Schlussphase der Umbauarbeiten mit über 1.000 Handwerkern an Bord
Nach außen hin ist es ruhig geworden im Zusammenhang mit den umfangreichen Umbauarbeiten des 335 Meter lange Kreuzfahrtschiffes Aroya (IMO 9733117), das derzeit immer noch am Südende der Stromkaje in Bremerhaven liegt. Offiziell äußern sich weder Cruise Saudi noch die beauftragte Bredo Dry Docks aus Bremerhaven über den aktuellen Sachstand der Umbauarbeiten. Und auch in den Sozialen Medien finden sich keine Hinweise zum Sachstand des Umbaus. Doch in Hafenkreisen war nun zu erfahren, dass das Kreuzfahrtschiff schon in Kürze die Seestadt verlassen wird.
Derzeit sollen sich um die 1.000 Besatzungsmitglieder und auch eine gleich große Anzahl an Handwerkern an Bord befinden, die auch alle an Bord übernachten. Dabei sind die Monteure und Handwerker vor allem mit den umfangreichen Innenausbauarbeiten des Schiffes beschäftigt. Dabei soll es sich bei diesem Großumbau der ehemaligen, 2017 bei der Meyer Werft als World Dream für Genting erbauten Cruisers, um das derzeit weltweit größte Umbauprojekt eines Kreuzfahrschiffes handeln. Seit der Ankunft des Schiffes in Bremerhaven im Sommer 2023, das für den asiatischen Markt bestimmt war, wurde ein Großteil der öffentlichen Bereiche „auf Links gedreht“. So wurde vor allem der weitläufige, über mehrere Decks reichende Casinobereich ausgebaut, teilweise war an einigen Ecken nur noch der blanke Stahl zu sehen, wird im Hafen berichtet. Doch mittlerweile soll man schon das neue Innendesign des Schiffes erkennen, obwohl noch in allen Gewerken des Schiffes, sei es Technik, Hotel- und Kabinenbereich als auch in den öffentlichen Bereichen noch umfangreiche Ausbauarbeiten anstehen. Doch schon jetzt soll der Abfahrttermin von Bremerhaven aus in Richtung Rotes Meer feststehen, Donnerstag der 21. November, also in nicht einmal zwei Wochen. Vermutlich werden bis dahin nicht alle Arbeiten in Bremerhaven abgeschlossen. Es ist aber davon auszugehen, dass einige Handwerker die rund einwöchige Überführungsfahrt nach Zypern, den nächsten Zielhafen, für die abschließenden Innenausbarbeiten nutzen werden. Dabei wurden diese speziellen, international tätigen Partnerfirmen, wie MJM Marine oder der DeWave, direkt von der Reederei beauftragt. Für den Innenausbau und die Neuauskleidung der Kabinen wurden in den letzten Monaten die benötigten bzw. vor angefertigten Materialien in Containern auf einer von Eurogate zugewiesenen Freifläche des Containerterminals angeliefert und in einer extra errichteten Leichtbauhalle unter dem Management von Bredo Dry Docks, vorsortiert und eingelagert.
Nach Abschluss der Umbauarbeiten wird die Aroya dann über 15 unterschiedliche Restaurants mit einer Auswahl an lokalen und internationalen Gerichten, 20 Unterhaltungsmöglichkeiten, darunter ein hochmodernes Theater, ein Schwimmbad mit Wasserpark und Planschbecken für Kinder. Das Innendesign des Schiffes richtet sich dabei auf das vornehmlich auf den Geschmack des arabischen Publikums, mit viel Marmor und hellen Wandfarben, aber auch vielen künstlichen Pflanzen bis hin zu einige Meter hohen künstlichen Palmen. Die Unterbringungsmöglichkeiten an Bord des Schiffes werden in einer der 400 preislich erschwinglichen Innenkabinen bis hin zu exklusiveren Suiten und sogar Penthouses mit privaten Balkonen, mit einer Größe von bis zu 400 Quadratmeter und erstklassigen Unterhaltungssystemen reichen. An Bord werden dann auch die Vielzahl von Annehmlichkeiten für Entspannung und Wohlbefinden weiter genutzt, wie zum Beispiel ein Spa- und Wellnesscenter namens Blossom by Aroya, Fitnesseinrichtungen und natürlich mehrere Schwimmbäder. Ferner werden auch spezielle Aktivitäten und Kurse wie Yoga, Meditation und andere Wellness-Programme angeboten. Weiterhin wurde auch ein separater Gebetsraum im Schiff eingebaut.
