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Meyer Turku entlässt 450 Mitarbeiter

Auswirkungen der Corona-Krise

Auf der zur Papenburger Meyer-Gruppe gehörende Werft Meyer Turku im finnischen Turku müssen 450 Mitarbeiter entlassen werden. Grund ist die Corona-Krise, die die weltweite Kreuzfahrt und damit die Nachfrage nach Neubauten nahezu zum Erliegen gebracht hat.

Wie das Unternehmen am Dienstag in einer Pressemitteilung schreibt, müssen im ersten Schritt 450 Mitarbeiter entlassen werden. Weitere 900 seien von weiteren Maßnahmen betroffen. Dazu gehöre Kurzarbeit unterschiedlicher Länge und Arbeitszeitanpassungen. Alle Personalgruppen und Hierachieebenen seien Teil der Verhandlungen, heißt es in der Mitteilung.

„Die Corona-Pandemie hat die Situation unerwartet und völlig verändert. Wir sind mit der Tatsache konfrontiert, dass die durch Corona verursachte Pause in der Kreuzfahrt eine Streckung der Aufträge notwendig macht. Wir diskutieren derzeit die Einzelheiten mit unseren Kunden. Diese neue Situation wird uns zu schmerzhaften Anpassungsmaßnahmen zwingen, um eine nachhaltige Zukunft für den finnischen Kreuzfahrtschiffbau und das Lieferantennetzwerk zu sichern“, wird Werftchef Jan Meyer zitiert.

Man habe sich auf die Zukunft vorbereitet, so der Papenburger weiter, nun habe sich diese Zukunft unerwartet verändert „und wir müssen uns auf diese neue Zukunft einstellen. Statt einer weiteren Erhöhung der Kapazität von ein auf zwei große Schiffe, bis 2023, gehen wir jetzt davon aus, dass die Werft in Turku in Zukunft ein großes Kreuzfahrtschiff pro Jahr bauen wird und nicht weiter hochfahren wird“, so Meyer weiter. Über die genauen Änderungen der Bau- und Lieferzeiten der sieben Schiffe im Auftragsbuch von Meyer Turku, die bisher bis 2025 reichten, verhandelt das Schiffbauunternehmen nach eigenen Angaben noch mit ihren Kunden. Dazu gehören neben der Carnival-Gruppe die Reederei Royal Caribbean sowie TUI Cruises.

Die finnische Werft wurde im Jahr 2015 vollständig von der Papenburger Meyer Werft übernommen und firmiert seitdem unter dem Namen Meyer Turku. Von 2009 Mitarbeitern im Jahr 2017, sind aktuell 2386 Mitarbeiter dort beschäftigt. 

Aktuell befinden sich die Mardi Gras für die US-Reederei Carnival Cruise Line und die Costa Toscana für Costa Crociere im Bau. Im Dezember wurde bekannt, dass nach der Costa Smeralda, auch die Mardi Gras verspätet abgeliefert wird. Damals teilte die Reederei mit, man werde das Schiff, das vollständig mit Flüssigerdgas (LNG) angetrieben wird, mit zehn Wochen Verspätung und damit Mitte November 2020 in Dienst stellen. 

Die Mardi Gras ist, wie die Costa Smeralda, Teil einer Serie von neun auf einer Plattform gebauten Kreuzfahrtschiffen, die der Weltmarktführer bei Kreuzfahrten, die Carnival Corporation, bei den Meyer Werften in Papenburg und Turku für seine Marken AIDA Cruises, Costa Crociere, P&O Cruises und Carnival Cruise Line bestellt hat. Zu der Baureihe gehört auch die Iona, die aktuell noch in Bremerhaven liegt. Wann die Neubauten wegen der weltweiten Aussetzung von Kreuzfahrten an die Auftraggeber übergeben werden, ist derzeit ungewiss. 

Bereits Ende Oktober vergangenen Jahres hatte Meyer Turku ein weiteres Mal die Ablieferung der Costa Smeralda an Costa Crociere verschieben müssen. Ursprünglich sollte das Schiff Mitte Oktober übergeben werden, durch Verzögerungen konnten die Schiffbauer die Costa Smeralda erst Anfang Dezember 2019 übergeben.  

Die Mitteilung von Entlassungen auf der Werft Meyer Turku kommt nicht überraschend. Vor zwei Wochen bezeichnete der Papenburger Werftchef Bernard Meyer die Lage auf dem Kreuzfahrtmarkt als größte Krise in der mehr als 30-jährigen Kreuzfahrtschiffbau-Geschichte auf der Meyer Werft. Er rechnet vorerst nicht mit weiteren Neubestellungen von Luxuslinern. Als Folge müsse man auch in Papenburg über den Abbau von Arbeitsplätzen nachdenken – und zwar in allen Bereichen. CA

Text: Christoph Assies, Foto: Christoph Assies