Kategorie: Magazin 05-2019

Ausgabe 05/2019

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Hochseeflair auf der Donau

Sie ist eines der größten Binnenkreuzfahrtschiffe der Welt: Auf der Donau ist seit dem Sommer dieses Jahres die AmaMagna im Einsatz. Michael Wolf konnte sich während der Taufreise das Schiff genauer ansehen.

Wow, was für ein Schiff! Die chinesischen Touristen, die in Budapest an der AmaMagna vorbeiziehen, machen Selfies, Fotos, Videos ohne Ende. Ein so großes Schiff hatten sie wohl selten auf der Donau zu Gesicht bekommen. Und sie haben Glück: Heute steht Captain Jan de Bruijn höchstpersönlich vor der AmaMagna, wartet auf die ersten Gäste. Fast liebevoll flaniert er an „seinem“ Schiff vorbei, das er schon seit Monaten in der Werft „betreut“ hatte, dort die letzten Arbeiten überwachte.
Zusammen mit dem Hoteldirektor schüttelt er die Hände der Anreisenden, von denen nur einige mit großen Bussen kommen, viele dagegen in Limousinen oder Vans.
Individuell ist das Stichwort, das die AmaMagna auszeichnet.

Obwohl das Schiff fast doppelt so groß ist wie die üblichen Flusskreuzfahrtschiffe, nimmt es nur 20 Prozent mehr Passagiere mit. Das macht sich überall an Bord bemerkbar: In der Größe der bemerkenswerten Kabinen und Suiten, in allen öffentlichen Bereichen, den Lounges und Restaurants und natürlich dem riesigen Sonnendeck: Platz ist überall mehr als reichlich vorhanden.
Dabei lässt der erste Eindruck nach dem Eingang mit der relativ kleinen Rezeption noch nicht auf das Raumangebot schließen. Aber dann öffnet sich alles sehr schnell: die bequemen Sitzgelegenheiten, die Bereiche für Hotel- und Cruisedirektor, das lichtdurchflutete Treppenhaus mit seinen zwei parallel angeordneten Marmortreppen und den (leider künstlichen) begrünten Bäumen, das sich über drei Decks erstreckt. Auf denen liegen im Vorderbereich die Restaurants und Lounges, nach hinten erstreckt sich der Wohnbereich, zu dem breite Gänge führen.

Exklusives Wohnen
In acht Kategorien werden die Kabinen und Suiten angeboten, die von 19 bis 66 qm groß sind.
Sie sind in modernen Rot- und Rost-Tönen designt, haben über den Betten meist dekorative Holzpaneelen, daneben körperhohe Spiegel. Neben einem Mega-TV-Screen (mit internationalen TV-Programmen und einer großen Auswahl von auch aktuellsten Spielfilmen, in einigen Suiten zum Ausfahren aus einem Holzsockel) sorgt ein iMac für interaktiven Zugang zum Internet, Surfen und Apple-TV, Buchungen von Bordleistungen etc., ein zusätzliches iPad hilft auch bei der Regulierung der Klimaanlage sowie bei der individuellen Beleuchtung.
Auf einem kleinen Touchscreen an der Wand kann dies ebenfalls eingestellt werden.
Mit wenigen Ausnahmen haben alle Kabinen begehbare Balkons mit Sesseln.
Jeden Tag bringen die wirklich freundlichen Crew-Mitarbeiter frische Wasserflaschen, sie sind kostenfrei. Die Schränke bieten außergewöhnlichen Platz. Die komplett ausgestatteten meist grau gefliesten eleganten Badezimmer sind wahrscheinlich die größten in der Flusskreuzfahrtindustrie. Sie verfügen über große Duschen mit festen Glaswänden, die Marmorplatte der beiden Waschbecken ragt dabei bei einigen durch eine Öffnung in den Duschbereich als Ablage hinein, ein ebenso praktisches wie optisch interessantes Detail. Für High End-Kunden hat die Reederei sechs Grand Suites und eine Owner Suite entworfen, sie bieten auch Butlerservice. In den Kabinen kann man sich auf diesem Schiff bequem auch mal für eine längere Zeit zurückziehen….

