Reederei Havila Voyages verärgert über neue Entscheidung zur Aufweichung des Emissionsschutzes
Vor sechs Jahren hat das norwegische Parlament Storting beschlossen, dass ab dem 1. Januar 2026 alle Schiffe über 10.000 Bruttotonnen die norwegischen Fjorde emissionsfrei befahren müssen. Diese Entscheidung wurde nun revidiert, sodass die Emissionsanforderungen für größere Schiffe erst ab 2032 gelten sollen. Kleinere Schiffe unter 10.000 Bruttotonnen hingegen müssen weiterhin ab 2026 emissionsfrei fahren. Die Regierung hat außerdem entschieden, dass die Nutzung von Biogas als Null-Emissionen anerkannt werden soll.
Diese neue Regelung verärgert insbesondere die Unternehmen, die in den vergangenen Jahren bereits kräftig in den Einsatz neuer Antriebsform von großen Schiffen investiert haben.
Das norwegische Parlament hatte schon 2018 eine schrittweise Einführung der Anforderung an Null-Emissionen für die Einfahrt in die Fjorde des Weltkulturerbes beschlossen. Doch schon kurz danach wurde diese Entscheidung aufgeweicht, da die norwegische Schifffahrtsdirektion Sjøfartsdirektoratet eine Übergangsregelung vorschlug, da entsprechende Technologien zum emissionsfreien Fahren für Kreuzfahrtschiffe nicht bis 2026 vorhanden sei.
Doch in diesem Fall belehrte die Industrie der Politik eines Besseren, denn schon im Jahr 2022 absolvierte die Havila Castor mit einer Vermessung von 15.519 BRZ der norwegischen Reederei Havila Voyages, angetrieben durch das seinerzeit größte Batteriepack in einem Schiff, die erste emissionsfreie Fahrt im Geirangerfjord. Somit fällt jetzt auch die Kritik von Havila Voyages entsprechend scharf an der Entscheidung aus, der übrigen Kreuzfahrtbranche eine verlängerte Frist zu gewähren.
Bent Martini, CEO von Havila Voyages, erklärte in einer Pressemitteilung, die Entscheidung der Regierung bevorzuge kommerzielle Interessen gegenüber echten Umweltschutzmaßnahmen und bezeichnete sie als „einen Sieg für diejenigen, die sich nicht trauten, in eine grünere Zukunft zu investieren“. Nach der Entscheidung des Storting im Jahr 2018 beschlossen die Eigentümer von Havila Kystruten, mehr als eine halbe Milliarde Kronen zusätzlich in ihre neu gebauten Küstenkreuzfahrtschiffe zu investieren, um künftigen Anforderungen und Vorschriften gerecht zu werden und die Emissionen weiter zu reduzieren. Der Batteriehersteller Corvus Energy nahm entsprechend Geld in die Hand, um die Batteriepakete bereitzustellen, die es großen Kreuzfahrtschiffen von fast 16.000 Bruttotonnen ermöglichen, mehrere Stunden ohne fossilen Treibstoff zu fahren.
Martini betonte, dass die Nutzung von Biogas, die von der Regierung jetzt empfohlen wurde, keine wirklich emissionsfreie Lösung, sondern klimaneutral sei. Er äußerte sich besorgt darüber, dass diese Verzögerung die erheblichen Investitionen von Unternehmen wie Havila Voyages untergräbt, die bereits erhebliche Mittel bereitgestellt hatten, um die ursprüngliche Frist von 2026 einzuhalten.
„Wir haben uns entschieden, den ursprünglichen Entscheidungen und Vorschriften der Behörden zu folgen und waren bereit, in umweltfreundliche Lösungen zu investieren. Die großen Verlierer sind in erster Linie die gefährdeten Gebiete des Welterbes und der Umwelt, zusätzlich zu den Unternehmen, die die Dringlichkeit erkannt und Entscheidungen für eine grünere Zukunft getroffen haben“, so Martini weiter. Darüber hinaus warnte Martini, dass die Entscheidung die Entwicklung künftiger grüner Technologien, etwa Wasserstoffprojekte, behindern könnte, da die unmittelbare Nachfrage nach solchen Innovationen wegfalle.
Trotz der Entscheidung der Regierung bekräftigt Havila Voyages sein Vorhaben, weiterhin emissionsfrei die Fjorde Norwegens zu befahren. „Unsere Schiffe werden auch in Zukunft den Geirangerfjord und andere Gebiete, wie den Hjørundfjord und den Trollfjord emissionsfrei durchfahren, unabhängig von den politischen Entscheidungen der Regierung“, so Martini.
Pia Kuusisto Head of Sales bei Havila Voyages, ergänzt: „Wir haben mit unseren Schiffen bereits bewiesen, dass emissionsfreies Fahren möglich ist. Wir werden weiterhin unseren Teil dazu beitragen, die Natur Norwegens zu schützen. Die atemberaubende Landschaft, die wir unseren Gästen auf den Reisen präsentieren möchten, ist von unschätzbaren Wert, den es zu bewahren gilt. Konkrete Anforderungen sind unerlässlich, wenn wir unsere Klimaziele bis 2050 erreichen wollen,“ betont Pia Kuusisto abschließend.
Der norwegische Klima- und Umweltminister Andreas Bjelland Eriksen begründete die aktuelle Entscheidung, die Übergangszeit für Kreuzfahrtschiffe zu verlängern, damit, dass für die größten Schiffe noch keine ausreichende Technologie vorhanden sei.
Die westnorwegische Fjordlandschaft ist eines von acht norwegischen Gebieten auf der UNESCO-Welterbeliste, zu deren Bewirtschaftung Norwegen sich verpflichtet hat. Zu den Welterbe-Fjorden gehören die fünf Fjorde Nærøyfjorden, Aurlandsfjorden, Geirangerfjorden, Sunnylvsfjorden und Tafjorden. Die Kreuzfahrtindustrie trage zur Wertschöpfung entlang der Küste bei, verursache aber gleichzeitig große Treibhausgasemissionen und Umweltverschmutzung, die sich auf die Welterbe-Fjorde auswirken, wie die Regierung mitteilte. ChrEck
Foto: Christian Eckardt