Kategorie: Magazin 03-2019

Der reisende Globus

Der Gottorfer Globus ist eine wertvolle Rarität. Die Geschichte seiner Herstellung geht auf ein spektakuläres Kunstwerk zurück. Hans-Joachim Birkholz forschte in der Geschichte; Mitarbeit Roland Mischke.

Es war ein großer Traum. Vom Reichtum, der Welteroberung, vom ökonomischen und kulturellen Gewinn. Das grandiose, letztlich größenwahnsinnige Projekt scheiterte, hatte aber Folgen. Es wurde zur Grundlage für den Gottorfer Globus, der seinerzeit als Weltwunder galt.
1633 wird Adam Olearius (1603-1671) als Sekretär an den Hof von Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf gerufen. Der Universalgelehrte und polyglotte Diplomat, Sohn eines Schneiders aus dem anhaltischen Aschersleben, erhielt den Auftrag, eine Gesandtschaft zu formieren. Deren Ziel war, neue Handelswege über Russland nach Persien zu eröffnen, um die sagenhaften Reichtümer nach Mitteleuropa zu bringen. Begehrt waren vor allem Edelsteine und Rohseide, aber auch andere exotische Kostbarkeiten des Orients.
Für Olearius war es schwierig. Allein die Transitrechte durch Russland zur Freigabe für den Transport der noblen Produkte waren schwer zu erhalten, Olearius musste am Hof des russischen Zaren zwei Jahre lang verhandeln. Die von ihm versammelte Gruppe für die Expedition bestand aus 90 Teilnehmern aus Deutschland, den nordischen Ländern, den Niederlanden, Schottland, England und Italien. Vorsorglich waren in Kiel am Markt bereits Lagerhäuser für die Schätze erbaut worden, „Persianische Häuser“ genannt. Aber das langwierige Projekt wurde zum wirtschaftlichen Fiasko.
Sechs Jahre lang war Adam Olearius auf dieser Expedition unterwegs, 1639 kehrte die Gruppe mit vier Schiffen zurück und landete am Fehmarner Strand vor Neustadt. Stürme verhinderten das Einlaufen in den Kieler Hafen, weshalb man weiterfuhr zum Hafen Travemünde. Friedrich III. ernannte Olearius zum Hofmathematicus am Gottorfer Hof.

Fotos: enapress.com

Goethe war begeistert

Olearius war ein umtriebiger Sammler, von seiner Reise brachte er umfangreiches Material und Aufzeichnungen mit. 1647 veröffentlichte er die erste kundige Beschreibung von Russland und Persien, die Geographie und Geschichte der Länder wurde ins Holländische, Englische und Französische übersetzt. Goethe hat zwei Jahrhunderte später das berühmte Werk als Quelle für seinen „West-Östlichen Diwan“ genutzt, er bescheinigte Olearius „Kraft und Würde“ und befand, man habe „diesem Mann, für das Gute, das wir ihm schuldig sind, gründlichen Dank abzustatten“.
Zum Hauptwerk von Olearius wurde der begehbare Gottorfer Riesenglobus. Als Experte für Erd- und Himmelskunde baute er ein Fernrohr, um Sonne und Mond beobachten zu können. Er konstruierte ein Mikroskop und erfand ein technisches Verfahren, Linsen zu schleifen. Unterstützt wurde er von seinem Herzog, der einen Globus haben wollte, wie ihn die Welt noch nie gesehen hatte. Nach dem Tod Friedrich III. 1664 wollte auch dessen Sohn, Christian Albrecht, das Werk vollendet haben. „Zur Ehre Gottes des Baumeisters Himmels und der Erde“, heißt es in einer Chronik, habe „dieses wunderbare Bauwerk als Abbild der Wirklichkeit des Weltalls der durchlauchtigste und hocherhabene Fürst und Herr, Herr Friedrich, Erbe des Königreiches Norwegen, Herzog von Schleswig, Holstein, Stormarn und Dithmarschen, Graf zu Oldenburg und Delmenhorst, aufgrund seiner einzigartigen Zuneigung zur Beschäftigung mit der Mathematik, in der er höchst erfahren war, zu vermehren beliebt, damit seinem unvergänglichen Ruhm ein ewiges Denkmal gesetzt.“
Ein Riesenglobus dieser Dimension war bis dahin unbekannt. Seine Herstellung verlangte geographische und astronomische Kenntnisse, aber auch Können und Erfindergeist. Olearius befand Kupfer als geeignetes Material, beteiligt an der Arbeit waren Kupferschmiede und -stecher, Uhrmacher und Mühlenbauer. Im Kern handelte es sich um eine schmiedeeiserne Konstruktion auf einem Gerippe aus 24 Meridianringen, außen mit Kupfer versehen. Die Umsetzung des „Sphaera Copernicana“, wie der Globus auch genannt wurde, realisierte der Handwerksmeister Andreas Bösch. Olearius griff als Kartograph selbst zu Pinsel und Feder. Er starb 1871 in Gottorf…..

