Bei den Schiffen ist die Holland America Line bereits bestens mit Landstrom vertraut. Von Seattle bis Kiel nutzen HAL-Schiffe regelmäßig Landstrom. Nun kommt auch bald der Heimatliegeplatz in Rotterdam dazu.
Die Bauarbeiten für Landstromanschlüsse für Kreuzfahrer gehen in Rotterdam in die Endphase. Im vierten Quartal 2024 soll der Testbetrieb an der Holland Amerikakade anlaufen. Seit Sommer 2023 wird an der Anlage gebaut. Die Herausforderung ist dabei laut Hafengesellschaft die Integration der Landstromtechnik in die bestehenden Gebäude. Kabelkanäle, Fundamente und Technik-Gebäude müssen für die containerisierte Anlage entstehen. Geliefert wird das System aus Dänemark von der Firma PowerCon AS. Die Dänen haben auch bereits die Hochspannungsanlagen in Rostock, Southampton und Bergen geliefert. Beim Kabelsystem arbeitet PowerCon mit dem deutschen Hersteller Stemmnann zusammen.
Nach der Inbetriebnahme soll möglichst noch zum Jahresende an dem zentralen Liegeplatz im Stadthafen an der Erasmus-Brücke der Regelbetrieb starten. In Rotterdam gibt es bereits über ein Dutzend Hafenanlagen für Binnen- und Seeschiffe mit Landstromversorgung. Versorgt wird ebenfalls bereits die Sleipnir, das größte Kranschiff der Welt an seinem Liegeplatz am Caland-Kanal. Für dieses Riesenschiff entstand eine 20-Megawatt-Anlage, die zu den größten in Europa gehört.
Die Zahl der Hafengebiete, die Landstrom in Rotterdam bekommen, nimmt jährlich zu. An verschiedenen Stellen entlang des Nieuwe Waterweg (der Wasserstraße nach Rotterdam) werden Landstromanlagen installiert, beispielsweise am DFDS-Terminal in Vlaardingen. Im März dieses Jahres nahm DFDS (das auch Linien- und Fährverbindungen nach England und Irland betreibt) offiziell eine Landstromanlage für am Kai liegende Schiffe in Betrieb. DFDS nutzt grünen Landstrom von Rotterdam Shore Power, einem Joint Venture des Rotterdamer Hafens und des Energieunternehmens Eneco. Stena Line in Hoek van Holland hat vor 13 Jahren für die anlegenden Fähren auf Landstrom umgestellt.
Landstrom ist eine von verschiedenen Maßnahme zur CO2-Vermeidung in Rotterdam. Laut Hafenbetrieb sanken 2023 die CO2-Emissionen in Europas größtem Hafen im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Million Tonnen, was etwa zehn Prozent des Ausstoßes entspricht. Mittlerweile sind die Emissionen auf ein Niveau gesunken, das um ein Drittel niedriger ist als im Jahr 2016.
Der Rückgang ist allerdings in erster Linie auf die beiden Kohlekraftwerke in der Maasvlakte zurückzuführen. Sie haben 2023 allein zwei Millionen Tonnen weniger CO2 als im Jahr 2022 ausgestoßen. FB
Foto: Frank Behling