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Keine Impfpflicht und neue Trends

Und für die brandneuen Schiffe AmaSiena und AmaLucia setzt AmaWaterways vorerst auf den deutschen Markt – Michael Wolf sprach mit Kristin Karst über die Entwicklung der letzten Monate und die Aussichten.

In Pandemie-Zeiten kommt alles anders, als vorgesehen. Die beiden neuen Schiffe für AmaWaterways – AmaSiena und AmaLucia – werden jetzt erstmal mit deutschsprachigen statt amerikanischen Gästen fahren.

Kristin Karst, Foto: AmaWaterways

Ich meine, dass es ein Glücksfall ist, dass die neuen Schiffe gleich fahren können. Und für die deutschen Gäste sicherlich ebenfalls – es ist ideal, eine Kreuzfahrt auf einem brandneuen Schiff machen zu können. Die Preise sind ähnlich wie im letzten Jahr.

Die Buchungen wurden im Februar freigegeben, übrigens am Valentinstag, sozusagen eine Herzensangelegenheit. Schon in der ersten Woche konnten 500 Personen gebucht werden. Es sind erstaunlich viele Repeater dabei.

Welche Routen sind vorgesehen?

Das Programm auf dem Rhein ist leicht modifiziert, auch die Mosel ist hinzugekommen, dazu der Main-Donau-Kanal und die Donau. Wir haben jetzt sechs Routen im Angebot.

Wir hoffen, am 12. Mai starten zu können. Das hängt natürlich von der Entwicklung der Lage in Europa ab. Bis jetzt haben wir das Programm bis September eingerichtet, aber wenn es erfolgreich ist, könnte man es sicher bis zum Ende des Jahres ausdehnen.

Bei Buchungen bis zum 31.3. gibt es zahlreiche Frühbuchervorteile.

Das Leistungsspektrum bleibt dasselbe wie im letzten Jahr, es werden auch wieder dieselben deutschsprachigen Hotel- und Cruise-Manager zum Einsatz kommen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist immer noch Spitzenklasse.

Die Taufe ist am 4. Juli vorgesehen…

… und ich hoffe, dass wir diesen Termin nicht verändern müssen. Sollten unsere Taufpaten zu diesem Zeitpunkt noch nicht nach Europa reisen können, würde die Veranstaltung entsprechend verschoben. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es für die amerikanischen Gäste ab August wieder losgehen wird.

Wird es denn dann noch eine Doppeltaufe sein?

Idealerweise ja, und zwar am liebsten in dem malerischen Lahnstein, aber das kommt darauf an, wann wir letztendlich die Saison eröffnen können und ob wir die Fahrpläne unserer Schiffe anpassen müssen.

Wie werden Ihre Schiffe nach einer Öffnung des amerikanischen Marktes wieder in Dienst gestellt?

Das hängt ganz von den Öffnungen der einzelnen Länder und der Reisebereitschaft der Amerikaner ab. Natürlich hoffen wir, dass unsere eigenen Fahrpläne eingehalten werden können sowie die Abfahrten der diversen Charter.

Allein für diesen Sommer wurden zahlreiche Charter auf dem Rhein, der Mosel, dem Main-Donau-Kanal und der oberen Donau gebucht, unter anderem auch von Adventures by Disney.

Ich glaube auch, dass die Kunden in Amerika viel flexibler geworden sind bei Änderungen, weil der Drang zum Reisen immer größer wird.

Einige Reedereien haben die Impfpflicht für Passagiere eingeführt. Wird das bei AmaWaterways auch eine Voraussetzung sein?

Nein. In der heutigen Situation ist das nicht beabsichtigt. Man darf einfach keine Menschen benachteiligen, die noch keine Impfung bekommen konnten. Wie zum Beispiel jüngere Gäste. Mittlerweile sieht aber auch die Situation für Menschen unter 65 sehr viel positiver aus als noch bis vor kurzem.

Und die bereits im letzten Jahr etablierten Hygiene- und Sicherheitsprotokolle auf unseren Schiffen werden sowieso beibehalten, so dass das Reisen auf den Flussschiffen sehr sicher bleibt.

Wie sieht es derzeit aus mit der Crew, soll die geimpft werden?

Wir schauen uns das genau an.

Wie steht es mit dem Start des neuen Ägypten-Schiffes im September 2021?

