV) erstmals Barcelona und Valencia mit den Balearen. Die Fähren fahren über Nacht vom spanischen Festland nach Palma de Mallorca bzw. Ibiza und tagsüber von den Inseln zurück nach Barcelona und Valencia. Um ihren Kunden sowie Mallorca- bzw. Ibiza-Touristen eine größtmögliche Flexibilität bieten zu können, wird GNV auch eine Direktverbindung zwischen den beiden Balearen-Inseln selber aufnehmen. Zum Einsatz auf den fünf neuen Routen kommen die beiden Flotten-Neuzugänge GNV BRIDGE (ab Barcelona) und GNV SEALAND (ab Valencia). KO

FRS erweitert Iberia-Flotte durch Schnellfähre LEVANTE JET

Die spanische FRS-Tochter FRS Iberia hat Ende Juni eine moderne Schnellfähre in Japan erworben, die künftig als LEVANTE JET die Mittelmeer-Flotte verstärkt. Das 85 Meter lange Schiff ist 2015 bei InCat in Australien gebaut worden und kann mit seinen vier Caterpillar-Dieselmotoren der neuesten Generation eine Geschwindigkeit von 40 Knoten erreichen. Die LEVANTE JET verfügt über eine Kapazität für 692 Passagiere und 151 Autos. KO

Levante Jet, Bild: FRS

Corsica Ferries kauft MARIELLA

Viking Line hat am 11. Mai eine Übereinkunft mit Corsica Ferries erzielt, ihre Stockholm – Helsinki-Fähre MARIELLA an die französische Reederei zu verkaufen. In Übereinstimmung mit der Abmachung wurde die Übergabe des Schiffes für den Mai vereinbart; am 14. Mai verließ die MARIELLA Helsinki mit Kurs auf das Mittelmeer. Dort nahm die Fähre im Juli unter ihrem neuen Namen MEGA REGINA und nach geringfügigen Umbauten an Bord den Dienst nach Korsika auf. KO

EUROFERRY EGNAZIA wechselt von Grimaldi an Trasmediterranea

Nach der Übernahme der Balearen-Linien von Trasmediterranea durch Grimaldi Lines ist kurzfristig die Grimaldi Lines-Fähre EUROFERRY EGNAZIA an die spanische Schwesterreederei gewechselt. Die ehemalige FINNHANSA aus dem Travemünde – Helsinki-Dienst von Finnlines kommt diesen Sommer zwischen dem spanischen Festland und den Balearen zum Einsatz. Bis Anfang Juli war die EUROFERRY EGNAZIA noch für Grimaldi Lines zwischen Genua und Porto Torres/Sardinien in Dienst. KO

Grimaldi Lines betreibt Neapel – Cagliari – Palermo-Route

Seit dem 01. Juni verbindet Grimaldi Lines Neapel mit Cagliari (Sardinien) und Palermo (Sizilien). Auf der Route wird die CORFU eingesetzt, eine RoPax-Fähre für 956 Passagiere und mit einer Frachtkapazität von 2.256 Lademetern. Die Eröffnung der Route folgt dem Gewinn einer Ausschreibung für die staatlich bezuschusste Linie durch das italienische Ministerium für nachhaltige Infrastruktur und Mobilität. Die Ausschreibung beläuft sich auf fünf Jahre. Die neue Verbindung wird zunächst zweimal wöchentlich ab allen drei Häfen bedient. KO

GNV/SNAV chartert MOBY CORSE

Für die Adria-Fährlinie Ancona – Split der Schwesterreederei SNAV chartert GNV diesen Sommer das Moby Lines-Fährschiff MOBY CORSE. Die 1978 gebaute Fähre übernimmt seit dem 26. Juni und noch bis Ende August die Abfahrten der AURELIA, die bis auf weiteres im Hafen von Trapani/Sizilien als Wohnschiff an die italienische Regierung verchartert ist. Die Route Ancona – Split wird von GNV/SNAV über Nacht bedient. KO

Marine Atlantic bekommt E-Flexer

Die kanadische Fährreederei Marine Atlantic hat mit Stena RoRo die Fünfjahres-Charter einer weiteren Fähre vom Typ E-Flexer vereinbart. Das noch zu bauende Schiff soll 2024 zur Ablieferung kommen und speziell auf die Anforderungen des zukünftigen Fahrgebietes an der kanadischen Ostküste zugeschnitten sein. Die E-Flexer-Klasse wächst damit bis zur Mitte der Dekade auf zwölf Einheiten. KO

Wasserfälle und Sushi

Eine Reise mit diesem Schiff rund um Island ist eine Entdeckungsfahrt für alle Sinne – Naturerlebnisse inklusive. Eine exzellente Mischung von Zodiac-Abenteuer, Luxushotel und Haute Cuisine. Michael Wolf über die der CRYSTAL ENDEAVOR.

Wer die CRYSTAL ENDEAVOR betritt, den erwartet anfangs kein riesiges Atrium, sondern eher etwas Understatement für ein so großes Expeditionsschiff: Die schöne Gangway bringt ihre Besucher direkt zum zentralen „Boulevard“ des Schiffes auf Deck 5, dem „Seahorse“, also Seepferdchen-Deck. Hier befinden sich Richtung Bug die moderne Rezeption, das Bistro mit seinem Marmorboden und Sitzmöbeln in modernen grün- und blau-Farben (in dem ganztägig Snacks und Suppe an einem Bedienbuffet bereit stehen) mit Bar (die nachmittags eine gute Eiscreme-Auswahl bietet), und das gut ausgestattete Hospital.