Fotos: enapress.com

Megayacht mit Eisklasse

Milliardärs-Yacht für Nicht-Milliardäre: Mit einem der umfangreichsten All-inclusive-Konzepte der Kreuzfahrtbranche, mit Hubschrauber und U-Boot unternimmt die Scenic Eclipse exklusive Expeditionen weltweit. Franz Neumeier hat sich die Kreuzfahrtyacht genauer angesehen.

Die Ausfahrt von New York City entlang der Skyline von Manhattan und ganz nahe vorbei an der Freiheitsstatue steht meist ganz oben auf der Wunschliste passionierter Kreuzfahrer. Kaum noch zu übertreffen ist dieses Erlebnis zum Sonnenuntergang, wenn ganz vorne am Bug der Kreuzfahrtyacht Scenic Eclipse einem warmer Herbstwind um die Nase weht und ein Kellner Champagner reicht.
Die erste Discovery-Yacht der Welt und eine Milliardärs-Yacht für Nicht-Milliardäre – so sieht die Reederei ihre neue Ultraluxus-Yacht Scenic Eclipse und positioniert sie auf amerikanisches Sechs-Sterne-Niveau: Ultra-Luxus mit der höchsten Eisklasse für Passagierschiffe (PC6) und Ultra-all-inklusive. Nur Rundflüge mit einem der beiden bordeigenen Hubschrauber, Tauchgänge mit dem kleinen U-Boot und Spa-Behandlungen kosten extra, alles andere ist im Reisepreis enthalten, selbst Landausflüge, gute Weine und Cocktails sowie die 155 Whiskey-Sorten an der Lounge Bar.

Als Taufpatin der Yacht ist die großartige und humorvolle Helen Mirren, britische Schauspielerin und Oscar-Gewinnerin, nach New York gekommen. Abgesehen davon jedoch sind die Feierlichkeiten im Manhattan Cruise Terminal ein enormes Understatement für ein Ultraluxus-Schiff: Kein Magnum-Protz bei der Champagner-Flasche, kein pompöses Gehabe, nur ein paar feine Häppchen und Champagner, Begleitmusik mit Harfe und Streichquartett.
Scenic-CEO Glen Moroney und seiner Frau Karen, die für das Innendesign des Schiffs verantwortlich zeichnet, strahlt das Glück über ihr neues Schiff aus den Gesichtern. Wohl auch, weil das Projekt beinahe an einer Pleite der Uljanik-Werft im kroatischen Pula gescheitert wäre. Scenic musste ein großes, eigenes Team aus Technikern und Ingenieuren zusammenstellen und den Bau weitgehend selbst übernehmen. Das Schiff kam rund ein Jahr später kam als geplant.
Auch der Taufakt selbst verlief ein wenig anders erwartet: Beim ersten Versuch zerschellte die Champagner-Flasche nicht am Bug der Scenic Eclipse, hinterließ aber eine ordentliche Schramme im Lack. Beim zweiten Versuch löste sich die Flasche aus der Halterung und fiel – ohne zu zerbrechen – in den Hudson River. Helen Mirren beschloss spontan und notgedrungen, dass die Taufe des Schiffs damit dennoch vollzogen sei. Jubel und Applaus, Glückwünsche und Blumen, Gruppenfotos vor dem Schiff….

Fotos: Franz Neumeier

Italienisches Schiff mit brasilianischem Feuer

Eine Costa-Kreuzfahrt entlang der brasilianischen Küste unterscheidet sich deutlich von anderen Reisen der italienischen Reederei: An Bord wird noch mehr getanzt, gelacht, genossen und das Schiff schläft tatsächlich nie. Peggy Günther berichtet.

Brasilien macht seinem Namen alle Ehre: „Brasa“ heißt Glut und Barfusslaufen am Sandstrand von Rio de Janeiro fühlt sich so ähnlich an, wie über glühende Kohlen zu gehen. Zum Glück gibt es an der Copacabana auch einen Weg zum Meer, der mithilfe von Wasser kühl gehalten wird. Sogar die strandverwöhnten Italiener sind entzückt angesichts des breiten Küstenstreifens, an dem die Großstadt hier langsam ins Meer übergeht. Ein Gast im schicken Anzug zündet sich bei unserer Ankunft am langersehnten Ziel erst einmal eine Zigarre an. Frischer Mangosaft und eine kühle Brise perfektionieren das Erlebnis. Doch es gibt noch so viel mehr zu sehen in der zweitgrößten Stadt Brasiliens: Wolkenkratzer und verfallene Kolonialbauten, orangeblühende Feuerbäume in der Innenstadt und eine Lagune, die wie aus einer anderen Welt wirkt. Die Christusstatue wirkt aus der Entfernung viel kleiner als erwartet, die Berge viel größer.

