Die Princesa Amorosa war erst Passagierfähre, dann ein kleineres Kreuzfahrtschiff der zypriotischen Louis Cruise Lines. Es war vor allem im Mittelmeer unterwegs und hatte Fans, bis es nicht mehr gehalten werden konnte.
Gemütlich war es auf diesem Schiff, das am Anfang Scottish Coast hieß, das war die übereinstimmende Meinung der Passagiere. Nur maximal 400 Gäste durften an Bord sein, die Linie der Schiffsgesellschaft war klar. „Es gibt keine Fristen oder Pflichten“ für Gäste, hieß es in der Werbung. Was gelte, das seien die Touren zu unterschiedlichen Kulturen, schwärmten die Prospekte. Sie würden besucht, die Farbkontraste bewundert, die abwechslungsreichen Landschaften, die schönsten Inseln der Erde, die weißen Sandstrände und Fahrten in wunderschöne türkisfarbene Gewässer, zu Ruinen, Denkmalen, alten Städten und anderen Hinterlassenschaften uralter Menschenreiche.
Louis Cruises war als Familienunternehmen in der Schifffahrt die Nummer eins in Zypern. Der Eigner hatte ein hohes Ansehen auf der Insel, er starb 1971 und hinterließ den dominierenden Reisekonzern Zyperns. Sein Schiff war weiß getüncht, der Rumpf ringsherum von einem dunklen Streifen gezeichnet. Es hatte einen niedrigen Schornstein, nicht sehr hoch stehende Masten und das Heck war kühn geschnitten.
Das Schiff war ein Führer zu Schönheiten der Erde, im Mittelmeer, in der Karibik, auf den Bahamas und zu den einst berüchtigten Nestern der Piraten sowie vor Alaska und Vancouver. Nach Südostasien und in andere Regionen wurde es nie eingesetzt. Seine Vorteile waren die guten Preise, das gute Essen und Trinken im mediterranen Stil und die stets überschaubaren angesteuerten Orte. Theater, Kino und andere Attraktionen waren nicht vorhanden. Dieses Cruise Ship wollte nur angenehm unterwegs sein, Sensationen waren nicht nötig.
Mitreisende waren angetan von den Kabinen mit Klimaanlagen – „Es war sehr ruhig“, schrieb einer der Passagiere. Das Schiff mit der geringen Größe war so gebaut worden, dass es nie überfüllte öffentliche Bereiche gab, das Rauchen war nur an bestimmten Orten erlaubt, damals ungewöhnlich. An den Abenden gab es etwas Entertainment für die Gäste, die meisten aus Schweden und England. Sie liebten die „Cruise and Stay Holidays“. Ein Passagier schrieb ins Schiffsbuch: „Griechische Inseln waren die Hauptreiseroute, kombiniert mit einem Besuch im Heiligen Land und in Ägypten. Nichts ist besser, als den Sonnenuntergang von einem offenen Deck aus zu beobachten, während das Schiff in Mykonos ist.“

Erstellt wurde die Princesa Amorosa mit der Baunummer 1547 als Passagierfähre Scottish Coast, im März 1957 war das Schiff fertig. Die Bauwerft war Harland & Wolff in Belfast, Auftraggeber die Belfast Steamship Co. Am 21. August 1956 lief es vom Stapel, übergeben wurde es im Februar 1957, kurze Zeit später, am 4. März, ging es in Dienst.
Das Schiff war 104,32 Meter lang, 16,6 Meter breit, der maximale Tiefgang lag bei 4,81 m. Die Vermessung wurde mit 3892 BRZ angegeben, Heimathafen war Limassol (Zypern). Die 4782 kW leistenden Dieselmotoren stammten von Harland & Wolff, sie arbeiteten auf zwei Propeller, die Höchstgeschwindigkeit belief sich auf 17,5 Knoten (32 km/h). Die zugelassene Gästeanzahl an Bord betrug 400, die Zahl der Besatzungsmitglieder ist nicht bekannt.