Unsere Vorbereitungen sind bisher planmäßig verlaufen und wir hoffen, dass es bei den Terminen für die erste Fahrt bleibt. Die AmaDahlia ist in diesem Jahr schon fast ausgebucht und wir freuen uns sehr, dass ein so hochwertiges Produkt auf dem Nil auf derart positive Resonanz stößt.

Und Asien oder Afrika?

Wahrscheinlich werden die amerikanischen Gäste eher nach Europa als nach Asien reisen. Wir können noch nicht einschätzen, wann es für uns auf den außereuropäischen Kreuzfahrten wieder losgeht. In Afrika fährt die Zambezi Queen im Augenblick nur für den lokalen Markt.

Nach den Chartern im deutschen Markt gibt es vielleicht auch Überlegungen, in anderen Ländern wie Frankreich mit lokalen Anbietern zu arbeiten?

Es gibt viele amerikanische Gäste, die mit Frankreich 2021 noch sehr vorsichtig sind, denn dort sind die Covid-Zahlen noch höher. Wenn es um Charter für den französischen Markt geht, glaube ich, dass dort die Bereitschaft, ein hochwertigeres Produkt zu buchen, nicht vorhanden ist. Außerdem ist mit CroisiEurope ein französischsprachiges Produkt mit vielen Schiffen vor Ort. Wir haben dementsprechend jetzt noch keine Pläne, mit dem dortigen Markt zu beginnen.

Soll es weitere Veränderungen auf den Schiffen im Pandemie-Kontext geben?

Die AmaVerde und AmaBella kommen jetzt aus einem Australiencharter zur Flotte zurück. Auf beiden Schiffen haben wir bereits einige Änderungen umgesetzt, die sich noch im Experimentalzustand befinden. Im gastronomischen Bereich wird es sogenannte „Action Stations“ geben, die im Wesentlichen das Buffet ersetzen und regionale Tagesspezialitäten anbieten werden. Der Gast kann direkt an der Action Station auswählen und bekommt die Speisen dann am Platz serviert. Auch wird unser Gastronomieangebot auf dem Sonnendeck und in einem Teil der Lounge, wo die Gäste schon immer unser Light Lunch Buffet genießen konnten, erweitert. Überall jedoch werden die Speisen nur noch am Tisch serviert.

Gibt es neue Trends für dieses Jahr?

Es geht immer mehr in Richtung Individualisierung und Aktivitäten an der frischen Luft. Hiking, Biking und Outdoor-Experience sind die Schlagworte. Die Großstädte sind heute keine großen Magneten mehr, der Trend geht hin zu kleineren Städten und Regionen mit schönen Landschaften – wie zum Beispiel der Wachau. Ein Vorteil bei unseren Kreuzfahrten – das Fahrrad steht in jedem Ort schon an der Gangway bereit.

Wir erwarten jetzt auch viel „Celebration-Travel“, auch das ist ein wachsender Trend. Da geht es um den 80. Geburtstag, den 50. Hochzeitstag, Abiturfeiern – all das, was in der letzten Zeit aufgeschoben werden musste, wird jetzt nachgefeiert, meist mit vielen Familienangehörigen. Oder auch Hochzeitsreisen. Wir sehen, dass immer mehr Gäste im Familienkreis reisen wollen. Das ist für uns ein Grund mehr, die Impfpflicht nicht einzuführen, weil viele der jüngeren Familienmitglieder noch nicht geimpft wären und also nicht dabei sein könnten.

Insgesamt sehen Sie also einen Schritt vom passiven zum aktiven Cruiser?

Absolut, aber die Gäste können dennoch zwischen beiden Möglichkeiten wählen. Auch sehen wir, dass sich die Gäste heute schneller für eine Fahrt entscheiden als früher. Wir haben jetzt schon mit dem Verkauf für 2023 begonnen und es wird bereits sehr viel gebucht.

Wenn die Menschen sich wieder beim Reisen sicher fühlen, wird es explosionsartig losgehen.

Wir als Cruiseline werden aber rechtzeitig merken, wann sich das abzeichnet und können innerhalb von drei bis vier Wochen wieder starten.

Im Gegensatz zu den Hochseeschiffen…

Das ist richtig. Wir haben den großen Vorteil, dass unsere Crews nicht aus fernen Ländern eingeflogen werden müssen, sondern meist aus den Anliegerländern unserer Reiserouten kommen.

Auch unsere Crewmitglieder warten alle nur darauf, dass es wieder losgeht.