An ihren Hängen kleben Hunderte kleiner Häuser, die unfertig wirken. Die Favelas seien schon ein Problem, erklärt unsere Reiseführerin. Etwa 20 Prozent aller Menschen sind in den halblegalen Armenvierteln zuhause. Viele gehen normalen Jobs nach, aber auch Kriminelle finden hier Unterschlupf. Die größte Favela ist Rocinha, hier leben etwa 10 000 Menschen. Wir passieren ein einfaches Zirkuszelt, an den Seiten offen. Hier trainieren regelmäßig Artisten, einige schafften es bis zum Cirque du Soleil. „Ich erzähle diese Geschichte immer gern“, sagt unsere Reiseführerin, „sie zeigt, dass man es – auch wenn man arm ist – zu etwas bringen kann. Man muss sich nur anstrengen.“

Mit dem Sonnenuntergang fährt die COSTA FAVOLOSA hinaus aus der pulsierenden Metropole und hinein in eine laue Tropennacht. Die Brasilianer an Bord – also etwa die Hälfte der Gäste und mindestens ein Viertel der Crewmitglieder – erwachen dank des leichten Luftzugs zu neuem Leben. Das Animationsteam hat bei der Party im Atrium ein leichtes Spiel, wer noch nicht in Tanzlaune ist, kann sich von der brasilianischen Show im Theater inspirieren lassen. „Musik ist eine Energie, der die Brasilianer nicht widerstehen können“, sagt Hotelmanager Stefano di Naia.

Für die Brasiliensaison passt er das Produkt an Bord an: Es gibt deutlich mehr Musik-, Tanz- und Fitnessangebote, viele Programmpunkte rücken in den späten Abend und das Büfettrestaurant hat rund um die Uhr geöffnet. Einmal pro Woche gibt es Feijoada, ein Gericht mit Reis, Bohnen und Wurst, das bei den Brasilianern sehr beliebt ist. Zum Frühstück essen sie lieber salzig, also kommt ein spezieller Käse an Bord. Und sie trinken mehr Bier, das aber leichter ist als unsere europäischen Varianten…..

Fotos: Peggy Günther, Costa Crociere, Pablo/stock.adobe.com, filipefrazao – stock.adobe.com

Gourmets an der Überseebrücke

Gastronomisch und technisch auf Top-Niveau – so präsentierte sich „Europas Beste“ in Hamburg in einer Zeit, in der bedeutende Updates des Schiffes anstehen. Michael Wolf berichtet.

„Die Seele der Europa bleibt, wir werden sie aber in die Moderne führen.“
Karl J. Pojer, Chef von Hapag-Lloyd Cruises, nahm das alljährliche kulinarische Treffen „Europa’s Beste“ von führenden Köchen, Winzern, Chocolatiers und Fromagiers in Hamburg zum Anlass, etwas in die Zukunft für das Luxusschiff zu schauen. Ein idealer Anlass, denn diese Art von Veranstaltung, die 2019 zum 15. Mal stattfand, macht auch die Besonderheit des Schiffes aus, das wieder an der Überseebrücke angelegt hatte. Spitzengastronomie ist eines der wichtigsten Bestandteile des Formates der Europa. Und die will ständig erneuert und aktualisiert werden. So gab es auch eine „Wachablösung“ im 3-Sterne-Bereich: Kochlegende Dieter Müller, der seit vielen Jahren sein eigenes Restaurant an Bord hatte, wurde auf an diesem 2. August sichtlich gerührt von Pojer verabschiedet – u.a. mit einer MS-Europa-Uhr als Präsent. Nachfolger wird der seinerzeit jüngste Dreisternkoch Deutschlands sein, Kevin Fehling.
Für Fehling ist die Europa keine Unbekannte: Er arbeitete bereits drei Jahre nach Ende seiner Ausbildung im Jahr 1997 erstmalig als Küchenchef im Restaurant Venezia. Im kleinen Travemünde an der Ostsee erkochte er sich die höchste Michelin-Auszeichnung und wurde zum jüngsten Drei-Sternekoch Deutschlands. Im Oktober wird er auf die Europa zurückkommen und sein erstes Restaurant auf einem Kreuzfahrtschiff eröffnen: THE GLOBE by Kevin Fehling. Zwanzig Tage im Jahre wird er selbst an Bord sein.

