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Neue Treibstoffe auch für Kreuzfahrer

Das Ziel steht fest: Die Schifffahrt soll so schnell wie möglich klimaneutral werden. Der Antrieb von großen Schiffen ist aber das Problem. Um Schiffe mit einem Gewicht von 50 000 Tonnen zu bewegen, reichen weder Photovoltaik noch Brennstoffzellen auf absehbare Zeit.

Ein wichtiger Baustein werden deshalb die sogenannten Biofuels. Treibstoffe, die aus regenerativen und nachhaltigen Quellen erzeugt werden. Dabei hat der Amsterdamer Hersteller GoodFuels erste Erfahrungen gemacht und sich der Kreuzfahrt gewidmet.

Der ersten Erfolg gab es im September mit einem 20-Tage-Testlauf an Bord des Kreuzfahrtschiffes Volendam der Holland America Line. Das Schiff wurde im Hafen von Rotterdam von GoodFuels versorgt. Die Motoren erzeugten dann für das Bordnetz den Strom mit diesem Treibstoff. Danach folgte dann Anfang Dezember die AIDAprima, die während des Besuchs in Rotterdam am 8. Dezember mit dem einem neuen Biotreibstoff bebunkert wurde.


„Volendam“, Foto: Frank Behling

Dabei handelt es sich um ein Produkt mit dem Energiewert von Marinediesel.

Dieser Treibstoff wird zu 100 Prozent aus Bio-Abfall und nachwachsenden Rohstoffen gewonnen. So ist eine Reduzierung der CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent möglich.

Der nachhaltige marine Biokraftstoff (SMF) oder „fortschrittliche Biokraftstoff“, den GoodFuels für diesen Versuch geliefert hat, stammt aus Rohstoffen, die zu 100 % als Abfall oder Reststoff zertifiziert sind, ohne Landnutzungsprobleme und ohne Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion oder Entwaldung.

„Unser Schiffsbiokraftstoff ist bereits der größte kohlenstoffarme Schiffskraftstoff der Welt und wir gehen davon aus, dass der Verbrauch bis 2030 stark auf zehn Prozent des Gesamtvolumens steigen wird“, sagte Dirk Kronemeijer, Gründer von GoodFuels.

Angeboten wird der Treibstoff aktuell in den Häfen der ARA-Range zwischen Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam. Dort hat das niederländische Unternehmen auch schon zahlreiche Nachweise über die Nutzbarkeit erbracht.

Ein wichtiger Partner war dabei der finnische Motorenhersteller Wärtsilä. „Unsere umfangreiche Arbeit beim Testen alternativer Schiffskraftstoffe ist ein zentraler Bestandteil unserer Bemühungen, praktikable Dekarbonisierungsoptionen für unsere Kunden zu entwickeln“, sagte Ricardo Opperman, Geschäftsführer von Wärtsilä North America. Ein Teil der Flotte von Carnival Corporation fährt auch mit Motoren von Wärtsilä.

Foto: Frank Behling

Die Volendam hat vier Wärtsilä-Sulzer-Motoren als Stromerzeuger im Rumpf. Deshalb bot sich dieses Schiff für den Test an. „Wir entwickeln unsere Motorentechnologie kontinuierlich weiter“, so Opperman.

Diese Seeversuche mit 100-Prozent-Biokraftstoff sollen die Carnival-Schiffe beim Umweltschutz voranbringen. Holland America Line war die erste Marke der Carnival Corporation, die einen Langzeittest durchführte.

AIDA, die deutsche Marke der Carnival Corporation, ging im Juli ebenfalls eine Partnerschaft mit GoodFuels ein, um an Bord von AIDAprima in Rotterdam einen Test für gemischte Biokraftstoffe zu absolvieren.

Die AIDAprima hat Motoren der Firma Caterpillar an Bord. Drei M43 und ein M46DF-Motor erzeigen in dem Schiff den Strom für elektrischen Fahrmotoren und den Bordbetrieb.

Vor dem ersten Einsatz hatte GoodFuels die Biokraftstoffe an großen Diesel-Testmotoren in Forschungseinrichtungen an Land und auf einigen Frachtschiffen getestet. Diese Versuche waren die ersten Live-Tests auf funktionierenden Kreuzfahrtschiffen.

Die Biokraftstofftests der beiden Marken unterstützen die allgemeine Umweltmission, die Ziele und Bestrebungen der Carnival Corporation. Dazu gehört das Erreichen einer 40-prozentigen Reduzierung des CO2-Ausstoßes pro verfügbarem Unterbett-Tag bis 2030. Ein Novum in der Kreuzfahrt.

Weitere Maßnahmen sind der Einsatz von LNG, Brennstoffzellen und großen Batteriepaketen. Die AIDAprima fährt aktuell mit dem größten Batteriepaket eines Kreuzfahrtschiffes zur See.

AIDA Cruises hat sich verpflichtet, bis 2030 den CO2-Ausstoß gegenüber 2019 um 20 Prozent zu reduzieren. Bis 2050 will AIDA im Schiffsbetrieb die Klimaneutralität erreichen. Durch die vielen Forschungsprojekte könnte dieses Ziel aber auch schon früher erreicht werden. FB