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Liberty Lines: Erste Highspeed-Fähre mit mtu-Hybridsystem in Dienst gestellt

Eine Geschwindigkeit von mehr als 30 kn soll die Vittorio Morace erreichen, die die italienische Reederei Liberty Lines am 27. Juni 2024 in Trapani (Sizilien) als weltweit erste IMO-HSC (High-Speed Craft) Hybrid-Schnellfähre dieser Kategorie und Größe in Dienst gestellt hat.

Der von der spanischen Werft Astilleros Armon nach Plänen von Incat Crowther, erstellte Neubau mit einer Länge von 39,5 m und einer Kapazität von 251 Passagieren, der über ein mtu-Hybrid-Antriebssystem von Rolls-Royce verfügt und von der italienischen Klassifikationsgesellschaft RINA nach deren „Green Plus“-Regeln klassifiziert wurde, soll die Auswirkungen des Schiffsbetriebs auf die Umwelt signifikant reduzieren.

Der nach dem Gründer der Reederei benannte Neubau ist das erste von neun Fährschiffen, die zwischen Sizilien und den benachbarten Liparischen und Ägadischen Inseln sowie zwischen dem italienischen Festland, Kroatien und Slowenien eingesetzt werden.

Der batterieelektrische Teil des Antriebs dient zum lokal emissionsfreien Fahren im Hafengebiet und als Booster. Die CO2-Emissionen werden durch effiziente Dieselmotoren der mtu-Baureihe 4000 reduziert, die auch mit dem nachhaltigen Kraftstoff HVO betrieben werden können. Durch dessen Einsatz kann der CO2-Fußabdruck nach Herstellerangaben um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Darüber hinaus trage das vergleichsweise geringe Gesamtgewicht sowohl der Motoren als auch des Hybridantriebs zu einer hohen Effizienz des Schiffsantriebs und damit zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch und zu geringeren Emissionen bei.

Beim Ein- und Auslaufen in die Hafengebiete sorgen die Batterien (drei Green Orca-Batteriepakete mit zusammen 346 kWh) für geräuschloses und emissionsfreies Manövrieren. Sie versorgen dabei alle elektrischen Einrichtungen des Schiffes und die Bugstrahlruder mit Strom. Wenn das Schiff den Hafen verlässt und die Geschwindigkeit erhöht, werden die beiden mit SCR-Katalysatoren ausgerüsteten mtu-Verbrennungsmotoren des Tys 16V4000 M65L, (Nennleistung: 2560 kW bei 1800 U/min) eingesetzt. Sie treiben die Festpropeller direkt an, so dass eine Fahrt mit bis zu 30 Knoten Geschwindigkeit möglich ist. Gleichzeitig treiben sie die Hybrid-Elektromaschinen (zwei Danfoss Editron EM-PMI375 T1100-2900 je 130 kW im Antriebsmodus) über die Getriebe (Reintjes WVSA-1542) an, um die Batterien aufzuladen und die elektrischen Verbraucher an Bord zu versorgen, ohne Stromaggregate betreiben zu müssen. Die Stromaggregate (zwei x 100 kWe mit PM-Generatoren) an Bord stehen als Backup zur Verfügung. Wenn das Schiff im Hafen liegt, dienen die Batterien bei kürzeren Zwischenstopps der gesamten elektrischen Versorgung an Bord, ebenfalls geräuschlos und emissionsfrei ohne Stromaggregate. Bei längeren Zwischenstopps kann Landstrom angeschlossen werden, um die Batterien aufzuladen.

Die insgesamt 31 Fähren der Liberty-Lines-Flotte sind ganzjährig im Einsatz und befördern dabei auf Strecken bis zu 100 Seemeilen mehr als dreieinhalb Millionen Passagiere. Sie dienen nicht nur als touristische Ausflugsschiffe, sondern sind vor allem eine wichtige Lebensader für viele Bewohner der Inseln, die regelmäßig pendeln müssen. Die bekanntesten sind die zum UNESCO-Welterbe gehörenden Liparischen (Äolischen) Inseln Panarea, Stromboli, Vulcano, Alicudi, Filicudi, Lipari und Salina. JPM

Foto: Rolls-Royce