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Paneelen-Probleme wahrscheinlich Ursache für Verspätung der „Explora I“

Das Problem der kurzfristigen Absage der Ablieferung der Explora I ist gelöst. Ein fehlendes Zertifikat für an Bord verbaute Wandpaneele ist die Ursache. Dabei geht es um den Brandschutz an Bord.   


EXPLORAI, Foto: Explora Journeys

Wie feuerfest sind die Paneele auf der Explora I? Nach einem Bericht der Financial Times ist die Ursache für die kurzfristige Absage der Taufe der Explora I gefunden. Zwei an Bord verbaute Paneel-Produkte haben kurzfristig ihre Zertifizierung verloren.

Für Schiffe gelten strenge Vorgaben beim Thema Brandschutz. Da auf See ein Feuer an Bord fast immer fatale Auswirkungen hat, dürfen auf Schiffen nur Materialen und Komponenten verbaut werden, die zumindest schwerentflammbar sind. Das hat bereits vor Jahrzehnten für eine drastische Reduzierung von Holz geführt.

Beim Kabinenbau der Explora I sollen demnach zwei Paneel-Produkte des finnischen Zulieferers Paroc nach Tests im Mai ihre Zertifizierung verloren haben. Es handelt sich um Paneele, die auch in Kabinenwänden sowie in öffentlichen Räumen zum Einsatz kommen. Sie sind mit Steinwolle gefüllt und gelten als schwer entflammbar. Diese Wände und auch deren Verkleidungen müssen allerdings ganz bestimmte Anforderungen erfüllen. Dazu gehört eine Widerstandskraft über eine bestimmte Zeit bei Feuer.  

So müssen die Materialien Übergreifen der Flammen von Kabine zu Kabine verhindern. Bei Tests sollen nach dem Zeitungsbericht im Mai aber zwei Paroc-Produkte bei Prüfungen durchgefallen sein. Beide hatten 2020 jedoch diese Prüfungen bestanden.

Kabinen-Paneelen-Einbau, Symbolfoto.
Foto: Frank Behling (Archiv)

Beim Einbau in die Explora I hatten diese Produkte deshalb im Winter noch alle gültigen Zertifikate, da die Freigabe 2020 erfolgte. Eine direkte Gefahr für die Sicherheit des Schiffes besteht deshalb aber nicht.

Aktuell wird in Abstimmung zwischen Werft, Klassifikationsgesellschaft und Hersteller der Paneele ein Konzept erarbeitet. Da ein Austausch in den verbauten Kabinen nicht so schnell möglich ist, müssen andere Konzepte her.

Dabei könnte das Verfahren zur Anwendung kommen, dass bei Fähren nach diversen Großbränden auf Lkw-Decks zur Anwendung kam. Höhepunkt war im Oktober 2020 der Brand an Bord der Fähre Lisco Gloria. Ursache war ein defektes Kühlaggregat an einem Lkw. Das Feuer konnte sich schnell ausbreiten.

Die Auswertung der Havarie durch die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung erkannte die Schwachstellen und sorgte mit Sicherheitsempfehlungen für Nachbesserungen beim Brandschutz an Bord. So wurden zusätzliche Brandposten und Löschgeräte an Bord der Fähren installiert. Außerdem muss die Besatzung öfter Übungen an Bord abhalten.  

Gerade die ersten fünf bis zehn Minuten sind bei einem Entstehungsbrand sehr wichtig. Gelingt hier eine Eindämmung des Feuers, können schwere Schäden vermieden werden.

Ähnlich könnte auch im Fall der Explora I verfahren werden. Konkrete Maßnahmen sind die Verkürzung der Hilfsfrist für die Besatzung und eine Ausweitung der Vorkehrungen für Brandschutz. Dazu gehören zusätzliche Atemschutzgeräte, Kräfte mit der Qualifikation zum Tragen dieser Geräte und schnellere Zugriffszeiten auf die Feuerlöschinfrastruktur, um Brände in den betroffenen Bereichen in der Entstehung zu löschen.

Nach Informationen der Financial Times sind insgesamt 45 Schiffe von dem Problem betroffen. Auch Schiffe anderer Reedereien haben die Paneele an Bord. Dazu sollen Schiffe von Fincantieri und von Chantiers de l‘Atlantique gehören, wie die gerade abgelieferte MSC Euribia.

Wann die Explora I nun freigegeben wird, ist noch unklar. Diese Frage ist Teil der Gespräche zwischen Werft und Klassifikationsgesellschaft. Es wird vermutet, dass es bis Anfang August eine Lösung gibt.

Für die Werft hat dieses Problem handfeste finanzielle Konsequenzen. Die Vertragsstrafe für die verspätete Ablieferung ist im Bauvertrag festgelegt und gilt ab dem Tag der vertraglich vereinbarten Ablieferung. FB