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Savona statt Shanghai

Der chinesische Kreuzfahrtmarkt galt zuletzt als Zukunftsmarkt. Die Corona-Pandemie änderte aber alles. Ein Symbol für die Entwicklung ist die Costa Firenze. Der jüngste Neubau von Costa wird statt in China jetzt im Mittelmeer am 27. Dezember seine Premiere haben, das gab Costa Crociere jetzt bekannt.

Es ist das Startsignal, auf das die Branche gewartet hatte. MSC, Costa und TUI Cruises starten im Mittelmeer mit einem neuen Programm. Während die zuvor geplanten Katalog-Reisen nach und nach vom Markt verschwinden, kommen neue Angebote mit neuen Programmen.

Das Thema Gesundheit hat dabei den höchsten Stellenwert. Die Folgen treffen Urlauber mit Begeisterung für Fernziele. Sie müssen sich mit der Wiederentdeckung europäischer Destinationen begnügen.

Besonders deutlich wird es bei den großen Anbietern. Die Costa Firenze sollte ursprünglich am 2. November von Savona nach Shanghai starten. In Asien sollte das Schiff zu der im vergangenen Jahr mit großem Erfolg eingeführte Costa Venezia stoßen.

AIDAprima, Foto: enapress.com

Während die Costa Venezia zusammen mit der AIDAprima und sechs weiteren großen Schiffen auf absehbare Zeit einen Ankerplatz vor Singapur gebucht hat, darf der Neubau in Europa starten.

Die Fincantieri Werft wird die Costa Firenze wie geplant im Herbst in Marghera bei Venedig an Costa ausliefern. Danach geht es auch wie geplant nach Savona.

Die Costa Firenze übernimmt ab dem 27. Dezember dann im Mittelmeer einen Fahrplan auf einer der beliebtesten Routen für Kreuzfahrer. Von Savona geht es über La Spezia, Neapel, Valencia und Barcelona nach Marseille. Wobei hinter Barcelona und Marseille noch Fragezeichen stehen. Hier könnten Malta und Sizilien als Ausweichziele eingesetzt werden, wenn die Häfen wegen der regionalen Infektionslage geschlossen werden.

Costa startet als erstes Unternehmen der Carnival-Gruppe mit der Rückkehr in den Markt. „Unsere Schiffe sind gemacht um auf See zu fahren“, sagte Michael Thamm, Vorstand der Costa-Gruppe. Als erstes Schiff legte die Costa Deliziosa am 6. September in Triest zu Reisen in der Adria und der griechischen Inselwelt ab.

COSTA DELIZIOSA, Foto: enapress.com

Am 19. September startet die Costa Diadema in Genua zu siebentägigen Reisen im westlichen Mittelmeer. Und auch das Flaggschiff Costa Smeralda wird voraussichtlich am 10. Oktober wieder einwöchige Reisen ab Savona aufnehmen. Die 2019 in Dienst gestellte Costa Smeralda ist das erste Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer mit LNG als Treibstoff, was wesentlich weniger Schadstoffe im Vergleich zum Diesel erzeugt.

Das neue Winterprogramm geht zunächst bis März und umfasst nur Reisen mit Start- und Zielhafen Italien. Reisen außerhalb des Mittelmeeres wird es bis zum Frühjahr 2021 nicht geben.

Die Mittelmeer-Reisen sind von den Behörden in Italien genehmigt. Dabei wird überall an Bord durch die neu eingeführten Gesundheitsprotokolle stets größtmöglich Sicherheit gewährleistet. Außerdem findet alles in einer engen Abstimmung und in Übereinstimmung mit den Vorgaben der lokalen Regierungen statt, teilt Costa mit.

Eine Bedingung ist dabei der Verzicht auf individuelle Landausflüge. Landausflüge gibt es vorerst nur mit organisierten Angeboten der Reedereien. Der Bummel durch Altstädte und Hafengassen wird noch eine Weile tabu bleiben.

Damit folgt Costa dem Kurs des Wettbewerbers MSC. Zunächst werden jedoch nur Reisen für italienische Passagiere von und nach italienischen Häfen im Einklang mit den Vorgaben der italienischen Behörden unternommen. Ab Mitte September dürfen dann auch Passagiere aus dem Schengen-Raum an Bord. Bei MSC wird dann auch die MSC Magnifica ab Bari loslegen.

