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Ehemalige „Vistamar“ gesunken

Bei der verheerenden Explosion in Beirut ist auch ein Kreuzfahrtschiff schwer getroffen worden. Die Orient Queen lag nur 500 Meter von der Lagerhalle entfernt, in der am 4. August über 2600 Tonnen Ammoniumnitrat explodierte. Das 121 Meter lange Schiff wurde bei der Explosion von Trümmern und Druckwelle getroffen. Zwei Crewmitglieder starben und sieben wurden schwer verletzt. Das Schiff ist in Deutschland als Vistamar bekannt und fuhr hier lange für Plantours und Partner. 2012 kaufte der libanische Unternehmer und Reeder Abou Merhi das Schiff und setzte es von Beirut aus zu Kreuzfahrten im östlichen Mittelmeer ein. Im Zuge der Pandemie wurde das Schiff bis Ende Juni für ein Projekt in Saudi-Arabien eingesetzt. Seit der Rückkehr lag das Schiff zusammen mit dem ehemaligen deutschen Ausflugsschiff Tom Kyle in Beirut auf. 

Die gewaltige Explosion hatte das Schiff zunächst schwimmend überstanden. Fotos zeigen das Schiff noch in der Abenddämmerung am 4. August mit leichter Schlagseite an der Pier. Am 5. August war das Schiff am Morgen jedoch auf die Steuerbordseite gekippt. Schornstein und Mast lagen auf der Pier. Auch die Rettungsboote der Steuerbordseite wurden aus ihren Aufhängungen gerissen und auf der Pier zerdrückt. Öl aus dem Schiff lief ins Hafenbecken. 

Die Orient Queen wurde im Mai 1988 bei der spanischen Werft Union Naval de Levante auf Kiel gelegt und 1989 erstmals auf dem deutschen Markt als Vistamar für Jahn Reisen. 1991 kam Plantours an Bord und übernahm in Deutschland die Vermarktung für das Schiff. Mit 260 Betten war es besonders als Leserreisenschiff besonders beliebt. Da der Tiefgang weniger als fünf Meter betrug, konnte das Schiff auch viele große Flüsse befahren. 

Nachdem zunächst eine spanische Hotelkette das Schiff betrieb, stieg 2008 das italienische Cateringunternehmen Ligabue ein und brachte die Vistamar im deutschen Markt wieder auf Kurs. 

Zuvor hatten auch Havarien und Probleme mit der Hafenstaatenkontrolle das Schiff immer wieder gestoppt. Im Nord-Ostsee-Kanal lief es 2006 auf Grund und in London wurde zuvor wegen defekter Rettungsboote die Weiterfahrt untersagt. Kleinere Kollisionen gehörten immer mal zum Leben der Vistamar.

Der Verkauf an den libanesischen Reeder Abou Merhi wurde möglich, nachdem Plantours von Hapag-Lloyd die jüngere C.Columbus übernehmen und als Hamburg in Dienst stellen konnte.

Abou Merhi startete mit dem Schiff als Orient Queen sofort sein Kreuzfahrt-Produkt. Dabei fuhr das Schiff ab Beirut mit Passagieren aus dem Libanon nach Griechenland und in die Türkei.  FB