Richtung Heck liegen­ die Behandlungsräume des Spas, das eine ganze Palette unterschiedlichster Massagen und Treatments anbietet. Dahinter liegt ein wirklich gut bestückter Fitnessraum, in dem täglich Pilates- oder andere Fitnesskurse von Sportdirektor Victor angeboten werden, sowie die erstaunlich große Boutique. Am Ende des Ganges befindet sich eines der Schmuckstücke des neuen Schiffes, das bei unserem Besuch zwar schon bei einem Cocktail vorgestellt wurde, aber noch nicht operationell war: das Solarium. Schon von außen sind die verglasten Wände am Heck, die sich über zwei Decks erstrecken, ein markantes Wahrzeichen der CRYSTAL ENDEAVOR.

Von innen bieten sie ungehinderte Sicht in fast alle Richtungen. Zentraler Punkt ist der Pool, dessen Boden nach Leerung auf das normale Bodenniveau gebracht werden und als Tanzfläche oder als Platz für Empfänge genutzt werden kann. Im Restaurant (Marketplace) wird es hier ganztägig kleine Speisen und Snacks auf zwei Decks geben. Ein sehr schöner kleiner Deckbereich aussen direkt am Heck sowie einige Relax-Steinliegen werden das Solarium sicher insgesamt zu einem Hot Spot der CRYSTAL ENDEAVOR machen.

Überhaupt hat dieses Schiff wirklich schöne und vor allem­ sehr großzügige Aussenbereiche. Auf Deck 5 lässt sich das Schiff (fast) umlaufen – während man um das Heck herumgehen kann, steigt der Weg nach vorn auf der rechten Seite zum ein Deck höher gelegenen Sonnendeck mit originellen Holz-Bänken, einem Jacuzzi mit Panoramasicht und vor allem einem kleinen Vistapoint ganz vorn an der Bugspitze mit Titanic-Feeling.

Rund ums Schiff geht es aber auf Deck 10 – auch mit einem Jogging Track. Hier liegt noch eine kleine Bar mit Sitzgruppen und Liegestühlen um eine erfrischende Dusche­ im modernen Glas-Styling am Bug. Also Platz ohne Ende – und auf dem Helikopterdeck könnte man letztendlich bequem Tennis spielen….

… Lesen Sie weiter in der aktuellen AN BORD.

Bildergalerie zur CRYSTAL ENDEAVOR
Bildergalerie Island

Fotos und Videos: enapress.com

Corona und die Leichtigkeit der Kreuzfahrt

Die andauernde COVID-19 Pandemie und der 11. September 2001 hatten einen nachhaltigen Einfluss auf die Art des Reisens – auch mit Kreuzfahrtschiffen. Frank Behling recherchierte.

Die Pandemie lässt auch der Kreuzfahrt keine Ruhepause. Der Ausbruch auf dem Kreuzfahrtschiff Carnvial Vista im Golf von Mexiko hat gezeigt, dass es vor Covid-19 auch auf Schiffen keine absolute Sicherheit gibt. Eine 77-jährige Passagierin war wenige Tage nach der Infektion in einem Krankenhaus verstorben. Die pensionierte Lehrerin war am 31. August von Galveston aus mit der Carnvial Vista zu einer Karibik-Reise aufgebrochen.

Beim Anlauf in Belize am 4. August­ hatte sie sich mit Symptomen testen lassen. Sie und weitere 26 Crewmitglieder wurden positiv auf Covid-19 getestet. Die Seniorin und die Crewmitglieder waren­ alle geimpft.

Der Gesundheitszustand der Seniorin verschlechterte sich jedoch. Sie kam in ein Krankenhaus nach Belize und am 14. August per Krankenrücktransport mit dem Flugzeug zurück nach Hause. In Oklahoma verstarb die Frau jedoch kurz darauf. Die Crewmitglieder verblieben an Bord.

Der Fall hat bei Carnival wieder zu einer Verschärfung der Protokolle geführt. Alle Passagiere müssen jetzt beim Einschiffen in den USA mit dem Impfstatus auch einen negativen Antigen- oder PCR-Test machen.

Diese Regel gilt auch schon in Europa. TUI Cruises und AIDA Cruises haben die Tests auch als Vorgabe fürs Boarding gemacht. Die Folge sind allerdings längere und umständlichere Eincheck-Verfahren. Wartezeiten von ein bis zwei Stunden sind inzwischen die Regel, da in den Terminals auch die Zahl der Personen begrenzt ist.

New York, Foto: enapress.com

Wer 2021 eine Kreuzfahrt mit einem großen Schiff machen will, der braucht vor allem eins: Zeit. Die Corona-Pandemie hat den Seereisesektor verändert. Vergleichbar mit den Anti-Terror-Maßnahmen nach dem 11. September 2001 sorgen die Anpassungen der Abläufe beim Thema­ Gesundheit schon bei der Abfertigung in den Häfen­ für Wartezeiten.

„Die Pandemie hat die Abfertigung in den Häfen so verändert wie der 11. September das Thema Sicherheit in den Fokus rückte“, sagt Jens-Broder Knudsen von der Kieler Schifffahrtsagentur Sartori & Berger. Das Unternehmen ist führend bei den Agentur-Tätigkeiten für Kreuzfahrtschiffe in den deutschen Häfen.