Informationen zum Gottorfer Globus in Schleswig

Die Replik des Gottorfer Globus in Schleswig.
Foto: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen

Gottorfer Globus & Barockgarten
Landesmuseen SH, Schlossinsel 1, Schleswig

Öffnungszeiten:
Mo. geschlossen
Di bis Fr 10:00 – 17:00 Uhr
Sa/So 10:00 – 18:00 Uhr
Eintritt: 7 Euro Erwachsene, 3 Euro Kinder/Jugendliche, 15 Euro Familien.
Infos: gottorfer-globus.de

Globus und Barockgarten von Schloss Gottorf galten im 17. Jahrhundert als Weltsensation.
Ab 1637 wurde in der Residenz ein Terrassengarten­ nach italienischem Vorbild angelegt, auf dem ein Lusthaus in Formen der Spätrenaissance entstand. Darin befand sich der riesige Erdglobus mit dem frühesten Planetarium in seinem Innern. In den Jahren danach wurden der Barockgarten vergrößert. Im Großen Nordischen Krieg (1700-1721) der Schleswig-Holsteiner gegen die Dänen siegten diese, unterstützt von Russland unter Zar Peter I. Der dänische Herrscher vermachte daraufhin den Globus an den Zaren. 2001 bis 2007 wurde der Gottorfer Globus auf dem Schlossgelände nachgebaut in einer modernen Architektur.

Kleines Schiff auf den Großen Seen

Die HAMBURG ist eines der wenigen Kreuzfahrtschiffe, dass die Großen Seen auf der Grenze zwischen den USA und Kanada befahren kann. Peggy Günther war für uns zur Zeit des Indian Summers an Bord.

„Nüscht, alles schon kahl.“ Anneliese schnauft gegen ihre Enttäuschung an. Die Lektorin hatte doch gesagt, in den Laurentian Mountains sei die Chance auf den Indian Summer am höchsten. Doch die sanfte Hügellandschaft zeigt bis an den Horizont kein rotes Laub. „Ihr seid ein bisschen zu spät dran“, gibt Pierre-Alexandre Legault, Kommunikationschef des Tremblant Resorts unumwunden zu. „Der Peak der Laubfärbung ist etwa um unser kanadisches Thanksgiving herum, also Anfang Oktober. Manchmal sind die Nadelbäume weiter oben dann schon verschneit und unten am See leuchten die roten Blätter – ein Wahnsinnsbild“, berichtet der Manager begeistert. „Doch in den letzten Tagen war es windig und regnerisch, da hat es kaum ein Blatt an den Bäumen gehalten.“

Anneliese tröstet sich unterdessen mit einer heißen Kürbissuppe im höchstgelegenen Restaurant des Ortes, der an das französische Wintersportrefugium Megève erinnern soll. Kalt genug wäre es ja für das rote Laub, das für seine Verfärbung einige Frostnächte benötigt. Doch stehen hier überhaupt genug Zuckerahornbäume, die für ihr besonders intensives Rot bekannt sind? Immerhin gibt es als Hauptgang Hähnchen in Zuckerahornsoße. „Haben Sie das von der Frau gehört, die acht Monate an Bord ist“, raunt sie ihrer Sitznachbarin zu, um sich von ihrer Enttäuschung abzulenken. Anneliese ist eine von fast 40 allein reisenden Passagieren auf der 18-tägigen Plantours-Kreuzfahrt über die Großen Seen. Zehn Prozent der Passagiere sind also ohne Kabinennachbarn unterwegs – das ist erstaunlich viel. Doch wenn man bedenkt, dass auch zwei Drittel der Gäste auf dieser Reise schon einmal mit diesem Schiff unterwegs waren, wird schnell klar, dass die HAMBURG ohnehin kein gewöhnlicher Cruiseliner ist.

Weniger als drei Meter Platz in den Schleusen

Das Schiff für maximal 400 Passagiere hat eine bewegte Geschichte. Vor zwanzig Jahren auf der MTW Schiffswerft für die Conti Reederei gebaut, fuhr es bis 2012 unter dem Namen C. COLUMBUS für Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. Als die Hamburger Reederei sich auf Luxus und Expedition spezialisierte, nutzte der Bremer Veranstalter plantours & Partner seine Chance, die zehn Jahre ältere VISTAMAR zu ersetzen. Obwohl die HAMBURG ein wenig größer war, zählt sie dennoch zu den wenigen Schiffen, die auf den Großen Seen zwischen den USA und Kanada kreuzen können. Als sie für Hapag-Lloyd Cruises geplant wurde, gab nämlich der Wellandkanal die Abmessungen des Schiffes vor: Mit seinen 21,5 Metern Breite passt es ziemlich exakt in die 24,4 Meter breiten Schleusen.

