Nur dreieinhalb Monate nach dem ersten Stahlschnitt erfolgte bereits am 28. Juni beim Fincantieri-Werftbetrieb in Ancona die Kiellegung für ein optimiertes Schwesterschiff der Mitte 2016 abgelieferten Seven Seas Explorer. Jens Meyer war Zeuge des traditionellen Zeremoniells für die Seven Seas Splendor
Fotos: Jens Meyer
Entgegen den Erwartungen war es nicht die erste Sektion für die Kiellegung des bis zu seiner Taufe noch als Werft-Nr. 6281 geführten Neubaus, die der bis zu 500-Tonnen tragende Portalkran der Werft bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein für das Absetzen auf den Pallen im Trockendock mit drei Traversen an die Haken genommen hatte: In dem erst durch das am 10. Mai erfolgte Ausschwimmen des an den benachbarten Ausrüstungskai verholten 47500-BRZ-Neubaus Viking Jupiter – er soll im im Juni 2019 als sechster Neubau an Viking Ocean Cruises abgeliefert werden – freigewordenen Dock wartete bereits ein am 14. Juni von der Fincantieri-Werft in Palermo zugelieferter sechs Decks hoher Mittelschiffsblock. Daran war jetzt die 450 Tonnen schwere vorausgerüstete Maschinenraum-Bodensektion anzusetzen. Sie gehört zu den insgesamt 210 Sektionen für den aus 60 Blöcken bestehenden Schiffskörper der Seven Seas Splendor, die bis auf den aus Palermo zugelieferten Block – sämtlich in Ancona gefertigt werden. Elf davon waren bereits weitgehend montagefähig auf dem Werftgelände zu sehen.
Reederei- und Werftchef legen mit Schweißbrenner Hand an
Dass ein Reeder und ein Werftdirektor persönlich mit einem Schweißbrenner ihrem jüngsten Neubau zu Leibe rücken, ist eher selten. Doch in diesem Falle wurde kurzerhand eine eine gelbe Schutzjacke über den feinen Anzug gelegt, Schutzhelm und Schutzbrille vorschriftsmässig fixiert und eine kleine schwarze Box mit drei Münzen als Glücksbringer in der Struktur der Kiellegungssektion verschweißt, die anschließend vom Portalkran angehoben und langsam in das Trockendock gefiert wurde. Während Werftchef Giovanni Stecconi Regent Seven Seas Cruises Präsident und CEO Jason Montague zur Erinnerung an diesen im wahrsten Sinne „schweißtreibenden“ Einsatz den handsignierten und datierten Schweißhandschuh überreichte. Bei den drei für diese Münzzeremonie ausgewählten Münzen handelt es sich eine antike römische Münze mit Neptunbild, aus der Zeit von Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) zur Erinnerung an Italien als Bauort des Schiffes und Ursprung der Münztradition. Bei der zweiten historischen Gedenkmünze handelt es sich eine Escudo-Münze aus spanischem Gold als dem 18. Jahrhundert, die auf die am 7. Februar 2020 in Barcelona beginnende 14-tägige Jungfernreise nach Miami anspielt, während die speziell für diesen Anlass geprägte Gedenkmünze mit Abbildung des künftigen Schiffes und Zeitpunkt seiner Kiellegung auf die gute Zusammenarbeit von Auftraggeber und Reederei hinweisen soll.
Mit Luxus auf Erfolgskurs
Bevor Jason Montague und Giovanni Stecconi, assistiert von Robert Lindsay, Executive VP Vessel Operations bei NCL, und Franco Semeraro, Senior VP Hotel Operations RSSC, den symbolischen Knopf zur Absenkung der letzten Meter und exakten Positionierung der Kiellegungssektion gemeinsam betätigten, zeigte sich der Regent Seven Seas Cruises-Chef erfreut über den Erfolg der 2016 von der Genua-Werft der italienischen Werftgruppe gelieferten Seven Seas Explorer: „Seit seiner Jungfernreise erhält dieses wohl luxuriöseste Kreuzfahrtschiff auf den sieben Weltmeeren ein ungewöhnlich hohes Maß an Anerkennung“, schwärmte er. In dem Bestreben, „kompromisslosen Luxus auf See zu perfektionieren“, knüpfe man mit dem Schwesterschiff Seven Seas Splendor nahtlos an diesen Erfolg an. „Im Streben danach, die Erwartungen der Gäste zu übertreffen, erschaffen wir ein Kunstwerk“ bei dem die Gäste immer von Eleganz, Komfort und Gastfreundschaft umgeben sind“, so Montague, der auch darauf hinwies, dass man mit den Schwestern Seven Seas Explorer und Seven Seas Splendor nicht nur zwei Schiffe kreiert habe, die neue Standards setzen, sondern gerade auch ein 125-Mio.-Dollar-Programm abgeschlossen habe, mit dem die drei übrigen Einheiten der Flotte auf ein vergleichbares Qualitätsniveau gebracht wurden. Werftchef Stecconi zeigte sich erfreut, ein zweites Mal ein Schiff für eine Reederei wie Regent Seven Seas Cruises bauen zu dürfen. Er werte das als ein Zeichen dafür, dass man die Erwartungen eines Partners erfüllt habe, der Qualität und Raffinesse zu den besonderen Merkmalen seines Geschäfts gemacht habe. Aufgrund des dabei umgesetzten hohen Standards habe man ein Referenzschiff für Ultra-Luxusbereich geliefert.
