Links überspringen

„REV Ocean“ kommt erst Ende 2026 in Fahrt: Komplettierung bei Damen in Vlissingen statt bei Lloyd Werft

Ursprünglich 2021 in Fahrt kommen und bereits jetzt von der international renommierten Agentur Burgess für Chartereinsätze angeboten wird die RV Ocean als weltgrößte Forschungs- und Expeditionsyacht, obwohl sich ihre Ablieferung auf das letzte Quartal 2026 verzögert.

Zwar hatte die Lloyd Werft Ende 2019 mitgeteilt, dass sie den Auftrag zur Komplettierung und Endausrüstung erhalten hat und den Neubau im April 2020 in Bremerhaven erwartet, um die Arbeiten innerhalb eines Jahres zu erledigen. Es gab jedoch Verzögerungen bei der Fertigstellung des Rohbaus bei der Vard-Werftengruppe in Norwegen durch die Corona-Pandemie und die aus Stabilitätsgründen 2023 nötig gewordene Verlängerung des 22 m breiten Kaskos im mittleren Bereich um 12 auf nunmehr 194,5 m. Am 19. Februar d. J. traf das nach zweijährigem Baustopp inzwischen in der technischen Erprobung befindliche Schiff von dem Vard-Werftbetrieb Brattvåg kommend bei der Vard-Werft in Sövik ein und soll in Kürze Kurs auf die Niederlande statt Bremerhaven nehmen.

Wie die Werft Damen Shiprepair Vlissingen (DSV) jetzt mitteilte, konnte sie am 6. Februar dieses Jahres den Vertrag zur Komplettierung und Endausrüstung des hochmodernen Schiffes unterzeichnen und damit den bisher größten Auftrag ihrer Geschichte hereinnehmen. Nach Abschluss der Arbeiten wird der Neubau weltweit wissenschaftliche Expeditionen durchführen – von den Küstenzonen bis in die Tiefsee und von den Tropen bis zu den Polarregionen.

Modernste Technik für ozeanische Forschung

An Bord der REV Ocean (REV steht für Research Expedition Vessel) kommen hochentwickelte Technologien zum Einsatz. Akustische Sensoren ermöglichen die Kartierung des Meeresbodens bis in Tiefen von 6.000 Metern. Zudem erlaubt ein spezieller Moonpool Forschungen unter unterschiedlichsten Bedingungen. Ein Konferenzzentrum mit Auditorium (35 Plätze), Besprechungsräumen und einer Medien-Raum unterstützt wissenschaftliche Analysen und Dokumentationen. Darüber hinaus ist das Schiff mit fünf Hangar-Portalkränen sowie Sonarsystemen, Laboren, 3-D-Drucker sowie speziellen Schleppnetzsystemen ausgestattet, um marine Proben zu sammeln. Für den dieselelektrischen Antrieb des Schiffes des durch die Verlängerung von 17 440 auf 19.235 BRZ sorgen vier mittelschnelllaufende und mit Abgasreinigungstechnik ausgestattete Wärtsilä-Motoren vom Typ 8L26 2.7. Damit soll die REV Ocean eine Maximalgeschwindigkeit von 17,8 kn erreichen. Die Verlängerung ermöglichte nicht nur die Vergrößerung der Brennstofftank-Kapazität um 32 Prozent, sondern auch den Einbau von vier zusätzlichen Kabinen, was die Passagierkapazität von 28 auf 36 Gäste erhöhte.

Tauchen in extreme Tiefen

Ein besonderes Highlight ist das U-Boot „DSV Aurelia“, das als weltweit tiefsttauchendes Acryl-U-Boot bis zu 2.200 Meter unter die Meeresoberfläche vordringen kann. Ergänzt wird es durch das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug „ROV Aurora“, das mit seinem Steuerungssystem „Borealis“ Tiefen von bis zu 6.000 Metern erreicht – und damit den Zugang zu 98 Prozent der Weltmeere ermöglicht.

Auch Luxus-Expeditionsreisen mit Gästen

Für Erkundungen in den Polarregionen verfügt die REV Ocean über einen Airbus ACH145-Hubschrauber, der von einem der beiden bordeigenen Helikopter- Plattformen operiert. Die vielseitige Ausstattung der Yacht ermöglicht sowohl rein wissenschaftliche Missionen von mehr als 114 Tagen Dauer mit bis zu 60 Forschenden als auch Luxusexpeditionen mit 36 Gästen., denen u.a. eine Mehrzweck-Lounge, Tennisanlage, Spa, Swimming-Pool und Media-Raum zur Verfügung stehen. Ausserdem können bis zu 54 Besatzungsmitglieder an Bord genommen werden.

Der innerhalb von 15 bis 18 Monaten im überdachten Dock der Werft abzuarbeitende Auftrag für Damen Shiprepair Vlissingen markiert einen Meilenstein für das Unternehmen. „Wir freuen uns, in die nächste Phase der Reise von REV Ocean einzutreten“, so George Gill, Projektleiter und Vertreter des Eigners. Der Bau des 2017 bestellten Schiffes begann im gleichen Jahr beim Vard-Werftbetrieb im rumänischen Tulcea, der den 183 m langen Kasko innerhalb von 18 Monaten fertigstellte, so dass er anschließend zum Weiterbau nach Norwegen verschleppt werden konnte. Das Außendesign stammt von Espen Øino International, das Interieur von H2 Yacht Design aus London. Finanziert wird das Projekt von dem norwegischen Milliardär Kjell Inge Røkke, der zu diesem Zweck eine Stiftung ins Leben rief. Die Jungfernreise soll über die norwegische Küste in die Arktis führen, bevor es in die USA und nach Südamerika geht. Etwa 25 Prozent der Einsatzzeit des Schiffes sollen auf Charterreisen entfallen. Wie die zur V.Group gehörende Tochter V. Ships Norway am 24. Februar bestätigte, ist sie von den REV Ocean-Eignern mit einem umfassenden  Mananagement-Dienstleistungspaket für den Neubau beauftragt worden. JPM

Animationen: Burgess, Damen