NYC vor dem 11. September.
Einlaufen in den Hafen mit der „Queen Elizabeth 2“.
Foto: Frank Behling

Nach dem 11. September wurden Sicherheitsmaß­nahmen zum Schutz gegen Anschläge oder Schiffsentführungen eingeführt. Alle Häfen rüsteten nach. Teure Scanner für Gepäck und Passagiere wurden angeschafft. Spezielle Abfertigungsroutinen eingeführt.

Plötzlich wurden Häfen Teil des Heimatschutzes. Flüssig­keiten oder Taschenmesser wurden in Koffern beim Boarding herausgefischt. Zum Sektor Sicherheit ist jetzt der Bereich Gesundheitsschutz und Seuchenbekämpfung hinzugekommen. In den Häfen wurden die Terminals und die Verkehrswege erneut neugestaltet.

Besonders die großen Häfen schultern immer noch gewaltige Investitionen in Infrastruktur. Neue Terminals wurden für die neuen Mega-Liner angeschafft. Die älteste Anlage für Megaliner ist heute Terminal 18 in Port Everglades. Das Bauwerk ist gerade einmal elf Jahre alt.

Der Hafen von Miami hat im August sogar festverzinste Wertpapiere im Wert von 1,4 Milliarden Dollar verkauft. New York und New Jersey hatten im März 1,1 Milliarden Dollar durch Wertpapierverkäufe eingenommen. Die Häfen­ brauchen Geld. Auch in Deutschland investierten die Häfen in neue Abfertigungsanlagen.

Teststationen, neue Wartebereiche und medizinisches Personal sind in Pandemie-Zeiten fast wichtiger als die Sicherheitskräfte für die Kontrolle. Das Ziel ist: Das Virus darf nicht an Bord. Die Kosten für Testgeräte im PCR-Verfahren schwanken zwischen 15000 und 50000 Euro.

Wie aber läuft das Geschäft mit der sicheren und jetzt auch gesunden Reisen? „Seit Juli 2020 bieten wir mit der Mein Schiff Flotte als einer der wenigen Kreuzfahrtanbieter weltweit durchgehend Reisen an, seitdem waren weit über 140.000 Gäste an Bord“, sagt Friederike Grönemeyer von TUI Cruises.

Man habe bewiesen, dass Kreuzfahrten mit dem richtigen Gesundheitskonzept auch in Pandemiezeiten sicher möglich seien. „Mit Erfolg: denn unsere Gästezufriedenheit ist zum Teil höher als in Zeiten vor Corona. Viele Gäste waren in den letzten zwölf Monaten nicht nur einmal, sondern mehrere Male an Bord. Andere haben bis zu vier Wochen“, so Grönemeyer. Aktuell sind von TUI Cruises­ sechs der sieben Schiffe in Fahrt.

„Mit unserem Konzept der Testung im Terminal vor der Einschiffung haben wir die besten Erfahrungen gemacht. Wichtig ist, dass niemand mit einer Infektion an Bord kommt. Die Grundregel lautet getestet, genesen oder geimpft“, sagt Hansjörg Kunze von AIDA Cruises.

Deutschlands größtes Kreuzfahrtunternehmen will bis Jahresende wieder zehn Schiffe in Fahrt haben.

Ebenfalls mit Schwung ist MSC Cruises in Fahrt gekommen. Am 16. August wurde der erste Jahrestag nach der Aufnahme des Fahrtbetriebs gefeiert. Sechs Schiffe sind aktuell wieder im Mittelmeer, der Karibik, rund um England und der Ostsee aktiv.

Anders als nach dem 11. September gibt es aber bei der Corona-Pandemie einen weiteren Aspekt. Die Crew ist ebenfalls ein potenzielles Risiko. Dabei haben AIDA und auch TUI Cruises wiederholt Probleme mit infizierten Crewmitgliedern gehabt. Der Neustart von AIDA war 2020 ein ums andere Mal auch durch infizierte Crewmitglieder überschattet. Die Reederei MSC hat deshalb ein eigenes Crew-Impfprogramm aufgelegt.

Während sich in Europa und Nordamerika die vierte Welle­ der Pandemie mit dem gefürchteten Delta-Virus nicht mehr als so dramatisch auf die Erkrankungen auswirkt, sieht es in anderen Teilen der Welt ganz anders aus. Weitere Mutationen des Virus werden zur aufkommenden Wintersaison erwartet.

Die philippinische Gesundheitsbehörde meldete am 21. August mit 13831 Neuinfektionen­ einen neuen Höchststand. Am selben Tag meldeten die deutschen Gesundheitsämter nur 6600 Neuinfektionen.

Mehr als 250000 Seeleute stammen weltweit allein von den Philippinen. Und auch die CDC stellt ein ums andere mal fest, dass besonders Crewmitglieder mit Infektionen auf Schiffen auffallen. Die Folge: Crewwechsel, vor der Pandemie reine Routine, werden heute­ zu politischen Drahtseilakten. Traurige­ Berühmtheit erlangten 200 Seeleute von dem Pazifik-Staat Kiribati, die monatelang in Hamburg oder auf den Fidschi-Inseln fest­saßen, da sie nicht in ihr Heimatland durften. Selbst der berufliche Reiseverkehr für Soldaten, Diplomaten oder Leistungs­sportler­ ist nicht ohne Komplikationen denkbar. 193 Staaten gehören den Vereinten Nationen. In Corona-Zeiten sind das auch 193 nationale Einreiseregelungen.

