Nachdem China als weltgrösste Schiffbau-Nation bereits mit der Fertigstellung der ersten drei von sieben für amerikanische Rechnung (SunStone) bestimmten und nach norwegischen Plänen (Ulstein) sowie mit umfangreichen europäischen Zulieferungspaketen fertiggestellten Expeditionskreuzfahrtschiffen der Infinity-Klasse große Beachtung gefunden hat, sind jetzt auch signifikante Fortschritte beim vor allem durch italienische Partner unterstützten Bau von sehr großen Kreuzfahrtschiffen für den heimischen Markt zu vermelden.
Erst vor wenigen Tagen hat die italienische Klassifikationsgesellschaft RINA bekanntgegeben, dass das bei der zur staatlichen China State Shipbuilding Corporation (CSSC)-Holding gehörenden Werft Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding Co. Ltd. (SWS) in Bau befindliche erste große Kreuzfahrtschiff für chinesische Rechnung nach ihren Vorschriften und unter ihrer Aufsicht erstellt wird. Der die Klasse-Zusatznotierungen „Green Plus“ und High Voltage Shore Connection (HVSC) erhaltende und den Biosafe Ship-Anforderungen von RINA für die an Bord-Infektionskontrolle entsprechende Neubau, ein 341 m langes und mit ca. 140 000 BRZ vermessenes Schiff für mehr als 6500 Personen, soll im Dezember 2025 geliefert werden. Man sei stolz darauf, mit beim Bau des bisher größten chinesischen Passagierschiffes mit SWS zusammenzuarbeiten.
Das Schiff ist Teil der 2017 von dem italienischen Fincantieri-Werftkonzern, der China State Shipbuilding Corporation und der Carnival Corporation & plc unterzeichneten Vereinbarungen im Wert von 1,5 Mrd. USD über den Bau von zunächst zwei Kreuzfahrtschiffen und vier weiteren als Option für die CSSC Carnival Cruise Shipping Ltd, ein Joint Venture von Carnival und CSSC. Die Münzzeremonie für das erste Schiff, für das u.a. 2800 Kabinen bei der Fincantieri-Tochter Marine Interiors bestellt wurden, hat bereits Anfang November 2020 bei der Kiellegung des ersten Blocks im erweiterten Trockendock Nr. 2 der erst 1999 an der Mündung des Yangtze gegründeten SWS-Werft stattgefunden.
Auf ihrer Website zeigt die Werft eine aus Design-Elementen der Carnival-Marken Costa und AIDA zusammengesetztes Rendering als Platzhalter für den ersten eigenen Kreuzfahrtneubau. Für seine Fertigung waren erst am 19. Juni zwei Schlüsselprojekte der Werft zum Abschluss gekommen. Dabei handelt es sich zum einen um die innerhalb von 20 Monaten erfolgte landseitige Erweiterung des 540 m langen Bau-Docks Nr. 2 um weitere 200 m. Das jetzt 740 m lange und 76 m breite Großdeck mit einem Gesamtumfang von 1,612 km verfügt damit über eine Fläche, die etwas sieben Standard-Fußballplätzen entsprecht. Darin können jährlich ein großes und ein mittelgroßes Kreuzfahrtschiff gleichzeitig montiert und ausgerüstet werden.
Nur 18 Monate erforderte die Erstellung der benachbarten Dünnblech-Werkstatthalle als zweites Schlüsselprojekts. In dem 450 m langen und 111 m breiten Gebäude mit einer Arbeitsfläche von 54396 qm, das mit modernsten computergestützten Technologien für die Stahlvorbehandlung und die Fertigung von Komponenten, Paneelen, Stahlstrukturen sowie Blöcken einschl. adäquater interner Transportfazilitäten ausgestattet wurde, wurde der Betrieb bereits in der zweiten Jahreshälfte 2020 aufgenommen. Schon während des Probebetriebs der ersten Stationen konnte innerhalb eines Monats das erste Los von zehn Dünnblech-Blöcken fertiggestellt werden. JPM