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Maritime Tage in Bremerhaven unter besonderen Bedingungen

Erhöhte Inzidenz in der Seestadt könnte für Einschränkungen bei dem kleinen Hafenfest sorgen 

Als Ersatz für die „Lütte Sail“ finden vom 11. bis zum 15. August in den Havenwelten in Bremerhaven nun die „Maritimen Tage“ statt. Bis zu 50.000 Besucher werden an dieser Veranstaltung an der Wesermündung erwartet, zu der sich nicht nur der Bundespräsident, sondern auch über 90 verschiedenste Schiffe unter Segeln, mit Motor oder Dampfkraft angemeldet haben. Dazu gehört ein Bühnenprogramm, das typisch maritime Klangfarben ebenso bietet wie zarte Harfenklänge oder Kinderrock, Gastronomie mit Streetfood und Budenzauber, eine Chill-Area und eine Soulnacht im Sand und die beliebten Halbtagestörns auf der Weser – die Maritimen Tage 2021 vom 11. bis 15. August geben auf den ersten Blick das Bild einer für Bremerhaven so typischen Veranstaltung.

Leider ziehen seit ein paar Tagen dunkle Wolken über der Seestadt auf, denn mittlerweile steigt der Inzidenzwert in Bremerhaven über die Marke von 35, so dass lt. Bremer Corona-Verordnung von den zuständigen Behörden Maßnahmen ergriffen werden müssen. Wie die nun im Detail aussehen, ist bislang noch nicht bekannt, zumal die Veranstalter, die Erlebnis Bremerhaven, schon im Vorfeld ein besonderes Hygiene-Konzept für die Veranstaltung erarbeitet haben.

Foto: tt_pix – stock.adobe.com

Denn durch die aktuelle Zeit in Zeichen von Corona wurden in sehr kurzer Zeit entsprechende Rahmenbedingungen für diese Veranstaltung geschaffen: Zugangsbeschränkungen, Registrierungen und Hygienemaßnahmen gehören in diesem Jahr ebenso zum Festgeschehen. „Mit sechs umzäunten Erlebnis-Inseln, einem Online-Ticket-System, fixierten Öffnungszeiten und dem Einsatz der Luca-App sowie Einlassbändern werden wir den Bremerhavener:innen und ihren Gästen zwar eine ungewöhnliche aber wegen der Schiffe und des Musikprogramms dennoch attraktive maritime Veranstaltung anbieten können“, ist Dr. Ralf Meyer, Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven GmbH (EBG), sicher. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am Mittwoch um 11 Uhr den offiziellen Startschuss für die Maritime Festveranstaltung abgeben. „Es ist eine große Ehre, dass der Bundespräsident seine Schirmherrschaft über die Lütte Sail, die wir ja leider absagen mussten, auch für die „Maritimen Tage“ fortbestehen lassen möchte und zur Eröffnung der Maritimen Tage nach Bremerhaven kommt“, erklärte Oberbürgermeister Melf Grantz. „Obwohl in Zeiten der Pandemie das große maritime Ereignis deutlich verkleinert werden musste, ist es schon etwas Besonderes, dass unsere Stadt vom Bundespräsidenten besucht wird. Für diese Würdigung unserer Bemühungen danke ich Frank-Walter Steinmeier sehr.“

Foto: C. Eckardt

Festgelände mit „Erlebnis-Inseln“

Sechs sogenannte „Erlebnis-Inseln“ bilden in diesem Jahr das Festgelände. So wurden Extra-Bereiche zwischen der Freifläche beim Deutschen Schifffahrtsmuseum und dem Neuen Hafen und der Seebäderkaje für den Mittelaltermarkt, die gastronomische Versorgung, das Bühnenprogramm und eine Chill-Area geschaffen. Auch das Weser-Strandbad gilt als eigene Erlebnis-Insel mit besonderem Programmangebot. Entsprechend ihrer Größe variiert die Personenzahl, die sich zeitgleich in den Inseln aufhalten darf. Denn noch gilt das Abstandsgebot von 1,50 Metern bei einem Platzbedarf von 2,25 Quadratmetern pro Person über sechs Jahren. „Wir haben zusammen mit dem Ordnungsamt und der Polizei festgelegt, dass Kinder bereits ab sechs Jahren eine Zugangsberechtigung für die Erlebnis-Inseln brauchen“, informiert Dr. Ralf Meyer.

