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Kurzfristige Entspannung

Die Lage der MV Werften hatte sich kurzzeitig etwas entspannt. Am 28. August gab der Finanzausschuss des Landtags Mecklenburg-Vorpommerns seine Zustimmung zur Freigabe von 28 Millionen Euro zur Rettung der angeschlagenen MV Werften.

Das Geld ist ein Teil der Liquiditätsreserve von 175 Millionen Euro, die von Genting Hongkong zu Beginn der Krise hinterlegt worden waren. Diese Mittel werden wegen Einnahmeausfällen in Folge der Corona-Krise jetzt für die Fortführung des laufenden Betriebs der drei Werftstandorte in Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt. Aus diesem Fonds werden Rechnungen für Lieferanten und Partner beglichen. Nach dem Finanzausschuss des Landtags in Schwerin musste auch das Bankenkonsortium grünes Licht geben, das die Finanzierung der Neubauten der Werft sicherstellt. Aber auch die Gehälter der Mitarbeiter, die nicht in Kurzarbeit sind, wird aus diesem Fonds bezahlt. 

Nachdem der in Hongkong ansässige Mischkonzern Genting Mitte August angekündigt hatte, alle Zahlungen an Gläubiger und Banken vorübergehend einzustellen hat jetzt der für Finanzen und Investoren zuständige Berater des Konzerns, Cheah Yoke Sim, den inzwischen laut gewordenen Gerüchten widersprochen, nach denen zwei der an den drei Standorten Rostock, Wismar und Stralsund der Tochtergesellschaft MV Werften für zwei konzerneigene Reedereien angearbeiteten Kreuzfahrtschiff-Neubauten nicht abgenommen und möglicherweise zurückgebaut bzw. verschrottet werden.

„Es gibt keine Änderung in den Verträgen mit den Werften zum Bau der Schiffe“ sagte er unter Hinweis auf einen geplanten Unternehmensumbau, mit dem man die aktuellen Finanzierungsprobleme in den Griff bekommen wolle. Dazu soll der seit Monaten ruhende Betrieb auf den Werften im vierten Quartal dieses Jahres wieder aufgenommen werden, betonte er auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Hongkong. Von deutschen Werftrepräsentanten war dazu keine Stellungnahme zu erhalten.

Nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall Küste geht es dabei um vier Schiffe, darunter die beiden je 342 m langen Kreuzfahrtschiffe der „Global“-Klasse darunter die in zur Komplettierung im Hallendock in Wismar liegende Global Dream, und der in Stralsund in der Ausrüstung befindliche erste Expeditionskreuzer der „Explorer“-Klasse, die Crystal Endeavour. Dagegen wollte Cheah Yoke Sim sich nicht zu Berichten äußern, wonach sich Genting mit dem Gedanken beschäftigt, seine Werftaktivitäten mehrheitlich an die öffentliche Hand in Deutschland zu veräussern. „Wenn es eine Transaktion geben sollte, ist Genting Hongkong als Aktiengesellschaft dazu verpflichtet, eine öffentliche Ankündigung zu machen“, stellte er dazu fest.

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) schließt für die Rettung der MV Werften auch eine staatliche Beteiligung nicht aus: „Wenn der Rettungsschirm des Bundes erreicht werden soll, brauchen wir den Wirtschaftsstabilisierungsfonds.“ Genting sei wegen der Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten geraten und benötige Hilfe, so Glawe, der auf Parallelen in anderen Bereichen der Wirtschaft wie Lufthansa und TUI hinwies. „Das bedeutet nicht VEB Glawe oder VEB Werften“, so der Minister am 27. August und machte deutlich, dass er auch künftig die Hauptverantwortung bei Genting sehe. Auch die IG Metall Küste zeigte sich offen für eine mögliche staatliche Beteiligung. „Wir wollen die maritime Wirtschaft, den Maschinenbau, als Herzstück des Landes erhalten“, so Glawe. Ziel der Landesregierung bleibe es weiterhin, die MV Werften unter den Rettungsschirm des Bundes zu bringen. Dazu gebe es weitere Gespräche mit dem Bund, zu den in Kürze auch die Spitzen des Genting-Konzerns in Deutschland erwartet werden. JPM/FB