1,5 Meter Spielraum bleiben also auf jeder Seite, keine einfache Aufgabe für Kapitän Vladimir Vorobyov. Schon Tage vor der Kanalpassage beobachtet er die Wettervorhersage. Bei mehr als 25 Knoten Wind wird der Kanal gesperrt. „Die Frachtschiffe machen es sich einfach, sie rutschen im Zweifelsfall einfach in die Schleuse“, lacht der 67-jährige Ukrainer. Kein Wunder, dass manche Tanker so zerschrammt aussehen. „Sie wurden extra so gebaut. Für uns kommt das nicht infrage.“ Ruhig und konzentriert steuert er den Schiffsbug auf die erste Schleuseneinfahrt zu. Wer vom Palmgartenbalkon auf dem obersten Deck ganz vorn aus zusieht, dem wird ein wenig mulmig zumute. Denn es macht nicht den Anschein, als würde die HAMBURG zwischen die Betonmauern passen. …

Fotos: Peggy Günther, enapress.com, DenisTangneyJr/istock, Rainer Lesniewski/istock, Orchidpoet/istock

Luxus und Leidenschaft

Nicht weniger als den „Luxus perfektionieren“ will Regent Seven Seas Cruises mit ihrem sich seit Anfang Februar bereits in strahlend weißem Farbkleid am Ausrüstungskai der Fincantieri-Werft in Ancona präsentierenden jüngsten Neubau, der SEVEN SEAS SPLENDOR. Jens Meyer berichtet.

Schon während der Zeit in der Werft steht ihr dabei eine Frau zur Seite, die für die Umsetzung dieses Anspruches nicht nur prädestiniert scheint, sondern auch als Kapitänin der SEVEN SEAS SPLENDOR Branchengeschichte schreiben könnte.
„Es ist schon lange meine Leidenschaft, die Welt zu entdecken und Schiffscrews zu leiten und ich genieße es, diese Begeisterung mit allen zu teilen, die mit uns reisen“, sagt die aus Livorno stammende und mit ihrem Mann auf der kroatischen Insel Korčula lebende Serena Melani. Sie arbeitete einen Großteil dieses Jahres mit den Ingenieuren und Designern in Ancona zusammen, um sicherzustellen, dass auch aus Kapitänssicht Form und Funktion des Neubaus perfekt sind. Denn am am 7. Februar 2020 soll er unter ihrem Kommando zur schon jetzt fast ausgebuchten 15-tägigen Jungfernreise von Barcelona nach Miami ablegen. „Kapitänin Melani hat sich als Vorreiterin in der Schifffahrt und Kreuzfahrtindustrie ausgezeichnet. Sie ist ein internationales Vorbild und wird sowohl von unseren Gästen als von unseren Crews bewundert. Wir sind stolz darauf, sie als erste Frau der Branche mit der Übergabe eines Neubaus zu betrauen und freuen uns auf ihre künftigen Erfolge mit der SEVEN SEAS SPLENDOR“, sagt Reedereichef Jason Montague über die 45-jährige Frau, die sich in ihrer fast 30-jährigen Karriere schnell zu einer Führungspersönlichkeit entwickelt hat. Ihre Laufbahn auf See starte sie schon mit 16 Jahren, als sie neben der Schule als Kadett auf Frachtern im Thyrrenischen Meer unterwegs war. Nach dem Abschluss-Examen am Nautical Collage 1993 übernahm sie als einer der wenigen Frauen leitende Positionen auf Tankern und Frachtern, bevor sie 2010 zu Regent wechselte, wo sie auf allen vier in Fahrt befindlichen RSSC-Schiffen Dienst tat. Nach verschiedenen Offizierspositionen auf der SEVEN SEAS VOYAGER wurde sie ab 2016 als erste Kapitänin der Luxusreederei auf der SEVEN SEAS EXPLORER, SEVEN SEAS MARINER, SEVEN SEAS NAVIGATOR eingesetzt.

