Das Angebot für Landstrom wird in den kommenden Monaten in Europas Häfen deutlich ausgebaut.
Nachdem es zunächst so aussah, als ob Landstrom nur ein Thema in Nordeuropa sei, kommen jetzt immer mehr Häfen auch im Süden auf die Liste.
23 Häfen in zehn Nationen bieten für Kreuzfahrtschiffe bereits heute Landstrom an. Weitere Häfen von Istanbul bis Edinburgh arbeiten an Projekten. Ein Treiber ist hier die Lobby-Organisation Cruise Europe zusammen mit Cruise Baltic und Cruise Britain. Sie bietet jetzt für Reeder von Kreuzfahrtschiffen eine Datenbank für verfügbare Landstrom-Anlagen.
In der Übersicht sind auch Häfen, die in den kommenden fünf Jahren Anlagen anbieten sollen. Dies erleichtert die Planung der Routen für die Gesellschaften.
Inzwischen sind alle seit 2020 in Dienst gestellten Kreuzfahrtschiffe landstromtauglich. Bei den großen Konzernreedereien sind sogar bereits die Schiffsklassen für Landstrom ausgerüstet die seit 2007 in Fahrt kamen. Die Nachrüstung der Schiffe mit Schalttafeln und Anschlüssen läuft inzwischen.
Das für Reeder attraktive Angebot bietet auch Details zur Technik der Landstromversorgung, Verbindungszeiten, anwendbare Gebühren, Rabatte und Anreize. Dabei soll es vor allen Dingen um Angebote für Kreuzfahrtschiffe gehen.
„Während das Engagement der Branche für Null-Emissionen stetig anhält, wird die Entwicklung von Landstromsystemen in diesem Prozess eindeutig eine Schlüsselrolle spielen. Immer mehr Häfen bieten diese Verbindungen in Europa an“, so Simone Maraschi, Vorsitzender der Sustainability Group von Cruise Europe.
Die Datenbank wird ständig aktualisiert, damit Kreuzfahrtreedereien über wichtige Informationen sowohl zu bestehenden als auch für zukünftige Landstromanlagen verfügen. Dies werde ein relevantes Instrument bei der Planung potenzieller Reiserouten sein, so Maraschi.
In Deutschland gibt es aktuell in Warnemünde, Kiel und Hamburg Anlagen für Kreuzfahrtschiffe. Hamburg wird in Kürze in Steinwerder einen zweiten Anschluss in Betrieb nehmen. In Kiel wird im Ostuferhafen die dritte Anlage errichtet. In Rostock stehen bereits eine Anlage mit zwei Anschlüssen bereit.
„Vor diesem Hintergrund ist die Zusammenarbeit zwischen Häfen und Kreuzfahrtreedereien von entscheidender Bedeutung. Cruise Europe hat sich daher entschieden, eine Datenbank mit allen technischen Informationen zu aktiven und in Planung befindlichen Landstromsystemen zu erstellen“, so Maraschi, der auch Geschäftsführer bei Cruise Gate Hamburg ist.
Die Ziele sind bereits in absehbarer Zeit erreichbar. „Bis 2030 müssen alle Häfen in der EU und anlaufende Schiffe im Rahmen des EU-Fit-for-55-Pakets Landstrom oder ein alternatives Mittel verwenden, um ein Schiff am Liegeplatz anzutreiben, anstatt ihre Dieselgeneratoren zu verwenden. Die Verfügbarkeit von Strom aus sauberer Energie oder kohlenstoffarmen Quellen gewährleistet eine allgemeine Reduzierung der Treibhausgasemissionen“, so Cruise Europe Vorsitzender Michael McCarthy.
Die Liste der Möglichkeiten ist sehr weitläufig. Dazu gehören Großanlagen, wie sie in Kiel, Hamburg oder Rotterdam stehen, genauso wie mobile Lösungen mit Containern, wie sie gerade in Leith, dem Hafen bei Edinburgh zur Versorgung einer Kreuzfahrtfähre zum Einsatz kommen.
Europas größte Einzelanlage für Landstrom steht in Rotterdam und versorgt die Heerema-Kranschiffe „Sleipnir“ und „Thialf“ mit Landstrom.
Die größten zivilen Landstromanlagen in Europa stehen in Warnemünde und Rotterdam mit einer Leistung von jeweils 20 Megawatt. In Rotterdam dient die Anlage zur Versorgung von den großen Kranschiffen der Reederei Heerema. In Warnemünde dient die Anlage zur Versorgung von Kreuzfahrtschiffen an den Liegeplätzen P7 und P8.
In den Niederlanden werden bereits Landstromanlagen mit Windstrom gespeist, der in den Häfen erzeugt wird. FB