Aktuell ist nicht absehbar, wann überhaupt mal wieder ein Kreuzfahrtschiff zu einer Weltreise nach altem Muster­ mit 40 bis 50 Nationen als Destination aufbrechen wird. Das Aufkommen immer neuer Mutationen und die weiter sehr restriktiven Einreiseregeln und Lockdowns in Teilen der Welt lassen einen Seereiseverkehr über Kontinente­ hinweg nicht zu.

Foto: Frank Behling

Corona hat an Bord der Kreuzfahrtschiffe die Abläufe jedoch ganz konkret verändert. Selbst wer den als erstes anstehenden Gesundheitscheck im Terminal vor dem Boarding übersteht, ist auf einem Schiff mit tief­greifenden Veränderungen zu früher konfrontiert.

Restaurants und Bars sind immer noch weit von der Unbeschwertheit der Vor-Corona-Zeit entfernt. Zwar hat AIDA inzwischen wieder Büfett-Restaurants erlaubt. Doch alles mit Abstand und strengen Abläufen.

Wer jetzt eine Reise mit einem Schiff im Winter plant. Braucht vor allem eins: Flexibilität. Bei Fluganreisen muss mit zusätzlichen Kosten und Wartezeiten durch Einreisekontrollen gerechnet werden.

Die besten Perspektiven haben weiterhin die Reisen vor der Haustür. Kurze Wege, eine individuelle Anreise zum Schiff und die im Notfall schnelle Obhut des vertrauten Gesundheitssystems sind der beste Weg für eine Er­holung.

„Wie kann die CLIA es nur schaffen, die Kreuzfahrten wieder einfacher zu machen?“, fragte die US-Reise­bloggerin Ilana Schattauer in ihrem Kanal. Die Anforderungen zur Einschiffung seien zu komplex geworden. Die Wartezeiten rauben meist den Spaß am Urlaub. Lange­ Schlangen außerhalb der Terminals gehören inzwischen auch in Europa zum Bild. Die Ursache ist einfach. Der Gesundheitscheck muss gemäß der Sicherheitsprotokolle und Hygienekonzepte beim Betreten der Terminalanlage erfolgen. Damit fallen auch die klimatisierten und wettergeschützten Wartebereich in den Terminals vor dem ersten Check weg. In Kiel, Hamburg oder Southampton gibt es inzwischen deshalb regelmäßig Fotos von Schlangen vor den Eingängen.

Die Reedereien und Hafenbetreiber sind aber um eine Abhilfe bemüht. Das letzte Wort haben aber die Gesundheitsbehörden. In den USA die mächtige CDC und in Deutschland die jeweiligen Gesundheitsämter.

Und wie geht es weiter. Der Kreuzfahrtverband CLIA sowie die Reedereien setzen auf die Erfolge der Impfungen. In den USA stehen inzwischen wegen der erhöhten Infektions­gefahr bereits „Booster“-Impfungen für Kreuzfahrtpassagiere auf der Tagesordnung.

In Europa wird mit den Impfungen eine Normalisierung erst im kommenden Jahr zu rechnen sein. Mit der kälteren Jahreszeit wird eher mit Einschränkungen durch eine weitere Infektionswelle gerechnet. Die neue Virus-­Mutante AY.3 bereitet sich gerade in den USA, Groß­britannien und Israel aus. Ein Schwerpunkt sind die warmen Südstaaten der USA. In Missouri und Mississippi beträgt der Anteil der Variante YAY.3 bereits 43 bis 45 Prozent. Einziger Schutz vor der Ausbreitung der neuen Mutationen ist eine Einschränkung der individuellen Reisetätigkeit sowie die weiter konsequenten AHA-Regeln.

Die Bedingungen für Reisen möglichst nah am Wohnort sind damit ideal. Kreuzfahrten von europäischen Häfen werden deshalb auch im Winter eine große Perspektive haben. Die Entscheidung von AIDA zur Stationierung der AIDAprima in Hamburg dürfte bald Nachahmer finden.

Ein Stück Florenz auf See

Die Mittelmeer-Saison 2021 verdankte die COSTA FIRENZE, das neueste Schiff von Costa Crociere, der Corona-Pandemie. Ein Glücksfall, wie sich herausstellte. Denn die Gäste der Premierensaison fanden das Schiff viel zu schön, um es wie geplant an die chinesische Costa-Tochter abzugeben. Kai Ortel war auf einer der ersten Kreuzfahrten dabei.

Koffer packen für eine siebentägige Kreuzfahrt, kann ich das noch? Diese Frage stellte sich, weil meine letzte Kreuzfahrt im August 2021 fast zwei Jahre zurücklag. Dann kam Corona und die hinlänglich bekannte Zwangspause für die meisten Kreuzfahrtschiffe­ und -reedereien. Doch meine Sorge erweist sich als unbegründet.

Am Ende stellt sich nur eine lange Jeans als kreuzfahrt-untauglich heraus, und im Kulturbeutel fehlt das Voltaren, das ich nach einem Sturz auf dem nassen Deck am zweiten Reisetag im wahrsten Sinne schmerzlich vermisse. Ansonsten reicht auch auf der COSTA FIRENZE für eine Woche ein mittelgroßer Koffer ohne allzu viel Schnicksack. Dagegen schwebt auch nach der dritten Welle der Pandemie noch immer das Thema Corona­ über allem. Wann und wo an Bord müssen Masken­ getragen werden? Was, wenn ich unterwegs positiv­ getestet werde? Und wie sieht überhaupt eine Kreuzfahrt unter Pandemie-Bedingungen aus?

