Corona-Krise und Brand verzögern Ablieferung auf 2021
Auf der bei der Papenburger Meyer Werft als Werft-Nr. S 713 für Royal Caribbean International in Bau befindlichen Odyssey of the Seas ist es am Vormittag des 24. Juni auf Deck 2 zu einem Deckenbrand der Isolierung mit entsprechender Rauchentwicklung gekommen. Das Feuer breitete sich durch den heiß gewordenen Stahl auf zwei umliegende Kabinen aus. Nach Werftangaben gelang es der Werkfeuerwehr, gemeinsam mit den Kräften umliegender Feuerwehren und Rettungsdiensten, die Situation schnell unter Kontrolle zu bekommen. Neubau und Schiffbauhalle seien sofort evakuiert und nach Abschluss der Löscharbeiten Belüftungsarbeiten eingeleitet worden. Fünf Personen wurden mit Verdacht auf Rauchgasintoxikation ins Krankenhaus gebracht.

Schon am 22. Mai war durch einen Schwelbrand an Bord ein Schaden von rund 40 000 Euro entstanden. Bei der 348 m langen und 41 m breiten Odyssey of the Seas handelt es sich um die fünfte und letzte Einheit der „Quantum“-Klasse und nach der am 1. April 2019 gelieferten Spectrum of the Seas um das zweite Schiff der Quantum-Ultra-Klasse. Der für bis zu 4200 Gäste ausgelegte 169 000-BRZ-Neubau, dessen Baupreis mit 750 Mio. Euro angegeben wird, sollte ursprünglich im Herbst dieses Jahres in Fahrt kommen und seine erste Saison im östlichen Mittelmeer mit Reisen von Civitavecchia absolvieren, bevor er den Atlantik überquert, um sein Winterprogramm Anfang November mit Karibik-Rundreisen von Port Everglades als Basishafen aufzunehmen. In enger Abstimmung zwischen Royal Caribbean und der Bauwerft wurden zur Berücksichtigung der durch die Corona-Krise weltweit bedingten Betriebseinschränkungen bzw. Schließungen in den Häfen und im Schiffbau die Zeitpläne angepasst und nach der Annullierung des Europa-Programms auch die ab 5. November geplanten Reisen ab Port Everglades bis einschließlich 17. April nächsten Jahres abgesagt.
Mit der Verständigung über die um rund eine halbes Jahr verzögerte Ablieferung der Odyssey of the Seas ist die durch die Corona-Krise gebeutelte Werft, die ihre seit Mai bestehende Kurzarbeit bis Jahresende verlängert und für Juli sowie Dezember einen jeweils mehrwöchigen Betriebsstopp angekündigt hat, ihrem wohl auch im Interesse der Reeder liegenden Ziel zur Streckung von Ablieferungsterminen etwas näher gekommen. Nachdem Saga Cruises sich bereits entschieden hatte, ihren Neubau Spirit of Adventure statt im August erst im Oktober in Dienst zu stellen, hofft man nun, im August auch endlich die bereits vor rd. drei Monaten als bisher größter Neubau fertiggestellte Iona(184700 BRZ, 5200 Gäste) an P& O Cruises übergeben zu können, da erst dann der überwiegende Teil des Kontraktpreises (meist 80 Prozent) vom Auftraggeber gezahlt wird. Vor diesem Hintergrund zeichnete sich bereits seit Monaten ab, dass das von der in siebter Familiengeneration geführte und zu den Weltmarktführern im Bau von Kreuzfahrtschiffen gehörende Unternehmen das für sein 225. Jubiläumsjahr anvisierte Ziel, erstmals drei Schiffe mit zusammen mehr als 400 000 BRZ abzuliefern, nicht mehr erreicht werden kann. JPM