
Neue Luxus-Marke startet mit „Explora I“: Deutschland-Premiere bei Kaiserwetter in Hamburg
Ihre Sieben-Nächte-Jungfernreise von Kopenhagen nach Reykjavik hatte die am 20. Juli von der Fincantieri-Werft in Monfalcone an die für das Luxussegment etablierte neue MSC Cruises-Schwestermarke Explora Journeys abgelieferte Explora I zwar bereits am zwischen dem 1. und 8. August erfolgreich absolviert. Zu seinem ersten – und in diesem Jahr einzigen – Deutschland-Anlauf zeigte der mehr als 500 Mio. Euro teure Neubau allerdings am Montag erstmals Flagge am Hamburg Cruise Center Altona.

Für den größten deutschen Hafen waren der Besuch des in den frühen Morgenstunden mit rd. 750 Gästen aus Kopenhagen eingetroffenen Schiffes und die Präsentation seiner Schornsteinmarke mit dem von Alexa Aponte-Vago, Tochter des MSC-Gründers Gianluigi Aponte und Ehefrau des MSC Group Cruise Division-Executive Chairman Pierfrancesco Vago, entworfenen markanten Logo – es ist vom Mandala und der Lotusblüte inspiriert – eine Premiere.
Für die bereits seit der Bauaufsicht mit ihrem Schiff verbundene Kapitänin Serena Melani (48), bedeutete dieser mit einer traditionellen Plakettenübergabe-Zeremonie verbundene Erstanlauf dagegen ein Wiedersehen nachdem sie vor 34 Jahren mit einem Grimaldi-Frachter erstmals in der Elbmetropole festgemacht hatte. Melani stammt aus der Toskana und hatte ihre Karriere bereits mit 16 Jahren u. a. auf Frachtern und Tankern begonnen, war bereits seit 2016 auf Kreuzfahrtschiffen für die Reederei Regent Seven Seas Cruises als Kapitänin tätig und hatte mit der Seven Seas Splendor als weltweit erste Kapitänin einen Kreuzfahrtschiff-Neubau auch in Dienst gestellt. Nach den bei der See-Erprobung, bei den ersten Shakedown-Cruises und der Jungfernfahrt sowie den anschließenden Gästereisen gemachten Erfahrungen zeigt sie sich mit den See-Eigenschaften „ihres“ Schiffes sehr zufrieden, auch die Manövrierfähigkeit sei „hervorragend“.

Nach dem Wechsel eines großen Teil der Passagiere in Hamburg legte sie bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen vom Terminal in Altona ab, um gegen 17.30 Uhr im regenbogenfarbigen Wassersalut des Löschbootes Prag elbaufwärts vor der Elbphilharmonie zu wenden und sich mit einem langen Ton aus dem Typhon unter dem Beifall der dort versammelten „Sehleute“ zu verabschieden und Kurs auf Rotterdam als nächsten Anlaufhafen zu nehmen. Von dort ging es inzwischen weiter über Zeebrügge nach Southampton.
Seine Freude über die Umsetzung der Pläne für den Neubau in die Realität und positiven ersten Erfahrungen konnte auch Explora Journeys-CEO Michael Ungerer nicht verbergen, der den Erstanlauf des Schiffes in „der schönsten Stadt der Welt“ als einen Beweis für die Bedeutung wertet, die nicht nur Explora Journeys, sondern die gesamte MSC-Gruppe Hamburg zumesse.

Durch die Kombination Schweizer Präzision und europäischer Handwerkskunst werde auf diesem Schiff auch durch europäisch-elegantes Design und die Innenausstattung geprägte Stilelemente die von der Reederei als „Ocean State of Mind“ propagierte Philosophie erlebbar, die auf neue Werte des Luxus-Verständnisses setze. Dazu gehörten u. a. neben flexibler Reisekonfiguration, Respekt vor der Natur und der See, großzügigem Raumangebot, Rückzugsmöglichkeiten, Hektikvermeidung, Privatatmosphäre, authentische Reiseerlebnissen, Lust auf neue Erfahrungen, Kulinarik und nicht zuletzt auch das Ziel der Förderung eines verantwortlichen Tourismus.
„Die Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA“, so Ungerer bei der Plaketten-Zeremonie unter Hinweis auf mehrere Jahrhunderte zurückreichende maritime Historie der Aponte-Familie.
„Lassen Sie uns gemeinsam den Geist einer neuen Ära des luxuriösen und nachhaltigen Reisens zelebrieren“, so sein Appell.
Für Jens Meier, Chef der Hamburg Port Authority (HPA), der gemeinsam mit dem Stellvertreter des Hafenkapitäns, David Gnutzmann, die traditionelle Erstanlauf-Plakette mit dem historischen Hamburger Admiralitätswappen an Kapitänin Melani überreichte, freute sich über die Ankunft dieses eleganten Neubaus: „Ein moderner Repräsentant des Premium-Segments. Gerade solche Schiffe möchten wir in Zukunft mehr an unserem im Bau befindlichen neuen Terminal in der HafenCity sehen“.