Foto: Kai Ortel


Die meisten Sorgen sind unbegründet. Masken müssen unter Deck getragen werden, außer, wenn man sich zum Essen oder Trinken im Restaurant oder an der Bar aufhält. Eigentlich auch an Deck, aber da wird es mit der Umsetzung schon schwieriger. Denn bei über 1,50 Metern­ Abstand machen Masken an der frischen Luft keinen­ Sinn mehr, weshalb sich die meisten Gäste das lästige Utensil herunterreißen, sobald sie Seeluft atmen. Dafür muss einmal am Tag die Körpertemperatur gemessen­ werden. Dies geschieht kontaktlos an kleinen Automaten.

Foto: Kai Ortel

Die haben ihre Tücken, aber ein hilfsbereites Besatzungsmitglied ist nie weit. Wer das Temperaturmessen versäumt, bekommt einen Blauen Brief auf die Kabine. Umstellen muss man sich auch bei den Landgängen.­ Denn an Land geht es im Sommer 2021 nur im Rahmen von „Safe-Bubble“-Ausflügen per Bus oder geführtem Spaziergang. Die organisiert die Reederei unter­ Einhaltung sämtlicher Sicherheits- und Hygiene­protokolle. Individuelle Landgänge sind untersagt. Wer sich von seiner Gruppe absetzt, um Land und Leute quasi über die Hintertür auf eigene Faust kennenzulernen, findet­ bei der Rückkehr zum Schiff seine Koffer auf dem Kai wieder. Die Alternative: An Bord bleiben. Das macht einem die COSTA FIRENZE leicht…

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Sommer in Schweden

Oliver Asmussen reiste mit der ARTANIA von Bremerhaven zum Bottnischen Meerbusen. Dabei entdeckte er das nordische Land mit seinen vielen Facetten.

Foto: Oliver Asmussen/Oceanliner-Pictures.com

Es ist die zweite Kreuzfahrt nach der Corona-­Pause, die an diesem 17. Juni 2021 in beginnt. Zum ersten Mal nach ihrer Rückkehr aus Australien am 08.06.2020 kehrt die Grand Lady, wie das 1984 als Royal Princess gebaute Schiff liebevoll genannt wird, mit Gästen an Bord an das Columbus Cruise Center zurück. An diesem herrlichen Sommermorgen liegt eine ganz besondere Stimmung in der Luft, denn es ist nicht die Rückkehr von der abgebrochenen Weltreise mit nur wenigen Gästen an Bord, sondern die Rückkehr von der ersten, regulären Kreuzfahrt in die Ostsee. Strahlend weiß und makellos schiebt sich der elegante Bug des 231m langen und 44.500 BRZ großen Kreuzfahrers die Weser­ hinauf. Kapitän Morten Hansen hat das Kommando.

Es ist fast schon ein Privileg, zu den ersten Gästen­ zu zählen, die mit der Artania wieder in See stechen. Zwar nicht nach Norwegen, wie ursprünglich geplant, aber wie sich später herausstellt, ist die alternative Ostseeroute sowieso die bessere Wahl. Die Stimmung unter den Wartenden ist gut. Sie sortieren sich nach vollständig geimpften und ungeimpften Personen. Natürlich alles unter Einhaltung der gültigen­ Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen. Diese Kreuzfahrt wird vermutlich die letzte sein, auf der ungeimpfte Gäste an Bord sind.

Foto: Oliver Asmussen/Oceanliner-Pictures.com

Die Sonne scheint den ganzen Tag vom wolken­losen Himmel über der Weserstadt. Zum Glück ist das so, denn die ankommenden Gäste dürfen zunächst nicht in das Terminalgebäude: Die Hygieneregelungen erlauben keine Menschen­ansammlungen innerhalb des CCCB. Die Mitarbeiter von Phoenix Reisen erkennen die Lage jedoch schnell und in bester organisatorischer Manier beginnt die Einschiffung­ früher als vorgesehen. Noch schnell einen medizinischen „Check-Point“ passiert, alle Fragebögen abgegeben und Dokumente (Coronatests, Impfnachweise) kontrollieren lassen – schon heißt es „Willkommen zu Hause“, „Willkommen an Bord“ der Artania

Foto: Oliver Asmussen/Oceanliner-Pictures.com

Auf der Artania muss in allen geschlossenen­ Bereichen eine Maske getragen werden. Es sei denn, man sitzt an einem festen Sitzplatz im Restaurant oder in einer der Lounges. Mit dieser Regelung tut sich kein Gast schwer, denn vielmehr ist es inzwischen zum Alltag geworden, sich und andere Menschen auf diese Weise zu schützen. Umso erfreulicher ist es, dass auf den Freidecks keine Maskenpflicht besteht, solange die Abstände zwischen den Reisenden eingehalten­ werden können. In allen Restaurants besteht, wie schon vor Beginn der Corona-Pandemie, freie Sitzplatzwahl. Somit ist es weiterhin möglich, jeden Abend das Restaurant zu wechseln. Die wohl bedeutendste Änderung ist der Wegfall des Lido-Buffetrestaurants. Das Restaurant hat jedoch nicht geschlossen, sondern wird vorerst als drittes à la carte-Restaurant genutzt. In allen Restaurants gibt es eine identische Speisekarte. Das sorgt für Entspannung, denn nun entscheidet alleine das Ambiente darüber, in welchem Restaurant man seine Mahlzeiten einnehmen möchte.

