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Russland und die Folgen

Alle Hebel auf Stopp. Der Russland-Ukraine-Krieg torpediert jetzt so ziemlich alle Anläufe und Besuche von Kreuzfahrtschiffen in russischen Gewässern. Nachdem die EU und die USA umfassende Sanktionen gegen Russland verhängt haben, ist fast keine Geschäftsbeziehung mit Unternehmern in Russland mehr möglich. Der Ausschluss russischer Banken und Unternehmen aus dem Swift-Verfahren macht die Abrechnung von Geschäften mit russischen Unternehmen nahezu unmöglich.

St. Petersburg (Archiv), Foto: enapress.com

Betroffen sind davon auch Reedereien mit russischen Wurzeln, wie Rosatomflot mit dem Eisbrecher 50 Let Pobedy. Das Schiff unternimmt im Sommer regelmäßig eine Reise zum Nordpol. Vermarktet werden die Kabinen durch Poseidon Expeditions. Poseidon strich jetzt außerdem auch vier Fahrten nach Franz-Josef-Land in der russischen Arktis mit der Sea Spirit

Geschäftsführer Steve Wellmeier stellte in „Seatrade“ aber klar, dass die Programme für Spitzbergen und Grönland ohne Einschränkungen gefahren werde. Betroffen ist Poseidon gleich doppelt, mit Nikolay Saveliev ist einer der Gründer des Unternehmens, ein russischer Manager mit langjähriger Erfahrung in der Handelsschifffahrt. 1999 stieg Saveliev bei Poseidon mit ein. Die Programme sollen aber 2023 wiederholt werden.

Viking Cruises-Schiffe in St. Petersburg.
Foto: Frank Behling

Russische Häfen wie St. Petersburg oder Murmansk wurden in dieser Woche bei allen großen Reedereien aus den Programmen genommen. Auch Quark Expeditions, Saga Cruises, Seabourn, Regent und Viking streichen die Anläufe.

AIDA Cruises gab am Donnerstag die Umroutung der AIDAnova, AIDAdiva, AIDAmar und AIDAvita in der Ostsee bekannt. Ausweichhäfen werden je nach Route beispielsweise Kopenhagen, Kalundborg, Visby und Riga. Am Mittwoch hatte die Carnival-Gruppe, zu der auch AIDA gehört, die Anläufe für russische Häfen für den Sommer 2022 komplett gestrichen.

In den Häfen der Ostsee werden jetzt die Liegeplatzpläne geprüft und mit den neuen Anfragen der Reedereien in Einklang gebracht. Eine Aufgabe, die nicht ganz einfach ist. Nicht alle Häfen in der zentralen Ostsee können drei oder vier große Kreuzfahrtschiffe an einem Tag aufnehmen. 

Terminal in St. Petersburg (Archiv),
Foto: enapress.com

Für einige Reedereien brechen aber auch erhebliche Passagierzahlen weg. Russische Urlauber stellen bei Marken wie MSC und Costa nicht unerhebliche Mengen. In St. Petersburg war extra der Ausbau zum Einschiffungshafen in den vergangenen Jahren vorangetrieben worden. 

Für Crewmitglieder aus Russland und der Ukraine gibt es inzwischen bei Reedereien spezielle Unterstützungsmaßnahmen. Sie werden betreut und bei dem Wunsch nach vorzeitiger Heimreise unterstützt.

Wie dramatisch sich die Lage zuspitzt, zeigt allein die Zahl der in westeuropäischen Häfen festliegenden Handelsschiffe aus Russland. Luxusyachten russischer Eigner werden beschlagnahmt und Konten der Reedereien eingefroren.

In den Fokus der Behörden in der EU geraten jetzt auch die russischen Oligarchen. Nachdem in Frankreich die ersten Yachten beschlagnahmt wurden, beschäftigen sich auch die  deutschen Behörden mit den bei deutschen Werften liegenden Luxusyachten. Die Durchleuchtung der Eigentumsverhältnisse soll jetzt Erkenntnisse für die Festsetzung der Schiffe bringen. 

Vor Istanbul liegt inzwischen die AIDAcara. Der 1996 gebaute Kreuzfahrer sollte am 5. März in Sotschi als Astoria Grande mit Kreuzfahrten für den russischen Anbieter Aquilon Shipping. Die Reisen wurden aber storniert und das Schiff in Istanbul aufgelegt. Ausgang ist offen. FB