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„Mit der Le Commandant Charcot die Führungsposition in den Polarregionen ausbauen“

Die französische Kreuzfahrtreederei Ponant ist spezialisiert auf Expeditionsreisen im Luxusbereich und war eine der wenigen, die auch während der Pandemie aktiv Fahrten unternahm. Über den gegenwärtigen Stand und die Ziele von Ponant sprach Michael Wolf mit Ponant-Directeur Général Adjoint, Commercial, Marketing & Communication Hervé Bellaïche.

Hervé Bellaïche, Directeur Général Adjoint, Commercial, Marketing & Communication von Ponant.
Foto: PONANT

Wie sind die Pläne für einen Neustart bei Ponant?

Wir sind in einer Warteposition. 2020 hatten wir in der Pandemie Stornierungen, wir konnten aber so viele Kunden wie möglich für 2021 und 2022 umbuchen.

Für 2021 sind unsere Schiffe gut gefüllt. Heute müssen wir die Genehmigungen zum Auslaufen abwarten. Das wird wahrscheinlich Anfang Juni sein, nicht vorher. Heute lautet die Frage: „Zu welchem Zeitpunkt und in welchen Ländern werden wir fahren können und mit welchem Gesundheitsprotokoll?“

In welchen Regionen planen Sie einen Neustart?

Wir würden gerne an den Orten neu starten, an denen es auch geplant war – also im Mittelmeer, in der Arktis, in Polynesien, in der Kimberley-Region in Australien.

Wo haben Sie Ihrer Meinung nach die besten Chancen?

Alles hängt auch von den jeweiligen Genehmigungen ab. Im Moment sehen wir bereits erste Öffnungen in Kroatien, in Italien, in Spanien. Ich denke, dass in Griechenland gegen Mitte Mai ein Öffnungs-Termin bekannt gegeben wird.

Großbritannien, das habe gerade ich heute Morgen gesehen, beginnt sich zu öffnen. Vielleicht wird Nordeuropa dann folgen. Die Arktis dabei ist stark an Nordeuropa gebunden.

Was Polynesien betrifft: Wenn Frankreich wieder öffnet, besteht eine gute Chance, dass Polynesien folgt, weil es ja Teil von Frankreich ist. Es ist eines der Länder, die hauptsächlich vom Tourismus leben. Die Polynesier wünschen sich, dass wir wieder bei ihnen reisen können, das hören wir auch von den Ministerien. Aber es ist natürlich eine gesamtpolitische Entscheidung.

Für die Kimberley gibt es eine Art australischer Blase, die funktionieren kann. Wenn dort Öffnungen stattfinden, werden sie vorerst nicht international sein, sondern wahrscheinlich erst nur für Kreuzfahrten mit Australiern gelten.

Nach Ihrer Erfahrung mit den abgesagten Kreuzfahrten in Neuseeland sind Sie sicher sehr vorsichtig.

Wir warten natürlich erst auf die offizielle Freigabe.

Wie ist der aktuelle Stand bei der Impfung für Passagiere und Crew, wird es bei Ponant wie auch bereits bei anderen eine Impfpflicht geben?

Heute sind wir erstmal auf den Zugang zu dem Impfstoff angewiesen. Es ist für uns noch zu früh, um sich auf ein Gesundheitsprotokoll festzulegen, das eine Impfung vorschreibt. Obwohl Impfkampagnen begonnen haben und die Geschwindigkeit der Impfungen in Europa und den USA relativ gut ist, variiert sie von Land zu Land. Wir sind außerdem ein Unternehmen unter französischer Flagge und bis heute gehören die Schiffsbesatzungen hier nicht zu den Personen, die vorrangig geimpft werden müssen. Wir müssen in der Lage sein, allen Menschen, die an Bord unserer Schiffe gehen, die gleichen Garantien zu bieten, und darauf arbeiten wir hin. In den nächsten Wochen sollten wir mehr wissen.

Wie soll die Crew beim Re-Start wieder zurückkommen?

