Das gab es noch nie. Fast zeitgleich haben am Donnerstag (09. Juli) um 12 Uhr die Reedereien AIDA, Hapag-Lloyd Cruises und TUI Cruises die Wiederaufnahme des Reisebetriebs verkündet. Von Hamburg, Kiel und Warnemünde starten die ersten Reisen mit großen Schiffen. Nach fast vier Monaten Stillstand und Corona-Beschränkungen kommt wieder Bewegung in die Flotte.
Los geht’s in Hamburg am 24. Juli mit der Mein Schiff 2 von TUI Cruises zu Kurzreisen auf die Nordsee. Dabei sollen bei den drei und vier Tage dauernden Törns rund um Helgoland das Schiff als Urlaubsplattform mit viel Platz und Abstand genutzt werden. Die als „Blaue Reisen“ vermarkteten Fahrten sind der erste Schritt auf dem Weg zurück in den Fahrplan der TUI-Flotte.
„Unsere Kunden und Fans haben uns in den letzten Wochen signalisiert, dass sie Sehnsucht nach Meer und der Mein Schiff haben. Damit Reisende auch in diesen Zeiten mit einem guten Gefühl an Bord kommen können, haben wir unsere ohnehin schon sehr strengen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen nochmals verschärft und auf die aktuelle Situation hin angepasst.“ sagt Wybcke Meier, Vorstand von TUI Cruises. Die Reederei bereitet auch den Einsatz eines zweiten Schiffes ab Kiel vor.
Kurz nach TUI startet am 31. Juli auch die Schwester-Marke Hapag-Lloyd Cruises mit der Hanseatic inspiration zu fünftägigen Fahrten ab Hamburg. Dabei wird das neue Expeditionsschiff von Hamburg aus Kurs auf den Nord-Ostsee-Kanal nehmen und anschließend auf fünf Fahrten Dänemark umrunden. Start und Ziel ist jeweils Hamburg.
Am 2. August startet auch die Europa 2 in Hamburg zu einer siebentägigen Norwegenreise zum Geirangerfjord. Eine zweite Reise beginnt am 11. August in Hamburg und führt ebenfalls durch den Nord-Ostsee-Kanal in die Ostsee.
Im Gegensatz zu TUI und AIDA kann Hapag-Lloyd den Nord-Ostsee-Kanal als attraktiven Reise-Höhepunkt nutzen, da alle Schiffe der Reederei durch die künstliche Wasserstraße passen.
Die Rostocker Reederei AIDA startet am 5. August mit der AIDAperla in Hamburg zu dreitägigen Kurzreisen. Am 12. August soll in Warnemünde die AIDAmar erstmals ablegen und ab 16. August ist in Kiel die AIDAblu am Start. Die Rostocker bieten lediglich dreitägige Kurzreisen an.
Um die gerade erst von der EU veröffentlichten Auflagen für den Kreuzfahrtbetrieb zu erfüllen, wurden an den Schiffen umfangreiche Veränderungen vorgenommen. So ist bei Hapag-Lloyd das Passagier-Crew-Verhältnis auf 1:1 gesenkt worden. Die Verkehrswege an Bord wurden geändert.
Sämtliche Wege an Bord wurden auf Abstandsmaße hin geprüft und neu geordnet. Zum Teil gibt es in Kabinengängen Einbahn-Regelungen. Die Öffnungszeiten der Restaurants werden erweitert und die Zahl der Tische reduziert. Die Zeit der Selbstbedienung in den Buffet-Restaurants ist vorerst vorbei. Alle Mahlzeiten werden nach der Bestellung von der Crew vorbereitet und zum Tisch gebracht. Für die Bestellung sollen auch digitale Angebote eingeführt werden.
Die Klimaanlagen in den Schiffen sind auch angepasst worden. Die bislang bewährten und energieeffizienten Umluftanlagen sind Geschichte. In die Räume wird nur noch frische Meeresluft geleitet. Die aus dem Räumen abgesaugte Luft wird außenbords geleitet.
Sitzplätze in den Theatern und Lounges wurden reduziert. Die Showprogramme wurden entsprechend angepasst und zeitlich erweitert.
Auf allen Schiffen wurden außerdem umfangreiche Desinfektions- und Reinigungsmaßnahmen eingerichtet. Zusätzliche Stationen fürs Händewaschen sind außerdem auch vorgesehen.
Auf allen Schiffen werden außerdem Quarantäne-Bereiche eingerichtet. Sollte es trotz aller Gesundheitschecks und Vorbereitungen zu einem Ausbruch von Covid19 an Bord kommen, werden die betroffenen Passagiere und Cewmitglieder auf allen Schiffen in speziell ausgewählten Kabinenbereichen isoliert.
Neu ist an Bord in Zukunft auch die Möglichkeit der Covid19-Tests und täglicher Temperaturmessungen von Crew und Passagieren. „Unser Neustart erfolgt sehr kontrolliert. Dabei gehen wir sogar über die behördlichen Bestimmungen hinaus“, so Karl Pojer, Geschäftsführer bei Hapag-Lloyd Cruises.
Das gilt auch für die drei Häfen Hamburg, Kiel und Warnemünde. Die Terminals und Abfertigungsprozesse wurden dort in Absprache mit den Agenturen und Hafengesellschaften bereits überarbeitet. Neben der bereits bekannten Sicherheitskontrolle wird es auch einen Gesundheitscheck geben.
Die Reedereien haben sich dafür außerdem Unterstützung vom Robert-Koch-Institut erhalten. Experten des RKI haben bei den Gesundheitskonzepten zum Teil mitgewirkt.
Die jetzt aufgelegten Reisen sind ein Neustart, der sich besonders an die Stammkunden der Reedereien richtet. Wie es ab September weitergeht, wurde noch nicht gesagt. Eventuell sollen diese Kurzreisen bis zum Jahresende weitergeführt werden. FB
Text: FB, Fotos: Frank Behling, enapress.com