Ihr in neun Monaten unter der Flagge der Marshall Islands in Fahrt kommendes neues „Baby“, das am 28. Juni 2018 als Bau-Nr. 6281 auf Kiel gelegt worden war, wird nach Reedereiangaben mit der 412 Quadratmeter großen Regent Suite auf Deck 14 die größte und eleganteste Suite erhalten, die jemals auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff realisiert worden ist. Auch der über einen eigenen Poolbereich verfügende 120 Quadratmeter-Balkon soll neue Maßstäbe setzten. Auf dem rund 500 Mio. Dollar teuren Luxuskreuzer, bei dem es sich um einen optimierten Nachbau der 2016 vom Fincantieri-Werftbetrieb in Genua abgelieferten Typschiff SEVEN SEAS EXPLORER handelt und dem 2023 noch ein drittes Schiff dieser Klasse folgen soll, werden auf den 10 Passagierdecks mehr als 4 200 Quadratmeter italienischer Marmor verlegt. Darunter auch in allen Badezimmern der insgesamt 375 Balkonsuiten 15 verschiedener Kategorien zwischen 28 und 412 Quadratmeter für maximal 750 Gäste. Die gesamte Balkonfläche des 224 Meter langen und mit rund 55200 BRZ vermessenden Schiffes beläuft sich auf fast 4380 Quadratmeter. 500 Kristall-Kronleuchter sowie speziell in Auftrag gegebene Kunstwerke sollen besondere Akzente setzen, wobei die an einen englischen Garten erinnernde Observation Lounge ein Highlight darstellen wird. Ihr Herzstück ist ein überwältigender Kronleuchter aus handbemalten Porzellanblumen und Pfingstrosen.

Fotos: Regent Seven Seas Cruises, enapress.com

Ausgabe 03/2019

Auf Kurs:

Sea Cloud, A-Rosa Alva, Artania, Celebrity Flora, Hamburg, Hanseatic nature, Mein Schiff Herz, Prinzessin Sisi, RCGS Resolute, Seven Seas Splendor, Silver Muse, World Explorer

Die schönsten Ziele:

Große Seen / USA, Donau und Save, Mittelmeer, Antarktis, Uckermark, Douro

Für Sie auf anbord.de:

Auszüge aus den Artikeln der neuen Ausgabe.
Die vollständigen Artikel und weitere spannende Beiträge finden Sie – wie gewohnt – in der neuen Printausgabe von AN BORD bei Ihrem Zeitschriftenhändler oder hier:

Alle Ausgaben des Jahrganges 2019 finden Sie hier

Dem Eis so nah

Natur pur erwartet die Passagiere der RCGS Resolute bei einer Fahrt zum antarktischen Kontinent. Oliver Schmidt über ein Schiff mit Hamburger Erbe und beeindruckende Tier- und Naturerlebnisse.

„Und was passiert mit Schiffen, die ins Weddell-Meer fahren?“ fragt Katie laut in die Runde. „Sie bleiben stecken!“ antwortet der Chor der Passagiere. Das Ganze natürlich auf Englisch. Die kleine Schottin, die sich bei ihren Vorträgen gern im Schneidersitz auf jenes Podest hockt, auf dem vor dem Dinner die Speisekarte ausliegt, ist trotz ihres starken Dialektes gut zu verstehen und hat ihre Passagiere im Griff. Von dem 21-köpfigen „Expedition Staff“ ist sie einer der unbestrittenen Stars. Die Geschichte der Antarktis und ihrer Entdecker ist das ständige Thema der quirligen Historikerin, die auf Südgeorgien gelebt hat. Nicht nur Shackletons Vita kann sie spannend erzählen, auch von deutschen Antarktisforschern, bei Nichtfachleuten kaum bekannt, kennt sie hinreißende Geschichten.
Shackleton – der Mann, der jede Antarktisreise begleitet wie kein zweiter. Sein Heldentum liegt jetzt vor dem Bug der RCGS Resolute, denn die 117 Passagiere des kleinen Schiffes mit der höchsten finnischen Eisklasse „1A Super“ blicken aus ihren Zodiac-Schlauchbooten angestrengt durch ihre Ferngläser auf Point Wild, die schmale, unwirtliche Landzunge, auf der die Expeditionscrew des großen Forschers vier Monate ausharren musste, nachdem ihr Schiff im Eis zerquetscht wurde. Schiffe eben, die ins Weddell-Meer fahren. Auch Kreuzfahrt-Reisende heutiger Tage bekommen diesen Flecken auf Elephant Island nur sehr selten zu sehen; in 96 von hundert Fällen machen schwere See und raue Stürme ihnen einen Strich durch die Rechnung. 24 Augenpaare pro Boot schauen nach einem Landungsplatz aus. Vergeblich. Felsbrocken groß wie ein Kleinwagen, schäumendes, gurgelndes Wasser dazwischen, am unerreichbaren Land dicht gedrängte Pinguine und Seelöwen, dazwischen die mannshohe Statue von Kapitän Pardo, dem Kommandanten der Yelcho, die Shackletons Männer 1916 gerettet hat. Viele hundert Seemeilen sei Shackleton nach Südgeorgien gesegelt, in einer Nussschale wie weiland Kapitän Bligh, um für seine Leute Hilfe zu holen, erzählt Katie. Auf den Landgang wird verzichtet; Katies Gänsehautfaktor hat auch so funktioniert.