Der ursprüngliche Plan war, das Schiff auf der Route von Liverpool nach Belfast hin und herfahren zu lassen. Aber schon im Juli 1957 wurde es von der Burns Laid Line gekauft und auf die Route Glasgow – Dublin geschickt. Im Oktober 1961 wurde die Scottish Coast auf die Route Liverpool – Dublin transferiert. Bis 1965 war sie eine Passagierfähre, dann erhielt sie vom Unternehmen Alexander Stephen & Sons einen Umbau verpasst – sie wurde so gestaltet, dass sie danach auch 25 Fahrzeuge mit nehmen konnte; das war populär in jener Zeit, wurde aber später wieder geändert. Danach ging sie auf die Route Ardrossan – Liverpool. Neben dem Routenwechsel gab es auch Besitzerwechsel, das Schiff ging zunächst zurück an den ursprünglichen Eigner Belfast Steamship Co.
Bereits im November 1969 verließ die Scottish Coast den Raum um das Vereinigte Königreich Großbritannien mit England, Schottland, Wales und Nordirland. Sie war an die Kavounides Shipping (Hellenic Cruises) mit Sitz in Piräus verkauft wurden, fortan lief sie unter dem Namen Galaxias und startete eine Mittelmeerkarriere. Unter dem neuen Namen war sie zum Kreuzfahrtschiff geworden. Bis 1977 war sie auf diversen Routen in dem Meeresbereich unterwegs, den viele Passagiere als den schönsten der Welt empfinden.

Ab 1978 wurde die Galaxias wieder zum Fährschiff, sie pendelte zwischen den Kanaren und Nordafrika. Als 1986 die Expo 86 in Vancouver anstand, wurde die Galaxias monatelang als schwimmendes Hotel genutzt. Danach war das Schiff sanierungsreif und wurde aufgelegt.
Allerdings hatten die US-Amerikaner Freude an dem Schiff, 1987 wurde die Galaxias von Golden Cruise Tours zu Kreuzfahrten vor der US-amerikanischen Westküste eingesetzt. 1989 erhielt das Schiff dann den Namen Princesa Amorosa, nachdem es an das Unternehmen Almarco Maritime verkauft worden war. Nach der Umbenennung und einer umfassenden Modernisierung, die in Piräus vorgenommen worden war, wurde das Schiff abermals zur Fähre.
Das Schwesterschiff der Princesa Amorosa war bereits 1953 als Irish Coast in Dienst gestellt worden. Es hatte ein kürzeres Leben, war auch zum Kreuzfahrtschiff umgewandelt worden und fuhr zuletzt als Apollon 11 für das das Unternehmen Chandris. 1989 geriet es in einen außergewöhnlich starken Sturm, in dem es verloren ging.

Die Princesa Amorosa ging 1994 zurück an die Reederei Louis Cruise Lines. Dort wurde sie für relativ kurze Kreuzfahrten – Sieben-Tage-Touren waren sehr beliebt – eingesetzt und galt wegen ihrer Größe und Einfachheit als beliebtes Schiff. Die Neunziger waren ihre beste Zeit. Die Princesa Amorosa galt auch als das Frontschiff von Louis Cruise Lines und wurde im Juni 2000 als ältestes Schiff der Flotte ausgemustert und aufgelegt. Man hatte „vergessen“, es zu modernisieren. Mehr als zwei Jahre blieb sie ungenutzt, neue Interessenten standen nicht mehr zur Verfügung.
So beschlossen die Chefs von Louis Cruise Lines das Schiff zum Verschrotten preiszugeben. Im Dezember 2002 wurde es ein letztes Mal umbenannt, diesmal in Rosa, dann ging es zum Verschrotten nach Mumbai, wo es abgebrochen worden ist.
Roland Mischke, maritimes Lektorat: Jens Meyer