Der Panama-Kanal ist eine der Lebensadern der Weltwirtschaft. Für die USA hat der Kanal dabei eine ganz zentrale Bedeutung. Nun droht der neue US-Präsident Donald Trump mit militärischen Mitteln, falls Panama keine Kontrolle mit Sonderrechten für die USA in der Kanalzone einräumt. Der 1914 von den USA eingeweihte Kanal war bis 1999 unter US-Kontrolle. Danach wurde er an die Republik Panama übergeben.
Seit der Rückgabe an Panama gibt es aber auch immer wieder Komplikationen im Verhältnis zwischen Panama und den USA. Die 82 Kilometer lange Wasserstraße ist nämlich eine vitale Lebensader für die USA. Bis zu 14000 Schiffe fahren jährlich durch die Schleusen in Balboa und Colon zwischen Atlantik und Pazifik.

Nun droht Trump wiederholt mit „militärischen Mitteln“ gegen das Land, falls es keine Einigung gibt. In durchgesickerten Memos aus dem US-Verteidigungsministerium ist die Ernsthaftigkeit der Ankündigungen erkennbar. Die Vereinigten Staaten sind nämlich der größte Nutzer des Kanals. 52 Prozent aller Schiffspassagen hatten laut Panamakanalbehörde (ACP) einen US-Hafen zum Ziel oder kamen von dort. Bei den Ladungsmengen sind 76 Prozent der Güter an Bord der Schiffe aus oder für die USA.
Irritationen gab es nach einer Mitteilung im Kurznachrichtendienst des US-Außenministeriums vom 5. Februar. Danach sollten Schiffe der US Marine und der US-Regierung kostenlos passieren dürfen, das soll zwischen Gesprächen von Regierungsvertretern Panamas und der USA vereinbart worden sein. Die Panamakanalbehörde (ACP), die die alleinige Kontrolle über die Transitgebühren hat, wies die Behauptungen des Außenministeriums zurück und erklärte umgehend, dass es keine Gebührenänderungen geben werde.
Die Kanalbehörde drückte jedoch ihre „Offenheit für einen konstruktiven Dialog“ mit den zuständigen US-Beamten über die Durchfahrt amerikanischer Kriegsschiffe aus. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass der Kanal von der Marine nur recht selten genutzt wird. Es sind etwa 40 Schiffe der US Navy pro Jahr, was 0,3 Prozent des Kanalverkehrs von 1998 bis heute entspricht. Wesentlich bedeutender ist der Kanal für die Kreuzfahrt aus den USA. In der Wintersaison von Oktober 2023 bis Mai 2024 gab es allein 201 Kreuzfahrtschiffs-Transits. 42 Schiffe hatten dabei die Neopanamax-Abmessungen, die nur durch die erweiterten Schleusen passen.
Auslöser des amerikanischen Vorstoßes ist die wachsende Präsenz chinesischer Firmen in der Kanalzone. Diese chinesische Präsenz in der Kanalzone wird in den USA als Bedrohung der US-Wirtschaft in einem aufziehenden Handelskrieg gesehen.
Trump soll deshalb nach Medienberichten intern erklärt haben, dass eine „sichtbare militärische Präsenz in der Kanalzone“ entscheidend sei, um die Kontrolle über die Wasserstraße zurückzuerlangen. Die angedachten Maßnahmen sollen von der Präsenz von Einheiten der US Navy zur Sicherung der US-Schifffahrt im Kanal bis hin zum Bau einer Basis und einem Abkommen zur Übernahme der Schleusenverwaltung durch das US Army Corps of Engineers, der Pionierbaueinheit der amerikanischen Armee.

Das Ansteigen der Spannungen weckt Erinnerungen an den Fall Noriega. Im Dezember 1989 waren bei der größten Luftlandoperation seit dem Zweiten Weltkrieg 20000 US-Soldaten in Panama einmarschiert und hatten das Regime von Präsident Manuel Noriega gestürzt. Zuvor hatte Noriega ein Wahlergebnis nicht anerkannt und einen Militärputsch abgewehrt. Als Grund für die Luftlandeoperation galt damals eine eskalierte Fahrzeugkontrolle durch Soldaten Panamas, bei der US-Soldat Robert Paz am 16. Dezember 1989 erschossen wurde. FB
Fotos: Frank Behling