Wir sind eng mit unseren Crews verbunden. Es gibt eine Art von Loyalität zu Ponant, die wir versuchen, zu bewahren. Ponant hat außerdem einen Unterstützungsfond eingerichtet, um den Seeleuten zu helfen, die sich in einer besonders prekären Situation befinden. Wir dürfen nicht vergessen, dass hinter jedem Seemann eine Familie steht, die manchmal in großen Schwierigkeiten steckt. Mehr als 300 Mitarbeiter haben bereits von diesem durch verschiedene Spenden finanzierten Fond profitiert. Wir sind eine der wenigen Firmen, die Seeleute bezahlen können, wenn sie nicht arbeiten und keine Arbeitslosenunterstützung bekommen.

Foto: Le Commandant-Charcot © Ponant – Stirling Design International

Wie ist der aktuelle Stand der Nachrichten bei der Le Commandant Charcot? Ist der Start in Norwegen realisierbar?

Die Frage ist: Werden wir in der Lage sein, in Nordeuropa, in Norwegen, in der Arktis zu operieren? Da gibt es noch Fragezeichen. Von der Werftseite her schaffen wir es, die Termine der Fertigstellung trotz Covid einzuhalten. Der Start ist heute für den 24. Juli geplant.

Gibt es einen Plan B?

Wir haben keinen Plan B, C oder D. Auch die könnten Einschränkungen unterworfen sein.

Die Kunden sind da, wir versuchen, mit den Schiffen zu fahren. Wenn wir nicht fahren können, vertagen wir es auf 2022. Wir haben bereits den gesamten Verkauf für 2022 offen. Unser Ziel richtet sich auf 2022/2023.

Welche Neuigkeiten gibt es zur 2019 erworbenen Cruiseline Gauguin? Die Pläne für die beiden Neubauten sind gestrichen?

Die Pläne sind derzeit in den Standby-Modus gesetzt. Wir sprechen mit der Werft, um zu sehen, wo wir stehen. Auf der Paul Gauguin haben wir eine sehr treue Kundschaft und natürlich eine sehr spezielle Destination. Im Augenblick schließen wir ein großes Refit ab, das ein noch luxuriöseres Angebot als bisher ermöglicht. Als wir am Kauf der Firma Gauguin arbeiteten, kündigten wir an, einen großen technischen Stopp im Jahr 2020 zu machen, verschoben ihn dann auf 2021. Heute werden wir nach mehreren Wochen intensiver Renovierung eine Paul Gauguin haben, die noch luxuriöser, noch gehobener ist, während wir dennoch diesen Gauguin-Touch, diesen polynesischen Touch beibehalten. Wir wollen die polynesische Destination weiter entwickeln. Das Design des Schiffes ist im Zeichen von Gauguin und Polynesien geschehen – das zeigt sich in den Teppichen, den Gemälden, den Sesseln, einfach überall. Es ist eine der wichtigsten Refits, die wir auf diesem Schiff seit seiner Entstehung vorgenommen haben. Es präsentiert sich heute wie neu und zeigt das Engagement von Ponant für die Marke Gauguin.

Für den Segler Le Ponant, das erste Schiff von Ponant, hatten Sie ebenfalls ein Refit und neue Technologien geplant?

Bei der Le Ponant gibt es Verspätungen. Heute arbeiten wir mit der Werft an Lösungen, damit das Schiff zu einem bestimmten Termin auslaufen kann. Aber es ist noch zu früh, etwas zu sagen, weil wir noch in Gesprächen sind.

Der Markt auch im Expeditionsbereich hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Setzen auch Sie auf neue Quellmärkte?

Ja, der Markt hat sich verändert. Wir sind eine der am stärksten international ausgerichteten Kreuzfahrtgesellschaften der Welt. Das erlaubt uns auch, lokale Kreuzfahrten in Australien oder Polynesien anzubieten. Wir sind also bereits auf dem Markt der kleinen Schiffe präsent.

Wir haben natürlich Europäer, aber auch eine große Anzahl von Amerikanern, und Asiaten, also Chinesen und Japaner, Australier und Neuseeländer als Kunden. Wir werden uns auf diese europäischen, amerikanischen und asiatischen Märkte stützen. Auf den europäischen Märkten sind es Frankreich, Belgien, die Schweiz, aber auch England, Deutschland, Italien und Spanien, wir sind also ziemlich gut aufgestellt.

