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Rostock: Rekordumschlag trotz Krise, aber weniger Passagiere

Der deutsche Ostseehafen Rostock hat im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 15,2 Mio. t Ladung umgeschlagen. Das bedeutet ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. „Noch nie wurden in den Monaten Januar bis Juni mehr Güter über die Kaikanten gehievt“, freute sich Rostock Port-Geschäftsführer Dr. Gernot Tesch am 4. 8. 2021 bei der am Vortag der 30. Hansesail vorgelegten Halbjahresbilanz über den trotz der schwierigen Rahmenbedingungen erzielten neuen Umschlagrekord.

Der Rostocker Überseehafen verzeichnete 3616 (2020: 3682) Anläufe von Fähr-, RoRo-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffen, davon 2801 Anläufe (2020: 2804) von Fähr- und RoRo-Schiffen. Allerdings ging die Zahl der beförderten Fährpassagiere von und nach Europa coronabedingt um knapp 50 000 auf 488 000 Passagiere zurück.

Weniger erfreulich war die Entwicklung in dem vor Corona starken Kreuzfahrt-Segment, in dem man im letzten Jahr nur einen Anlauf zu verzeichnen hatte. Im Kreuzfahrt- und Passagierbereich habe man im letzten Jahr einen deutlichen Verlust von rd. drei Mio. Euro eingefahren, ergänzte Rostock Port-Geschäftsführer Jens A. Scharner, der glaubt, dass man mindestens drei Jahre brauche, um wieder Zahlen wie vor der Pandemie zu sehen. U.a. bei den Fährreedereien bestünden weiter hohe Unsicherheiten über die weitere Entwicklung beispielsweise aufgrund möglicher Einreisebeschränkungen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, was dazu führe, dass sich das Verhalten der Passagiere rasch ändern könne. Das mache die Planbarkeit für die Reedereien schwierig. Wichtige Impulse für den Fähr- und RoRo-Bereich verspreche man sich von dem Markteintritt der schwedischen Rederi AB Gotland. Wie berichtet, startet sie Ende August unter dem Markennamen Hansa Destinations mit zunächst einem Schiff eine neue Fährlinie für den Güter- und Passagierverkehr zwischen Rostock und Stockholm (Nynäshamn).

Auch das Wiedererststarken des Kreuzfahrtsegments hänge entscheidend von der Entwicklung der Pandemie ab. Nachdem es 2019 in Rostock-Warnemünde noch rd. 200 Anläufe gab, machte 2020 statt der 207 avisierten Schiffe nur ein Kreuzliner am Warnemünder Terminal fest. Am 1. Juli dieses Jahres eröffnete die AIDAsol von AIDA Cruises die Kreuzfahrtsaison an der Warnowmündung und soll bis Oktober von hier zu siebentägigen Ostseekreuzfahrten über Göteborg und Visby auslaufen. Das Schiff hatte bereits am 10.Mai im Rahmen der Nationalen Maritimen Konferenz die derzeit grösste Landstromanlage für Kreuzfahrtschiffe Europas am Warnemünder Passagierkai eingeweiht. Sie liefert bis zu 20 MVA elektrische Energie. Damit können an den Warnemünder Terminals P7 (es wurde 2005 in Betrieb genommen) und P8 (Inbetriebnahme im Juli 2020) zwei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig mit Strom aus erneuerbaren Quellen beliefert werden. Die dortigen technischen Anlagen wurden inzwischen auf den Start der Kreuzfahrtsaison vorbereitet und die Hygiene- und Sicherheitskonzepte wurden mit den Behörden und AIDA Cruises sowie weiteren Reedereien wie MSC Cruises und TUI Cruises abgestimmt. MSC Cruises hat Warnemünde bis Oktober in den Ostsee-Fahrplan für die MSC Seaview aufgenommen und TUI hat für August zwei Anläufe von Mein Schiff 1 avisiert. Wie viele Kreuzfahrtschiffe in dieser Saison tatsächlich an die Warnow kommen – u.a. ist auch die Amera von Phoenix Reisen für September avisiert – ist nach Angaben von Rostock Port aufgrund des unsicheren Pandemieverlaufes jedoch nicht absehbar.

Um die Zukunftsfähigkeit zu sichern, investiert der Hafen Rostock in die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und die Infrastruktur. So ist u.a. der Aufbau einer Wasserstoffproduktion von mehreren Partnern am Standort vorgesehen. Rostock plant die Nutzung grünen Stromes für eine 100MW Elektrolyseanlage zur Produktion von Wasserstoff oder Wasserstoffderivaten. „Die erfolgreiche Transformation von fossilen Energieträgern wie Kohle zu nichtfossilen Energieträgern wie Wasserstoff betrifft viele Teile des Hafens, wann aber die Kreuzfahrt in nennenswerten Umfang davon profitieren kann, bleibt abzuwarten. Immerhin haben Reedereien wie MSC Cruises, AIDA Cruises und Royal Caribbean bereits konkrete Projekte für die Nutzung dieses umweltfreundlichen Brennstoffes angeschoben. JPM