So können rund 350 Personen im „Wein-Deck“ chillen während bis zu 1.000 Personen das als „Freiluft-Kombüse“ bezeichnete Streetfood-Festival besuchen dürfen. Verlassen Besucher:innen ein Areal, können Wartende nachrücken. „Wir haben uns entschieden, Tickets nicht für alle Erlebnis-Inseln vorauszusetzen“, erklärt Dr. Ralf Meyer. „Stattdessen erfolgt der Zugang zu den Arealen über die Registrierung per Luca-App am Eingang.“ Zudem bekommt jede Besucher:in ein Einlassbändchen für das Handgelenk, das auch den Zutritt zu den anderen Arealen regelt. Die Bändchen haben täglich eine neue Farbe und sind nicht übertragbar.

Tickets sind nun nur noch für die beiden Bereiche notwendig, in denen die Musik im Vordergrund steht: die „Sand-Bank“ (Weser-Strandbad) und für die Konzerte ab 17.30 Uhr in der „Musik-Werft“ im Lloyd-Dock. Die kostenfreien Tickets können ab dem 4. August 2021 um 15 Uhr unter www.bremerhaven.de/TicketMaritimeTage gebucht werden.

Dar Mlodziezy, Foto: C. Eckardt

Grundsätzlich gilt, dass nur Geimpfte mit vollem Impfschutz, Genesene und mit einem offiziellen Nachweis Getestete sich in den Erlebnis-Inseln aufhalten dürfen. Testzentren sind fußläufig vorhanden. Das Testzentrum am Neuen Hafen hat seine Kapazitäten für die Veranstaltungstage erhöht.

Maritime Gäste 

Interessant ist aber vor allem das maritime Umfeld und die Liste der teilnehmenden Schiffe liest sich so wie auf einer „Lütten Sail“, bis jetzt haben sich rund 90 Schiffe angemeldet. Dazu gehört der spanische Großsegler Pascual Flores, der zum ersten Mal in die Seestadt kommt. Der rund 44 Meter lange Dreimaster soll an die glorreiche Zeit der Salzgewinnung und des Handels in Südspanien erinnern. Das Schiff wurde 1917 gebaut. Schon seit 1889 befährt der Hochseefischkutter Landrath Küster die Region Nordsee, er gilt als ältester seines Typs. Der schmucke Kutter ist ein gern gesehener Gast in Bremerhaven. Viele Seestadt-Besuche verzeichnet auch das wahrscheinlich kleinste Segelschiff der Veranstaltung, das 30 Jahre alte Plattbodenschiff Mien Wicht. Mit der Urania entsendet die Niederlande ihr einziges segelndes Staatsschiff an die Wesermündung. Die 27 Meter lange Schoneryacht dient dem seemännischen Nachwuchs der Marine seit 1938 als Ausbildungsschiff. Die deutsche Marine kommt mit der Fregatte Nordrhein-Westfalen, die erst im Juni 2020 in Dienst gestellt wurde. Mit knapp 150 Metern Länge ist das graue Motorschiff das längste der Maritimen Tage. Ganz in weiß dagegen das sicher schönste: der majestätische Windjammer Christian Radich aus Norwegen. 1937 in Oslo vom Stapel gelaufen, erfüllt auch dieses Vollschiff die Aufgabe, junge Trainees zu Seeleuten auszubilden. Zu einer Zeitreise lädt dagegen die spanische El Galeón ein, der originalgetreue Nachbau einer Galeone. Der Dreimaster bietet im Bauch die Gelegenheit, einen Blick in das 16. Jahrhundert zu werfen. Ein Hingucker auch die Alexander von Humboldt II, die in Bremerhaven ihren Heimathafen hat.