Und an diesem schönen Augusttag gab er, wie bereits einige Male schon bei Europa’s Beste, einen Beweis seines außergewöhnlichen Könnens, diesmal mit tiefroten köstlichen Carabineros (einer Riesengarnele) mit Aubergine, Olive, Krustenbraten und Chorizo Hollandaise. Ein gutes Dutzend Spitzenköche waren ebenfalls auf der kulinarischen Mall vertreten, darunter bekannte Gesichter wie Karl-Heinz Hauser (Sülberg Hamburg), Stefan Heilemann aus Zürich (mit einer Jakobsmuschel und
Fenchel-Kreation) oder den Trüffelpapst Ralf Bos, der mit einer gebratenen Entenstopfleber mit Selleriepüree und natürlich australischen Trüffeln aufwartete. Markus Rüsch vom Altonaer Kaviar Import Haus servierte seinen Kaviar aus der Aquitaine in diesem Jahr auf einer gelierten Consommé vom Steinbutt. Deftiger mundeten dagegen die Käsespätzle von Florian Rohrmoser, dessen tonnenschwerer Foodtruck „Heisser Hobel“ eigens mit einem Kran an Bord gehievt wurde. Unter den Winzern waren die Stände von Bollinger-Champagner oder natürlich das Weingut von Othegraven des TV-Moderators Günther Jauch gut umlagert, der mit dem Kauf der Weinberge seiner Vorfahren eine neue Karriere begann. Originell auch die Buttermilch Margaritas von Bettina Kupsa (Chug Club).
Passend zu den moderneren und neuen Formaten für die Europa „Europa Refresh“, ein ganzheitliches Fitness- und Wellbeing Konzept, bei dem „Fitness, Gesundheit und Entspannung Hand in Hand gehen“, so Europa Produktmanagerin Gabi Haupt, wurde auch Europa’s Beste modernisiert. So konnte die Gastmoderatorin und Köchin Cornelia Poletto (kam mit ihrem Ehemann, dem Ex-Bahn Chef Rüdiger Grube) diesmal den Chefredakteur eines Feinschmecker-Magazins begrüßen, der den Award „Kulinarischer Newcomer 2019“ an den jungen Koch Gal Ben Moshe vom Berliner Restaurant Prism verlieh.

Fotos: enapress.com

Kreuzfahrt mit Freunden

Was macht den Reiz der „White Lady“ MS Albatros von Phoenix Reisen aus? Christoph Assies war bei einer Kurzreise dem Phänomen dieses Klassikers auf der Spur.

Kreuzfahrtdirektor Jörn Hofer steht an der Gangway im Columbus-Cruise-Center und schüttelt Hände, umarmt, klopft Schultern und hat auch Zeit für einen kleinen Plausch – und das zur Einschiffung der neuen Passagiere. Es sind aber nur 830 Gäste maximal, die mit dem eleganten Liner, Baujahr 1973, in See stechen. Die Atmosphäre ist besonders auf den Schiffen des Bonner Reiseveranstalters Phoenix Reisen. Das wissen besonders die vielen Repeater zu schätzen. Auf den Schiffen mit der türkisfarbenen Bauchbinde sind nach Phoenix-Angaben etwa 75 Prozent Stammgäste. Entsprechend herzlich und familiär fällt die Begrüßung zwischen den Passagieren, nicht nur mit dem Kreuzfahrtdirektor, sondern auch zur Kaffeestunde nach der Einschiffung mit einigen Kellnern in den Restaurants Möwe und Pelikan aus.
An diesem Tag in Bremerhaven gehen Vertreter des klassischen Publikums des Bonners Reiseveranstalters an Bord, nämlich Gäste gesetzteren Alters. Aber auch ein paar Jugendliche und sogar Kinder sind dabei – das ist eher eine Seltenheit auf den Schiffen von Phoenix. Ob das an der besonderen Themenkreuzfahrt liegt, die von Mittwoch bis Sonntag „Partyflair auf der White Lady“ verspricht, ist nicht sofort klar. Stargast ist Schlagersänger Guildo Horn, der im Rahmen der Tour ein Konzert geben wird. Zu sehen ist von dem langhaarigen Charakterkopf der deutschen Musikszene aber beim Einschiffen noch nichts, obwohl er an Bord auf den Getränkekarten (die sein Konterfei zeigen) in den insgesamt acht Bars omnipräsent ist.