Pinguine und „Vacuum Cleaning Partys“

Bereits in Südgeorgien, dem ersten Ziel dieser 19 Tage langen Reise; war Katie in ihrem Element. Denn die Inseln kennt sie wie ihre Westentasche. Kolonien mit 300 000 Pinguinen gab es dort zu sehen, anders als auf dem Antarktischen Kontinent ist das Land grün, und putzige, flauschig-braune Seelöwenbabys spielen in hohem Gras. Auf der alten Walfangstation Grytviken, die ein Antarktismuseum beherbergt, ließe sich tagelang Industriefotografie betreiben, wenn sich die schräg stehende Sonne zwischen den rostroten Kesseln der früheren Trankocherei bricht. Eine halbe Stunde brauchte man, so zeigen grausig-blutige Fotos im Museum, um einen 25 Meter langen Wal vollständig zu verarbeiten. An den Gräbern von Sir Ernest Shackleton und seinem Freund und Helfer Frank Wild wurde ein Toast ausgebracht – ein Wodka, spendiert vom Schiff, der mit den großen Entdeckern brüderlich geteilt wird. Zwischen den Anlandungen finden in den Fluren an Bord immer wieder „Vacuum Cleaning Partys“ statt. Das gesellige Beisammensein mit einem Rudel Staubsauger zielt auf die alles beherrschende „Bio Security“, die verbietet, dass irgend ein organisches Spurenelement von den Besuchern eingeschleppt oder von einer Insel zur andern getragen wird. Klettverschlüsse an Jacken und Taschen werden brutal abgerissen und entsorgt, denn in ihnen fängt sich auf jeden Fall der Pollen irgendeiner Pflanze, die ein europäischer Nichtsnutz als Pusteblume bezeichnen würde. Vor und nach jedem Landgang führt der Weg in den „Mud Room“, wo die bordeigenen Gummistiefel aufbewahrt werden – aber nicht, ohne den bestiefelten Fuß in eine Art kleine Autowaschanlage mit rotierenden Bürsten zu halten und anschließend durch ein Desinfektionsbad zu stapfen. Überreste von pinguinalen Hinterlassenschaften könnten sonst Krankheiten von einer Insel zur andern tragen. Die Vertreter der landseitigen Stationen, die hier die Gastgeber sind und als Behörde fungieren, welche die Landgangserlaubnis erteilt, behalten sich vor, dieser Prozedur beizuwohnen.

Hanseatisches Erbe

Das Schiff dreht ab, die Boote sind wieder an Bord, alle Shackleton-Geschichten sind erzählt. Auf der Weiterreise wird das rund 10 000 Tonnen messende Schiff von der Kraft der Elemente noch einmal ganz schön durchgeschüttelt. Den meisten deutschen Reisenden dürfte die RCGS Resolute aus der Flotte von One Ocean Expeditions eher als Hanseatic von Hapag-Lloyd bekannt sein. Nach ihrem Weggang aus der Hamburger Luxusflotte hat sie ein neues Leben angefangen. Der Veranstalter aus British Columbia (Kanada) hat die Passagierzahl auf maximal 146 verringert und den Fokus noch mehr auf das Outdoor-Erlebnis gelegt. Niemals ist das Schiff Mittelpunkt, sondern Mittel zum Zweck. So wollen es die Stammgäste des Unternehmens, das seine intensiven Reisen in Polargebiete bisher nur mit russischen Eisbrechern durchgeführt hat. „The German Ship“, das übrigens immer noch an der Großen Elbstraße gemanagt wird und einem Hamburger Kaufmann gehört, wird als unerhörter Luxus angestaunt, auch wenn das tadellose Vier-Sterne-Menü mittags in blauen T-Shirts serviert wird und man sich den Tee zur nachmittäglichen Teatime aus dem Automaten holen muss. Dass die mitreisenden Naturjünger aus der besseren Gesellschaft kommen, garantiert schon der Reisepreis von fast tausend Dollar pro Tag – ohne Flüge, versteht sich. Denn sie reisen aus aller Herren Länder an: Deutschland und Brasilien, China und USA, verstärkt natürlich aus Kanada. Zu den 21 Personen, die zur Erklärung von Flora und Fauna, Wind und Wetter, Eis und Ozean mitreisen, gehören auch bekannte Größen wie die Fotografin Sue Flood, hierzulande freilich unprominent.
Als die Passagiere beim Barbecue auf dem Achterdeck sitzen und dazu kerngesunde frisch gemixte Gemüse-Cocktails genießen, kommt der erste gewaltige Tafeleisberg zum Greifen nah vorbei. Seine Abbruchkante ist so glatt, als habe eine Maschine sie säuberlich blankgefräst…..