Geplant ist, dass die Aroya ab Dezember den Kreuzfahrtdienst im Roten Meer aufnehmen wird. Das Schiff hat dann seinen Basishafen in Dschidda und wird zunächst das Rote Meer auf Routen von drei bis sieben Nächten befahren. Zu den Highlights zählen der Anlauf einer Privatinsel in Saudi-Arabien, Aqaba in Jordanien sowie Sharm El Sheikh und Ain Sokhna in Ägypten.
Im letzten Jahr hatte Cruise Saudi, die zu 100 Prozent im Besitz des staatlichen Investmentfonds Public Investment Fund mit Sitz in Jeddah ist, im Rahmen einer Versteigerung das Schiff für 330 Millionen Dollar erworben und es zunächst in Manara umbenannt. Das rund 3.362 Passagiere fassende Schiff liegt schon seit Juni 2023 an der Stromkaje in Bremerhaven. Dort erfolgt unter dem Management von Bredo Dry Docks zunächst der Ausbau der vorherigen Inneneinrichtung. Im Juli war das Schiff dann für mehrere Wochen in einem Trockendock in Rotterdam, wo es nicht nur einen neuen Außenanstrich sondern auch den neuen Namen Aroya erhielt. Dabei handelt es sich um eine Wortschöpfung aus den Wörtern „Arabian“ und „roya“, was „Vision“ oder „Traum“ bedeutet.
Aroya Cruises plant langfristig, innerhalb von zehn Jahren zwei weitere Kreuzfahrtschiffe in Betrieb zu nehmen um jährlich rund 1,3 Millionen Passagiere zu befördern und entwickelt neue Produkte und Dienstleistungen, um dieses Wachstum zu unterstützen- Dazu zählt neben der Einführung von Aroya Cruises, der ersten inländischen Kreuzfahrtmarke für die arabische Welt, auch der Ausbau einer Privat Insel im Roten Meer. Der CEO von Cruise Saudi, Lars Clasen, erläuterte kürzlich in den arabischen Medien die Pläne des Unternehmens, die Kreuzfahrtbranche bis 2030 weiter auszubauen. „Letztendlich planen wir, zehn Ziele anzubieten“, sagte er. „Vier davon sind derzeit in der Entwicklung. Zusätzlich zu den drei, die wir derzeit in Betrieb haben, sind drei weitere in Planung.“ Wir werden sehr bald, ebenfalls im Dezember, eine Insel eröffnen, die einen wunderbaren Strand und Wassersportaktivitäten exklusiv für Kreuzfahrtgäste bietet“, sagte Clasen. „Sie liegt etwa 200 Seemeilen südlich von Dschidda im Roten Meer und wird exklusiv für Kreuzfahrtgäste erschlossen. Dies wird unser nächstes Ziel sein, unser viertes Ziel, das wir anbieten werden.“
„Erfolgreiche Kreuzfahrtlinien richten ihr Produktangebot und das Gästeerlebnis auf bestimmte Quellmärkte aus“, erklärt Clasen. Aroya Cruises zielt zwar vornehmlich auf Passagiere aus dem Nahen Osten ab, doch sind Bord natürlich auch Gäste aller Regionen willkommen, teilte das Unternehmen weiter mit. Die Reederei hat ihr Kreuzfahrterlebnis für den Geschmack und die Erwartungen der regionalen Gäste angepasst, so zum Beispiel mit Halal-zertifizierten Speisen und Getränken aber auch nach Geschlechtern getrennten öffentlichen Bereichen.
Zudem wird derzeit eine zweite Ultra-Luxus-Kreuzfahrtmarke von Cruise Saudi entwickelt, mit dem Namen Aman at Sea. Hierzu erfolgte kürzlich auf der italienischen Mariotti-Werft in Genua für das erste Schiff mit einer Kapazität von 50 geräumigen Luxussuiten der Stahlzuschnitt. Geplant ist, dass das 183 Meter lange Schiff ab 2027 in See stechen wird.
Neben diesen beiden Kreuzfahrtlinien entwickelt Cruise Saudi aber auch die lokale Infrastruktur weiter, zum Beispiel mit Dienstleistungen, um der heimischen Kreuzfahrtindustrie in Saudi-Arabien zum Erfolg zu verhelfen. „Wenn ich Kreuzfahrtindustrie sage, geht es mir nicht nur um die Gründung einer Kreuzfahrtlinie; wir entwickeln auch Häfen, Terminals und Landausflüge“, sagte Clasen und fügte hinzu, dass die Kreuzfahrtindustrie eine erhebliche globale Geschäftsmöglichkeit sei. „Die Kreuzfahrtindustrie ist weltweit eine ziemlich große Branche.“ ChrEck