Die Route von Bremerhaven über Texel, Dover und Amsterdam bietet mit dem Erstanlauf der niederländischen Insel Texel eine Premiere für die Albatros. Sie ankert das erste Mal dort – obwohl das Schiff, das 1973 als Royal Viking Sea auf der Wärtsilä-Werft in Helsinki vom Stapel lief, schon viele Häfen auf der Welt gesehen hat.
Die „White Lady“, wie sie nicht nur von Fans der TV-Doku-Soap „Verrück nach Meer“ genannt wird, in der sie einst die Hauptrolle spielte, war seinerzeit eines der luxuriösesten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Für die Osloer Reederei Royal Viking Line bekam das Schiff damals eine Auszeichnung mit dem Qualitätssiegel „Fünf Sterne“. Im Frühsommer 1983 wurde der Liner auf der Bremerhavener Lloyd Werft um 28 Meter verlängert und misst seitdem 205 Meter Länge bei 25 Metern Breite. In ihrer mehr als 30-jährigen Karriere hat die heutige Albatros einige Namenswechsel hinter sich. Nach Royal Viking Sea fuhr sie von 1991 bis 1995 für die Reederei Royal Cruise Line als Royal Odyssey, von 1998 bis 2001 unter Flagge der Norwegian Cruise Line und Star Cruise als Norwegian Star, ab 2001 als Norwegian Star 1. Nach einem unrühmlichen Gastspiel als Casinoschiff Crown kam das elegante Schiff Anfang 2004 zu Phoenix Reisen.

In der Flotte ist sie heute das älteste von insgesamt fünf Kreuzfahrtschiffen, aber sie hat eine große Fangemeinde. Das bestätigt auch Kapitän Michael Kugelmann. Er ist mit Mitte 30 der jüngste Kapitän in der Flotte und liebt sein Schiff. „Schön, dass Sie sich für Phoenix Reisen entschieden haben und schön, dass Sie sich für unsere Albatros entschieden haben, die eben noch aussieht, wie ein richtiges Schiff und nicht wie ein schwimmendes Hochhaus“, sagt er bei der Begrüßungsrede am ersten Abend in der Atlantik Show-Lounge unter großem Applaus. Wer die Albatros bucht, der weiß, dass es Türschwellen gibt, dafür aber kein pompöses Atrium mit gläsernen Aufzügen. Die Albatros ist gemütlich und familiär mit ihren heimeligen Bars und dem tollen Teakholz-Promenadendeck. Sie ist einfach schön mit ihrem eleganten Terrassenheck und dem charakteristischen schlanken Bug. Von den oberen Decks kann man dem Kapitän auf der offenen Nock noch beim An- und Ablegen zusehen und die weitläufigen Außenflächen bieten wunderbare Rückzugsmöglichkeiten. Auch auf dieser kurzen Reise wird schnell klar, was den Reiz der Albatros ausmacht: Es ist, als würde man mit vielen seiner Freunde auf ein und dem selben Schiff reisen. Aufgrund der geringen Größe kommt man scheinbar schneller und häufiger mit seinen Mitreisenden ins Gespräch und so erscheint es auch nicht verwunderlich, dass Fans klassischer Kreuzfahrt-Tugenden auf dieses Schiff schwören und Weltreisen mit der Albatros schnell ausgebucht sind….

Fotos: Christoph Assies, MadeByEve/istockphoto.com

Wilde Tiere, Natur pur und ein Hauch Luxus

Südamerika und das Amazonasgebiet faszinieren Reisende. Axel Scheibe fuhr mit der JANGADA auf dem mächtigsten Strom der Welt.

