Ein Fahrtgebiet, das noch jungfräulich zu sein scheint. So jedenfalls haben es die Passagiere der HAMBURG empfunden. Mit nicht nur amerikanischen Superlativen, die auch Peer Schmidt-Walther (Text) und Oliver Asmussen (Fotos) ins Staunen versetzt haben.
Dass so ein Schiff hier fährt“, staunt Herbert S. Der Kanadier bereist mit seiner Familie im Wohnmobil das Gebiet der Grossen Seen. „Aber ihr fahrt bequemer als wir“, erkennt er den Vorteil einer 2.442-See(n)meilen- oder 4523 Kilometer-Schiffsreise durch seine Heimat. Er und seine Frau – „with German roots“, deutscher Abstammung wie viele entlang der 10.000 Kilometer langen Uferlinie – können es kaum fassen, dass das „German boat“ mit Passagieren auf dem Riesengewässer unterwegs ist. So wie ihnen geht es vielen. „Aus Deutschland kommt ihr? Unbelievable – unglaublich!“ Zum Herbstbeginn taucht der 15.067-Tonner an den Küsten nicht nur des „Michi gami“ auf.
Der von den Indianern so bezeichnete „grosse See“ ist Synonym für alle fünf geworden. Selbst sensationsverwöhnte Nordamerikaner sehen in dieser Kreuzfahrt etwas Be- sonderes und die meisten Deutschen haben den grössten Seen-Helden noch aus ihrer Schulzeit im Kopf: John Maynard, tapferer Steuermann des auf dem Eriesee vor Buffalo in Brand geratenen Raddampfers SCHWALBE. Theodor Fontane schildert in seiner gleichnamigen Ballade nach einer wahren Begebenheit im August 1841: Ein Mann bleibt auf seinem Posten, um das Schiff samt Passagieren ans rettende Ufer zu bringen. Manchen fallen noch die ersten Zeilen ein: „John Maynard! Wer ist John Maynard? John Maynard war unser Steuermann. Aushielt er, bis er das Ufer gewann. Er hat uns gerettet, er trägt die Kron. Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. John Maynard“.
Von Lakern, Tausendfüssern und Salties
182 Jahre später: Ein elegant geschnittenes Motorschiff ist der Hingucker zwischen Chicago und Montreal. Der schlanke, nur 21,5 Meter breite Schiffsrumpf der HAMBURG wurde in Wismar massgeschneidert – nichts ragt über das glatte Profil hinaus, sogar die „Wings“ oder Brückennocken sind einfahrbar – für ein reibungsloses Auf und Ab durch das Schleusensystem des 3700 Kilometer langen Sankt-Lorenz-Seeweges. Dennoch knirscht es beängstigend, wenn sich ein Schiff in die Kammern zwängt. Unübersehbar sind die Kratzspuren im Vorschiffsbereich der grossen Frachter. Die beiden Lotsen und der Rudergänger müssen dann höchst konzentriert bei der Sache sein…
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Fotos: Peer Schmidt-Walther, Oliver Asmussen/Oceanliner-Pictures.com