Die Öffnung wie in Saudi Arabien ist interessant für Sie?

Wir schauen wir genau uns an, was im Nahen Osten passiert, und wir verfolgen genau, was mit Cruise Saudi passiert. Der Nahe Osten spielt eine Schlüsselrolle bei den Destinationen. Auch die Russen sind potenzielle Kunden, die wir im Auge haben.

Während der Pandemie war Ponant als eine der wenigen Cruiselines aktiv.

Im Sommer 2020 haben wir fast 60 Kreuzfahrten gemacht; in Polynesien, Korsika, Kroatien, Italien, Malta, Island, auch Fahrten ab Bordeaux, Le Havre und St. Malo.

Wie hat sich der Chartermarkt bei Ihnen entwickelt?

Wir machen ein Drittel unseres Geschäfts mit Charter – private Veranstaltungen, Hochzeiten, Seminare, wir arbeiten auch mit Reiseveranstaltern. Das hat sich sehr gut entwickelt.

Was sind die neuen Highlights für Ponant in diesem Jahr?

Natürlich die Le Commandant Charcot, mit der wir zum Nordpol, ins Weddellmeer, ins Rossmeer und zu den Charcot-Inseln fahren können. Das Hauptaugenmerk liegt wirklich auf diesem Schiff, das ist sicher. Es ist wirklich ein Projekt unseres Unternehmens, das dazu führen wird, die Erfahrung von Ponant in der Polarzone weiter ausbauen und unsere Position als Marktführer für Luxus-Expeditionen in der Polarzone weiter zu stärken.

Sie haben verschiedene Kooperationen, wie mit National Geographic. Haben Sie weitere in der Pipeline?

Mit National Geographic wollen wir die Partnerschaft ausbauen und vertiefen, es gibt weitere mit Adventure by Disney. Wir haben auch seit zwei Jahren eine exklusive Kooperation mit Relais & Châteaux. Unsere Partnerschaften sind im Einklang mit unserer Marke, unserem Image. Luxuskreuzschifffahrt ist ein wichtiges Thema der sozialen Verantwortung von Unternehmen. Das ist der Schlüssel für uns. So ist auch die Le Commandant Charcot das erste und einzige Schiff dieser Kapazität, das mit LNG fährt.

Wird es das einzige bleiben oder gibt es Pläne für weitere Schiffe dieser Art?

Wir arbeiten daran. Für unser nächstes Schiff, wenn wir eines haben werden, wird das die Frage sein. Im Markt gibt es bis heute keine weiteren LNG-Schiffe mit kleiner Kapazität.

Wie können Sie in den sensiblen Destinationen die LNG-Versorgung sicherstellen?

Mit der Le Commandant Charcot werden wir LNG in schwierigen Umgebungen beschaffen müssen. Wir arbeiten Hand in Hand mit Ländern, Häfen, Lieferanten und Energieunternehmen zusammen, um unsere LNG-Versorgung für die Antarktis und die Arktis zu sichern.

Auch die soziale Verantwortung von Unternehmen ist für uns ein wichtiges Thema. Wir können ohne das heute nicht vorankommen und für die Zukunft planen. Das Thema Gesundheit, Umwelt, Soziales und Gesellschaft wird immer im Vordergrund stehen.

Wir haben eine Ponant-Stiftung ins Leben gerufen, die sich für den Erhalt der Ozeane einsetzt, die weiterhin daran arbeitet, Menschen zusammenzubringen. Diese Stiftung ist aktiv. Wenn wir mit National Geographic zusammenarbeiten, wird ein Teil der Einnahmen an Vereine gespendet.

Was das gesellschaftliche Thema angeht, so geht es darum, kleinen und mittleren Unternehmen, Start-ups, zu helfen.

Was sind die neuen Visionen für Ponant mit dem Wechsel des CEOs?

Es ist ein bisschen zu früh, um das zu sagen. Wir freuen uns sehr über den neuen CEO, der in einer Zeit, in der wir einen Neustart brauchen, neue Impulse setzen wird. Er kommt am 29. März an.