So richtig schnittig sieht sie nicht aus und auch ihre Fahrweise ist eher gemütlich. Trotzdem überzeugt die nagelneue JANGADA wohl jeden Passagier, der das Glück hat, auf ihr den Amazonas zu erforschen. Anfang 2019 in Dienst gestellt, verspricht sie etwas Luxus inmitten wilder Natur. Und das Versprechen hält sie.
Für die Mehrzahl europäischer Touristen, die es auf Südamerikas größten Fluss zieht, ist Manaus Ausgangs- und Endpunkt ihrer „Expedition“. So geht es auch der kleinen Reisegruppe aus Deutschland, die nach Stationen an den Wasserfällen von Iguazú, im wildreichen Pantanal und in Brasilia nun dem Höhepunkt ihrer Brasilienreise entgegensteuert, einem einwöchigen Aufenthalt auf dem Amazonas. Vorher jedoch gilt die Aufmerksamkeit Manaus, der Metropole am großen Fluss, die als einzige Millionenstadt der Welt nur per Flugzeug oder mit dem Schiff erreichbar ist. Straßenverbindung in die „Zivilisation“ gibt es nicht. Hat die Stadt auch heute über 2 Millionen Einwohner und gilt sie auch als eines der größten Industriezentren des Riesenreiches Brasilien, so hatte sie eigentliche ihre große Blütezeit bereits vor über 100 Jahren.
Tausende Glücksritter kamen, um mit Kautschuk reich zu werden. Einige Dutzend haben es geschafft, dem Rest blieb nur der Job als Tagelöhner auf den riesigen Kautschukplantagen, die dem Urwald entlang des Flusses abgerungen werden konnten. So wurde Manaus zu einer reichen Stadt und es entstand inmitten des Dschungels ein Opernhaus, das bis heute durch seine Schönheit besticht. Selbst europäische Superstars aus Oper und Operette zog es in diese wilde Gegend. Auch die Villen mancher Kautschukbarone lassen vergangene Pracht- und Reichtum erahnen. Besonders schön: der wieder erstandene historische Markt in seinen schmucken Jugendstil-Hallen am Fluss. Dort, am Hafen, drängen sich immer Dutzende mehr oder minder kleine Holzschiffe, zumeist farbenfroh bemalt, die mit ihrem Linienverkehr den Transport von Gütern und Menschen entlang des Flusses sicher stellen. In den unteren Decks stapeln sich die Waren und im Stock darüber baumelt Hängematte neben Hängematte. Die Routen auf dem Fluss und seinen Nebenarmen zu den oft weit entfernt gelegenen Siedlungen sind viele Tage lang. Für die Menschen am Strom der normale Alltag, für Touristen mit Komfortansprüchen wohl nicht der optimale Weg.

Denn ein bisschen Luxus sucht fast jeder Tourist, den es auf den mächtigsten Strom der Welt verschlägt. Damit kann die JANGADA dienen. Attraktiv ist sie, gleitet einem schwimmenden Luxusbungalow gleich sanft durch das Wasser. 2019 erstmals mit Gästen unterwegs kann sie doch auf einen Standard verweisen, den kaum eines der anderen Flussschiffe hat, die in recht großer Zahl von Manaus aus auf dem Amazonas und dem Rio Negro unterwegs sind.
Doch als erstes heißt es Schwimmwesten anziehen. Die JANGADA liegt etwas abseits der Stege und eines der kleinen Beiboote, die in den nächsten Tag immer wieder zum Einsatz kommen werden, bringt die Passagiere hinüber zum Schiff. Ein kleiner Sprung nur, doch Sicherheit wird groß geschrieben, die Westen müssen sein. Auch wenn sie für reichlich Schweiß nicht nur auf der Stirn sorgen. Das Thermometer steht oberhalb der 30 Gradmarke. Gemeinsam mit der hohen Luftfeuchtigkeit ein Klima im beginnenden Südwinter, das den „Nordlichtern“ zusetzt. Doch an Bord des Schiffes ist das vorbei. Schnell sind die 12 komfortablen Kabinen bezogen. Je 20 Quadratmeter sorgen für ein angenehmes Raumgefühl, die großflächigen Fenster bzw. Balkontüren bringen die Landschaft in die Kabinen und individuelle Klimaanlagen tun ihr Übriges dazu, dass bei einem kühlen Getränk in der Lounge die Müdigkeit abfällt.

Während das Schiff langsam Fahrt aufnimmt und eine frische Brise an Deck auch den Aufenthalt außerhalb der „klimatisierten Zone“ angenehm werden lässt, nutzen einige Passagiere gleich die Gelegenheit, das Schiff zu erkunden und dem Kapitän auf der Brücke einen Kurzbesuch abzustatten. Der hat natürlich einiges Wissenswertes auf Lager, das er gern mit den Gästen teilt. Groß ist die JANGADA nicht, doch mit knapp 30 Meter in der Länge und 10 Meter in der Breite für maximal 24 Passagiere doch recht geräumig. Ein großes Plus der doppelrumpfigen Katamaranbauweise ist der geringe Tiefgang von gerade mal 1,30 Meter. „Damit können wir in manch kleinen Nebenfluss einfahren, wo andere Schiffe Probleme bekommen“, so Kapitän Mamoga….