Fotos: Oliver Schmidt

Grand Lady mit großer Fangemeinde

Die Artania, bekannt aus der ARD-Dokuserie „Verrückt nach Meer“, ist perfekt auf das deutsche Kreuzfahrtpublikum zugeschnitten. Mit erstklassigem Service, besonderer Routenplanung und maritimem Charme, stellte Brigitte von Imhof fest.

„Guten Morgen, hier sprrricht Ihr Kapitän von der Brrrücke“. Im Handumdrehen stellt sich gute Laune ein, wenn Morten Hansen über Lautsprecher seine Gäste begrüßt. Sein norwegisch eingefärbtes Deutsch mit österreichischer Lautfärbung (seine Frau stammt aus dem Burgenland) klingt unaufgeregt und irgendwie gemütlich – selbst dann, wenn er uns auf eine ungemütliche Überfahrt vom spanischen Festland nach Sardinien einstimmen muss: Windstärke acht bis neun, bis zu fünf Meter hohe Wellen „und Schlaglöcher im Meer. Da kann es heute Nacht ganz schön rrrumpeln.“
Wir befinden uns auf einer zwölftägigen Reise mit MS Artania durchs Mittelmeer. Von Marseille über Barcelona, Tarragona und Alicante geht es vom spanischen Festland rüber nach Sardinien und Sizilien und Korfu, weiter ins Adriatische Meer nach Montenegro und Kroatien bis zum Zielhafen Triest. Und wie versprochen, erleben die Passagiere eine sturmgebeutelte Nacht, in der so manche Gegenstände durch die Kabinen fliegen. Als Trostpflaster wird es am Ende der Reise für jeden eine „Sturmerprobt“-Urkunde geben mit genauer Positionsangabe 38°44’0N/008°03’1 E.

Royale Herkunft

Die Artania gehört zu den Lieblingen beim deutschen Kreuzfahrtpublikum. Das zeigt die hohe Zahl von Wiederholern, die je nach Route und Reisezeit bei 50 bis 80 Prozent liegt. Jens und seine Frau Gaby sind bereits zum vierten Mal an Bord. „Auf der Artania stimmt einfach alles“, bringt es der Fluglotse aus Dresden auf den Punkt. „Interessante Routen, die andere Schiffe nicht im Programm haben, super Service, tolles Essen, gutes Preis-Leistungsverhältnis, gute Stimmung – was will man mehr.“
Die „Grand Lady“, wie die Artania auch genannt wird, hat eine noble Herkunft. 1984 wurde sie als Royal Princess in Dienst gestellt. Taufpatin war keine Geringere als Lady Diana. 2010 wurde das Schiff von Kreuzfahrtveranstalter Phoenix übernommen und nach einer 40 Millionen Euro teuren Renovierung für das deutsche Publikum seefit gemacht. Seither konnte die Artania eine treue Fan-Gemeinde aufbauen. Ein Teil ihrer Popularität verdankt sie der ARD-Serie „Verrückt nach Meer“, eine unterhaltsame, informative Reisedokumentation, die seit Staffel vier an Bord der Artania gedreht wird (siehe Kasten).
Mit Platz für 1200 Passagiere weist das 231 Meter lange Schiff eine stattliche, aber überschaubare Größe auf. Dass die Dimensionen relativ sind, zeigt sich im Hafen von Barcelona, wo die Artania, zwischen zwei Megalinern von RCCL und der MSC Cruises, wie eine Barke wirkt. In den anderen Häfen, wo sie meist das einzige Schiff ist, wirkt sie elegant und majestätisch.
Alle Gäste sind in Außenkabinen untergebracht – von der kleinsten, 15 Quadratmeter großen Kabine bis zur Royal Suite (50 qm). Viele Kabinen, Juniorsuiten und Suiten besitzen einen privaten Balkon. Auf Wunsch werden Getränke, kleine Gerichte und Frühstück auf der Kabine serviert.

