MS „Knyaz Vladimir“ war zunächst eine Passagier- und Autofähre. Sie wurde im französischen Nantes gebaut und später zum Kreuzfahrtschiff umgebaut.
Russland ist das größte Land der Welt, es besitzt viele Seen, viele Flüsse und Anschlüsse an die großen und mittlere Ozeane. Und es gibt ein großes Potenzial an Menschen, die unsere Welt kennen lernen und erleben wollen. Da war es logisch, dass Russen auch Kreuzfahrtschiffe haben wollten und ihnen ihre landesähnlichen Namen gaben. Knyaz Vladimir war einer der bedeutendsten Fürsten der Kiewer Rus, der Gottesmann, der die Christianisierung in russischen Gefilden voranbrachte. Er wird bis heute in den orthodoxen Kirchen als apostelgleicher Heiliger verehrt. Um 1015 hatte man ihn zum Großfürsten von Kiew ernannt. Viele Frauen gehen in Kirchen, um sein Bild zu küssen.

Das nach mehreren Eigner-und Charterer-Wechseln in Knyaz Vladimir umbenannte Schiff wurde 1970 bis 1971 in Frankreich gebaut. Am 16. Oktober zu Beginn des siebten Jahrzehnts im zwanzigsten Jahrhundert lief das Schiff vom Stapel, am 22. April 1971 ging es auf die ersten Probefahrten. Alles sah gut aus, alles funktionierte perfekt. Am 16. Mai im selben Jahr konnte das Schiff an den Eigner P&O übergeben werden. Es erhielt den Namen Eagle und wurde als Fähre eingesetzt.
Von Southampton pendelte es über Lissabon bis nach Tanger an der Nordwestspitze Marokkos. Damals noch weit von Russland entfernt. Ab November 1974 wurde die Eagle in Falmouth aufgelegt, bis März 1975. Ab dem 22. März desselben Jahres wurde die Tanger-Route bis nach Algeciras verlängert. Es wurden Personen und Autos transportiert.

Am 15. April 1975 schaffte es die Besatzung, das brennende Schiff Angelique Taf im Mittelmeer vor dem Untergang zu retten.
Mitte Dezember 1975 wurde das Schiff an Nouvelle Compagnie de Paquebots verkauft und erhielt einen neuen Namen: Azur. Das Schiff erhielt einen weissen Anstrich und führte die Flagge des Vereinigten Königreichs (1971 – 1975), es verkehrte bis 1976 auf der Route Toulon – Portoferraio – Capri, später auch Palermo – Valletta – Patras – Algeciras. Ab 1976 wehte die Flagge Panamas am Mast.

