Die Running on waves ist ein Unikat: Mit 45 Meter hohen Masten und nur drei Metern Tiefgang gleitet sie über die Wellen und bietet dabei viel Luxus. Peggy Günther berichtet.
Fotos: Peggy Günther, Anbieter
„You are welcome on the bridge“, sagt Kapitän Grigory Romanov, als die Passagiere bei einem ersten Rundgang die Running on waves erkunden. Der 37-jährige Sankt Petersburger ist stolz auf sein Schiff, das er in dieser Saison zum ersten Mal als Kapitän segelt. Die schmale Silhouette kann sich aber auch sehen lassen: Ihre Aluminiumreeling funkelt mit den benachbarten Superyachten in der untergehenden Sonne um die Wette. Titanwinschen und Karbonseile prägen das luxuriöse Segelschiff. „Wir sind hier perfekt ausgestattet mit den hydraulischen Segeln, das ist ein sehr komfortables Arbeiten“, erklärt Grigory stolz. Gerade mal drei Matrosen werden im laufenden Betrieb benötigt. Das ist auf dem russischen Segelschulschiff Sedov, wo der junge Kapitän sein Handwerk gelernt hat, noch ganz anders. Die Sedov ist seine erste große Liebe, das erste Schiff, mit dem er als 16-jähriger Kadett in See stechen durfte. Doch das Traditionsschiff ist in die Jahre gekommen, liegt inzwischen mehr in der Werft, als dass es fährt. Kein Wunder, dass Grigory sich nach einer neuen Herzdame umgesehen hat.
„Make something special“ sagte Mr. Ruben Anfang der 2000er zu Zygmunt Choren, aus dessen Feder zahlreiche Segelschiffneu- und -umbauten stammen. Wenig Tiefgang lautete eine der Anforderungen, die der russische Oligarch stellte, sein Schiff sollte in flachen Archipelen kreuzen können. 2007 wurde der Neubau auf Kiel gelegt, unter intensiver Beteiligung des Eigners. Der Mathematiker legte sogar die optimalen Rundungen der Loungepolster auf dem obersten Deck fest. Grigory war bereits bei der ersten Fahrt rund um Europa 2011 dabei, ebenso wie Bootsmann Oleksey. Gerade mal 630 Tonnen wiegt die Running on waves, das Leichtgewicht wird von 1.120 Quadratmetern Segelfläche an 45 Meter hohen Masten bewegt werden. Mit nur drei Metern Tiefgang wird sie ihrem Namen mehr als gerecht und fliegt tatsächlich über die Wellen. Aber sie reagiert auch sensibel auf den Wind. „Sie hat eine kurze Aufmerksamkeitsspanne“, scherzt Grigory über sein neues Schiff.
Es fühlt sich erhaben an, die kleine Gangway zum Schiff hinaufzusteigen, während Schaulustige es von außen bestaunen und fotografieren. Ungewohnt luxuriös für ein Segelschiff wirken die großzügig geschnittenen Kabinen an Bord, mit warmen Hölzern und edlen Bädern ausgestattet. Der Gipfel der Dekadenz: Wenn das Schiff auf Reede liegt, ruft man als Passagier im Hafen ganz einfach bei Hotelmanager Robert oder Kreuzfahrtdirektorin Claudia an und schon kommt ein schickes weißes Beiboot angefahren. Das ist der Vorteil einer Segelyacht mit gerade mal 18 Kabinen an Bord.
Hotelmanager Robert hat viel Erfahrung im Gepäck. Seit 20 Jahren arbeitet der Österreicher in dieser Position, seit fünf Jahren hat er zudem eine Beraterfirma. „Luxus ist Service mit einem Lächeln“, definiert er mit strahlenden Augen. „Und Service bedeutet, die Wünsche des Gastes zu erfüllen, bevor dieser sie kommuniziert hat.“ Ein hoher Anspruch, der angesichts der wohlhabenden Klientel an Bord angebracht scheint. Doch Robert winkt ab: „Die Gäste hier sind viel einfacher zu händeln als Drei-Sterne-Passagiere, denn sie wissen genau, was sie wollen.“ Und wenn den Passagieren der Sinn nach Erdbeer-Daiquiri steht, läuft Robert beim nächsten Hafenstopp eben los, um frische Erdbeeren zu kaufen. Wenn es nach ihm geht, kommt noch mehr Luxus an Bord. Kaviar – schließlich sei es doch einrussisches Schiff – oder Hummer könnte er sich vorstellen. Und der Eigner hat ein offenes Ohr für seine Vorschläge, das sei das Schöne an der Arbeit in einer kleinen Reederei.
Eigentlich wäre der Hummer ein überflüssiges Luxusstatement. Denn Chefkoch Nikos Kaisidis zaubert passend zur Destination schon jetzt eine wunderbare griechisch frische Küche. Während das Schiff zwischen den ionischen Inseln kreuzt, gibt es zum Mittagessen mal eben mariniertes Lamm nach Familienrezept – fünf Stunden im Ofen gegart. Als Nikos die mit Brotteig verschlossene Kasserolle im Restaurant ganz vorsichtig öffnet, breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus – es duftet wunderbar….
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