Der australische Erlebnisreisen-Veranstalter Intrepid Travel bietet seit kurzem auch Kreuzfahrten an. Peggy Günther war auf einer der ersten Mittelmeertouren mit der HARMONY G dabei.
Fotos: Peggy Günther
Wo ist bloß das Schiff? Die Motoryacht Harmony G fügt sich perfekt in das Hafenbild von Málaga ein. Da muss man wirklich zweimal hinsehen, um sie zu entdecken. Die Star Pride von Windstar Cruises mit 212 Suiten an Bord wirkt riesig dagegen, dabei ist auch sie ein kleines Schiff. Doch für den australischen Intrepid Travel käme sie nicht infrage, er chartert ausschließlich Einheiten mit Raum für maximal 50 Passagiere.
Junge Gesichter strahlen bei der Vorbereitung auf die Reise von der Unternehmenswebseite. Man biete authentische Erlebnisse, internationale Kleingruppen und nachhaltige Reisekonzepte, heißt es. Und tatsächlich treffen in der Lounge des Schiffes Junge und Junggebliebene, Paare und überdurchschnittlich viele allein reisende Frauen aufeinander. Von der 33-jährigen Mexikanerin, die zum ersten Mal in Europa und auf einem Schiff unterwegs ist, bis zur 78-jährigen Australierin, die schon mehr als 100 Länder im Gepäck hat. Die Stimmung ist entspannt, schnell lernen die 22 Passagiere einander kennen und erkunden ihr Schiff.
Dieses ist überschaubar. Neben den Kabinen auf dem Unter- und dem Oberdeck gibt es eine Lounge, ein Restaurant, einen überdachten Außenbereich und das Sonnendeck. Hotelmanager Yannis kümmert sich mit griechischer Gastfreundlichkeit um seine Passagiere und kauft in jedem Hafen frisch ein. Für das Programm sind die Tourleaderinnen Rachida und Fatima zuständig, sie haben passend zur Route marokkanische und spanische Wurzeln und nehmen die australischen Gäste im fernen Europa an die Hand. „Wir sind immer noch in Spanien“, sagt Fatima im Bus von Motril nach Granada und stimmt auf den Besuch der Alhambra ein. In der Stadt wird sie später einen orientation walk anbieten, bevor die Passagiere in ihrer freien Zeit zu Mittag essen und Souvenirs kaufen.
„Intrepid steht für ein sehr selbstständiges Reisen“, erklärt Kirsten, die schon mehrmals mit dem Veranstalter unterwegs war, zuletzt auf einer Radtour in der Provence. „Eigentlich ist es wie organisiertes Backpacking. Man muss sich keine Gedanken machen, wie man von A nach B kommt, ist viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Kleine Hotels oder Familienunterkünfte sind bereits gebucht, aber in der Stadt geht dann jeder seiner Wege.“ Mit 50 Mann auf Bustour? Das kann sich keiner der Passagiere vorstellen. Die neuen „Adventure Cruises“ sind für viele an Bord bereits das Maximum an organisiertem Reisestil.
Und doch sind es keine klassischen Kreuzfahrten. Landausflüge finden bewusst ohne Lunchpaket statt, damit die Destinationen auch von den Besuchern profitieren. Das Tagesprogramm liegt nicht ausgedruckt auf jedem Bett, sondern in der Lounge und im Restaurant, um Papier zu sparen. Und statt Einwegplastik zu nutzen, befüllen die Passagiere täglich Aluminium-Wasserflaschen, die sie vom Veranstalter zur Verfügung gestellt bekommen. Emissionen werden kompensiert und nach Reiseende kommt eine freundliche Erinnerungsmail mit dem Angebot, für wohltätige Zwecke zu spenden. Langfristig wollen die Unternehmensgründer sogar eigene Schiffe bauen, die nachhaltige Energien wie Solarkraft nutzen. „Wir wollen die Kreuzfahrtindustrie stören“, erklärt Tom Smith, Marketingdirektor EMEA der Intrepid Group, provokant und seine Augen blitzen. Ein ambitioniertes Ziel, aber Intrepid heißt schließlich unerschrocken.