Im November 1981 schickte die Reederei die Azur zu einem umfassenden Umbau an die Werft, der dauerte bis April 1982. Im Autodeck wurden zahlreiche Kabinen und am Heck ein zusätzlicher Swimmingpool installiert. Als „neues“ Kreuzfahrtschiff wurde es ab Toulon eingesetzt. 1983 wurde die Azur bei der Evakuierung der PLO aus Beirut eingesetzt. Danach wurde sie 1985 an die kanadische Reederei Linett verchartert, im Sommer gab es Mittelmeerkreuzfahrten, im Winter standen Karibikkreuzfahrten auf dem Plan. 1986 wurde das Schiff im Juli in Lissabon aufgelegt.
Im Januar 1987 gab es einen Eignerwechsel, das Schiff ging an Chandris Lines und hieß nun The Azur. Bis 2004 behielt es den Namen, danach folgten die Namen Eloise (2004), Royal Iris (2004 bis 2016) und Royal Star (2016). Es war eines der Schiffe, die vielfältig vergeben wurden, was seiner Qualität wohl nicht sonderlich guttat. Deshalb wurde es auch mehrfach aufgelegt.
Das Schiff war von P & O Ferries für die Tochter Southern Ferries bei der Bauwerft Dubigeon Normandie als Baunummer 123 bestellt worden. Die Indienststellung erfolgte am 18. Mai 1971. Es war 142,12 Meter lang und 21,90 Meter breit. Die Seitenhöhe betrug 7,75 Meter. Der Tiefgang wurde mit 5,50 m angegeben, die Tragfähigkeit mit 2085 tdw und die Vermessung mit 9159 BRZ. Im Maschinenraum standen zwei Pielstick-Atlantique-Motoren des Typs 12PC3, die auf zwei Verstellpropeller arbeiteten. Die Maschinenleistung betrug 15.014 kW (20.413 PS), die Dienstgeschwindigkeit 18 und die Höchstgeschwindigkeit 23 Knoten (43 km/h).
Die Passagierkapazität wurde mit 770 und die Besatzungsstärke mit 325 Personen angegeben. Die Stromversorgung an Bord erfolgte durch Dieselgeneratoren mit einer Gesamtleistung von 15014 kW.
Ab April 1987 wurde das Kreuzfahrtschiff ab Venedig eingesetzt. Im Mai 1994 wurde das Schiff an Festival Cruises verkauft, die Kreuzfahrten verliefen bis zum Konkurs der Reederei 2004 zwischen Venedig und Genua.
Im Februar 2004 wurde The Azur in Gibraltar in die Kette gelegt, was mit dem Festival Konkurs zusammenhängen dürfte. Im August ersteigerte die Reederei Golden Cruise (Mano Maritime) das Schiff für etwas mehr als 10 Mio. US-Dollar und gab ihm den Namen Royal Iris. Bis 2005 wurde das Schiff in Perama überholt. Am 21. Juni 2005 war in Samos an Bord des Schiffs ein Feuer ausgebrochen, die Besatzung konnte es zügig löschen.

Im September 2016 ging fuhr es als Roy Star, danach als Knyaz Vladimir. 2017 hatte sich Mano Maritime entschieden, das Schiff für 11,2 Millionen Euro zu verkaufen, im April des Jahres wurde es der russischen Rosmorport übergeben. Junge russische Frauen in knallroter Uniform und mit hohen Hüten sangen und trommelten an Bord, Passagiere waren vorwiegend Russen und Israelis.
Das Schiff war aufgerüstet worden, es hatte neun Decks. Die Schiffsbesatzung bestand aus 250 Mitarbeitern, die, wie angegeben wurde, alle berufserfahrene Stewards, Rezeptionisten und Kellner waren, die fließend Englisch sprachen. Das war dann wohl nicht so. Die Route war Sotschi – Novorossiysk – Jalta – Sewastopol – und zurück nach Sotschi.
Das Schiff wurde für Rosmorport von der neuen Reederei Black Sea Cruises in Sotchi betrieben. Die russische Flagge wurde gehisst und die russischen Offiziere übernahmen das Kommando. Bis zu 600 Passagiere durften sich auf dem Schiff aufhalten, die Besatzung wurde mit 350 Mitarbeitern angegeben. Das erscheint nicht glaubwürdig – mehr Personal als Passagiere, wurde jedoch weiter behauptet.
Das Schiff hatte nun ausgewählte Kabinentypen in verschiedenen Kategorien. Mit Fenster, Badezimmer, Fernseher und Kühlschrank. Mineralwasser wurde kostenlos verteilt, Kinder waren ohnehin bis 14 Jahre nicht zahlungspflichtig. Täglich drei Buffets, hieß es, unterhaltsame Programm wie Abendshow, Nachtclubs oder Live-Musik. Es gab Sportveranstaltungen, Meisterkurse und Tanzstunden, an Bord wurden Filme gezeigt. Schöne weite Welt der Seefahrt, aber wie es heute aussieht, das ist völlig unklar. Die Werbung stammt aus dem Jahr 2017.
Roland Mischke, maritimes Lektorat: Jens Meyer
Fotos: Jürgen Saupe, Sammlung JSA