Wie können die MV Werften gerettet werden? Diese Frage beschäftigt erneut Landes- und Bundespolitik. Die Aufnahme der drei großen Werften in Wismar, Rostock und Stralsund mit ihren 3000 Arbeitnehmern unter den Corona-Rettungsschirm der Bundesregierung wurde vertagt. Bevor es Geld aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfond des Bundes geben kann, müssen Gutachter die wirtschaftliche Situation und eine positive Betriebsprognose attestieren. Dieses Gutachten dauert weiter an.
Die Zeit drängt. Die derzeit verfügbaren Finanzmittel reichen nur noch bis Anfang Oktober. Danach sollten die Mittel aus dem Rettungsschirm die Werft über Wasser halten. Aktuell brauchen die Werften im Oktober eine weitere Zwischenfinanzierung von etwa 80 Millionen Euro. Weitere 110 Millionen Euro bräuchten die Werften für die Fertigstellung des Expeditions-Kreuzfahrtschiffes Crystal Endeavor.
Wenn es gelinge, dieses Schiff in Stralsund fertigzustellen, könnte mit der Ablieferung wieder Geld in den Konzern fließen, heißt es in Schwerin. Bei der Landtagssitzung sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU), es sei wichtig, den Werftstandort in Stralsund bis Ende des Jahres im Betrieb zu halten. Nur mit einem weiter funktionierenden Werftbetrieb können die Herausforderungen bewältigt werden.
Sicherheiten hat die zur Genting-Gruppe gehörende Werft, in die der Eigentümer Tan Sri Lim Kok Thay seit 2016 selbst fast 840 Millionen Euro investiert hat. Inzwischen kann Genting aber kein weiteres Geld mehr zuschießen.
Eigentlich sollten die MV Werften deshalb unter den Corona-Rettungsschirm des Bundes. So lange reichen dem Vernehmen nach die liquiden Mittel der Werften. Doch Gutachten, welche die Zukunftsfähigkeit der von MV Werften gebauten Kreuzfahrtschiffe bescheinigen sollen, lassen aber weiter auf sich warten.
Die Perspektiven für MV Werften hängen auch von der Entwicklung des Kreuzfahrtmarktes in Asien ab, der aktuell schwer in der Krise steckt und für große Schiffe keinen Bedarf hat. Deshalb ist es offen, ob 2021 überhaupt das erste Schiff der „Global“-Klasse benötigt wird. Möglicherweise wird die Ablieferung des ersten Schiffes noch auf 2022 verschoben.
Der Zeitpunkt für die Ablieferung des zweiten Schiffes der Klasse, das im Dezember auf Kiel gelegt wurde, ist aktuell völlig unklar. Die Arbeiten an dem Rohbau ruhen seit April in Warnemünde.
Bei der Landesregierung in Schwerin versucht man deshalb eine Perspektive für eine längerfristige Finanzierung der MV Werften mit der Hilfe des Rettungsschirms des Bundes zu erreichen. Die Schiffe sollen weiter in Asien eingesetzt werden.
Allerdings gibt es hier hohe Hürden. Nicht zuletzt deshalb, weil auch die Genting-Gruppe ein hohes Maß an Transparenz bei der eigenen Finanzlage zeigen muss. Und genau hier scheint es gegenwärtig noch Gesprächsbedarf zu geben. Auch von den Werften gibt es bislang keine Mitteilungen oder Stellungnahmen zu einer neuen Zukunftsstrategie. FB