Christian Radich, Foto: C. Eckardt

Ganz überraschend kommt der wunderschöne Windjammer Dar Mlodziezy aus Polen nun auch noch zu den Maritimen Tagen in die Seestadt. „Damit haben wir nicht gerechnet“, ist Dr. Ralf Meyer baff. Der polnische Windjammer ist das Ausbildungsschiff der Maritimen Universität Gdynia, auf der junge Offiziere der Handelsmarine ihre Kompetenzen erweitern. Die Dar Mlodziezy ist bereits ungezählte Male in Bremerhaven eingelaufen, nicht nur zu den Windjammerfestivals, sondern auch als Solo-Gast. Die Stadt gilt als ihr zweiter Heimathafen. Bremerhavener:innen wie Gäste der Stadt haben das prächtige weiße Vollschiff ins Herz geschlossen. Mit der Dar Mlodziezy verbindet zudem die Hochschule Bremerhaven eine enge Verbindung.

Ob diesmal Schiffsbesuche möglich sind, ergibt sich noch, Crew und Studierende an Bord sind jedenfalls umfassend geimpft. Liegeplatz ist die Seebäderkaje, unmittelbar vor der Erlebnis-Insel „Freiluft-Kombüse“. Die über 108 Meter lange Dar Mlodziezy lief im November 1981 in Danzig vom Stapel. Für Polen hat der Dreimaster eine hohe Bedeutung, denn er gilt als erstes großes Segelschiff, dass von Grund auf nach einem polnischen Entwurf in einer polnischen Werft gebaut wurde. Verantwortlich war der junge Ingenieur Zygmunt Choreń, mittlerweile ist er 80 Jahre alt, der davor schon die Pogoria entworfen hatte.

Open Ship

Schiffe anzufassen, nicht nur anzuschauen, ist bei Bremerhaven-Besucher:innen besonders beliebt, doch noch ist nicht abschließend geklärt, wie das kostenfreie Open Ship in diesem Jahr unter Einhaltung der Corona-Bestimmungen möglich ist. „Wir haben es allen Schiffsverantwortlichen freigestellt und erwarten deren finale Rückmeldungen zeitnah“, erklärt Dr. Ralf Meyer. Bereits grünes Licht für Schiffsbesuche gab es bisher für die Christian Radich, El Galeón, Nordrhein-Westfalen und Pascual Flores – natürlich immer abhängig von den tagesaktuellen Bestimmungen der Gesundheitsbehörden. ChrEck

Update vom 06. August 2021, 15:30 Uhr:

Stadt hält an Veranstaltung weiter fest

Trotz steigender Inzidenz, am Freitag lag die 7-Tage-Inzidenz bei 40,5, hält die Stadt Bremerhaven an der Veranstaltung weiter fest. „Die Maritimen Tage sind nach heutigem Kenntnisstand nicht in Gefahr“, teilte die Stadt Bremerhaven am Freitag mit.

Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz kündigte an, dass etwaige verschärfte Regeln ab Montag greifen könnten: „Der Magistrat beobachtet und bewertet die Infektionsentwicklung sehr intensiv. Selbstverständlich werden notwendige Maßnahmen zu Montag ergriffen, wenn auch am Wochenende der Inzidenzwert die 35 nicht unterschreitet“, so Grantz. Die notwendigen Vorbereitungen würden derzeit getroffen. „Wir werden dann selbstverständlich über den Erlass einer Allgemeinverfügung informieren, falls diese erforderlich sein wird“, so Grantz weiter.

Die Stadt verweist auf das Schutz- und Hygienekonzept in den sechs abgesperrten Erlebnisbereichen, in die nur nachweislich genesene, geimpfte oder getestete Personen dürfen.

Allerdings könnte es verschärfte Hygieneregeln geben, wenn die Inzidenz weiter über der 35er-Schwelle bleibt. Denkbar sei etwa eine Maskenpflicht, die auch außerhalb der eingezäunten Veranstaltungsbereiche sowie in weiteren besonders frequentierten Bereichen der Stadt gelten könnte. ChEck