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Rettung der Meyer Werft in Sicht

Die Rettung der finanziell angeschlagenen Meyer Werft ist greifbar nah. Der Haushaltsausschuss des Bundestags und auch der Haushaltsausschuss des Landtags in Niedersachsen gaben am 11. September grünes Licht für die Hilfen.

Durch die Beschlüsse ist der Weg frei, dass Bund und Land mit 400 Millionen Euro bei der Werft einsteigen und so zusammen 80 Prozent der Anteile an der Werft in Papenburg erhalten. Damit ist zunächst der Weg bis 2027 in sicherem Fahrwasser. 

Die Beteiligung durch den Bund und das Land ist nur zeitlich befristet und soll die Werft vor der Zahlungsunfähigkeit bewahren. Durch das Geld kann der laufende Betrieb mit dem Weiterbau und der Fertigstellung von zwei Kreuzfahrtschiffen für Disney auch über den September 2024 hinaus gesichert werden. Für die kommenden Neubauten gewähren Bund und Land Bürgschaften von jeweils rund einer Milliarde Euro. So wird die Bauzeitfinanzierung der kommenden Schiffe abgesichert. 

Die Meyer Werft aus Papenburg blickt auf eine mehr als 200-jährige Geschichte zurück und hat aktuell 3.500 Mitarbeiter direkt auf der Werft und 30.000 weitere in der Region. 

Zur Finanzierung von Schiffsneubauten bis Ende 2027 muss die Werft fast 2,8 Milliarden Euro aufbringen, die normalerweise aus dem Eigenkapital stammen. Durch die Bauverzögerungen während der Corona-Pandemie war die Werft in die Verlustzone gerutscht. 

Mit dem Einstieg will der Bund einen Teil der Schiffbaukapazitäten in Deutschland retten. Für den Neubau von Schiffen gibt es in Deutschland nach der Zerschlagung der Genting-Gruppe in Mecklenburg-Vorpommern nur noch drei größere Werftkonzerne. Es sind die Lürssen-Gruppe (3.292 Mitarbeiter), ThyssenKrupp Marine Systems (4.033 Mitarbeiter) und Meyer (4.168 Mitarbeiter). Insgesamt gibt es nach der aktuellen IG Metall-Umfrage 15.824 Mitarbeiter auf deutschen Werften.  

Aktuell plant der Bund auch einen Einstieg mit einer Minderheitsbeteiligung bei Thyssenkrupp Marine Systems in Kiel. Durch die Veränderung der geopolitischen Lage wird der Schiffbau auch als Schlüsselindustrie für Deutschland bewertet. 

Dabei geht es auch um den Bau von Marineeinheiten in Zukunft. Lürssen und Tkms sind bereits im Marineschiffbau aktiv. Zusammen mit Lürssen baut die Meyer Werft am Standort Rostock bereits zwei Marinetanker und ein Forschungsschiff. Diese Projekte sollen bis 2026 abliefert werden. 

Für die Meyer Werft gibt es nach Abschluss der laufenden Aufträge noch unterschiedliche Perspektiven. Dazu gehört ein Rückkauf der Anteile durch die Familie Meyer, die jetzt noch 20 Prozent hält. Auch ein Weiterverkauf an Investoren ist denkbar. 

Da Staatshilfen bei der EU-Kommission angemeldet werden müssen, laufen hier noch die Gespräche. Auch bei den Wettbewerbern der Meyer Werft in Frankreich und Italien sind jeweils Teile im Staatsbesitz. Eine Frist, bis wann die EU-Kommission entscheiden muss, ob die Beihilfe zulässig ist, gibt es nicht. FB

Foto: Frank Behling