Beim Sail Away zum Sonnenuntergang können viele Reisende ihre Emotionen nicht mehr zurückhalten. Tränen kullern über viele Wangen, als Kapitän Morten Hansen das Typhon der Artania immer und immer wieder ertönen­ lässt. Die zu dieser Zeit noch aufgelegte Amadea­ und Amera erwidern prompt den Gruß der Artania. Untermalt mit der Auslaufmelodie wird die Abfahrt in Bremerhaven besonders emotional….

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Deutschlands Provinzen entdecken

Dort wo andere Flusskreuzfahrtschiffe umkehren müssen, weil die Abmessungen eine Weiterfahrt nicht zulassen, spielt das kleine Boutiqueschiff SANS SOUCI seine Stärken aus. Ein Bericht von Oliver Asmussen.

Der Einschiffungshafen ist für eine Flusskreuzfahrt eher ungewöhnlich. In Bad Cannstatt bei Stuttgart wartet das im Jahr 2000 in Holland gebaute Flussschiff auf seine neuen Gäste. Eigner und Kapitän Peter Grunewald ist auf vielen Reisen persönlich an Bord und bringt die Gäste mit seiner SANS SOUCI in Häfen und Regionen, die von einem Großteil der anderen Flusskreuzfahrtschiffe nicht besucht werden können. Am darauffolgenden Tag beginnt die Reise, „Leinen los“. Noch vor dem Mittagessen passieren wir die erste von 12 Schleusen auf dem Weg nach Heilbronn. Rund 70 Höhenmeter gilt es heute zu überwinden. Die maximale Schiffgröße auf dem Neckar ist, bedingt durch die Abmessungen der Schleusen, auf 105m Länge und 12m Breite begrenzt. Von den insgesamt 367 Kilometern sind 203 Kilometer befahrbar, die Strecke von Plochingen bis zur Mündung in den Rhein bzw. umgekehrt. Insgesamt 27 Schleusen müssen auf dieser Strecke passiert werden. Sie überwinden den Höhenunterschied von 161m zwischen­ Mannheim und Plochingen.

Abends erreicht die SANS SOUCI Heilbronn. Im Vergleich zu den wenigen, anderen Anbietern, die das eine oder andere Flussschiff auf dem Neckar positioniert haben,­ sind die Liegezeiten der SANS SOUCI deutlich ausgedehnter. Das ermöglicht entspannte Stadter­kundungen. So bleibt bis zum nächsten Mittag Zeit, die sehenswerte­ Innenstadt von Heilbronn zu erkunden, bevor es in Richtung Bad Wimpfen weitergeht.

Foto: Oliver Asmussen/Oceanliner-Pictures.com

Die Stadt wirbt mit dem Slogan „Vergangenheit fühlen, Gegenwart genießen“. Ohne Übertreibung kann man sie auch als Juwel am Neckar bezeichnen, Bad Wimpfen. Um in den historischen Stadtkern zu gelangen, muss ein recht steiler Weg erklommen werden. Nach 5 Geh­minuten­ eröffnet sich zunächst ein spektakuläres Panorama über die idyllische Flusslandschaft. Mit jedem Schritt taucht man ein in die ganz besondere Atmosphäre der Stadt, die sehr schnell die Hektik des Alltags vergessen­ lässt. Die Geschichte von Bad Wimpfen ist bestimmt von Kelten, Römern und Staufen. Markant für das Stadtbild ist das Wahrzeichen „Blauer Turm“. Aus der Staufenzeit rührt ein Baudenkmal, welches noch heute das Stadtbild bestimmt. Es ist die größte Königspfalz­ nördlich der Alpen, mit ihren markanten Türmen, dem Steinhaus, dem Hohenstaufentor und der Pfalzkapelle.

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„AmaSiena“ in Lahnstein getauft

Es war die erste Taufe für die amerikanische Luxusflusskreuzfahrten-Reederei AmaWaterways nach der Pandemie-Pause – auf ihrer Fahrt von Amsterdam nach Basel wurde die AmaSiena in Lahnstein getauft. Michael Wolf berichtet.

Taufen in Lahnstein haben bei Ama schon Tradition – ­hier erhielten bereits die letzten Schiffe ihren­ Namen. Aber statt strahlendem Sonnenschein in den letzten Jahren zeigte an diesem 29. August der Wettergott kein Einsehen: Regenschauer und etwas Wind standen auf dem „Meteo“-Programm, die Zeremonie­ wurde kurzerhand in die Main Lounge verlegt.


„Bei einer Heirat bringt etwas Regen Glück – und so sehen­ wir es auch heute“ sagte Kristin Karst, Mitbegründerin und EVP von AmaWaterways. Der örtliche Pfarrer segnete das Schiff – und musste sich beeilen. Da Sonntag war, warteten seine Schäfchen in der Kirche bereits auf ihn für den Gottesdienst. Von Landseite aus schmetterte der Fanfarenzug von Lahnstein Trompetenklänge zum Schiff hinüber.