Die breiten, lichtdurchfluteten Promenadengänge auf dem Salon-Deck verbinden alle wichtigen Einrichtungen wie Show Lounge, Boutique, Bordkino, Kartenspielzimmer, Foto-/Videoshop und Internet-Ecke. Auf den Außendecks findet man viele geschützte Liegeplätze, zwei Poolbereiche, ein klassisches Terrassen-Heck mit der Phoenix Bar sowie eine Rundum-Promenade. Bald hat jeder seine persönliche Wohlfühlecke entdeckt, sei es Harry’s Bar oberhalb der Lobby, die Bodega Bar oder die Pacific Lounge, in der auch geraucht werden darf.
Das kulinarische Angebot gehört zu den Stärken auf der Artania. Die aus Wien stammende Chefköchin Tamara Schwarz und ihr Küchenteam übertreffen Tag für Tag die hohen Erwartungen. Die Küchen der jeweiligen Regionen werden charmant ins Menü eingebunden. Tapas-Mitternachtsbüffet, italienischer Abend, und der philippinische Abend – eine Hommage an das zauberhafte Service-Team, dem viele Philippiner angehören. Der Tischwein ist inklusive, aber man kann auch aus einer kundig bestückten Weinkarte auswählen – zu mehr als zivilen Preisen. Wer gerne frischen Fisch isst, darf sich täglich auf neue Variationen freuen, die mit viel Liebe und Know-how zubereitet werden. Dasselbe gilt für die raffinierten Fleischgerichte und die Menüs für Vegetarier….

Fotos: Brigitte von Imhof, enapress.com, rudi1976/Stock.Adobe.com, Olga Ilinich/shutterstock.com


Modernes Design und lokaler Touch

Celebrity Cruises bietet seit 16 Jahren Fahrten zwischen den Galapagos-Inseln an. Nun wurde ein Neubau für dieses Gebiet gebaut, der doppelt so viel Platz an Bord bietet und mit modernster Technik arbeitet. Michael Wolf schaute sich die fast fertige Celebrity Flora auf ihrer Bauwerft in Rotterdam an.

Ein steiler Bug, schöne Formen – die neue Celebrity Flora präsentiert sich in der De Hoop-Werft in Rotterdam wie ein kleiner klassischer Oceanliner. Dabei hat dass Schiff mit seinen 5 739 BRZ gerade mal die Dimensionen einer Megayacht und würde in Cannes oder Monte Carlo im Kreis der dort dümpelnden Luxus-Yachten nicht großartig auffallen.
Genau dieses Yacht-Feeling sei gewünscht, so Lisa Lutoff-Perlo, die Chefin von Celebrity Cruises.

Während die Arbeiter noch scharenweise am und im Schiff arbeiteten, konnten sich bei einem Event auf der Werft Vertreter von Presse und Vertriebspartnern einen ersten Eindruck vom Schiff verschaffen.
Optisch ganz besonders: die Marina mit der gleichzeitigen Anlegemöglichkeit für zwei große Zodiacs, sowie die Penthousesuiten oben am Heck mit ihren geschwungenen Fensterfronten und Balkonen.
In der Discovery Lounge findet man nicht nur lokales Design wie originelle Sitzmöbel, sondern auch den größten Screen, der auf den Galapagosinseln eingesetzt wird. Hier finden die Vorträge und Präsentationen der Lektoren statt. Das mittig gelegene Seaside-Restaurant bietet enorm viel Platz, alle Fischspezialitäten und Meeresfrüchte sollen hier aus heimischen Gewässern serviert werden.
Die 50 Kabinen und Suiten, jeweils nur für zwei Personen ausgerichtet, sind modern ausgestattet und in hellen Farben und dunklen Hölzern designt. Alle Betten haben direkten Blick auf die Panoramafenster, wie auch die Badezimmer. Einige der Kabinen haben die neuen Infinite Verandas, die erstmals auf der Celebrity Edge eingeführt wurden. Hier lässt sich das Fenster auf Knopfdruck bis zur Hälfte nach unten einfahren, die Kabine wird dadurch größer. Bei anderen ist die klassische Balkon-Variante zu finden. Jede Kabine hat einen Verteiler für gefiltertes Trinkwasser, Plastikbecher und -Flaschen sind an Bord nicht mehr zu finden.
Über das oberste Deck erstreckt sich ein festes Sonnendach, kurvig gestylt mit witzigen Löchern, die den Blick in den Himmel freigeben. An den Seiten des Decks, das auch einen Openair-Grill und einen großen Whirlpool beherbergt, liegen wie Cabanas zwei Relaxbereiche, die für eine Zeit (oder auch für eine Nacht) gemietet werden können. Im Preis von 299 US-Dollar pro Person ist ein Dinner und ein mit dem eigenen Namensmonogramm bestickter Pyjama enthalten, auch der Kapitän könnte auf einen Besuch vorbeikommen. Das kannte man bis jetzt nur von den sogenannten balinesischen Betten der SeaDream-Yachten. Die allerdings erheben keinen Aufpreis für die begehrten Open-air-Betten.
Für die Celebrity Flora ist die amerikanische Reederei mit der Universität von Miami eine Partnerschaft eingegangen, die unter dem Namen Oceanscope das Erforschen der Destination in einem Minilabor an Bord ermöglicht. Geleitet wird das Programm von einem der Professoren der Uni, Dr. Peter Ortner.
Mit 200 Quadratmeter Solarzellen ist die Flora zur Emissionsverringerung gut aufgestellt (als einziges Schiff im Galapagos-Fahrgebiet), die dynamische Positionierung hilft, Schäden der Unterwasserwelt durch Ankern zu vermeiden.
Die Celebrity Flora machte sich nach ihrer Übergabe am 13. Mai an die Reederei auf den Weg in ihr neues Fahrgebiet, die Galapagosinseln.
Taufpatin wird am 30. Juni die ecuadorianische Naturforscherin und ehemalige Präsidentin des World Wildlife Fund (WWF), Yolanda Kakabadse, sein.