MSC Magnifia, Foto: enapress.com

Beide Reedereien setzen ein hartes Gesundheitsmanagement um. Gesundheits-Checks sind der Schlüssel zur sicheren Kreuzfahrt. Während MSC einen verbindlichen Antikörper-Teste beim Check-in machen lässt, setzt Costa auf den Antigen-Test. Temperatur-Check und Gesundheitsfragebogen sind bei beiden Reedereien auch Pflicht.

Bei Costa und MSC sind die ersten Reisen auch der Start der Gewöhnung an den Reisebetrieb unter Corona. Ziel ist es bei beiden Reedereien bis zum Frühjahr 2021 einen geregelten Reisebetrieb herzustellen.

Dabei setzt man auch auf besondere Aktionen. So bietet MSC Reisen auf den Schiffen für Mitarbeiter medizinischer Einrichtungen, Arztpraxen und Krankenhäusern eine Ermäßigung von 50 Prozent an. Damit will das Unternehmen den Corona-Helden ein „Danke schön“-Programm bieten.

Absolut keine Perspektive haben Passagiere mit der Vorliebe für Asien und die Karibik. Die Ausweitung auf Reisen nach Asien oder Nordamerika hängt von der Infektionslage und den Reisebeschränkungen ab.

Costa und auch MSC sind aber auch hier bereits aktiv. Wenn in den USA die No-Sail-Order des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) am 30.September fallen sollte, sind die Weichen für einen Neustadt von speziellen Programmen für Kreuzfahrten auch in Nordamerika gestellt. Jedoch dort zunächst für den regionalen Markt.

Wenig Hoffnung auf Reisen in der Karibik haben auch deutsche Anbieter. So holt AIDA Cruises gerade mit der AIDAluna das letzte Karibik-Schiff zurück nach Europa. Und auch die Entscheidung zum Einsatz der seit ihrer Indienststellung im Winter immer in der Karibik stationierten AIDAperla im Winter bei den Kanaren ist ein klares Signal der Abkehr von der Karibik im Winter 2020/21.

AIDA plant zunächst die Aufnahme von Reisen ab November bei den Kanaren und im Dezember dann bei den Balearen und ab Dubai und Abu Dhabi. Ob der Neustart klappt, hängt auch von Reisebeschränkungen ab. Noch handelt es sich bei den Zielgebieten um Risikogebiete, in denen Urlaubern bei Rückkehr eine Quarantäne erwartet.

MEIN SCHIFF 6, Foto: enapress.com

Bei der Reederei TUI Cruises ist man beim Neustart schon weiter. Seit Juli hat TUI Cruises 12 Kreuzfahrten mit Mein Schiff 1 und Mein Schiff 2 15 Reisen mit jeweils 700 bis 1200 Passagieren absolviert.

Alle Reisen liefen ohne einen positiven Covid-19-Fall. Am 13. September startet in Heraklion auf Kreta die Mein Schiff 6 mit siebentägigen Reisen im Mittelmeer. Ein weiteres Schiff wird auch bei TUI für Fahrten ab Oktober bei den Kanaren gehandelt.

Bei der Hapag-Lloyd Kreuzfahrten wird in wenigen Tagen die Präsentation des Winterprogramms erwartet. Aktuell sind die Europa, Europa 2 und die Hanseatic inspiration weiter in Hamburg stationiert. Reiseziele sind die Ostsee-Metropolen oder die westfriesischen Inseln der Niederlande.

Wie schnell es Rückschläge gibt, ist an den Hurtigruten und ihrem Debakel rund um die Roald Amundsen zu sehen. Aber auch aus dem Mittleren Osten gab es jetzt einen Warnschuss. Der Abbruch der ersten Kreuzfahrt der Silver Spirit zeigt, wie schnell Pläne platzen.

Der Start der Silver Spirit war Ende August eine Überraschung. Erstmals bot ein saudisches Unternehmen für saudische Passagiere 16 Kreuzfahrten mit jeweils maximal 450 Passagieren im Roten Meer an. Doch bereits am 6. September der Dämpfer. Eine Passagierin wurde an Bord positiv auf Corona getestet, die Reise abgebrochen und alle Passagiere vorzeitig im Hafen Dubai ausgeschifft.

Silver Spirit, Foto: enapress.com

Wann es wieder für die Reedereien zurück ins ursprüngliche Reiseprogramm geht, steht derzeit in den Sternen. Da auch die Flugangebote angesichts der Reisebeschränkungen am Boden liegen, wird möglicherweise auch das komplette Winterprogramm neu gestaltet. FB