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Kommt die nächste AIDA auch aus Italien?

Das Rennen um die besten Plätze ist eröffnet. Nachdem sich die wirtschaftlichen Aussichten bei den großen Kreuzfahrtkonzernen bessern, beginnt der Kampf um die besten Bauplätze. Die italienische Fincantieri-Gruppe scheint dabei nun unmittelbar vor dem nächsten Erfolg zu stehen. So soll AIDA Cruises ab 2029 mindestens zwei Schiffe aus Italien bekommen. Das lassen jedenfalls Medienberichte aus Italien vermuten.

AIDAnova, Foto: Frank Behling

Es war mal wieder das Branchenmagazin Shipping Italy von Nicola Capuzo, das die Verhandlungen aufdeckte. Die Kollegen des Online Magazins aus Genua fanden bereits Ende Juli erste Hinweise auf die laufenden Verhandlungen. Da bei Kreuzfahrtschiffen immer ein hoher Anteil von externen Zulieferbetrieben beteiligt ist, sickern spätestens in der Endphase der Verhandlungen schnell Details durch.

Die Neubauplanungen für AIDA wabern bereits seit Monaten durch die Branche. Auch an den Meyer-Standorten in Papenburg und Turku hat man Hoffnungen auf den Auftrag. Bekannt wurde hierzulande bislang nur, dass die neue AIDA-Generation kleiner als die zuletzt 2018 und 2022 in Dienst gestellten Schiffe AIDAnova und AIDAcosma (Helios-Klasse) werden soll.

Da AIDA Cruises gerade in der Sommersaison sehr stark auf deutsche Abfahrtshäfen setzt, ist die Schiffsgröße hier von größerer Bedeutung als bei den Schiffen für die Karibik oder das westliche Mittelmeer. Projekte wie die Icon of the Seas (248.000 BRZ) oder die von Carnival Ende Juli in Italien bestellte neue „Destiny“-Klasse mit 230.000 BRZ und 8.000 Passagieren könnten in Deutschland nur von Kiel oder Bremerhaven zuverlässig bei jeder Wetterlage abgefertigt werden. Die Vorgabe für die neue AIDA-Klasse soll demnach bei einer Rumpflänge von 300 bis 330 Metern liegen. Die Icon of the Seas hat 365 Meter.

Nach dem Bericht von Shipping Italy plant Carnival Corporation jetzt sechs Neubauten mit einer Vermessung von 150.000 BRZ bei Fincantieri. Die Ablieferung dieser Schiffe soll ab 2029 erfolgen. Während die neue „Destiny“-Klasse bei Fincantieri in Monfalcone gebaut werden soll, sollen die AIDA-Schiffe bei den Fincantieri-Werften in Sestri Ponente bei Genua und Marghera bei Venedig aus den Docks kommen. Die Zulieferungen der Rumpfteile kämen dann von Werften aus Rumänien und Süditalien. Aus Rumänen wird gerade eine komplette Schiffshälfte für die Explora-Klasse überführt.

Die neuen Gerüchte aus Italien sehen beim Auftrag aus Miami eine ähnliche Teilung der ersten sechs Schiffe nach dem Vorbild der bei Meyer gebauten Helios-Serie vor. So sollen je zwei Schiffe der Klasse für AIDA Cruises und Carnival Cruise Line sowie auch eventuell für Costa Crociere kommen. Das Auftragsvolumen soll für die sechs Schiffe bei acht Milliarden Euro liegen.

Zu dem Auftrag gehören auch zwei Optionen für weitere Neubauten. Ob die dann, ähnlich wie bei Helios für P&O bestimmt sein könnten, ist offen. Genauso ist der Zeitpunkte für die Unterzeichnung der Verträge noch offen. Kommentiert werden diese Gerüchte, wie üblich, weder von Werften noch von den Reedereien. Deshalb besteht auch weiter die Perspektive, dass auch Meyer noch eine Chance hat.

Zuvor hatte Fincantieri bereits die deutsche Marke TUI Cruises von Meyer abgeworben. Die neue Mein Schiff Relax soll 2025 in Fahrt kommen. Sie ist das Typschiff der neuen „InTUItion“-Klasse, die in Monfalcone gebaut wird.

Wirtschaftlich kommen die Kreuzfahrtgesellschaften insgesamt wieder zu Kräften. Was auch die letzten Aufträge von NCL, Disney und Carnival zeigen. So erwartet die Carnival Corporation 2024 einen Rekordgewinn. Fincantieri hat aber auch einen Gewinn von 214 Millionen Euro (16 Prozent) in der ersten Jahreshälfte 2024 gemeldet. Der Schiffbaustandort Italien gewinnt wieder an Bedeutung.

Neue Aufträge von Kreuzfahrtschiffen und Rüstungsprojekte bescheren der Werftengruppe aktuell gute Zahlen. So konnte Fincantieri Ende Juni auch bei einem deutsch-italienischen Rüstungsprojekt einen Großauftrag verbuchen. Italiens Verteidigungsministerium bestellte für 500 Millionen das vierte U-Boote der in der neuen Klasse 212NFS bei der Fincantieri-Werft in Muggiano nahe La Spezia. Bei dem U-Boot handelt es sich um eine italienische Variante des in Kiel von ThyssenKrupp Marine Systems gebauten U-Boot-Typs 212. Aus Kiel kommen dabei bestimmte Schlüsselkomponenten.  FB

Fotos: Frank Behling