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MSC setzt auf Brennstoffzelle mit hoher Leistung

Es ist passiert. Das Wettrennen um die erste Brennstoffzelle im Einsatz auf einem Kreuzfahrtschiff hat MSC Cruises gewonnen. An Bord der neuen MSC World Europa startete am 26. Oktober auch die erste einsatzbereite Brennstoffzelle eines Kreuzfahrtschiffes.

Die Festeoxid-Brennstoffzelle (SOFC) wird mit Flüssigerdgas als Energieträger betrieben und hat laut Reederei eine Leistung von 150 Kilowatt. Das Konzept wurde von der Werft Chantiers de l’Atlantique, der Reederei sowie Partnern wie Shell oder Bloom Energy entwickelt.

Linden Coppel, Director of Sustainability bei MSC Cruises, Foto: Frank Behling

Bei der Brennstoffzelle an Bord der MSC World Europa handelt es sich aber um einen sogenannten Demonstrator, der das Bordnetz unterstützen soll. „So kann zum Beispiel der Yacht Club an Bord sowie die Beleuchtung mit Strom versorgt werden“, sagte Linden Coppel, Director of Sustainability bei MSC Cruises.

Die Erfahrungswerte beim Betrieb dieser Brennstoffzelle sollen bereits 2024 und 2025 in die Konzeption für größere Vorhaben einfließen. So ist der Einsatz von SOFC-Brennstoffzellen in den Neubauten Explora V und Explora VI mit einer Leistung von sechs Megawatt geplant. Dabei kann neben LNG auch Methanol eingesetzt werden.

Die beiden Explora-Schiffe aus dem Neubauprogramm von MSC Cruises bekommen außerdem einen Wasserstofftank, mit dem auch eine Polymerelektrolytbrennstoffzelle (PEM) betrieben werden kann. Die PEM-Zellen kommen bereits bei U-Booten zum Einsatz.


Animationder EXPLORA V von Explora Journeys, Abbildung: Explora Journeys

„Unser Ziel ist es, dass diese Schiffe dann während der Liegezeit in den Häfen komplett emissionsfrei betrieben werden können. Damit kommen wir der Klimaneutralität ein großes Stück näher“, so Coppel bei der Präsentation an Bord der MSC World Europa.

Für den Antrieb wird die Brennstoffzellen-Technologie aber auch in Erwägung gezogen, neben den so genannten Bio- oder E-Fuels. Um ein Schiff der Größe der MSC World Europa zu bewegen, bedarf es noch der Energie aus fünf Wärtsilä-Dualfuel-Motoren des Typs 14V 46DF. Nur mit diesen Verbrennungsmotoren kann derzeit die notwendige Energie für den Antrieb der großen elektrischen Fahrmotoren erzeugt werden.

„Wir setzen uns für eine emissionsfreie Zukunft ein. Deshalb investieren wir in die Entwicklung von kohlenstoffarmen Kraftstoffen und Lösungen, die die Dekarbonisierung der Schifffahrt beschleunigen werden“, so Coppel. Dabei spielt ein Mix aus Brennstoffzelle und Verbrennungsmotor mit Bio-Fuel eine zentrale Rolle.

„Die MSC World Europa wird unser bisher effizientestes Schiff sein und uns helfen, Umwelttechnologien für die Zukunft unserer Flotte zu erproben und zu verbessern. Mit diesem Projekt stärken wir auch die Partnerschaften mit Technologieanbietern, Energieunternehmen, Hochschulen und Regulierungsbehörden“, so Coppel.

Das Ziel ist der klimaneutrale Schiffsbetrieb bis spätestens 2050. In Teilbereichen wird er auch schon 2040 angepeilt.

Auch die Meyer Werft arbeitet mit Reedereien an dem Einbau von Brennstoffzellen. So wird gerade ein Demonstrator auf der AIDAnova vorbereitet. Die Meyer Werft ist bereits seit 2016 mit einer Brennstoffzelle auf der Fähre Mariella auf der Ostsee aktiv.

Vorreiter der Werften bei Brennstoffzellen ist aber ThyssenKrupp Marine Systems (Tkms). Die Kieler Werft hatte bereits 1988 den Einbau von Brennstoffzellen in U-Boote erfolgreich vollzogen. Die deutsche Marine hat derzeit sechs U-Boote mit Brennstoffzellen als Energieerzeuger im Einsatz. Weitere U-Boote mit dieser Technologie hat Tkms an Israel, Griechenland, Portugal und Italien geliefert. In Kiel entsteht gerade außerdem eine Fabrik für die neue Generation von Brennstoffzellen bei Tkms.

Zu den Interessenten für diese neuen Brennstoffzellen aus Kiel gehören auch Projekte aus der Kreuzfahrt. Das Werk soll 2023 den Betrieb aufnehmen. FB