Fotos: enapress.com

Kreuzfahrterlebnis für den Gaumen

Silversea Cruises plant für den Neubau Silver Moon ein kulinarisches Rundumprogramm passend zu den Destinationen. Die Idee besticht mit ausgewogenen Komponenten und ist exzellent abgeschmeckt, findet Peggy Günther, die auf der ersten Testreise dabei war.

„Ihr rollt den Reis erst zwischen euren Fingern zu einer Kugel und steckt diese dann einfach in den Mund“, sagt Nicole Ponseca und lächelt in einige panische Gesichter an der mit Palmenblättern ausgelegten Tafel. Handsanitizer? Fehlanzeige. Die Gäste haben ihre Hände in einer Schale mit Zitronenwasser gewaschen, das muss reichen. Auf dem Tisch türmen sich frische Früchte, gegrillter Oktopus, gesottener Schweinebauch, frittierte Garnelen. Gegessen wird all das mit den Händen, wie es bei einer traditionellen philippinischen Feier üblich ist. Nur der Nachtisch – selbstgemachtes Eis – wird zum Glück in einem Becher gereicht.

„Klar würde ich da mitmachen“, sagt ein deutscher Silversea-Stammgast, als er von diesem Ausflugsangebot hört, das zum S.A.L.T.-Programm gehört. Das Akronym steht für „Sea and Land Taste“ und startet mit der Jungfernfahrt der Silver Moon im August 2020. Das Schiff bekommt eine Showküche und ein Restaurant, in denen die Spezialitäten der Region, in der sich das Schiff gerade befindet, an Bord präsentiert werden. Außerdem sind kulinarische Landausflüge geplant, die den Passagieren die Destinationen auf authentische Weise nahebringen sollen.

„Wir haben in den letzten 18 Monaten S.A.L.T. entwickelt, weil wir einen demografischen Wandel verzeichnen“, erklärt Barbara Muckermann, Chief Marketing Officer von Silversea Cruises. Zwar gehören rund 60 Prozent der Passagiere weiterhin zur Generation der Babyboomer mit einem Durchschnittsalter von 64 Jahren, aber der Anteil der jüngeren Passagiere mit einem Durchschnittsalter von 46 Jahren liege auch schon bei 20 Prozent, Tendenz steigend. Über alle Altersklassen hinweg lieben Silversea-Passagiere die gastronomische Kultur und das Essen wird als Schlüssel angesehen, um die Seele einer Destination zu erfassen.

S.A.L.T. ist ein Programm für Kreuzfahrt-Repeater: Wer schon einmal in Rom war, möchte vielleicht nicht wieder zum Kolosseum, sondern fährt auf den Markt. Wenn das Programm gut ankommt, ist auch eine Ausweitung auf den älteren Schiffen Silver Muse und Silver Spirit denkbar. Muckermann schätzt, dass bis zu zehn Prozent der Gäste das Programm intensiv nutzen werden. Sie entscheiden sich für die kulinarischen Ausflüge, gehen in das Spezialitätenrestaurant mit lokaler Küche und besuchen die Kochkurse an Bord. Prinzipiell soll das Angebot kostenlos sein, nur wenn der Andrang zu groß wird, könnte es sein, dass die Kurse mit einer Gebühr versehen werden. Denn es wird nur 22 Plätze im S.A.L.T. Lab geben.

„Da die Silver Muse bereits die größte Anzahl an Restaurants für diese Schiffsgröße hat, besteht Luxus für uns nicht darin, ein weiteres Restaurant hinzuzufügen, sondern Gastronomie erlebbar und verstehbar zu machen“, ergänzt Muckermann. Für die Kriegsgeneration bedeute Luxus, dass sie einen gleichbleibenden Standard an Qualität und Gerichten vorfinde – vom Kaviar über den Hummer bis hin zum Beef Wellington. Das liege einfach an ihrem Erfahrungshorizont, der sie in dieser Hinsicht konservativer hat werden lassen….

Fotos: enapress.com, Peggy Günther, iStock