Fotos: Jens Meyer
Die Explora I ist die erste Einheit einer bis zu sechs Einheiten umfassenden und bis 2028 zu liefernden Serie mittelgroßer Luxus-Kreuzfahrtschiffe für die neue Reedereimarke.
Der ursprünglich Ende Mai dieses Jahres zu liefernde Neubau war nach mehrfacher Verschiebung – zuletzt wegen Zertifizierungsproblemen mit brandgeschützte Paneelen eines Zulieferers – am 20. Juli vom Fincantieri-Werftbetrieb in Monfalcone an die Auftraggeber übergeben worden. Nach dem ersten Stahlschnitt am 10. Juni 2021 erfolgte in deren Baudock am 24. Februar 2022 die Kiellegung des jetzt unter Malta-Flagge in Fahrt gekommenen Schiffes, das bei einer Länge von 248 m und einer Breite von 32 m auf eine Vermessung von 63621 BRZ kommt.
Es verfügt über insgesamt 14 Decks und 461 Suiten zwischen 35 und 280 qm für mehr als 900 Gäste auf fünf Decks. Der mit drei Bugstrahlern und zwei Rudern ausgestattete Neubau soll mit seiner dieselelektrischen Antriebsanlage eine maximale Geschwindigkeit von 20,2 kn und eine Dienstgeschwindigkeit von 18 kn erreichen.

Verbrannt wird schwefelarmes Gasöl (MGO), wobei die installierten SCR-Katalysatoren die Stickoxid- und Schwefelemissionen weitgehend reduzieren. Neben intelligenten Energiemanagement-Systemen u. a. zur Nutzung von Abwärme, Abfall-Recyclingtechnik, Landstromanschluss, LED-Beleuchtung und Unterwasser-Lärmschutzanlage wurden auch Platzreserven für die spätere Nachrüstung z. B. von Hybrid-Energielösungen wie die Installation von Akkus-Paketen designmäßig berücksichtigt.
Anlässlich des am 30. Mai 2022 im Dock der Bauwerft erfolgten Aufschwimmens der Explora I kündigte Pierfrancesco Vago, Executive Chairman der MSC Group Cruise Division an, dass das ursprünglich zur Ablieferung 2025 bzw. 2026 vorgesehene dritte und vierte Schiff der Serie für den Antrieb mit verflüssigtem Erdgas (LNG) als Treibstoff umgeplant werden konnte, was ihre Verlängerung um 19 m bedingt und ihre Ablieferung auf 2026 bzw. 2027 verzögert.
Neben Raum für die Tanks wird dadurch auf Platz für weitere Suiten und öffentliche Räume geschaffen. Der dadurch bedingte Mehraufwand wird mit rd. 120 Mio. Euro beziffert. Zudem hat die Reederei am 6. Juli letzten Jahres eine Absichtserklärung zum Bau von zwei weiteren LNG-Luxuskreuzern zur Lieferung bis 2028 unterzeichnet, die darüber hinaus eine moderne Dual Fuel-Motorengeneration mit effektiver Methanschlupf-Vermeidungstechnik erhalten sollen und zudem mit wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen mit einer Leistung von sechs Megawatt zur emissionsfreien Bordstromversorgung auf See und im Hafen ausgestattet werden.
Im Oktober 2021 ist beim Fincantieri-Werftbetrieb Castellammare di Stabia bei Neapel mit dem Bau der Explora II begonnen worden. Dieses zweite Schiff, das am 5. Mai 2022 auf Kiel gelegt worden ist, soll im August 2024 vom Fincantieri-Werftbetrieb Sestri Ponente bei Genua abgeliefert werden. JPM