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„Kreuzfahrtgäste können viel besser kontrolliert werden als Individualreisende“

Inge Tangerås, Managing Director von Cruise Norway, über die immer noch für Kreuzfahrgäste geschlossenen norwegischen Grenzen und die Erfolge beim Umweltschutz sowie beim Overtourism.

Inge Tangerås, Foto: Cruise Norway

In diesen Tagen träumt fast jeder Kreuzfahrt-Fan von Fahrten nach Norwegen und seinen Fjorden. Aber noch ist alles geschlossen. Wie stellt sich die Situation im Augenblick dar?

Die norwegischen Grenzen sind noch immer geschlossen für jede Art des Tourismus also auch für die Kreuzfahrt. Die norwegischen Behörden hatten uns uns eigentlich Nachrichten zum Kreuzfahrttourismus am 1. Mai versprochen. Wir erwarten jetzt neue Nachrichten in einer Woche oder später. Wir alle hoffen natürlich auf einen Kreuzfahrtrestart. Die Industrie und unsere Interessenvertreter haben den norwegischen Behörden deutlich gemacht, dass die Kreuzfahrtindustrie mindestens zwei Monate Vorlaufzeit benötigt, um sich zu mobilisieren. Wenn die norwegischen Behörden denken, dass wir in wenigen Monaten bereit sind zu öffnen, dann sollte dies der Kreuzfahrtindustrie in naher Zukunft mitgeteilt werden.

Inwieweit ist Cruise Norway in die Entscheidungen der norwegischen Behörden involviert?

Die norwegischen Behörden hatten uns zu einer Art Anhörung eingeladen, um Meinungen einzuholen, was los ist, was wann getan werden sollte usw. Was sind die Bedenken, die Möglichkeiten, in gewisser Weise sind wir Teil dieser Gruppe und wir informieren die Behörden auch über die Konsequenzen für unsere Mitglieder oder unsere Interessenvertreter, einige aus dem Kreuzfahrtbereich. Und die Folgen für ihr Geschäft, das Ausbleiben des Kreuzfahrttourismus in Norwegen.

Wie ist Ihre persönliche Einschätzung der Lage derzeit?

Ich habe von den Kreuzfahrtlinien gehört, dass einige von ihnen bereits alle an Bord geimpft haben. Sie sind ziemlich strikt mit dem Testen und in dieser Hinsicht ist der Kreuzfahrturlauber vielleicht die beste Touristengruppe, die nach Norwegen kommt. Sie sind klar zu identifizieren, man weiß wann und wo sie ankommen. Diese Gruppen können viel besser kontrolliert werden als Individualreisende.

In Island scheint das Konzept zu wirken. Dort starten Mitte Juli Expeditionsschiffe. Wäre das ebenfalls ein Modell für Norwegen?

Es ist zu wünschen, dass die norwegische Regierung den Kreuzfahrtgesellschaften und der Industrie zuhört und schaut, was anderswo getan wurde. Sie sollten schauen, was die anderen machen, davon lernen oder es kopieren, wie es in einigen anderen Stellen getan wurde.

Man darf nicht vergessen, dass es möglicherweise keinen anderen touristischen Bereich gibt, in dem die Kontrolle des einzelnen Touristen zwangsläufig so groß ist, mit Impfungen oder Tests bis zu Transfers.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung in den kommenden Wochen und vielleicht Monaten?

Es gibt vier Stufen für das Re-Opening in Norwegen. Wir warten alle auf die nächste Stufe, die möglicherweise eine Art von Tourismus erlauben könnte. Wir wissen noch nicht wann und in welcher Form.

Erwarten Sie drastische Änderungen im Kreuzfahrtmarkt nach der Pandemie in Norwegen?

Wir haben ein paar, nicht zu drastisch. Wir haben mit der Kreuzfahrtindustrie und Partnern das „Green Shipping“-Projekt unterstützt, was die Emissionsreduzierung im norwegischen Bereich um 50 Prozent in 2030 vorsieht. Die Kreuzfahrtindustrie ist bereit, ihre Verantwortung zu übernehmen. DNV (Anmerkung: Det Norske Veritas, Klassifizierungsgesellschaft), norwegische Behörden und die Kreuzfahrtindustrie suchen Wege zur Emissionsreduzierung. Ein weiterer Punkt ist, dass wir versuchen müssen, die Verteilung der Anläufe zu verbessern, also Staus von zu vielen Schiffen in einem Hafen zur gleichen Zeit zu vermeiden.

Können Sie bereits sehen, wie sich die Umweltmaßnahmen auf den Cruisetraffic ausgewirkt haben?

Ein wichtiges Thema ist der Ausbau der Landstromversorgung in den großen Häfen. Das ist ein großer Beitrag zu den lokalen und auch zu den globalen Emissionen. Wir haben grüne Energie, das ist die erste Priorität. Einige der Häfen sind bereits ausgestattet, andere werden folgen.

Wird es unter den Quellmärkten Änderungen im Kreuzfahrtbereich geben nach der Pandemie?

Ich weiß es noch nicht. Wir sind in der glücklichen Position, dass 60 Prozent der Touristen nach Norwegen auf kurzen Weg reisen, von Deutschland oder aus dem UK.

Also braucht ein Anteil von Kreuzfahrtgästen in Norwegen braucht nicht zu fliegen.

Sie haben gemeinsam mit Cruise Baltic ein Tool für Kreuzfahrtenreedereien und Veranstalter entwickelt. Wie funktioniert das im Einzelnen?

Es basiert auf dem Kreuzfahrtkalender, welchen Cruise Norway schon seit einigen Jahren hat, welcher von den Kreuzfahrtgesellschaften sehr geschätzt wird. Es ist eine stark verbesserte Version. Wir haben Cruise Baltic eingeladen zu unserem Team, so dass wir es für die gesamte Region verfügbar machen und die Kosten teilen können. Ein Element ist, dass die Kreuzfahrtlinien bei ihren Programmplänen „Staus“ verhindern können. Zusätzlich arbeiten wir am „low level“ mit den Agenten und Kreuzfahrtgesellschaften, dass diese Verteilung stattfindet und alle involvierten Interessenvertreter davon profitieren.