Bereits 2026 zu seiner ersten Reise auslaufen und einen entscheidenden Schritt bei der Kombination von Innovation, Luxus und Umweltbewusstsein durch Umsetzung grüner Technologien markieren soll das Polarexpeditionskreuzfahrtschiff Captain Arctic, das nach dem Baubeginn im November letzten Jahres jetzt im Unterauftrag der auf Mauritius ansässigen Werft Chantier Naval de l’Ocean Indien (CNOI) bei Goltens in Dubai mit dem Absetzen einer ersten Rumpfsektion auf Kiel gelegt worden ist. Auftraggeber ist die von Marseille aus operierende Firma Selar, die von der wohl jüngsten Polarfahrt-Kapitänin, der französisch-schwedisch stämmigen Sophie Galvagnon (38), zusammen mit den in der Food-Tech-Branche engagierten Unternehmerinnen Julia Bijaoui und Quentin Vacher gegründet worden ist.
„Die Zeremonie war ein Beweis für den Geist der Innovation und Zusammenarbeit, der Goltens antreibt. Selar und CNOI haben uns den Auftrag erteilt, ein Schiff zu bauen, das die Erwartungen der modernen maritimen Industrie nicht nur erfüllt, sondern übertrifft. Das Projekt spiegelt unser gemeinsames Engagement für Nachhaltigkeit, Innovation und eine grünere Zukunft der Meere wider“, betonte Goltens-CEO Sandeep Seth und wies darauf hin, dass der Neubau das erste Schiff seiner Art im Bereich der Luxus-Expeditionskreuzfahrten sei. Goltens wolle sicherstellen, dass jeder Aspekt des Projekts die Vision des Unternehmens für eine nachhaltige Entwicklung verkörpert, die den ökologischen Fußabdruck minimiert und gleichzeitig die Effizienz maximiert. „Das Schiff entspricht unserer Vision und unserem Engagement für eine nachhaltige Zukunft und die Bereitstellung grüner Lösungen in der maritimen und anderen Branchen. Der Bau dieses Schiffes ist auch eine Premiere für die VAE und steht im Einklang mit der Vision der Regierung für eine nachhaltige Zukunft“, so Seth.
Das nach den Vorschriften und unter Aufsicht der französischen Klassifikationsgesellschaft Bureau Veritas in Bau befindliche Schiff mit einer Länge von 70 m und einer Breite von 13 m wird mit einem Hybrid-Antriebssystem ausgestattet, das auf Solarpaneele, Batteriepacks, mit Holz-Pellets betriebene Heizungskessel, Wärmerückgewinnung und Hydrogeneratoren zur Energiegewinnung während der Segelfahrt sowie einen für den Betrieb mit Biokraftstoffen ausgelegten Back-up Generatorsatz setzt. Mit dem auf Windnutzung als Primärantrieb setzenden Neubau sollen die CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Schiffen um bis zu 90 Prozent reduziert werden können. Das über zwei elektrische Antriebsmotoren verfügende Schiff wird 90 Prozent seines Energiebedarfs aus den über eine Einklapp-Technik verfügenden fünf 35 m hohen Aluminum-Flügelmasten generieren, die mit 2.000 qm Solarzellen bestückt sind. Das Solarsegelsystem wurde von dem bretonischen Start-up Cormoran in Kooperation mit dem Konstruktionsbüro Ship-ST entwickelt und bereits von Bureau Veritas zertifiziert.
In den 16 Kabinen, von denen eine behindertengerecht und auch für Rollstuhlfahrer zugänglich ist, können bis zu 30 Gäste untergebracht werden. Ihnen stehen auf dem auch als Plattform für Polarforschungsaufgaben nutzbaren Neubau u. a. auch eine Lounge, Bücherei, Spa, Sauna und ein Restaurant zur Verfügung. Die Besatzung soll ca. 24 Personen umfassen. Das Interieur wurde von Josephine Fossey entworfen, die u. a. auch für die Innengestaltung der Seabourn Venture verantwortlich zeichnet.
„Wir sind begeistert und freuen uns, mit Goltens auf dieser transformativen Reise zusammenzuarbeiten. Dieses Schiff ist nicht nur eine Investition in nachhaltigen Tourismus, sondern auch ein Bekenntnis zum Erhalt der Naturwunder unserer Erde“, erklärte die Selar-Vorstandsvorsitzende, Sophie Galvagnon, bei der Kiellegung.
Ein etwa gleichgroßer Zero-Emission-Passagiersegler war bereits am 27. Oktober 2022 bei der Brodosplit-Werft in Kroatien auf Kiel gelegt worden. Dabei handelt es sich um einen 63,50 m langen und 10 m breiten Dreimastschoner für bis zu 24 Passagiere und Eignung für Forschungsaufgaben, der mit EU-Förderung realisiert wird. Deutlich größer ist das noch in der Entwicklungsphase befindliche Hurtigruten-Projekt „Sea Zero“für einen 135 m langen Segelkreuzer mit 270 Kabinen für 500 Gäste. Das Schiff soll mit drei autonom arbeitenden und einziehbaren Flügelmasten als Zusatzantrieb ausgerüstet werden, die mit Solarkollektoren mit einer Gesamtfläche von 1.500 qm bestückt werden.
Von der Realisierung ebenfalls noch weit entfernt ist das Bremerhavener INNOSegler-Projekt, das wir zuletzt am 20. Juli 2024 vorgestellt hatten. Bei dem von der EU und der Hansestadt geförderten und inzwischen Projekt, für das noch Investoren gesucht werden, handelt es sich um ein 80 m langes und 15 m breites Einrumpfschiff mit Dyna-Rigg, das 2.250 qm Segelfläche an zwei 65 m hohen drehbaren Masten an den Wind bringen kann, wobei die Segel in die gekrümmten Rahen bei Bedarf eingefahren werden können. Der CO2-neutrale Großsegler soll als Demonstrationsplattform für grüne Technologien Räumlichkeiten für 18 Crewmitglieder und 24 Wissenschaftler oder bis zu 200 Tagespassagiere bieten. JPM
Fotos/Animationen: Selar