Shisha und Martini am Dubai Creek

Foto: Frank Behling

Für die Briten war es ein ganz schwarzer Tag. Als im November 2008 die Queen Elizabeth 2 im Emirat Dubai eintraf, blutete vielen Fans britischer Tradition das Herz. Die Queen Elizabeth 2 verkörperte 293 Meter Seefahrtsgeschichte unter dem Union Jack. Zwölf Jahre später sieht das Schiff fast aus wie am Tag der Indienststellung 1969. Frank Behling berichtet.

Der Heimathafen für die QE2 ist heute Port Rashid. Die Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate hat den Union Jack abgelöst. Der 2001 gebaute Kreuzfahrtterminal am Dubai Creek ist heute Heimathafen der QE2. Umrahmt von Luxusyachten und Segelbooten ist die „Queen“ das Herzstück des neuen maritimen Zentrums Dubais.

Am 1. September soll das Schiff nach Abschluss der zweiten Umbauphase wieder öffnen. Die Eigner haben die Corona-Pause genutzt und die Umwandlung in ein schwimmendes Hotel zu vollenden. Der 1965 bis 1969 bei John Brown im schottischen Clydebank gebaute Transatlantikliner soll der Hotel-Star am Golf werden.

Bis die Pläne umgesetzt wurden, dauerte es allerdings fast zehn Jahre. Erst war ein Liegeplatz bei einer der Sandaufspülungen geplant, dann in einem Yachthafen und schließlich stand sogar der Verkauf an chinesische Abwracker auf dem Programm. 2016 kam die Wende. Der alte Kreuzfahrtterminal wurde ausgewählt.   

Foto: Frank Behling

„Wir haben hier an diesem Terminal die Chance, das Schiff und die Geschichte der Transatlantik-Liner erlebbar zu machen. Die Ausstellung im Terminal ist dabei die richtige Einstimmung auf den Besuch an Bord“, sagt Peter Warwick. Der Brite ist selbst als Kreuzfahrtdirektor vor 25 Jahren auf der QE 2 gefahren und heuerte 2018 in Dubai auf dem Schiff wieder an. Seitdem gibt er mit seinem liebevollen britischen Akzent interessierten Besuchern Einblicke in das Schiff. 

„Wir wollen von dem Leben und der Legende dieses einzigartigen Schiffes so viel wie möglich bewahren. Es geht hier darum, ein modernes Hotel mit der Geschichte eines echten Ozeanliners zu vereinen“, so Warwick.

Nur ein Viertel der 1000 Kabinen der „alten Lady“ sind heute als Hotelzimmer für Gäste hergerichtet. Alle Kabinen wurden von Grund auf überholt. Der Zuschnitt und das Design von 1969 wurden behalten. 2018 gab es eine erste Eröffnung. Ein Teil der Zimmer wurde freigegeben.

Die Corona-Pause bot jetzt die Chance für die Vollendung. „Es gibt noch so viele Projekte. Besonders für die oberen Bereiche soll sich noch einiges ändern“, so Warwick beim Besuch im Januar. Von den einst sieben Restaurants blieben zwei übrig. Der legendäre Queens Grill ist heute eine beliebte Adresse in Dubai. Der normale Hotelbetrieb wird über das Lido Restaurant am Oberdeck abgedeckt. Während im Queens Grill der Cunard-Stil erhalten blieb, zogen im Lido neue Farben ein. Klare Linien, ein offenes Raumdesign und helles Mobiliar geben dem Restaurant einen völlig neuen Charme. 

Der terrassenartige Poolbereich am Heck ist dem Jachthafen und der Skyline von Dubai zugewandt. Das Ambiente ist modernen Clubs mit mediterranem Flair nachempfunden. Die über vier Decks angeordneten Bars und Sitzbereiche bieten Platz und Panoramablick.

Neu an Bord sind die arabischen Wasserpfeifen, kurz Shisha genannt. Diese blubbernden Genuss-Geräte gehören für Gäste dort jetzt zum Genuss des Abends wie das Bier in Mitteleuropa. Und die Freunde des englischen Biers kommen im Pub auch auf ihre Kosten. Die alte Dartscheibe hängt dort genauso wie der Tresen. Und auch der Ballsaal im Royal Theater erstrahlt wieder im alten Glanz. Die alte Transatlantikbar mit der Seekarte des Nordatlantiks ist einer neuen Bar mit würfelartigen Stilelementen gewichen. Der gute Martini nach James-Bond-Art ist aber weiter auf der Karte. 

Die Rettungsboote musste das Schiff bei der Werftüberholung abgeben. Wer bei der Fahrt im Taxi durch den Hafen aufmerksam hinschaut wird auf fast jeder Verkehrsinsel oder vor den neuen Kreuzfahrtterminals Rettungsboote der QE 2 entdecken. Verschrottet wurde noch keines der Boote. 

Foto: Frank Behling

Eigner des Schiffes sind jetzt die QE2 Shipping LLC and PCFC Hotels (PCFCH), beides Unternehmen im staatlichen Besitz der Herrscherfamilie von Dubai. Dazu gehört auch die 162 Meter lange Luxusyacht Dubai des Scheichs von Dubai, die nur wenige Meter neben der Queen Elizabeth 2 in Port Rashid liegt.

Damit die QE2 möglichst lange liegen kann, wurde ihr Rumpf mit einer drei Zentimeter dicken Farbschicht zur Konservierung überzogen, alle Rumpföffnungen sind versiegelt und die beiden Propeller abgebaut. Einer der Propeller liegt als Ausstellungsstück vor dem Schiff auf der Pier. Die neun deutschen MAN-Dieselmotoren mit zusammen 130000 PS sind zwar teilweise betriebsbereit, aber nur noch als Stromgeneratoren. Die gesamte Versorgung erfolgt inzwischen aber über Landstromanschlüsse.

Fotos: Frank Behling
Foto: Frank Behling

Text/Fotos: Frank Behling