Links überspringen

Kreuzfahrt-Proteste: Es droht ein heißer Sommer

Die Aktionen gegen Kreuzfahrtschiffe häufen sich. Nach Rotterdam wurde nun auch Rostock zum Schauplatz einer Aktion von Umweltaktivisten gegen Kreuzfahrtschiffe. In Neustadt in Holsten wurde eine Luxusyacht mit Farbe besprüht.

Die Behörden können dem Treiben nur bedingt Einhalt gebieten, da die Aktionen zum Teil mit dem Versammlungsrecht konform sind.

Die AIDAdiva konnte am 17. Juni nur mit erheblicher Verspätung den Hafen von Rostock verlassen. Nachmittags hatte eine Gruppe von etwa 20 Aktivisten mit Booten Kurs auf den Kreuzfahrer am Liegeplatz P7 genommen. Nahezu unbehelligt von der Polizei konnten die Aktivisten Banner an der Bordwand befestigen. Erst nach geraumer Zeit waren Einsatzkräfte der Wasserschutzpolizei und des Zolls mit Booten vor Ort.


Foto: Frank Behling (Archiv)

Gegen 17 Uhr begann die Aktion, die erst nach drei Stunden durch den Einsatz weiterer Kräfte der Polizei Rostock beendet werden konnte. Die festgesetzten Aktivisten wurden zur Aufnahme der Personalien in Gewahrsam genommen. Es wurden laut Polizei Strafanzeigen wegen gefährlichen Eingriffs in den Schiffsverkehr gefertigt. Gegen 20 Uhr konnte die AIDAdiva den Hafen zur Ostseereise verlassen.

Eine ähnliche Aktion gab es nur wenige Tage vorher in Rotterdam. Dort ketteten sich Aktivisten am Kreuzfahrtterminal am Vorschiff der Zuiderdam an Poller und Leinen. Die Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion verhinderten das Auslaufen des Schiffes. Mehr als 60 Aktivisten waren an der Aktion beteiligt.

Die Zuiderdam wurde bereits zum zweiten Mal durch Aktivisten gestoppt. Am 10. Juni 2019 wurde die Zuiderdam in Kiel am Auslaufen gehindert. Die Polizei musste damals rund 40 Aktivisten von Pieranlagen und aus dem Wasser holen. Fast sechs Stunden wurde das Auslaufen verzögert. Die Aktion war für die Aktivisten weitgehend folgenlos.

Die Staatsanwaltschaft Kiel hatte die Ermittlungen im Fall der Zuiderdam im Mai 2019 eingestellt, da sich der Tatvorwurf der Nötigung nicht halten ließ. Die Demonstration war mit dem Versammlungsrecht in Deutschland im Einklang.

Bei der AIDAdiva in Rostock und auch der Zuiderdam 2019 war jeweils die deutsche Gruppe „Smash Cruiseshit“ aktiv, die sich auf Kreuzfahrtschiffe spezialisiert hat. Sie hatte bereits zweimal Aktionen in Kiel gestartet. Die Aktion in Warnemünde war jetzt Neuland. Wo die Gruppe als nächstes aktiv wird, ist noch unklar. Klar ist nur, dass es weitere Aktionen geben wird.

Schiffe sind gegen derartige Aktionen schwer zu schützen. Die Wasserschutzpolizeien der Bundesländer sind personell nicht für den Schutz von Kreuzfahrtschiffen ausgelegt. Es fehlt an Booten und Personal. Die Nutzung der Wasserfläche in den Häfen ist weitestgehend nicht zu kontrollieren.

Eine Sperrung der Wasserflächen und Ausweisung als Sperrzone hätte auch für den Wassersport in den Häfen gravierende Folgen und ist deshalb politisch nicht durchsetzbar. Sperrzonen gibt es in deutschen Häfen nur bei Tanklagern und Militäranlagen, die meist außerhalb der Städte liegen.

Auch Luxusyachten geraten ins Visier der Aktivisten. Mitglieder der „Letzten Generation“ beschmierten im Yachthafen von Neustadt am 20. Juni die Luxusyacht Lady M und besprühten sie mit orangeroter Farbe. Die acht Mitglieder wurden von der Polizei gestoppt und es wurden ihre Personalien aufgenommen. Der Eigner der Yacht hat Anzeige erstattet. FB