Fotos: Axel Scheibe, Nigel/stock.adobe.com, Freder/istockphoto.com

Kreuzfahrt im Drei-Strom-Land

Das dünne blaue Schlängelband des Peene-Flusses fällt beim Kartenstudium kaum ins Auge. „Die Landschaft des Urstromtals um so mehr“, macht Kapitän Peter Grunewald seinen Gast Peer Schmidt-Walther neugierig.

Zwischen ihrer Mündung östlich des vorpommerschen Städtchens Anklam und Malchin am Kummerower See ist der mit 100 Kilometern längste Fluss des nordöstlichen deutschen Bundeslandes schiffbar. Er gilt außerdem als das idyllischste Fließgewässer Norddeutschlands. Flora und Fauna sind außergewöhnlich und naturgeschützt.

Vormittags zu Lilienthal
Die mit 82 Meter Länge, 9,5 Meter Breite und nur 1,35 Meter Tiefgang vermessene SANS SOUCI ist eines der größten Fahrgastschiffe, das den Grenzfluss zwischen Mecklenburg und Vorpommern befahren.
Von Hiddensee, Stralsund und Lauterbach kommend, läuft der schmucke 1000-Tonnen-„Dampfer“ die Hafen- und Hansestadt Anklam an.
„Unter dem Kiel haben wir mit 2,20 Metern genug Wasser“, stellt der Kapitän nach dem Ablegen mit Blick auf das Echolot erleichtert fest. Am Abend zuvor sind die Usedom-Busausflügler rechtzeitig zurück an Bord gekommen. Vormittags steht noch das Otto-Lilienthal-Museum in Anklam auf ihrem Programm.
Der erfahrene Binnenschiffer Grunewald aus Mukrena an der Saale weiß mehr: „Die natürliche Tiefe des Flusses liegt zwischen drei und vier Metern, das Gefälle beträgt auf 100 Kilometer gerade mal 20 Zentimeter. Weil die Strömung so schwach ist, können wir mit Tempo zehn bis zwölf zu Berg fahren.“ Bei Windrichtung aus Ost strömt das Wasser sogar gegen die eigentliche Fließrichtung.

Ein Mordskasten
50 Kilometer Beschaulichkeit bis zum Landstädtchen Loitz. Nur hin und wieder ein verträumt daliegender Angelkahn. Zugewucherte ehemalige Torfstiche zweigen wie Zinken eines Kammes vom Ufer ab. Erlenbruchwälder und Schilf gleiten als grüner Film vorüber. Durch die würzige Luft segelt ein riesiger Weißkopfseeadler. Graue und weiße Fischreiher segeln lautlos in den Schilfsaum, über den Köpfen trompeten Kraniche und schnattern Graugänse. Rehe halten beim Äsen inne oder schnellen in eleganten Sprüngen davon. MS SANS SOUCI tastet sich durch die scharf gekrümmten Flussschleifen. Plötzlich aus dem Schilf eine Stimme: „Ist das aber ein Mordskasten!“ „Der wird gleich noch länger!“, ruft ein anderer Angler schlagfertig zurück.
Der „Dampfer“ füllt das Flussbett fast vollständig aus, streift beim Kurvenfahren mit dem Heck fast das Schilf. Dessen biegsame Halme neigen sich unter dem Wasserschwall respektvoll zur Seite. „Blumenpflücken inbegriffen“, meint jemand belustigt, während ein anderer es nicht fassen kann, „dass es so etwas exotisches bei uns noch gibt.“ Wie zur Bestätigung treiben schwimmende Gras- und Blumeninseln auf das Schiff zu und werden vom Steven zerschnitten. Der „Amazonas des Nordens“ lässt grüßen. Heu- und Kräuterdüfte, die von den Ufern herüber wehen, wirken appetitanregend, und die Freuden der Langsamkeit sind für viele Gäste aus dem Westen Deutschlands eine Neuentdeckung….