AmaWaterways CEO und Gründer Rudi Schreiner war für die Taufveranstaltung eigens an Bord gekommen – er fuhr dieselbe Strecke von Amsterdam nach Basel auf der AmaLucia, die dieses Jahr von der Werft abgeliefert wurde. Schreiner: „Unsere Buchungen für nächstes Jahr sind derzeitig hervorragend. Aber das Jahr 2020 hat uns gezeigt, dass es noch Änderungen geben kann. Genießen­ wir also das Heute und diese Taufe.“
Die Taufpatin war Debbie Fiorino, COO von World Travel Holdings, eine Tourismusorganisation in den USA, zu der auch die größten Agenturen für Kreuzfahrten gehören.­ „Für uns aus der Tourismusbranche liegen 18 herausfordernde Monate hinter uns“, sagte sie. „Umso schöner ist es, jetzt neu die Welt zu erkunden. Dass ich gleichzeitig hier die Godmother für die AmaSiena von AmaWaterways sein darf, ist eine unglaubliche Ehre!“
Mit Elan schleuderte sie dann die Champagnerflasche von Drappier gegen die Bordwand und taufte mit der AmaSiena das 24. Schiff der Flotte von AmaWaterways….

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Fotos: enapress.com

Inseln unterm Regenbogen

Hat eine halbe Atlantik-Überquerung einen Sinn? Ja, hat sie, denn mittendrin gibt es eine faszinierende Welt aus Natur, Abgeschiedenheit und unentdecktem Kreuzfahrtziel: die Inselgruppe der Azoren, zu bereisen nur mit kleinen Entdeckerschiffen. Oliver Schmidt hat die World Voyager gewählt – und die Welt neu entdeckt.

Sie könnte fast eine Weltkarte sein, die Musterung, die das Meer in jahrtausendelanger „Arbeit“­ in den Stein gespült hat – jedenfalls kann man Afrika und Grönland, den panamerikanischen Isthmus und sogar Madagaskar erkennen. Allzu viele Reisende dürften sie noch nicht gesehen haben, denn der kleine Fels bei Madeira mit seinen Höhlen heißt Deserta Grande und ist eine „verbotene Insel“, geöffnet nur auf Sonder-Intervention des portugiesischen Reeders Mario Ferreira, der die Flotten für das neue Hochseegeschäft von nicko cruises zur Verfügung stellt und an Bord mitreist. Die Extratour mit den bordeigenen Zodiacs der World Voyager zeigt, dass des Reeders Idee, in den mit Portugal verbundenen Inselgruppen wie Azoren und Kapverden mit besonderem Know-how seine Nische zu finden, nicht abwegig ist. Die „Oh!-“ und „Ah!“-Rufe der Passagiere wetteifern mit dem Klicken guter Kameras, denn wer hier mit einer Selfie-Stange herumwedelte, der wäre out. Eines haben die Weltentdecker in den Outdoor-Anoraks schon gelernt: Zodiac-Fahren macht Gaudi! Zwei starke Matrosenarme, ein beherzter Schritt, das „Hinsetzen!!“ der Bootsführerin, die auch oben auf der Brücke navigiert und keinen Widerspruch duldet, und schon geben die Wellen ihren Rhythmus ins Rückgrat, das auf dem breiten, sicheren Wulst des Schlauchbootes ruht.

Foto: Oliver Asmussen/Oceanliner-Pictures.com

Die World Voyager hievt die Schlauchboote hoch, dreht bei und nimmt Kurs auf jenen Zielort, wo es ihr in den nächsten Tagen gelingen wird, ihren Passagieren alle neun bewohnten Inseln der Azoren zu zeigen. Namen sind Schall und Rauch, und wer sich aufs Glatteis führen lässt und azurblauen Himmel erwartet, hat sich gleich doppelt geirrt. Die Einwohner werden nicht müde zu betonen, dass die Azoren-Hochs aus der westeuropäischen Wetterkarte zwar hier vorbeikommen, aber selten verweilen. Und außerdem geht der Name auf den Açor zurück, den Habicht, und der wiederum kommt nur in der Flagge vor, weil das, was die ersten frühen Besucher der Inseln dafür hielten, in Wahrheit Mäusebussarde waren. Ebenso trügerisch sind die Regenbogen, die der Gischt immer wieder über die Häfen und die anmutigen Hügellandschaften zaubert. Und damit nicht genug: Selbst die „Azorianer“, ein homogenes Volk, das „seine“ Inseln im Herzen trägt, sucht der Reisende vergebens. Bei einer Ausdehnung von 600 Kilometern von Ost nach West ist man zu keiner Zeit von einer Insel zur andern gereist, um Onkel und Tante zum Kaffee zu besuchen. Jeder blieb für sich, jede Insel hat ihre eigene Kultur – die Entdecker auf Schiffsplanken erwartet also täglich eine neue Überraschung.­

Foto: Holger Leue/Leue-Photo.com

Und so ist auch Sarah noch nie auf Corvo gewesen, der nordwestlichsten Insel, 450 Einwohner. Die junge Deutsche,­ die auf den Inseln Meeresbiologie studiert, ist als Lektorin für die reich bestückte Welt der Wale rund um die Azoren an Bord. Für die Beobachtungstour im Schlauchboot konnte sie jedoch nur Delfine herbeischaffen.­ Jetzt steigt sie mit anderen Gästen langsam den steilen Berg auf Corvo hinauf, wo beim allerbesten Willen kein Auto Platz hätte, und hört ihrer portugiesischen­ Kollegin interessiert zu, die über Land und Leute auf der kleinen Insel berichtet. „Hier muss ich hin“, stellt Sarah kurz und bündig fest. Immerhin gibt es Kindergarten und Schule, eine Mehrzweckhalle und ein Altersheim. Und sehr viele Kühlschränke, falls das Versorgungsschiff mal nicht kommt. Nicht schlecht für 450 Seelen…

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Sonne, Sirtaki und griechische Götter

Griechenland mit allen Sinnen: Wer mit der Celestyal Crystal ein halbes Dutzend Inseln erkundet, taucht jeden Tag in eine andere Welt. Corona-Tests und elektronische Kontaktspeicherung sollen für Seelenfrieden sorgen. Stefanie Bisping berichtet.