Anschließend segnete Anconas Hafenkaplan, Pater Dino Cecconi, nicht nur das Kontur gewinnende Schiff, sondern schloss auch Auftraggeber, Werftarbeiter und Gäste in seine Fürbitte ein. Die Reederei sei ein Segen, weil sie mit diesem Auftrag der Werft, ihren Mitarbeitern und den Zulieferern der Region Lohn und Brot verschaffe, die Arbeiter, weil sie mit ihrer Handwerkskunst und ihrer Qualifikation, die Voraussetzung für die Hereinnahme solcher Aufträge ermöglichen und die Gäste, weil sie durch ihre Buchungen der Reederei helfen, die Finanzierung solcher Neubauprojekte dazustellen.
Fünf Stunden in den Show-Suiten verbracht
Die bei einer Länge von 224 m, einer Breite von 31,1 m und einem Tiefgang von 7,1 m auf eine Vermessung von ca. 55200 BRZ-kommende Seven Seas Splendor, die mit ihrer dieselelektrischen Maschinenanlage (4 Hauptdiesel mit moderner Abgasreinigung) über zwei Festpropeller eine Dienstgeschwindigkeit von 21,5 kn erreichen soll, verfügt über 13 Decks, davon 10 für Passagiere. Das im November 2019 auszudockende und im Januar 2020 abzuliefernde, dessen Baupreis von ca. 450 Millionen Dollar durch Kostensteigerungen und Upgradings nach Reedereiangaben auf etwas mehr als 500 Millionen Dollar erhöhen dürfte, wird ausschließlich über Suiten mit Balkonen für seine 750 Gäste verfügen. Im Anschluss an die Kiellegung konnten die Gäste im werftnahen Magazini Generali der Fritelli Maritime Group neben Interieur-Details wie Säulen die öffentlichen Räume, Visualisierungen von Lounges oder der Gestaltung des Theaters sowie Muster der eingesetzten Materialien auch zwei 1:1-Show-Suiten der Kategorien Concierge und Penthouse in Augenschein nehmen, auf die die Mehrheit der zwischen 28,5 und 413 qm großen Suiten des Neubaus entfällt. „Mitglieder unseres Operation-Managements haben mit Architekten und Designer mehr als fünf Stunden in den Mock-Ups verbracht, um jedes kleinste Detail zu optimieren“, verriet Reedereichef Jason Montague. „Wir haben diese Suiten und das ganze Schiff mit akribischer Detailverliebtheit entworfen: Von der Stärke des Türgriffs bis zum Stil der Stühle wurde betrachtet, um ein Schiff zu schaffen, das Luxus perfektioniert“, so Robin Lindsay. Ebenso habe man auch die Vorschläge von Gästen berücksichtigt und beispielweise zwei Balkonzugänge sowie zwei Badzugänge mit größeren begehbaren Schränken und Spiegeln umgesetzt, Kunststoffoberflächen in Bädern durch Naturstein ersetzt oder eine vereinfachte zentrale Beleuchtungsschaltung gewählt.
Neuer Buchungsrekord
Am Tag der Buchungseröffnung für die ersten zehn Reisen der Seven Seas Splendor am 11. April dieses Jahres, registrierte Regent Seven Seas Cruises die meisten Einzelbuchungen an einem Tag in der 26-jährigen Geschichte des Unternehmens. Aufgrund des starken Interesses an dem Neubau hat die Reederei die Möglichkeit zur Buchung der ersten Sommerreisen in Europa auf den 12. Juli 2020 vorgezogen.