Fotos: Peer Schmidt-Walther, ArTo/stock.adobe.com, pure-life-pictures/stock.adobe.com, Peter Engelke/stock.adobe.com

Traditionsschiffe und noch immer Aufgaben!

Im Museumshafen Leer haben auch die kleinen Traditionsschiffe sinnbildlich gesprochen
noch „alle Hände voll zu tun“. Andreas Mausolf über eine besondere Flotte, die Dank des
Vereins „Schipper-Klottje“ nicht nur die maritime Geschichte der Umgebung hochhält,
sondern auch ab und zu „richtige“ Aufgaben erledigt.

Ein „leerer“ Hafen – unvorstellbar! Darum nennen die über 34.000 Bürgerinnen und Bürger der ostfriesischen Stadt Leer ihren Hafen auch nicht so, sondern bezeichnen ihn als „Leeraner“ Hafen – und der ist im Übrigen voll! Neben Fluss- und Seeschiffen des täglichen Umschlaggeschäfts bietet Leer etwas ganz Besonderes: Der Verein „Schipper-Klottje“, der seit 1994 auch alle zwei Jahre das internationale Traditionsschiffer-Treffen in Leer organisiert, betreut eine Flotte historischer Schiffe, mit denen die maritime Geschichte von Stadt und Umland lebendig bleibt. Und einige dieser Schiffe haben hin und wieder auch „richtige“ Aufgaben zu erledigen…

Stoßboot Mirjan auf dem Weg zur Anlegestelle.

Eine solche Aufgabe fiel am 17. Juli 2019 an, als der Traditions-Dampfer „Prinz Heinrich“ – 1909 auf der Meyer Werft gebaut und bis 1954 im Borkum-Dienst – von seiner Reise zum „Dampf-Rundum“-Festival in Flensburg zurückkehrte und Manövrierhilfe beim Anlegen benötigte. Das Stoßboot Mirjan – in Hoogezand/NL um 1930 gebaut – erledigte mit seinen 21 PS diese Aufgabe mit Bravour. Mirjan ein wohlgepflegtes Exemplar jener kleinen Bootstype , die ab den 1920er Jahren für diejenigen Schiffseigner und Schutenbetreiber, die es sich leisten konnten, eine bescheidene, jedoch effektive Unabhängigkeit von teuren Schlepphilfen ermöglichte. Die Boote waren überall dort verbreitet, wo die Flussschifffahrt die Regionalentwicklung bestimmte. Dauerhaft etablieren konnte sich diese Form des Transports jedoch aus Gründen der Effektivität und der umständlichen Handhabbarkeit nicht. Die Leistung variierte bei unterschiedlichen Baumustern zwischen 20 und 50 PS, die Länge der Schiffe lag bei ca. sechs Metern bei einem geringen Tiefgang von unter einem Meter.

Zahlreich fanden die dort „Upduwer“ oder auch „Opdrukker“ genannten Boote in den Niederlanden Verwendung. Mit etwas Glück stöbert man noch heute – wie etwa in Appingedam – solche Einheiten auf, die oft liebevoll gepflegt in privatem Einsatz stehen. In der DDR führte der Mangel an Schleppschiffen in der Mitte der 1950er Jahre sogar zum Neubau von 55 Stoßbooten mit einer PS-Zahl am oberen üblichen Rand für diese Fahrzeuge.

Kurz nach diesem denkwürdigen Einsatz am 17. Juli fand in Leer vom 9. bis 11. August 2019 das 13. Traditionsschiffer-Treffen statt. Wiederum organisiert vom „Schipper Klottje Leer“ brachte es Schiffe und ihre Besatzungen aus den Niederlanden und Deutschland zusammen und füllte wohl sämtliche Liegeplätze im Leeraner Hafen um Rathaus und Waage bis zum Anleger von „Prinz Heinrich“. Schiffsbesichtigungen und Vorführungen verliehen dem Leeraner Hafen, der hier sonst eher beschaulich daherkommt, an den drei Tagen einen Hauch von Fernweh und Begeisterung für Reisen und historische Schiffe. In vielfältigen Gesprächen zwischen Besuchern und Schiffseignern entstand so manche Idee für neue Unternehmungen! In einigen Bildern lassen wir Eindrücke vom 13. Traditionsschiffertreffen in Leer noch einmal vorüberziehen.

Fotos: Andreas Mausolf