Das Meer leuchtet blau, in der Open-Air-Bar auf Deck 5 blubbert der Jacuzzi, die Abendsonne taucht das Schiff in warmes Licht. Kapitän Nikaolaos­ Vasileiou manövriert die Celestyal Crystal­ aus dem Hafenbecken und nimmt Kurs aufs offene Meer. In den Korbstühlen der Bar stoßen gut gelaunte Gäste auf die Reise durch die Ägäis an. Langsam werden der Hafen von Piräus, die blaue Kuppel der orthodoxe­n Kirche und die Hochhäuser der Stadt kleiner. Die Aussichten könnten besser nicht sein: sechs Inseln in sieben Tagen, dazu ein jähes, eigenartiges Glücksgefühl, das sich aus Aufbruch, Szenerie und dem während der Pandemie fremd gewordenen Anblick entspannter Menschen zusammensetzt.

Foto: enapress.com

Für den Moment ist das Gefühl der Sorglosigkeit begründet.­ Jeder Gast, ob geimpft oder nicht, musste beim Einchecken einen negativen PCR-Test vorweisen. Bevor es an Bord ging, wurde ein weiterer Antigen-Test durchgeführt. Zudem wurde jedem Passagier ein Datensammler an einer Kette umgehängt, der ähnlich wie die Corona-App die Kontakte der Gäste speichert. „Würde im Lauf der Reise doch eine Infektion festgestellt, könnten­ wir anhand der Daten die Kontaktpersonen identifizieren“, erklärt Sprecherin Irene Proestaki. Beim Neustart soll nichts schiefgehen. Celestyal Cruises stellte die Operationen gleich im März 2020 ein und fuhr in der vergangenen Saison gar nicht. Erst im Juni nahmen die Schiffe der zypriotischen Reederei nach sechzehn Monaten­ Pause ihre Fahrten wieder auf, zunächst mit 450 Gästen. Jetzt sind 600 Passagiere an Bord der kompakten, knapp 160 Meter langen und 25 Meter breiten Crystal. Das entspricht der Hälfte der Kapazität.

 Jeder Gast ist gehalten, täglich an einer der Stationen zum Fiebermessen seine Körpertemperatur zu erfassen. Ausweisen muss man sich an den Automaten mittels Scancode auf der Bordkarte und Gesichtserkennung. In den öffentlichen Bereichen herrscht Maskenpflicht. Das Accessoire darf erst am Platz in Bars und Restaurants abgenommen­ werden. Allerdings haben viele Passagiere ein entspanntes Verhältnis zum Maskengebot, und weil sie zahlende Gäste sind, hat die Crew nicht das Herz, sie an ihre Pflicht zu erinnern. Die Besatzung selbst sei bereits zu 95 Prozent vollständig geimpft, so Irene Proestaki.­

Jessica Cardoso da Rocha, die im Ausflugsbüro arbeitet, gehört nicht dazu. Sie hat den gesamten Lockdown in ihrer Heimat im Nordosten Brasiliens verbracht, wo ihre Großmutter und ihre Tante an Covid-19 starben. Sie ließ sich nicht in Brasilien impfen, weil die dort verwendeten Impfstoffe in der EU nicht anerkannt werden. Seit zwei Wochen ist sie wieder an Bord, wird alle zwei Tage getestet­ und erwartet ihren Impftermin. Ihre Maske sitzt niemals auch nur einen halben Zentimeter unter der Nase.

Friedlich schlingert die Celestyal Crystal durch spürbare Wellen ihrem ersten Ziel entgegen: Patmos. Das karge, religiös bedeutsame Inselchen liegt in heller Morgensonne. Weil noch immer heftiger Wind weht, ankert das Schiff vor der Insel, die Passagiere werden mit Tenderbooten an Land gebracht. Zu Fuß, per Taxi oder im Ausflugsbus erreichen sie die Grotte mit Kapelle, die als Schöpfungsort der Johannes-Offenbarung gilt. Als hochbetagter Apostel soll Johannes die Worte des ihm hier erschienen Jesus einem Schüler diktiert haben. Zwar ist die Beweislage dürftig, aber die Lage an einem Hang über dem tiefblauen Meer lässt zusammen mit der Hitze Christus-Erscheinungen als möglich erscheinen. Weil mit dem 1088 gegründeten Ordenshaus Agios Ioannis zudem eines der wichtigsten griechisch-orthodoxen Klöster hier ansässig ist, gilt Patmos als Heilige Insel, was für den schweißtreibenden Aufstieg fast so entschädigt­ wie die Aussicht auf weiße Häuser und tiefblaues Meer…

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Fotos: Celestyal Cruises, Stefanie Bisping, enapress.com