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Kommen die Wundertüten-Reisen?

Foto: Frank Behling

Die Planung von Reisen gleicht für den Sommer 2021 einem Lotteriespiel. Ganz Europa gleicht einem Flickenteppich mit völlig unterschiedlichen Inzidenzen und Perspektiven. Nur eins ist sicher: Die Impfung wird irgendwann der Schlüssel für das Tor zur Reisefreiheit werden. Für Kreuzfahrtreedereien ist dies natürlich keine Perspektive für planbare Routen im Juni und Juli.

In Großbritannien gibt es deshalb bereits seit 2016 Reisekonzepte, die den Passagier bis zuletzt in Ungewissheit lassen. Die „Cruise to Nowhere“ bietet das Überraschungsmoment, dass der Passagier erst bei Einschiffung erfährt, wohin die Reise letztendlich geht.

Gerade in der Ostsee zeigt sich, dass eine kurzfristige Ausweichmöglichkeit unter Pandemie-Bedingungen ungeheuer wichtig sein kann. Während in Estland die 14-Tage Inzidenz auf 100000 Einwohner gerade die Marke von 1000 knackt, liegt sie beim Nachbarn Finnland bei 138. 

Diese Unterschiede spiegeln sich auch bei Einreisebeschränkungen wieder. Während Finnland, wie auch Dänemark, gerade wieder vorsichtige Öffnungen ankündigen, droht in Ländern wie Polen oder Estland weiter Komplikationen bei der Einreise.

Angesichts dieser Perspektiven sind Routenplanungen und Hafenanläufe auch für deutsche Reedereien kaum planbar. Fest steht aber bislang nur eins. Spätestens ab Juni werden auch von deutschen Häfen wieder Reisen mit Kreuzfahrtschiffen starten. Dann steht die Flexibilität und Kreativität im Fokus.

Ein Meister seines Fachs ist dabei Kapitän Andreas Greulich von der Mein Schiff 1. Als er im Januar angesichts der Pandemie vor dem Problem stand, wohin er fahren solle, entwickelte auch er seine eigene Cruise to Nowhere. Von Las Palmas rauschte er mit der Mein Schiff 1 einfach durch die Straße von Gibraltar. Frei nach dem Motto „Es gibt genug zu sehen, man muss es nur entdecken“ kreuzte er an der afrikanischen Küste entlang und am Affenfelsen nah vorbei.

Diese Art von Panorama-Reisen mit Überraschungen hat der britische Anbieter Fred Olsen Cruises im Sommer für die neue Bolette (ehemals Amsterdam) im Programm. Fünf Tage ab Dover zu Höhepunkten der britischen Inseln. Landgang ist vorerst nicht eingeplant.

Bei den deutschen Anbietern ist auch die Reiseplanung für den Sommer noch Verschlusssache. Fest steht nur eins. Die Schiffe kommen. Alle großen deutschen Anbieter wollen im Sommer Kreuzfahrten von deutschen Häfen aus anbieten.

Die spätestens zu Pfingsten erwartete Aufhebung des Beherbergungsverbots in Deutschland ist dabei der erste Schritt. Der zweite werden dann die Einreisebedingungen in den Ostseeanrainernationen sein. Wie weit sich die Häfen öffnen dürfen, ist jetzt noch nicht absehbar.

„Es ist ein wenig wie mit einer Wundertüte“, ist zu hören. Möglich sind konkrete Planungen mit Landausflügen und Liegeplatzreservierungen noch nicht.

„Die Situation ist und bleibt natürlich dynamisch. Insgesamt haben wir die aktuellen behördlichen Bestimmungen in unseren Zielgebieten immer im Blick und es werden fortlaufend alle verfügbaren Quellen ausgewertet, um dann faktenbasiert Entscheidungen über die anstehenden Reisen zu treffen und gegebenenfalls Routenanpassungen vorzunehmen“, teilt Elena Erdmann von nicko cruises mit.

Bei AIDA und TUI Cruises ist man bei konkreten Fragen zu Wundertüten-Reisen noch reserviert. „Bei unseren Reisen steht auch die Destination im Fokus“, so Hansjörg Kunze. Zu den Planungen für den Sommer will aber auch er sich nicht festlegen.

Die Wiederbelebung der „Blauen Reisen“ auf Nord- und Ostsee ist bei TUI Cruises nicht ausgeschlossen. „Vorerst bleiben wir aber bei den Kanaren“, so Friederike Grönemeyer von TUI Cruises.

Bei nicko cruises ist auch der Juni als Startmonat im Fokus. „Wir gehen davon aus, dass ein Großteil unserer Gäste bis dahin bereits geimpft ist und sich die Lage in den Zielgebietsländern ebenfalls verbessert, so dass etliche Einschränkungen bis dahin wieder aufgehoben sein werden“, teilt Elena Erdmann von nicko mit.

Die Reisen von Kiel aus in die Ostsee und nach Norwegen bieten auf jeden Fall eine Vielzahl an kurzfristigen Alternativen. Bereits in der Vergangenheit hatten zum Beispiel Wetterlagen mit Sturm oder Streiks in Häfen dafür gesorgt, dass Schiffe Häfen kurzfristig verändert worden. FB