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MV Werften in Warnemünde gehören dem Bund

Der Kaufvertrag ist unterzeichnet und die Weichen sind gestellt. Der Warnemünder Betrieb der MV Werften ist seit dem 7. Juli im Besitz des Bundes. Der entsprechende Kaufvertrag zwischen dem Insolvenzverwalter und der Bundes-Immobilienanstalt BIMA wurde unterzeichnet.

Zuvor hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages die erforderlichen 87 Millionen Euro für den Kauf bewilligt. Schon in den nächsten Tagen soll dort die neue Außenstelle des Marinearsenals für Rostock eingerichtet werden.

Für den Bund ist der Erwerb der Werft ein Schnäppchen. Die Bundeswehr hatte bei der Wartung und Instandhaltung ihrer Schiffe zuletzt erhebliche Probleme bei der Suche nach Dockkapazitäten. Das einzige Schwimmdock im Marinearsenal in Wilhelmshaven war ständig belegt. Ein Neubau eines Trockendocks im Arsenal in Wilhelmshaven ist seit Jahren geplant und inzwischen mit 250 Millionen Euro eingeplant. Die Planungs- und Bauzeit für das Bauwerk ist aber derzeit nicht genau kalkulierbar.

In Warnemünde bekommt die Bundeswehr jetzt durch die Insolvenz der MV Werften ein 320 Meter langes und 54 Meter breites Trockendock mitsamt Portalkran für 700 Tonnen zu einem Schnäppchenpreis. An dem Standort an der Warnowmündung könnten zukünftig sogar ganze Minenjagdboote per Kranhub aus dem Wasser gehoben und an Land gesetzt werden.

Die Umwandlung der Werftanlage in einen Arsenalbetrieb soll nach der Sommerpause mit Hochdruck beginnen. Bis zu 500 Arbeitsplätze soll der neue Betrieb des Marinearsenals in Warnemünde mittelfristig bekommen. Ein Großteil der Belegschaft stammt aus den Reihen der MV Werften. Bis zur Insolvenz waren am Standort Warnemünde knapp 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Das Werftgelände ist mit 68 Hektar das größte Gelände innerhalb der MV Werften-Gruppe.

Foto: Frank Behling

Bis zur Wiedervereinigung 1990 war an der Stelle die Warnowwerft aus dem Schiffbaukombinat der DDR. Nach der Wende wurde das gesamte Areal dann an den norwegischen Kvaerner Konzern verkauft und komplett überplant. Statt der alten Helgen wurde das Trockendock gebaut und die alten Krananlagen wurden durch den Portalkran ersetzt. Die Fertigung der Sektionen erfolgte in modernen Schweißstraßen, in denen die Blöcke für Schiffe so vorgefertigt werden konnten, dass sie von dem Kran aus einer den Montagehallen direkt in das Baudock gesetzt werden konnten. Fast eine Milliarde Mark kostete der Umbau der Werft von 1992 bis 1995.

Im April 1996 wurde mit der Pommern dort das Schiff mit der Baunummer 001 abgeliefert. Es war ein Containerschiff für die Deutsche Seereederei aus Rostock, die damit ebenfalls ihren Neustart nach der Wende in der Containerschifffahrt einleitete. Im Juni 1996 folgte die Potsdam.

Danach wechselte die Werft mehrfach den Besitzer. Im August 2009 konnte der damalige Insolvenzverwalter einen Investor präsentieren, der auch die Warnemünder Werft übernahm. Der russische Unternehmer Vitaliy Yusufov kaufte für 40,5 Millionen Euro die Werften in Wismar und Warnemünde und nannte sie Nordic Yards. Dort wurden dann Konverterplattformen für Windanlagen gebaut.

2016 stieg dann der Tourismus-Konzern Genting Hongkong ein und kaufte den Betrieb in Warnemünde für rund 90 Millionen Euro.

Auf den Anlagen in Warnemünde wurde nach kurzer Umbauphase der Rumpf der Global Dream von 2018 bis Herbst 2019 gebaut. Der 342 Meter lange Neubau liegt seit November 2019 im Baudock der MV Werft in Wismar.

In Warnemünde sind jetzt noch die Sektionen des Schwesterschiffes. Diese Sektionen sollen bis zum Jahresende verschrottet werden. Die Bundeswehr plant die erste Dockung eines Marineschiffes im Frühjahr 2023. Danach soll der Stau an Instandsetzungen bei den Einheiten der Marine in Warnemünde abgearbeitet werden.

Das Werftgelände und das Dock sollen aber auch für zivile Projekte nutzbar sein. Entsprechende Konzepte sollen zusammen mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Rostock und Unternehmen der maritimen Wirtschaft abgestimmt werden. Auch der Bau von Handels- oder Spezialschiffen ist auf der Werft in Warnemünde wieder machbar. Die gewaltigen Fertigungsanlagen für den Stahlbau wird die Bundeswehr nur zu einem geringen Teil auslasten können.

Der Rückbau von Kreuzfahrtschiffssegmenten hat auch bei der MV Werft in Stralsund begonnen. Dort werden die kleinere Segmente verwertet, die für den Bau von Kreuzfahrtschiffe 2019 und 2020 gefertigt wurden.

Die MV Werften hatten Anfang 2020 an den drei Standorten über 3000 Mitarbeiter mit dem Bau von Kreuzfahrtschiffen beschäftigt. Die meisten Mitarbeiter sind seitdem in Transfergesellschaften. FB